Gottesdienst am Sonntag, den 08.02.2015 in der Ev. Kirche Tägerwilen Thema: Entscheidung zum Glück?! (Psalm 1) Pfarrer Uwe John Manchmal werden Eltern vor ganz schöne Herausforderungen gestellt. Unter anderem dann, wenn ihre Babies ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen haben. Sehen Sie selbst. Video von plapperndem Baby Haben Sie alles verstanden? Eins ist klar. Mitteilungsfreudig ist dieses Kind auf jeden Fall und der Tonfall zeigt, dass hier mal Tacheles geredet wird. Wer weiss, vielleicht war das ein wichtiger Beitrag zur Geldpolitik der Nationalbank oder zur Griechenlandpolitik der EU? Wir werden es leider nie wissen. Jedenfalls versucht der Kleine seinem Vater einen Einblick in sein Innenleben zu geben. Damit sind wir schon bei den Psalmen. Die 150 Psalmen in der Bibel sind genau das. Menschen versuchen Gott einen Blick in ihr Innenleben zu geben. Dabei kommt sehr vieles zur Sprache was Menschen zutiefst bewegt. Mit Gott reden, beten für manche von uns heute Morgen ist das sehr nah und vertraut und für andere sehr weit weg und ungewohnt. Aber auch bei Leuten, die öfter beten, ist es wie in dem Video. Das Reden mit Gott ist wie ein Gestammel, weil es uns selbst schwerfällt auszudrücken, was in unseren Innersten passiert. Unsere Gefühle, Bedürfnisse, Ängste und Wahrnehmungen zu artikulieren, das kann schwierig sein. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer hat geschrieben: Beten heisst ja nicht einfach das Herz ausschütten, sondern es heisst, mit seinem erfüllten oder auch leeren Herzen den Weg zu Gott finden und mit ihm reden.
Die Psalmen in der Bibel können da eine Hilfe sein, weil Leute da in den unterschiedlichsten Lebenssituationen Gott ihr Herz ausgeschüttet haben. Oft ist es so, wenn Menschen die Psalmen das erste Mal lesen dann sagen sie. Das könnten jetzt genau meine Worte sein. So habe ich mich auch schon gefühlt. Das hilft mir etwas auszudrücken, was in mir ist. Heute geht es um Psalm 1 und eine Entscheidung zum Glück. nachdenkt - Tag und Nacht. 3 Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser steht, der Frucht trägt jedes Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt. 4 Ganz anders ergeht es allen, denen Gott gleichgültig ist: Sie sind wie dürres Laub, das der Wind verweht. 5 Vor Gottes Gericht können sie nicht bestehen. Weil sie ihn abgelehnt haben, sind sie von seiner Gemeinde ausgeschlossen. 6 Der Herr sorgt für alle, die nach seinem Wort leben. Doch wer sich ihm trotzig verschließt, der läuft in sein Verderben. (Psalm 1, nach der Bibelübertragung Hoffnung für alle ) Im Psalm 1 werden ganz offen zwei verschiedene Lebensweisen gegenüber gestellt. Ich finde das provozierend. Denn diese scharfe Gegenüberstellung, die polarisiert ja auch. Ich bin ein Mensch, der eher dazu neigt, die Zwischentöne zu hören und zu sehen. Bei solchen Gegenüberstellungen denke ich, es ist schon noch etwas differenzierter und nicht ganz so einfach. Das ist schon ein sehr grobes Bild, das der Psalm malt. Aber solche Provokationen können auch zu einem schärferen Blick verhelfen. Deshalb lohnt es sich genauer hinzusehen. Das möchte ich jetzt mit ihnen tun. 1. Eine klare Haltung Der Psalm beginnt mit einem attraktiven Versprechen: Glücklich ist... In Hebräisch, der Originalsprache der Psalmen schwingt da ganz viel mit. Glücklich ist, das bedeutet, du hast das grosse Los gezogen, dir ist zu gratulieren, du hast den Jackpot geknackt. Wann ist ein Mensch nach dem Psalm 1 glücklich? (Folie 1) nachdenkt - Tag und Nacht.
Wirkt das attraktiv auf Sie? Oder kommt ihnen das eher frömmelnd, moralinsauer und eng vor? In der öffentlichen Meinung gelten Christen ja nicht gerade als Lebenskünstler. Meine Erfahrung ist, je weiter die Erfahrungen mit der Kirche zurückliegen, umso hartnäckiger sind die Vorurteile. Wer wenige Begegnungen mit real existierenden Christen hat, der zehrt von dem wenigen, was er vor Jahren oder Jahrzehnten erlebt hat oder vom Hörensagen kennt. Möglicherweise ist heute eine Chance, ein etwas anderes Bild von Kirche zu bekommen. Was bedeuten diese Sätze nun genau? Glücklich ist! Glücklich wollen wir alle sein. Aber wie wird man es? verstoßen. Wer sind denn die Menschen, die von Gott nichts wissen wollen und die gegen Gottes Willen verstossen? Die Bibel zeichnet an anderen Stellen da ein sehr klares Bild, das hier im Hintergrund steht. Das sind Menschen, die sich massiv gegen den Nächsten wenden, denen nichts heilig ist. Hier können wir schon als Vergleichsmassstab die Zehn Gebote anlegen: die Eltern verachten, morden, lügen, stehlen, ehebrechen, lügen, neidisch sein. Alles Dinge, die sich gegen das Miteinander von Menschen richten! Alles Dinge, die Beziehungen kaputt machen und zerstören. Das sagt uns schon der gesunde Menschenverstand. Anders herum gesagt, man kann diese Sätze so formulieren. Glücklich ist, wer alle diese Dinge nicht tut, wer sich dazu nicht verleiten lässt! Glück wird hier nicht als Glücksgefühl verstanden, sondern als ein gutes, gelingendes Leben. Wer sich nicht verleiten lässt zu zerstörerischen Dingen, dessen Leben gelingt. Das sagen die ersten Verse von Psalm 1. Doch dann kommt eine echte Herausforderung: 2 Glücklich ist, wer Freude hat am Gesetz des Herrn und darüber nachdenkt - Tag und Nacht. Jetzt kommt die Bibel ins Spiel über die Bibel Tag und Nacht nachdenken. Das tönt megaanstrengend. Ihr merkt Psalm 1 provoziert und polarisiert, wie ich zu Beginn gesagt habe. Ich bitte euch jetzt einen Gedankengang mit zu vollziehen. Woher kommen die Gebote, die Lebensregeln, die unser Zusammensein bestimmen? Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz, Respekt vor einander, Nächstenliebe, Menschenrechte. Woher? Viele haben hier ihren Ursprung? In der Bibel! Vieles, was wir unhinterfragt teilen und leben hat hier ihren Ursprung. Bloss, das wissen viele nicht mehr und kennen die Bibel nicht mehr oder sehr lückenhaft.
Aber es kann spannend sein sie zu entdecken. Wir bieten in unserer Gemeinde regelmässig Kurse zu Grundfragen des Glaubens an. Es ist sehr faszinierend zu erleben, wie erstaunt die Leute sind, wenn sie erleben, dass ihre persönlichen Themen und Fragen in der Bibel vorkommen. 2. Gute Früchte bringen Die weiteren Verse des Psalmes beschreiben, was mit Menschen passiert, die sich in ihrem Leben danach ausstrecken positive Werte zu leben und sich mit Gott auseinander zu setzen: 3 Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser steht, der Frucht trägt jedes Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt. Das ist ein eindrückliches Bild. Besonders wenn man bedenkt, dass es in Palästina entstanden ist. Das ist ein Land, das sehr heiss und trocken ist. Ein Baum, der am Wasser steht und immer grün ist, ist dort etwas Aussergewöhnliches. Der Vers beschreibt, dass dann eine Person aussergewöhnlich wird. Sie strahlt etwas aus von den Werten, die sie lebt und so, wie sie lebt bringt das Früchte vorher. Was sind das für Früchte? Nun, zum Beispiel dass die eigenen Kinder einen guten Weg gehen, dass das Vorbild von Eltern so positiv ist, dass es die Kinder tief zum Guten prägt. Früchte sind es auch, wenn ich als Mensch in meinem Wesen, in meiner Art eine Bereicherung bin. Kennt ihr das? Es gibt Menschen, die sieht man lieber von hinten, als von vorne. Die sind in ihrer Art eine Belastung, eine Zumutung. Vermutlich kennt jeder solche Leute. Das Gegenteil sind Menschen, auf die wir uns freuen, die gut tun in ihrem Wesen und ihrer Art. Menschen, die für sich selbst und für andere ein Gefallen sind! Solche Menschen beschreibt das Bild des Baumes, der am Wasser steht, Frucht bringt und der immergrün ist. Ist das nicht attraktiv, so ein Mensch zu werden? Das bezeichnet dieser Psalm als Glück!
3. Entscheidung zum Glück Wie wird man so ein Mensch, der nach guten Werten lebt und der auf andere positiv ausstrahlt? Ist das Schicksal, Zufall, sind das gute Gene? Hat man Pech, wenn man nicht so ist und Glück, wenn man so ist? Der Psalm sagt etwas anderes und damit kommen wir wieder an den Anfang: nachdenkt - Tag und Nacht. Mit anderen Worten, dass was ich tue, wie ich lebe und mich verhalte, das prägt meinen Charakter und mein Wesen. Viele von euch kennen sicher dieses Zitat: "Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf Deine Worte, denn sie werden zu Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal." Was prägt mich, was dient dem Guten, was macht die Beziehungen zu meinen Mitmenschen besser? In diesem Sinne kann ich mich zum Glück entscheiden, indem ich mich negativen, destruktiven Dingen enthalte und indem ich positives tue. Zum Glück kann ich mich entscheiden und auf dieser Entscheidung liegt die grosse Verheissung: 3 Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser steht, der Frucht trägt jedes Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt. AMEN.