Materialien zu Reibekuchentheater Duisburg
Die Brüder Löwenherz Nach der Erzähltheaterfassung von Christian Schönfelder und Klaus Hemmerle. Für alle ab 8 Jahren (ca. 70 Minuten) Mit: Nils Beckmann, Till Beckmann und Uwe Frisch-Niewöhner Regie: Jasminka Wrobel Materialien: Jasminka Wrobel Fotos: Mischa Lorenz Das Reibekuchentheater Das Duisburger Kinder- und Jugendtheater ReibeKuchenTheater feierte im Jahr 2011 seinen 35. Geburtstag und gehört damit zu den ältesten freien Kinder- und Jugendtheatern der Bundesrepublik. Freies Theater - das heißt: alles in Eigenverantwortung und Eigenarbeit gestalten, - das heißt: ungebunden und viel auf Tour sein. - das heißt aber auch und vor allem: ein Stückchen auf die Freiheit hinspielen: Freiheit von autoritären Zwängen, von Verklemmung, von Unterdrückung, von Gewalt - Freiheit für die Liebe, die Lust und das Lachen. Mit der Produktion Die Brüder Löwenherz öffnet sich das Reibekuchentheater für junge professionelle Theaterschaffende. Uwe Frisch-Niewöhner, langjähriges Ensemblemitglied, spielt in der ersten Inszenierung von Jasminka Wrobel an der Seite der Gäste Nils Beckmann und Till Beckmann. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.reibekuchentheater.de oder unter 0203/2838486
Die Geschichte In der Geschichte Die Brüder Löwenherz, nimmt Jonathan seinem kleinen todkranken Bruder Karl die Angst vor dem Sterben, indem er von Nangijala, dem Land der Abenteuer und Sagen erzählt. Doch es kommt alles anders als erwartet: Der gesunde Jonathan stirbt als er seinen kleinen Bruder aus dem brennenden Haus rettet. Es ist ein Schock. Karl vermisst seinen Jonathan schrecklich, bis es dazu kommt, dass er ihn in Nangijala wiedersieht. Dort sind die Brüder wieder vereint und erleben einige Abenteuer. Doch das Land leidet unter einem abscheulichen Herrscher namens Tengil und ist in zwei Hälften getrennt. Vieles ist bedroht von dem bösen Tengil erobert zu werden, also treten die Brüder den Kampf gegen Tengil und seine Soldaten an und riskieren dabei alles Denn es gibt Dinge die man tun muss, selbst wenn es gefährlich ist. Es ist eine Geschichte, in der es für die beiden Brüder um Leben und Tod geht. Aber vielmehr geht es um die Liebe der beiden, die alles übersteht und niemals enden wird. Astrid Lindgren stellt einen Jungen in den Mittelpunkt, der emotionale Höhen und Tiefen erlebt, immer wieder an Grenzen der eigenen Kraft kommt und auf der Suche nach Identität, Selbstvertrauen und Mut ist.
Relevanz Astrid Lindgren schafft es die Trauer um den Tod in einer sehr lebensbejahenden und Angst nehmenden Abenteuergeschichte zu behandeln. Das Thema des Stücks unterliegt einem gesellschaftlichen Tabu, denn die Themen Trauer und Tod werden selten offen mit Kindern behandelt. Doch ist es in der Entwicklung von Kindern, die gerade dabei sind die Welt zu begreifen ein wichtiges Thema, denn die Suche nach der eigenen Identität ist auch immer mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verknüpft, bei der auch Endlichkeit und Tod eine Rolle spielen. Daher kann man generell die Vorstellung über den Tod von der über das Leben nicht trennen. Besonders im Alter von acht bis zwölf Jahren findet eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Verstehen des Lebens und des Todes statt. Astrid Lindgrens Geschichte gibt diesem Prozess einen phantastischen Raum. Das wichtige Thema Trauer ist dabei hervorzuheben. In der Geschichte wird Trauer hauptsächlich mit der Trauer um einen Tod beschrieben, aber auch die Trauer um Abschied und Verlust im Allgemeinen finden Raum. Trauer ist die selbstverständliche Reaktion unseres Organismus auf Verlust, Trennung und Abschied. Trauer ist ein angeborenes Gefühl, doch der Umgang mit diesem muss gelernt werden. Zudem beschreibt Trauer einen Prozess, der durch Verlust ausgelöst wird, jedoch wird gerade der Trauerprozess in unserer Gesellschaft oft von Kindern ferngehalten um sie zu schonen. Doch besonders für diese ist es wichtig, den Umgang mit Gefühlen und Verlusten zu lernen. Die Geschichte Die Brüder Löwenherz ist eine Antwort auf die Frage: Kann man mit Kindern die Gedanken zu den Themen Tod und Trauer teilen?! Die Themen des Stücks können den zumeist in unserer Gesellschaft tabuisierten Umgang mit dem Tod zwar nicht lösen, sollen aber zur Horizonterweiterung anregen, ohne wichtige Schutzbarrieren einzureißen.
Die Inszenierung Die Brüder Beckmann und das langjährige Ensemblemitglied Uwe Frisch bereiteten ihrem jungen und erwachsenen Publikum einen spannenden, turbulenten und manchmal traurigen Ausflug in die Sagenwelt. Rheinische Post, November 2011 Die Geschichte über die Abenteuer der beiden Brüder wird als Erzähltheater mit Musik, Bildern und viel Raum für die eigene Phantasie erzählt. Die verschiedenen Mittel sind genutzt in dem Konzept des Erzählens auf drei Ebenen: Wort - Bild - Klang Diese drei Ebenen sind etabliert, um jedem Zuschauer immer wieder eine Möglichkeit zu geben in die Geschichte einzutauchen oder sie zu verstehen. Es wird durch Klang und Bild viel Atmosphäre kreiert, welche nicht beschreibbar ist, aber in der Inszenierung essentiell für die Kinder um das Theater tatsächlich zu erleben.
Theater Das Erlebnis Theater ist etwas nicht Alltägliches, es ist besonders, vor allem im Blick auf die mediale Ausrichtung in der heutigen Zeit. Gerade die nicht sprachlich strukturierten Erfahrungen sind es, die von jeher Gegenstand der Kunst sind. Sie erweitern unsere Erfahrung und Vorstellung vom Menschen aber auch vom Lernen. Es gilt die Lücken im Spiel mit der eigenen Phantasie und Vorstellungskraft zu schließen und sich selbst ein Bild zu machen, ja somit sich selbst zu bilden. Theater Sehen fordert den Menschen dazu auf nachzudenken und schafft dies durch den Erlebnischarakter in der Beziehung von Bühne und Publikum. Damit Kinder und Jugendliche dieses Erlebnis genießen können ist es hilfreich sie auf das alltagsfremde Medium Theater vorzubereiten. Im Theater wird nicht gegessen und getrunken Alle Handys und Musik- Player werden ausgeschaltet Die SchauspielerInnen auf der Bühne hören euch genauso wie ihr sie Theater läuft nicht einfach weiter wie ein Film sondern funktioniert nur mit euch in der Rolle als ZuschauerInnen Nach dem Theaterbesuch Die Brüder Löwenherz Empfehlenswert ist ein gemeinsamer Rückblick auf das Theaterstück in dem es nicht um richtiges oder falsches Verstehen geht. Es ist wichtig ein Nachgespräch in einem wertfreien Raum zu zulassen um dem Genuss des Theatererlebnisses einen runden Abschluss zu geben. Ein Rückblick auf die Figur Karl Löwenherz und seine Gedankenwelt lädt ein zu folgenden Fragen: Was macht dich traurig? Wann bist du traurig? Was tröstet dich? Was hilft dir, wenn du traurig bist? Diese Auseinandersetzung mit persönlichen Themen kann durch die Einladung zu einem Talisman-Bau aufgefangen werden. Jedes Kind ist dazu eingeladen sich seinen ganz persönlichen Troststein zu kreieren. Dazu sucht jedes Kind sich einen eigenen Stein (wenn möglich aus der Natur, ansonsten durch Vorbereitung der Lehrkraft). Die Steine werden dann von den Kindern mit Farben und
anderen Materialien (Federn, Papier, Perlen, etc.) gestaltet und zu einem ganz persönlichen Troststein entwickelt. Mit Beendigung dieses kreativen Schaffensprozesses sind die Kinder auf freiwilliger Basis dazu eingeladen ihren Troststein und ihre Gedanken dazu vorzustellen. Aus diesem persönlichen Kontext heraus wird ein Transfer auf die Gruppe geleistet. Die Kinder werden zu einem offenen Austausch über ihre Gefühle angeregt. Wie tröstet ihr jemanden, wenn er/sie traurig ist? Was wünscht ihr euch von eurer Klasse, wenn ihr traurig seid? Die Ideen zu diesen Fragen werden sichtbar für alle aufgeschrieben und festgehalten und können in der Klassengemeinschaft für weitere thematische Aktionen zum Miteinander aufgegriffen werden.