In der Hälfte der Zeit melken Der Jahresarbeitszeitbedarf für eine Kuh setzt sich aus den Zeitblöcken Melken, Füttern, Boxenpflege und Herdenmanagement zusammen. In der Regel rechnet man mit 50 Stunden je Kuh und Jahr in Boxenlaufställen. Der Bereich Melken umfasst beim konventionellen Melken die Melkarbeit plus die vor- und nachgelagerten Arbeiten (z. B. das Reinigen des Melkstands). Automatische Melksysteme bringen völlig neue Arbeitsabläufe mit sich. So verändern sich die Arbeitsbedingungen weg von der körperlichen hin zu einer geistigen Arbeit. Beim Roboter zählen zum Zeitblock Melken die Kontrolle wichtiger Daten sowie verschiedene Arbeiten rund um das AMS, wie das tägliche Säubern des Roboters oder der Kontrollgang in der Herde (siehe Kasten Definition Melkarbeit ). Die wichtigste Arbeit ist die tägliche Kontrolle der Listen, die der AMS bei der Melkarbeit liefert. Hier melkt der Automat, alles andere muss weiterhin der Mensch tun. Aber der Arbeitsschwerpunkt verlagert sich. Melktechnik Der Melkroboter ersetzt Arbeit durch Technik. Doch wie viel Arbeitszeit spart ein automatisches Melksystem wirklich? Tobias Müller, Bingen, und Werner Baumgarten, Montabaur, sind auf 23 Roboterbetrieben dieser Frage mit der Stoppuhr nachgegangen. Die wichtigste Arbeit, die durch das automatische Melken auf die Betriebsleiter zukommt, ist die umfangreiche Listenkontrolle. Nur wer die Listen mit säumigen Kühen, Gesundheitskontrollen und Technikchecks im Griff hat, nutzt das Instrument des Robotermelkens optimal und spart wirklich Zeit ein. Fotos: Diersing-Espenhorst (3), Pahlke, Lehr, Baumgarten (3), Hensch Wie viel Zeit lässt sich mit einem automatischen Melksystem (AMS) einsparen? Ein Diplomand hat sich in seiner Arbeit mit dieser Frage intensiv auseinandergesetzt. Im Mittelpunkt standen Arbeitszeitmessungen auf 23 Betrieben in Rheinland-Pfalz und Hessen, die zwischen 1998 und 2006 einen Melkroboter eingebaut hatten. Die Zeit für die täglichen Routinearbeiten ermittelte er mittels Stoppuhr. Wöchentlich und monatlich anfallende Arbeiten, sowie die Zeiten der Sonderarbeiten wurden nach Auskunft der Betriebsleiter erfasst. Die untersuchten Betriebe haben zwischen 47 und 150 Kühen. Auf 7 von 23 Höfen stehen zwei Melkroboter. Das Leistungsniveau bewegt sich zwischen 6000 und 11 000 kg Milch. Neue Arbeitsabläufe im Stall Listenkontrolle statt Melken Die Betriebsleiter kontrollieren als erstes die Liste der überfälligen Kühe (Zwischenmelkzeit). Hier sind Kühe aufgeführt, die den Roboter in den letzten zwölf Stunden nicht zum Melken aufgesucht haben. Bei freiem Kuhverkehr sind das mehr Tiere als bei gelenktem Kuhverkehr. Überfällige Kühe müssen zum Roboter getrieben werden. Die Arbeit des Nachtreibens bereitet in der Praxis weniger Probleme als ein Außenstehender vermuten 90 9/2007
Einige Kühe müssen in den Einzelmelkstand getrieben werden. Arbeitszeitbedarf verschiedener Melksysteme Betriebe Kühe Melkzeuge Melken dav. Reinigung je Betrieb je AK Akh/Kuh Akh/Kuh u. Jahr u. Jahr Fischgräten 31 80 8 21,6 3,2 Side by Side 3 101 9,6 20,8 3,0 Tandem 7 70 5 23,8 3,2 Karussell 3 243 18,7 9,7 1,8 AMS 22 70 1,4 6,1 1,8 Quellen: Daten Melkstände: Dr. R. Over und A. Kümmel, DLG-Mitteilungen 7/2006; Daten AMS: Diplomarbeit T. Müller, FH-Bingen, in Zusammenarbeit mit Werner Baumgarten, DLR-Westerwald-Osteifel und dem LLH Eichhof, Bad Hersfeld, 2006 würde. Die Tiere lassen sich problemlos vor den Roboter treiben, während die anderen Kühe ruhig und ungestört in den Boxen oder am Futtertisch bleiben. Bedeutend ist auch die Kraftfutterliste, die den individuellen Kraftfutterverbrauch der Kühe und die Tagesrestmengen einzelner Tiere anzeigt. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die Tiergesundheit ziehen. Auch die Daten der Milchleitfähigkeit prüfen die Betriebsleiter mindestens zweimal täglich. Durch den fehlenden Mensch-Tierkontakt beim täglichen Melken ist es notwendig, die Eutergesundheit auf diesem Weg zu kontrollieren. Zur täglichen Melkroutine gehört auch die Reinigung. Hierzu zählen Filterwechsel, Reinigen des Grundgeräts und des Lasers, Säubern der Kraftfutterschale, der Melkbecher und der Euterreinigungstechnik. Kontrollgang in der Herde wichtig Der Kontrollgang in die Herde ist der wichtigste Bestandteil der täglichen Arbeit mit den Kühen, denn hier führt man verschiedene Arbeiten gleichzeitig aus. Der eigentliche Anlass für diesen Kontrollgang ist das Nachtreiben von überfälligen Kühen. Dabei findet eine intensive Tierbeobachtung statt. Kühe, die ein AMS melkt, haben ihren eigenen Tagesrhythmus. Sie gehen über den Tag verteilt zum Melken und fressen auch nicht gleichzeitig oder liegen gleichzeitig ab. Die Erfahrung der Roboterbetriebe ist häufig, dass die Herden im Vergleich zur konventionellen Melkzeit viel ruhiger sind. Unter Milchtankmanagement ist alles summiert, was mit dem Reinigen des Milchtanks zusammenhängt. Hierzu zählt die manuelle Reinigung des Puffertanks, falls dieser keine automatische Reinigung hat, oder das Umpumpen der Milch vom Puffertank in den Haupttank sowie alle anderen anfallenden Reinigungsroutinen. Die monatliche Milchkontrolle wird in allen Betrieben in Eigenregie mit einem automatischen Probenahmegerät durchgeführt. Dafür fallen Zeiten für Auf- und Abbau und das Versenden der Daten der Milchmengenmessung an. Auch kleinere Reparaturen (ohne Kundendienst), der Austausch von milchführenden Schläuchen oder das Beheben von Störungen fallen unter den Block Melkzeit. Melken spart viel Zeit Es wurde nur die Arbeitszeit des Durchschnitts aus 80 Prozent der Betriebe berücksichtigt. Die zehn Prozent besten und schlechtesten fielen heraus. Der durchschnittliche Zeitbedarf für das Melken betrug danach 6,5 Stunden je Kuh und Jahr. Das deckt sich auch mit Werten aus der Literatur. Die Extremwerte der AMS-Betriebe beim Melken lagen zwischen 3,6 Stunden und 11,4 Stunden je Kuh und Jahr. Beim Vergleich mit den DLG-Spitzenbetrieben (siehe auch So verteilt sich die jährliche Arbeitszeit ) haben diese im klassischen Melkstand im Schnitt 21 Stunden pro Kuh und Jahr benötigt. Das Melken mit einem AMS hätte demnach 14,5 Stunden ( oder 69 %) eingespart. Kaum Unterschiede bei der Fütterung Zum Block Fütterung gehört der komplette Arbeitsaufwand, angefangen vom Aufdecken der Silos, dem Laden der einzelnen Komponenten, dem Mischen des Futters und dem Transport zum Stall bis hin zum Futtertischmanagement. Dabei wurden die gleichen Arbeiten wie in der Auswertung der DLG berücksichtigt, um AMS- und DLG-Spitzenbetriebe vergleichen zu können. Es zeigt sich, dass die Zeiten auf einem ähnlichen Niveau liegen. Die Roboterbetriebe benötigten im Eine sehr gute Kraftfutterqualität in der Melkbox sichert hohe Besuchsfrequenzen. So verteilt sich die jährliche Arbeitszeit Melkstände AMS Betriebe Durchschnitt Spanne Durchschnitt Spanne 80 % 80 % Melken (Akh je Kuh) 21 16-28 6,5 3,6-11,4 Füttern Kühe (Akh je Kuh) 6 3-10 5,3 2,8-9,1 Boxenpflege, Einstreuen (Akh je Kuh) 3 1-6 3,7 1,6-7,8 Herdenmanagement 7 3-11 13,9 9-20,6 Summe Kühe (Akh je Kuh) 37 28-49 27,6 15,6-44,4 Quellen: Daten Melkstände: Dr. R. Over und A. Kümmel, DLG-Mitteilungen 7/2006; Daten AMS: Diplomarbeit T. Müller, FH-Bingen, in Zusammenarbeit mit dem DLR-Westerwald-Osteifel und dem LLH Eichhof Bad Hersfeld 2006 9/2007 91
Automatisches Melken oder Fremdarbeitskräfte Einer der 23 Roboterbetriebe ist die Betriebskooperation von Ludwig Seegers und Axel Walterschen (SEWA) aus Kaffroth im Westerwald. Der Betrieb fällt durch sein gutes Arbeitszeitmanagement auf: Je Kuh und Jahr sind lediglich 16 Arbeitsstunden nötig. Die Kooperation von Ludwig Seegers und Axel Walterschen besteht seit 1994. Damals bauten sie einen gemeinsamen Boxenlaufstall für 120 Milchkühe. Die Kühe befinden sich in einer vierreihigen Liegehalle mit einem Außenfuttertisch. Faltschieber räumen die plan befestigten Laufgänge in einen innen liegenden Querkanal. Die Hochboxen waren ursprünglich mit einer Gummimatte versehen, wurden später aber zu Hoch-Tiefboxen umgebaut. Das mittig angeordnete Melkstandgebäude hat verschiedene Vorteile: Zum einem ist die Trennung der Herde in zwei Leistungsgruppen möglich und zum anderen bot es die Option zu einem nachträglichen Einbau eines Automatischen Melksystems (AMS). Als die Betriebe Ackerbau und Futtermittelhandel ausdehnten, mussten sich beide Landwirte entscheiden, ob die Betriebsgemeinschaft einen Mitarbeiter einstellt oder mit einem Melkroboter die notwendige Arbeitszeit einspart. 2001 fiel die Entscheidung für zwei Melkroboter. Sie wurden im ehemaligen Melkstand installiert. Im darüberliegenden Stallbüro steht ein PC mit einer Software für die Herdenbetreuung. Durch den Roboter hat sich der Tagesablauf der beiden Landwirte verändert. Morgens um sechs Uhr treffen sich die Betriebsleiter im Stallbüro. Zunächst werden die anstehenden Tagesarbeiten besprochen. Als erstes kontrollieren sie die Listen. Dies nimmt in der Regel zehn Minuten in Anspruch. Verschiedene Parameter, wie die Leitfähigkeit, nehmen die Landwirte genauer unter die Lupe. In der Regel deutet ein Anstieg der Leitfähigkeit auf Euterprobleme hin. Aber auch bei einem Wetterumschwung kann der Wert einmal nach oben gehen, ohne das dies Folgen für den Zellgehalt hätte. Daneben gilt es, die Listen mit den Restmengen Kraftfutter, der Aktivitätsmessung und den Kühen mit überschrittenen Melkzwischenzeiten zu kontrollieren. Ausgerüstet mit diesen Informationen beginnt die Stallarbeit. Das Verhalten der Milchviehherde hat sich bei den Robotermelkern völlig verändert. Alle Tiere haben ihren individuellen Rhythmus beim Fressen, Melken Axel Walterschen (links) und Ludwig Seegers erzeugen gemeinsam Milch. und Liegen. Die Herde sei viel ruhiger als vorher. Vor allem verändere sich die Mensch Tier-Beziehung positiv. Beim Gang durch die Herde werden Tiere, die die Melkzwischenzeit überschritten haben, vor den Roboter getrieben und abgeteilt. Die Anzahl Kühe, die das Melken vergessen haben, schwankt zwischen einer und fünf Kühen je Roboter und Tag. Die Arbeit beansprucht nur fünf bis zehn Minuten am Tag. Beim Treiben der Kühe erfolgt die erste Tierkontrolle. Danach werden die Boxen gepflegt. Auch hier gilt es, die Tiere zu beobachten. Zum Reinigen des Roboters benötigen die beiden Betriebsleiter etwa 90 Minuten. Nach dem Füttern mit dem selbstfahrenden Mischwagen erfolgen die tierindividuellen Arbeiten wie Umstallen und Brunstkontrolle. Durch die Ruhe im Stall sind viele Tätigkeiten wie Schalmtest, Viertelgemelksprobe oder Besamung direkt in der Liegebox möglich. Mittags findet in der Regel ein Kontrollgang inklusive Übersicht im PC statt, um besondere Auffälligkeiten festzustellen. Am späten Nachmittag erfolgen die gleichen Arbeitsgänge wie morgens. Hier sind noch einmal 60 bis 80 Minuten anzusetzen. In der Regel erledigt das eine Person. Bedenken, dass beim AMS die Tierbeobachtung zu kurz kommt, haben sich bei den Landwirten nicht bestätigt. Durch das ständige Arbeiten in der Herde beobachtet der Landwirt die Tiere viel intensiver als bei der zweimaligen Melkarbeit im Melkstand. Entscheidend ist, Arbeitsabläufe und -zeiten zu definieren. In größeren Beständen ist dies unerlässlich. Der Vorteil: Wichtige Arbeiten werden nicht verschoben und anschließend vergessen. Seegers und Walterschen haben einen festen Arbeitsplan erarbeitet. Definierte Arbeiten finden immer an den gleichen Wochentagen statt: Zum Beispiel werden einmal pro Woche Tiere trockengestellt, alle zwei Wochen, immer am gleichen Wochentag, werden die Boxen neu mit Stroh aufgefüllt und einmal im Monat findet die Trächtigkeitsuntersuchung statt und werden Kühe besamt. Auch der Austausch der Milchschläuche und andere Arbeiten an den Melksystemen sind so festgelegt. Eine Voll-TMR ist mit dem Roboter nicht möglich, denn die Hauptmotivation zum Melken zu gehen, ist die Kraftfuttergabe. Die Tiere erhalten eine aufgewertete Grundration, bestehend aus Gras- und Maissilage, ergänzt mit Weizen und einem Eiweißausgleich. Die Ration ist auf 25 bis 28 Liter bei der Hochleistungsgruppe und 20 bis 24 Liter bei den Niederleistenden ausgelegt. Je nach Leistung erhalten die Kühe beim Melken zusätzlich bis 7 kg Kraftfutter pro Tag. Um die Schmackhaftigkeit zu erhöhen, ist dem Kraftfutter Vanille beigemischt. Im Roboter kommt der Kraftfutterqualität und der Schmackhaftigkeit eine entscheidende Bedeutung zu, um Tiere möglichst häufig zum Melken zu locken. Die nächsten Entwicklungsschritte der Kooperation sind bereits eingeleitet. Der Zukauf weiterer Quote macht einen dritten Roboter notwendig. Das Beispiel der SEWA-Kooperation zeigt, dass auch mit Melkrobotern Wachstum möglich ist. Allerdings werden die Wachstumsschritte größer, weil Investitionen in Quote, Technik, Tiere und Stallraum in einem Schritt erfolgen sollten. Gute Planung und unternehmerisches Denken und Handeln haben einen zukunftsfähigen Milchviehbetrieb entstehen lassen. Außerdem ist mit dem automatischen Melksystem eine tiergerechte Haltung möglich. Dies zeigt das Verhalten der Kühe und die Auszeichnung des Betriebes 2007 mit dem dritten Platz beim Wettbewerb Besonders tiergerechte Haltung des Landes Rheinland-Pfalz. 120 Kühe sind im gemeinsamen Boxenlaufstall untergebracht. Seit 2001 melkt ein Roboter. 92 9/2007
den höheren Zeitbedarf an der innerbetrieblichen Anordnung und der Entfernung von Grundfuttermieten und Kraftfuttersilos zueinander. Boxenpflege kostet Zeit Die Robotersysteme reinigen zwar die Zitzen vor dem Melken, die Reinigungsleistung ist jedoch begrenzt. Viele AMS- In den untersuchten Betrieben wurden die Herden mit AMS ruhiger. Schnitt 5,3 Stunden und damit etwas weniger Zeit als die DLG-Spitzenbetriebe, die rund sechs Stunden je Kuh und Jahr brauchten. Dabei schwankten die Zeiten in den Roboterbetrieben zwischen 2,8 und 9,1 Stunden pro Kuh und Jahr. Die schlechteren Werte zeigen, dass die Arbeitsabläufe in einigen Betrieben noch optimiert werden können. In der Regel lag die Ursache für Definition Melkarbeit 1. Melkroboter - täglich Liste kontrollieren - Filter wechseln - Roboter säubern - Kontrollgang - Kuhverkehr - Tränkepflege 2. Milchtankmanagement - Reinigen, Umleiten - wöchentliche Spülkontrolle - monatliche Milchkontrolle 3. Sonderarbeiten - Wartung - kleine Reperaturen Die Tierkontrolle im Stall wird mit einem automatischen Melksystem wichtiger. Betriebe bevorzugen Tiefboxen oder hochgelegte Tiefboxen. Hier kommt der Boxenpflege und dem Einstreuen eine entscheidende Bedeutung zu. Die Zeiten, die der Pflege des Liegebereiches zuzuordnen sind, wurden getrennt erfasst. Dazu gehören mindestens zweimal tägliches Entmisten sowie das Reinigen und Auffüllen der Liegeboxen. Bedingt durch den Rhythmus der Tiere 9/2007 93
Zeitbedarf für das Herdenmanagement in AMS-Betrieben 25 h/kuh 20 15 10 5 0 Mittelwert (80 %) 13,9 h Min - Max (80 %) 9 20,6 h Betriebe Zu den täglichen Pflichten im Block Melkarbeit gehört auch das Säubern des automatischen Melksystems. liegen immer Kühe während der Boxenpflege in den Boxen und erschweren damit die Arbeit. Bei Melkstandbetrieben findet die Boxenpflege in der Regel während des Melkens statt, wenn die Boxen leer sind. Dies und der hohe Prozentsatz an Tiefboxen (69 %) erklärt, warum der Zeitaufwand bei den AMS-Betrieben mit 3,7 Stunden (bei einem Minimum von 1,6 und einem Maximum von 7,8 Stunden) pro Kuh und Jahr gegenüber den DLG-Spitzenbetrieben (3 Stunden) um 0,7 Stunden (+ 23 %) höher liegt. Das Herdenmanagement ist der vierte Zeitblock in der Untersuchung. Hierunter sind eine Vielzahl verschiedener Arbeiten zu verstehen (siehe auch Definition Herdenmanagement ). Sie sind für beide Melktypen nahezu identisch. Bei Definition Herdenmanagement - Trockenstellen - Geburtshilfe - Geburtskontrolle - Erstversorgung von Kuh und Kalb - Behandlungen - Medikamentengaben - Künstliche Besamung - Trächtigkeitsuntersuchungen - Klauenpflege - Ein- und Umstallen - Kuhplaner führen - Tierkontrolle - Stallrundgang - Kraftfuttermanagement - Ohrmarken - HIT außerdem nur Roboter - Euter scheren oder abflammen - Einmelken den Roboterbetrieben fällt zusätzlich Arbeitszeit für das Einmelken von Rindern und Kühen an. Wenn ein Tier das erste Mal im AMS steht, gilt es, die Position der Zitzen elektronisch zu erfassen. Dies erfolgt je nach Hersteller der Anlage unterschiedlich: vom manuellen Abfahren der einzelnen Zitzen nach Systemvorgabe bis zur anlageneigenen Selbstsuchfunktion. Damit das Melksystem die Zitzen problemlos erkennt, scheren oder flammen einige Betriebsleiter die Haare der Euter ab. In der Regel müssen Färsen nach dem ersten Einmelken nachgetrieben werden, dies kann mehrere Tage dauern. Obwohl Herdenmanagementarbeiten unabhängig vom Melksystem in nahezu gleicher Weise anfallen, benötigen AMS- Betriebe fast doppelt so viel Zeit wie Betriebe mit herkömmlicher Melktechnik. So sind es in AMS-Betrieben durchschnittlich 13,9 Stunden (Spannweite: 9 bis 20,6 h), in den DLG-Spitzenbetrieben 7 Stunden (Spannweite: 3 bis 11 h) pro Kuh und Jahr (siehe auch Zeitbedarf für das Herdenmanagement in AMS- Betrieben ). Dass Roboterbetriebe für das Scheren oder Abflammen der Euter, sowie das Einmelken von Färsen und Kühen fast sieben Stunden mehr benötigen sollen, erscheint unlogisch. Die Betriebe setzen für diese Arbeiten im Schnitt rund 45 Minuten an. Die großen Unterschiede lassen sich daher wohl nur in der Methodik der Datenerfassung suchen. Melkroboter spart Zeit Bei den AMS-Betrieben beträgt der gesamte Zeitaufwand im Durchschnitt 27,6 Stunden pro Kuh und Jahr. Dagegen weisen die DLG-Spitzenbetriebe einen Durchschnittswert von 37 Stunden pro Kuh und Jahr auf. Das heißt, im Schnitt lässt sich mit automatischen Melksystemen lediglich ein Viertel der Arbeit einsparen. Berücksichtigt man den unklaren Punkt Herdenmanagement nicht, beträgt der zeitliche Unterschied zwischen beiden Systemen 15 Stunden und das wäre eine Zeiteinsparung um die Hälfte. Die gemessenen Werte beim Zeitblock Melken (6,5 h bei AMS im Vergleich zu 21 h konventionell) bestätigen die Werte vorangegangener Untersuchungen. In der Literatur ist von einem Einsparpotenzial beim Melken in Höhe von 40 bis 60 Prozent die Rede. Somit liegen die ermittelten Werte in einem realistischen Rahmen. Fazit Das automatische Melksystem ist inzwischen praxisreif. Gegenüber konventioneller Melktechnik lassen sich bis zu 50 Prozent Arbeitszeit einsparen. Somit entscheiden die zukünftigen Lohnkosten, die Anschaffungskosten und die laufenden Kosten der Robotertechnik darüber, wie schnell sich automatisches Melken in der Praxis verbreitet. Für Milcherzeuger, die sowohl Interesse an Technik als auch an Tieren haben, und die anspruchsvolle Managementaufgaben nicht scheuen, ist automatisches Melken eine echte Alternative zur konventionellen Melktechnik. Darüber hinaus bietet es den Landwirten die Chance, aus der Arbeitsfalle herauszukommen und mehr Flexibilität und Lebensqualität auf dem Hof zu gewinnen. (mp) Tobias Müller ist Student an der Fachhochschule Bingen und hat für seine Diplomarbeit den Arbeitszeitbedarf in Betrieben mit automatischen Melksystemen erfasst. Werner Baumgarten ist Berater beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Montabaur. 94 9/2007