Berliner Basketball vernetzt. Das Modellprojekt ALBA macht Schule im Kiez am Beispiel eines regionalen Kooperationsverbunds im Nordosten Berlins 0
Inhalt 1. Einleitung... 2 2. Ziele des Projekts ALBA macht Schule im Kiez... 2 3. Vorstellung der Modellregion Berlin-Nordost... 5 4. Methodische Umsetzung... 6 5. Transfer für andere Basketballvereine... 8 1
1. Einleitung Bewegung, Spiel und Sport sind unverzichtbare Bestandteile einer erfüllten Kindheit und Jugend. Alle jungen Menschen sollten die Chance haben, einen Sport für sich zu entdecken und ihn lieben zu lernen. Die Gelegenheit bietet sich idealerweise im gewohnten Umfeld der eigenen Schule. Mit der Einführung der Ganztagsschule wurde noch einmal die Forderung bekräftigt, dass die Schule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort sein muss. Mit dem Projekt ALBA macht Schule im Kiez existiert nun ein etabliertes Instrument, mit dem Basketballvereine Zugang zu den Schulen erhalten und viele Kinder ins Spielen bringen können. Dieses Projekt kann einen Modellcharakter für die nachhaltige Vereinsentwicklung für sich beanspruchen, da es in seinem Aufbau sowie in den Zielen und der Methodik auch auf andere Regionen übertragbar ist. Im Folgenden werden die Projektbestandteile am Beispiel des regionalen Kooperationsverbundes Basketballnetzwerk Nordost vorgestellt und erläutert. 2. Ziele des Projekts ALBA macht Schule im Kiez Das Basketballnetzwerk Nordost macht es sich zum Ziel, ein ganzheitliches und übertragbares Modell zu entwickeln, mit dem Basketballvereine Kindern und Jugendlichen einen breiten Zugang zur Sportart Basketball schaffen können. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um etablierte strukturfördernde Maßnahmen des Bundesligisten ALBA BERLIN, die auch kleineren Sportvereinen vor Ort, den sogenannten Kiezpartner, zur Verfügung stehen. Kinder und Jugendliche sollen Basketball als einen lebenslangen Begleiter an ihrer Seite wissen. Doch dafür benötigen wir Vereine, die sich aktiv mit dem Kiez vernetzen und nah an den Menschen sind. Daher ist die Stärkung der lokalen Basketballvereine das Kernanliegen unseres Projekts. Angesichts der Ganztagsschulentwicklung und des achtjährigen Gymnasiums, müssen Sportvereine dazu befähigt werden, den Weg in die Schulen zu beschreiten und sich in lokalen Bildungslandschaften zu verlässlichen Partnern zu entwickeln. Damit steigt auch die Bedeutung der Basketballvereine für ihren Kiez. Sie bilden mithilfe des Mediums Basketball eine Schnittstelle zwischen unterschiedlichen sozialen Akteure: Schulen, Jugendclubs, Quartiersmanagements und Wirtschaftsunternehmen. Dieser Prozess stellt jedoch neue Ansprüche an die Vereinsarbeit: Sportvereine dieser Art müssen sich professionalisieren, um den Anforderungen von pädagogischer Arbeit gerecht zu werden. Daraus ergeben sich auch Berufsperspektiven für die Tätigkeitsfelder Jugendtrainer und Schulkoordinator, die es im deutschen Breitensport bisher kaum gibt. Durch die Anstellung 2
eines Trainers an einer Schule zur Unterstützung des Sportunterrichts, wird aus dem klassischen, oftmals ehrenamtlichen Nachmittagsengagement im Basketball eine hauptberufliche Tätigkeit. In der Schule ist der Trainer ein zusätzlicher Bildungsakteur, der eine personelle Verbindung zwischen den Programmsegmenten des Sports und allen handelnden Berufsgruppen darstellt (vgl. Abb.1). Er bietet den Kindern eine Orientierung für ihr weiterführendes Engagement im außerschulischen Sport. Der Schulkoordinator ist notwendig, um die professionelle Betreuung der Schulkooperationen zu gewährleisten. Er managt die Aktivitäten des Kooperationsnetzwerks und organisiert alle strukturfördernden Maßnahmen in der Region. So können die Netzwerkvereine z.b. gemeinsame Grundschulligaturniere und Basketballcamps durchführen. Die Qualifizierung der Jugendtrainer und des Schulkoordinators erfolgt in Form von Fortbildungsmaßnahmen durch ALBA BERLIN. Abb. 1: Programmsegmente des Sports im Projekt ALBA macht Schule im KIez Strukturfördernde Maßnahmen des Projekts ALBA macht Schule im Kiez Die ALBA-Grundschulliga bietet allen Berliner Grundschulen eine Plattform, auf der die Schüler an einem leistungsdifferenzierten und spaßbetonten Basketballerlebnis teilhaben können. Die Schulmannschaften werden gemeinsam von lokalen Basketballtrainern und den Sportlehrern betreut. Im Verlauf von drei Turnieren pro Schuljahr scheidet keine Mannschaft 3
aus. Die Vorrunde und das Zwischenturnier dienen somit auch der Differenzierung nach Leistungsstufen, um allen Mannschaften Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Den Netzwerkvereinen kommt bei der Organisation der ALBA-Grundschulliga eine wichtige Bedeutung bei. Sie betreuen mit ihren Jugendtrainern die Schulmannschaften und organisieren gemeinsam regionale Turniere. Dadurch werden die ersten Spielerfahrungen der Teilnehmer nicht durch lange Fahrtwege getrübt. Das langfristige Ziel der ALBA-Grundschulliga muss es sein, alle 367 Berliner Grundschulen in den Spielbetrieb einzubinden. Neben der Grundschulliga, können die Netzwerkvereine außerdem auf die von ALBA BERLIN etablierte kinder + Sport Basketball Academy zugreifen, welche durch einen hohen Event- und Aufforderungscharakter viele Kinder und Jugendliche im Kiez anspricht. Der Testparcours kommt sowohl bei Indoor-Veranstaltungen als auch bei lokalen Sport- und Kiezfesten zum Einsatz. An vielfältigen Technikstationen können sich die Teilnehmer, ähnlich den Gürteln bei Zweikampfsportarten, Trikots in einer bestimmten Farbe erspielen. Sie erhalten so einen spielerischen Einstieg in die Sportart und können sich anschließend wohnortnah einem Basketballverein anschließen. Abb. 2: Gemeinsamer Testtag der kinder + Sport Basketball Academy im Barnim-Gymnasium Konkrete Zielstellungen für die Vereine des Basketballnetzwerks Nordost Für die Netzwerkvereine ergeben sich zusätzlich eigene Zielsetzungen, die sich vor allem in einer nachhaltigen und ganzheitlichen Vereinsentwicklung ausdrücken. Dazu sollen in den nächsten drei Jahren lokale Kooperationsnetzwerke entstehen, die sich jeweils aus mindestens drei Grund- und zwei Oberschulen zusammensetzen. Jeder Netzwerkverein soll in den nächsten drei Jahren über eine hauptamtliche Trainerstelle im Jugendbereich verfügen und sich an der gemeinsamen Finanzierung der regionalen Koordinatorenstelle beteiligen können. Mittelfristig ist mit der Professionalisierung auch die Zielsetzung eines deutlichen Mitgliederwachstums in den Netzwerkvereinen verbunden, insbesondere im weiblichen Bereich. 4
3. Vorstellung der Modellregion Berlin-Nordost Die Modellregion Nordost umfasst die Bezirke Pankow, Lichtenberg und Marzahn- Hellersdorf, welche die Heimat von über 870.000 Berlinern sind. Aus diesen Bezirken nehmen vier lokale Basketballvereine als Kiezpartner von ALBA BERLIN am Modellprojekt teil, die im Folgenden kurz vorgestellt werden. Die Karower Dachse sind ansässig im Norden des Bezirks Pankow. Die rund 251 Mitglieder umfassende Basketball-Abteilung des Vereins ist mit sechs Mannschaften im Spielbetrieb des Berliner Basketball Verbandes vertreten. Der Großteil der Abteilungsmitglieder ist in Freizeitgruppen organisiert. Die Dachse unterhalten im Rahmen des Projekts ALBA macht Schule im Kiez bisher noch keine Kooperationen zu benachbarten Grund- oder Oberschulen. Der Ausbau eines lokalen Kooperationsnetzwerks ist für das Schuljahr 2014/15 geplant. Der größte Kiezverein im Basketballnetzwerk Nordost sind mit 260 Mitgliedern die BERLIN BASKETS aus Lichtenberg, die 2007 der Fusion zweier Vereine entstanden sind. Vom Kindersport bis zum Erwachsenenleistungssport sind die BASKETS breit aufgestellt. Zurzeit nehmen elf Mannschaften am Berliner Rundenspielbetrieb teil. Seit Beginn des Projekts ALBA macht Schule im Kiez konnten die BERLIN BASKETS bereits fünf Grundschulen und zwei Gymnasien als Kooperationspartner gewinnen. Mit dem Barnim-Gymnasium konnte eine erste hauptamtliche Trainerstelle im Jugendbereich geschaffen werden. Der dritte Kiezpartner sind die Basket Dragons Marzahn, die 2006 gegründet wurden und mittlerweile über 150 Mitglieder eine sportliche Heimat bieten. Der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit liegt auf der breitensportlichen Nachwuchsarbeit. Von den Minis bis zu den Senioren nehmen neun Mannschaften am Spielbetrieb des Berliner Basketball Verbandes teil. In diesem Schuljahr unterhalten die Dragons Kooperationen mit drei Grundschulen. Im Rahmen des Modellprojekts konnte an der Karl-Friedrich-Friesen-Grundschule in diesem Schuljahr erstmalig eine hauptamtliche Stelle für einen Jugendtrainer geschaffen werden. Die SG Einheit Pankow nennt den Pankower Ortsteil Niederschönhausen ihr Zuhause. Mit rund 60 Mitgliedern in der Basketball-Abteilung ist Pankow der kleinste Verein im Basketballnetzwerk Nordost. In dieser Saison spielen drei Erwachsenenteams im Berliner Spielbetrieb. Für die nächste Saison ist der Aufbau einer Jugendabteilung geplant. Mit der Grundschule im Hasengrund konnte dafür bereits eine erste ALBA macht Schule im Kiez -Kooperation vereinbart werden. 5
Der Nordosten Berlins ist für unser Projekt besonders interessant, da dort der Basketballsport aus sporthistorischen Gründen keine besonders große Rolle spielt. Ein deutliches Indiz dafür ist die jährliche Statistik des Landessportbund Berlins, welche eine Aufschlüsselung der Mitgliederzahlen und der Vereinsgrößen zulässt. Demnach haben nur ein Viertel der Basketballvereine ihren Sitz im Ostteil der Stadt. Abzüglich der Nachwuchsabteilung von ALBA BERLIN spielen in diesen Vereinen sogar nur ein Fünftel aller dem Basketballverband zugeordneten Vereinsmitglieder. Die Maßnahmen des Modellprojekts dienen damit nicht nur der der Entwicklung einzelner Basketballvereine, sondern auch der Verbreitung der Sportart Basketball im Nordosten der Stadt. In Anbetracht der Größe und der Einwohnerzahl der Modellregion wird das auch Potenzial für die Sportart Basketball deutlich. Ein dynamischer und mitreißender Sport wie Basketballkann in der Region noch viel mehr Kinder und Jugendlichen zum lebenslangen Sporttreiben animieren, wenn die Strukturen dafür geschaffen werden. Dieser Aufgabe widmet sich unser Modellprojekt. 4. Methodische Umsetzung Die Netzwerkpartner setzen sich für zukunftsfähige Entwicklung des Basketballsport im Nordosten Berlins ein. Im Kern der Kooperationen geht es daher um eine sinnvolle Vernetzung auf allen Ebenen. Die Kiezvereine vernetzen sich untereinander und mit dem Proficlub ALBA BERLIN. Diese Ebene verfolgt auch den Ansatz einer regionalen Vereinsentwicklung, in der die Netzwerkvereine gemeinsame Ressourcen schaffen und vom Know-How der Kooperationspartner profitieren. In der Vergangenheit konnten so bereits regionale Basketballcamps, interne Fortbildungen sowie öffentlichkeitswirksame Aktionen veranstaltet werden. Die Grundlage der Professionalisierungsbestrebungen bildet jedoch eine vernetzte Personalentwicklung. Daher haben die Netzwerkpartner im ersten Schritte die Stelle eines Schulkoordinators für die gesamte Modellregion geschaffen. Dadurch können die Partnerschulen professioneller betreut und die lokalen Schulkooperationsnetzwerke miteinander verknüpft werden. Das ist u.a. bei der Ausrichtung von regionalen Vorrundenturnieren der ALBA-Grundschulliga von Vorteil, da die Kinder für ihre ersten Basketballerfahrungen keine langen Wege auf sich nehmen müssen. Die Finanzierung wird durch die Netzwerkpartner getragen, die sich wiederum durch verschiedene Formen des Crowdfundings Unterstützernetzwerke im Kiez aufbauen. 6
Um Basketball zu einem lebenslangen Begleiter der Kinder und Jugendlichen machen, verfolgen wir bei der Vernetzung auch einen sport- und bildungsbiographischen Ansatz. Die Kiezvereine sollen mit ihren Sportangeboten Schnittstellen zwischen Kindergärten, Grundund Oberschulen herstellen, um die Übergänge zu erleichtern. Beispielsweise können Grundschüler an gemeinsamen Basketballcamps mit Oberschülern teilnehmen oder in einer Kindertagesstätte erste Übungen aus dem Sportunterricht der ersten Klasse präsentieren. Diese Verknüpfung schafft einen organisatorischen Rahmen, in dem Basketball in allen Bildungsinstitutionen erlebt und im Basketballverein noch intensiver betrieben werden kann. Für die Schulen präsentiert sich der Mehrwert unserer Kooperationen auch in der großen Schnittmenge zum außerschulischen Sport. Schließlich gibt es rund 170 schulfreie Tage pro Jahr, an denen nur die Sportvereine für die Kinder und Jugendliche erreichen. Die Schulen erhalten so die Möglichkeit, ihre Ganztagsangebote auch auf die Ferienzeit auszudehnen. Abb.3: Sport- und bildungsbiographischer Ansatz für eine lebenslange Beteiligung am Basketballsport Die Vernetzung folgt aber auch einer sportlichen Logik. Ein wesentlicher Aspekt einer Kooperation mit einem Proficlub muss die Förderung von Talenten sein. Wir versuchen damit, den unterschiedlichen Begabungen und Ansprüchen unserer Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Da es den einzelnen Kiezvereinen nicht möglich ist, ein leistungsorientiertes Jugendtraining anzubieten, werden wir im Netzwerkverbund 7
Förderstrukturen aufbauen, die als Zusatzangebot zum Vereins- und dem Kadertraining des Berliner Basketball Verbandes zu verstehen sind. Die Netzwerkvereine bekennen sich in ihren Förderstrukturen zum Bundesligisten ALBA BERLIN als priveligierten Kooperationspartner für Leistungssport und unterstützen ihn bei der Entwicklung von Basketballtalenten aus der Region. 5. Transfer für andere Basketballvereine Die größte Errungenschaft des Basketballnetzwerks Nordost lässt sich bereits zu Beginn der Zusammenarbeit festhalten: Benachbarte Basketballvereine identifizieren gemeinsame Handlungsfelder und entwickeln Ideen, um den Basketballsport in der Region voranzubringen. Dieser beispielhafte Kooperationsverbund soll Basketballvereine dazu anregen, den konstruktiven Dialog mit anderen lokalen Vereinen zu suchen und die Förderung des Basketballsports in der Region als eine gemeinsame Mission zu betrachten. Das Basketballnetzwerk Nordost zeigt Wege auf, wie kleine Sportvereine im Kooperationsverbund den Chancen und Herausforderungen von ganztagsschulischen Kooperationen begegnen und gemeinsam an ihnen wachsen können. In der Hoffnung einen Transfer für andere Basketballvereine in Berlin und Deutschland zu ermöglichen, werden wir die einzelnen Schritte des Modellprojekts sowie die Erfahrungen der Netzwerkvereine sorgfältig dokumentieren und allen Basketballvereinen anschließend zur Verfügung stellen. 8