Die Tücken tiefer Drehungen - Was jeder Fallschirmspringer über tiefe Drehungen wissen sollte

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Transkript:

Die Tücken tiefer Drehungen - Was jeder Fallschirmspringer über tiefe Drehungen wissen sollte Sinngemäße Übersetzung des gleichnamigen englischsprachigen Artikels von Scott Miller (Übersetzung: Silvana Borsutzky). "Ich bin unter dem Fallschirm wirklich vorsichtig. Ich mache nie tiefe Drehungen." Wahrscheinlich hast du diesen Satz schon öfter gehört. Vielleicht hast du das auch schon selbst gesagt. Vielleicht glaubst du auch, dass die meisten Menschen, die in Unfälle aufgrund tiefer Drehungen involviert werden, "Hitzköpfe" sind, die radikale Anflüge unter stark belasteten Kappen machen. Diese Unfälle könnten vielleicht verhindert werden, wenn die Leute nur auf die Warnung hören würden, die den meisten Sprungschülern bereits in ihrem ersten Kurs mitgegeben wird: tiefe Drehungen am Schirm sind gefährlich. Darum mache sie nicht. Viele Flugplätze wiederholen diese Warnung jedes Wochenende. Einige Flugplätze haben Hookturns sogar komplett verboten. Und trotzdem werden immer noch Springer unter voll funktionsfähigen Kappen verletzt. Und wieder wirst du vielleicht denken, die meisten dieser Leute sind leichtsinnige Hitzköpfe, die Warnungen ignorieren und Regeln brechen. Überraschenderweise ist aber oft genau das Gegenteil der Fall. Stell dir dich selbst einmal in folgender Situation vor: du hattest einen großartigen Sprung und machst deinen normalen Anflug Richtung Flugplatz. Den Blick in den Wind, ein paar hundert Feet über dem Boden, planst den perfekten Flare und eine weiche stehende Landung. Alles ist gut. Plötzlich bemerkst du etwas aus dem Augenwinkel. Du schaust nach links und siehst einen anderen Fallschirm auf gleicher Höhe mit deinem, etwas zu nah beieinander visiert ihr beide den gleichen Landepunkt an. Der andere Springer sieht dich nicht. Ein Kappenkollision ist vorhersehbar. Instinktiv ziehst du die rechte Steuerleine runter, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Du drehst ab, aber jetzt fliegt dein Fallschirm genau Richtung Boden. Die Erde kommt dir schnell entgegen. Du realisierst noch, dass dir gerade etwas sehr schlimmes wiederfährt, als dein Körper auch schon auf die Erde kracht. Ein paar Momente später schaut jemand zu dir herunter und fragt dich: "Kannst du mich hören? Nicht bewegen, okay?" Jemand anderes brüllt: "Ruft einen Notarzt!" Es gibt dutzendweise Geschichten wie diese, Geschichten über Springer, die bei niedrigen Drehungen verletzt wurden, in ihren Bemühungen Hindernisse oder drohende Kappenkollisionen zu vermeiden oder die einfach nur Schwierigkeiten damit hatten sich gegen den Wind zu stellen. Tatsächlich flogen die meisten Kappen, die sie für ihr Gewicht und - 1 -

Erfahrungs-Niveau als geeignet betrachteten. Der verletzte Springer wird oft als jemanden beschrieben, der "normalerweise keine niedrige Drehungen macht." Es ist einfach, die Springer vor den Gefahren tiefer Drehungen zu warnen oder sie den Leuten sogar zu verbieten, aber es ist offensichtlich, dass dies die wahre Natur des Problems nicht vollständig berücksichtigt. Die meisten Springer, die während einer tiefen Drehung verletzt wurden, hatten nicht wirklich die Absicht eine solche zu machen; sie sind eben in eine miserable Situation geraten und haben falsch reagiert. Obwohl wir immer auf Hindernisse und andere Fallschirme achten sollten und darauf, uns in einer sicheren Höhe gegen den Wind zu stellen, müssen wir auch lernen, wie wir auf unerwartete Ereignisse am Schirm zu reagieren haben. Wir können nicht "einfach nur nein" sagen zu tiefen Drehungen. Sie sollten von uns akzeptiert werden, als das was sie sind: ein Manöver, das jeder Fallschirmspringer können und lernen sollte, um es sicher und richtig zu beherrschen. Tiefe Drehungen vs. Hookturns Bevor wir weitermachen, sollten wir zunächst den Unterschied zwischen einer tiefen Drehung verstehen und dem, was allgemein als Hookturn bezeichnet wird. Bei einem Hookturn zieht der Springer absichtlich an den Dive-Loops (Schlaufen an den vorderen Haupttragegurten) oder an einer Steuerleine in einer relativ niedrigen Höhe. Der Fallschirm macht eine Drehung, taucht ab und nimmt Geschwindigkeit auf, während der Springer einen Moment über der Kappe hängt (Trägheitsgesetz), um dann wieder unter die Kappe zu schwingen. Wenn Höhe und Geschwindigkeit korrekt beurteilt wurden, gibt das Mehr an Geschwindigkeit, der Kappe erhöhten Auftrieb und erlaubt dem Springer, für mehrere Sekunden über den Boden zu gleiten (swoopen) bevor er aufsetzt. Wenn ein Springer sich bemüht, ein Hindernis, eine Kappenkollision oder eine Mit-Wind- Landung zu vermeiden, indem er eine harte Drehung über die Steuerleinen einleitet, reagiert die Kappe auf die gleiche Weise wie bei Hookturns. Leider hat dieser Springer seine Höhe oder seine Sinkgeschwindigkeit normalerweise nicht beachtet, und schlägt vielleicht sogar auf den Boden auf, bevor er zurück unter seine Kappe geschwungen ist. Im Extremfall trifft die Nase der Kappe den Boden bevor es der Springer tut. Autsch. Lasst uns etwas anderes versuchen. - 2 -

Nehmen wir an, ein Springer, der eine tiefe Drehung machen muss, könnte dies tun, ohne den Fallschirm hart Richtung Boden zu fliegen. Nehmen wir an, die Person könnte eine langsame, flache Drehung machen, dabei die Kappe über seinem oder ihrem Kopf behalten und die Sinkgeschwindigkeit beibehalten. Nehmen wir an, der Springer könnte 90 Grad drehen oder mehr, ohne viel Höhe zu verlieren. Wenn die Person dies machen könnte, könnte er oder sie das Hindernis vermeiden und immer noch sanft landen. Flache Drehungen sind eine der nützlichsten Sachen, die du mit deinem Fallschirm machen kannst und sind vielleicht der einzige Weg, um eine Gefahr in einer sehr niedrigen Höhe abzuwenden, ohne deine Kappe in den Boden zu rammen. Vielen Fallschirmspringern wird leider nie beigebracht, solche Drehungen zu machen. Normalerweise verbringen Lehrer eine Menge Zeit damit, ihren Schülern davon abzuraten, auf eine solche Art zu fliegen. Langsamflug-Phobie Sprungschüler haben oft die Angewohnheit die Steuerschlaufen (Toggles) bis auf Ohrenhöhe hinunter zu ziehen anstatt den Fallschirm mit voller Geschwindigkeit fliegen zu lassen, besonders wenn sie im Landeanflug sind. Als Ergebnis werden sie von ihren Lehrern immer wieder dazu angehalten die Kappe "laufen zu lassen". Einige Sprungschüler werden nervös, wenn sie ihren Fallschirm zu schnell drehen und werden deshalb von ihren Lehrern dazu ermutigt, die Steuerleinen bis ganz nach unten zu ziehen, um damit vertraut zu werden. Einem Sprungschüler zu erzählen angebremst einzufliegen und sanfte Drehungen zu machen, scheint oft das Falsche zu sein. Nach ein paar Sprüngen und mehr Vertrautheit im Umgang mit dem Fallschirm lernen Sprungschüler schnell, dass das Ziehen einer Steuerschlaufe bis ganz nach unten nicht nur ihren Lehrer erfreut. Es macht auch eine ganze Menge Spaß. Diese 360-Grad-Spiralen, die muss man einfach machen! Und die Sprungschüler merken auch, dass sich ihre Landungen verbessern, wenn sie ihre Hände oben behalten und den Schirm fliegen lassen bevor sie flaren. Unglücklicherweise kommen viele von uns nie über dieses Stadium der "Hände hoch, Hände runter"-kappen-kontrolle hinaus. Wir verwenden wenig Zeit darauf unseren Fallschirm angebremst zu fliegen und ignorieren im Grunde einen bedeutungsvollen Teil der Einflussmöglichkeiten, die wir auf die Kappe haben. Eines Tages finden wir uns dann in einer brenzligen Situation in niedriger Höhe wieder, ohne die notwendigen Fähigkeiten die Situation wieder sicher in den Griff zu bekommen. Unsere - 3 -

normalen "Hände hoch, Hände runter"-reaktionen helfen uns in einer Notsituation überhaupt nicht weiter. Die Bremsen Wenn man einige Zeit damit verbracht hat, seinen Schirm angebremst zu fliegen, dann wird man einen Spielraum an Manövrierfähigkeit entdecken, von dem andere Springer nicht einmal wissen, dass er existiert. Man kann eine ganze Menge an Performance aus der Kappe herausholen und Fähigkeiten entwickeln, die einem in brenzligen Situationen das Leben retten können. Die folgenden Übungen helfen, das Selbstvertrauen unter der Kappe zu stärken und erhöhen gleichzeitig deine Fähigkeiten als "Canopy-Pilot". Beginne damit, deine Steuerschlaufen bis zur Brust hinunter zu ziehen bzw. in halber Bremse zu fliegen. Deine Vorwärtsgeschwindigkeit wird abnehmen, ebenso deine Sinkgeschwindigkeit. Versuche dabei eine Drehung einzuleiten, indem du eine Steuerschlaufe ein wenig weiter nach unten ziehst, ein wenig weiter noch oben kommen lässt oder ein bißchen von beidem. Achte darauf, wie sich der Fallschirm dreht, aber er dreht nicht hart Richtung Boden. Du wirst eine niedrigere Sinkrate dabei haben, als wenn der Fallschirm bei der Drehung in voller Fahrt gewesen wäre. Es ist möglich 90 Grad- oder sogar 180 Grad-Drehungen in halber Bremse zu fliegen und dabei sehr wenig Höhe zu verlieren. Indem du die Steuerschlaufen bis zur Taille ziehst bzw. in 3/4 Bremse fliegst, kannst du die Kappe sogar noch schneller dazu bringen eine Drehung zu fliegen ohne dabei abzutauchen. In diesem Fall ist es besser, eine Steuerleine ein wenig nach oben zu lassen anstatt an der anderen zu ziehen, da sich die Kappe in der Nähe ihres Stall-Punktes befinden wird. Wenn du deine Kappe noch niemals gestallt hast, solltest du das vielleicht erst einmal ausprobieren, bevor du mit Drehungen in 3/4-Bremse anfängst. Um deine Kappe zu stallen, gehe in 3/4 Bremse. Dann setze das Herunterziehen deiner Steuerschlaufen langsam und gleichmäßig fort, während du den Schirm weiter geradeaus laufen lässt. Die Kappe wird sich verlangsamen und schaukelt dann rückwärts, wenn sie aufhört, Auftrieb zu erzeugen. Wenn du die Steuerschlaufen weiter unten behälst, verliert die Kappe ihren Innendruck und beginnt rückwärts zu fliegen. Die Enden falten sich vielleicht sogar zu einer interessanten U-Form zusammen. Lass dich davon nicht beunruhigen. Das Gefühl ist - 4 -

vielleicht zuerst ein wenig unangenehm, aber es wird dir helfen lernen, den Einbruch des Strömungsabriss zu erkennen. Um den Stall zu beenden, führe die Steuerschlaufen langsam und gleichmäßig wieder nach oben. Wenn du die Toggles zu schnell oder ungleichmäßig nach oben kommen lässt, neigt sich die Kappe evtl. stark nach vorn oder dreht. Es kann auch passieren, dass sich die Zell-Enden schließen. Wenn das passiert, kannst du damit genauso umgehen, wie du mit geschlossenen Zellen kurz nach der Schirmöffnung umgehen würdest. Wenn dir das alles nicht ganz geheuer ist, versuche zunächst einige Stalls mit den hinteren Tragegurten zu machen. Mit den hinteren Tragegurten ist es nicht ganz so drastisch, und sie helfen dir, dich mit dem Gefühl des Stall vertraut zu machen. Greife dazu einfach so hoch wie du kommst in deine hinteren Tragegurte und ziehe dich selbst langsam Richtung Kappe hoch. Um die Kappe wieder normal fliegen zu lassen, lass dich selbst langsam wieder hinunter. Dein Ziel sollte sein, zu lernen, wie es sich anfühlt, wenn deine Kappe im Begriff ist, zu stallen. Sobald du dieses Gefühl erkennst, kannst du einen Stall durch das nach oben führen der Steuerschlaufen bzw. der hinteren Tragegurte verhindern, genauso wie du es tust, wenn sich die Kappe nach einem Stall wieder erholen soll. Das Experimentieren mit diesen Techniken wird dir helfen, deine Kappe bequem in der Bremse zu fliegen. Wie mit allen neuen Manövern sollten Stalls, langsamer Flug, und flache Drehungen zuerst in großer hoher Höhe ausprobiert werden. Dabei sollte man auch weiterhin ein Auge auf die anderen Fallschirme haben und nicht vergessen, dass es erste Priorität sein sollte, sicher an einem freien Fleck zu landen. Sobald dein Vertrauen und deine Erfahrung zugenommen haben, wirst du dir vielleicht wünschen, flache Drehungen in niedrigeren Höhen zu versuchen, vielleicht deinen ganzen Landeanflug streckenweise angebremst zu gestalten. Es ist am besten, dies nicht eher zu versuchen, bis du es in einer größeren Höhe mehrmals geübt und verstanden hast, wie dein Fallschirm dabei reagiert. Es ist äußerst wichtig, zu vermeiden, deinen Fallschirm in Bodennähe zu stallen. Auch solltest du sicherstellen, dass du keine Gefahr für andere bist, die versuchen zu landen. Wahrscheinlich wirst du die Steuerschlaufen wieder nach oben führen wollen, bevor du mit dem Flaren beginnst. Aber achte darauf, dass dein Fallschirm vielleicht nicht mehr die Zeit hat sich zu erholen, wenn du die sie zu spät nach oben führst. Du solltest immer versuchen, die Toggles - 5 -

langsam und gleichmäßig nach oben zu lassen und versuchen den Fallschirm wieder zu voller Fahrt zu bringen, bevor du flaren musst. Vermeide abrupte ruckartige Steuerbewegungen und sei auf einen Landefall vorbereitet. Es ist möglich, die meisten Kappen in halber Bremse zu landen ohne sie vorher wieder zu voller Geschwindigkeit gebracht zu haben, aber wenn du dabei nicht perfekt flarst, wird die Landung vielleicht nicht weich genug sein, um sie stehend durchzuführen. Zu hoch oder zu sehr zu flaren kann die Kappe zum stallen bringen, bevor du unten angekommen bist. Und wieder solltest du auf einen Landefall vorbereitet sein. Nichtsdestoweniger ist es eine gute Idee, das Landen in angebremstem Zustand zu üben. Wenn du je eine flache Drehung in Bodennähe machen musst, um einem Hindernis auszuweichen, hast du vielleicht nicht mehr genug Höhe, um die Toggles nach oben zu führen und normal zu flaren. Indem du langsames Fliegen und flache Drehungen in niedrigen Höhen übst, wirst du lernen, wie weit und in welchen Höhen du noch drehen kannst. Auf diese Weise wirst du auf unerfreuliche Überraschungen besser vorbereit sein, und umso weniger wahrscheinlich ist es dann, dass du ungewollt "reingehookt" kommst, wenn du dich mit einer ungünstigen Situation konfrontiert siehst. Mehr als reine Glückssache Die grundlegenden Techniken, die hier beschrieben werden, sind nur das: grundlegend. Flache Drehungen sind für einen Anfänger genauso wichtig zu erlernen, wie weiche stehende Landungen, vielleicht sogar wichtiger. Es ist am besten, diese Techniken unter einem großen, gutmütigen Fallschirm zu erlernen, der von Sprungschülern oder Anfängern üblicherweise gesprungen wird. Ideal ist eine Kappe, die mit einem Pfund Absprunggewicht pro Squarefeet (Wingload von 1.0) oder weniger belastet ist. Aber viele Anfänger kaufen heutzutage kleinere Kappen, die sie viel schwerer beladen. Hier ist der Haken. Eine kleinere Kappe benötigt mehr Vorwärtsgeschwindigkeit, um das Gewicht des Springers zu tragen und hat eine höhere Sinkrate, auch wenn sie angebremst geflogen wird. In halber Bremse zu landen ist vielleicht nicht sehr bequem, da es eine präzise Flare-Technik erfordert, die vielleicht mehrere hundert Sprünge benötigt, um perfektioniert zu werden. Unglücklicherweise ist es sogar noch wichtiger - gerade bei einer kleineren Kappe - zu wissen, wie man diese zu fliegen hat und sie auch angebremst landen zu können. Ein kleinere Kappe erreicht vielleicht viel schneller den Stallpunkt, ohne viel Warnung, sie baut in einer Drehung Höhe sehr viel schneller ab, und kann dich leicht in den Boden rammen, wenn du das Falsche in zu niedriger Höhe tust. - 6 -

Dies ist ein Grund die ersten paar hundert Sprünge unter einer relativ großen und gutmütigen Kappe zu machen. Es ist sicherer, unter einem größeren Fallschirm zu experimentieren, und leichter, die Fähigkeiten zu entwickeln, die man später benötigt, um eine kleinere Kappe erfolgreich fliegen zu können. Egal welche Art von Kappe du fliegst, du solltest ihren ganzen Kontroll-Range verstehen und wie sie unter verschiedenen Bedingungen und Steuerbewegungen reagiert. Du solltest genauso vertraut damit sein, dich am Rande des Stalls zu bewegen, wie mit der Abwärtsbewegung durch das Ziehen an den Front-Risern. Zu oft sagt jemand nach einer schlechten Landung: "Ich hatte Glück, dass ich nicht verletzt wurde." Glück ist eine prima Sache beim Pokern, aber es bedarf mehr als Glück, einen Fallschirm sicher zu landen. Zu Lernen angebremst zu fliegen und flache Drehungen korrekt auszuführen, wird dir ein paar Asse im Ärmel sichern - für die Zeiten, in denen dich dein Glück verlässt. - 7 -