Dr. Katrin Mahlkow-Nerge; Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Teil 1: Einfluss der Konservierung von Mais auf den Abbau im Pansen

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Transkript:

Neues zur Maissilage: Teil 1: Einfluss der Konservierung auf den Abbau im Pansen Teil 2: Auswirkungen unterschiedlicher Häcksellängen auf die Strukturversorgung der Milchkuh Dr. Katrin Mahlkow-Nerge; Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Zusammenfassungen Teil 1: Einfluss der Konservierung von Mais auf den Abbau im Pansen Anhand zahlreicher Untersuchungen mit frischem, siliertem und getrocknetem Mais wird gezeigt, dass der Silierprozess einen Einfluss auf den Trockenmasse- und Stärkeabbau im Pansen hat. Zudem wird vermutet, dass auch die Silierdauer die Pansenstabilität der Stärke beeinflusst. Hierzu sind weitere Untersuchungen notwendig. Für die Fütterungsberatung wird angeregt, bei Maissilagen mit einem Anteil an pansenstabiler Stärke von maximal 15 % zu rechnen. Demnach können auch in maissilagereichen Rationen, besonders bei großen Kraftfuttermengen, weitere Stärketräger eingesetzt werden, die einen hohen Anteil an pansenstabiler Stärke enthalten. Teil 2: Auswirkungen unterschiedlicher Häcksellängen beim Mais auf die Strukturversorgung der Milchkuh In einem Milchkuhfütterungsversuch wurden 2 Silomaisvarianten mit unterschiedlichen Häcksellängen 7 und 22 mm theoretische Häcksellänge über 7 Monate verfüttert. Die Totale Mischration wies ein Grobfutter: Kraftfutterverhältniss von 58:42 % auf und bestand (auf Basis Trockenmasse) insgesamt zu 41 % aus der jeweiligen Maissilage. Die länger gehäckselte Maissilage bewirkte einen Rückgang der Trockenmasseaufnahme 27

um 1 kg und eine tendenzielle Verringerung der Milchmenge um 0,6 Kilogramm. Milchinhaltsstoffe und Stoffwechselparameter blieben von der Häcksellänge unbeeinflusst. Darüber hinaus erforderte die längere Häcksellänge einen höheren Verdichtungsaufwand bei der Silobefüllung. Summaries Part 1: Effects of conservation of maize on ruminal degradation It is shown, based on numerous investigations with fresh, ensiled and dried maize, that the ensiling process has an effect on ruminal degradation of dry matter and starch. Furthermore the length of time of the silage process is supposed to effect the ruminal stability of starch, which still needs to be clarified. A value of 15 % ruminally undegradable starch of maize silages is recommended for calculation of dairy rations. Thus it is possible to enrich maize silage based rations, especially rich in concentrates, with high starch feeds, which are high in ruminally undegradable starch. Part 2: Effects of chopping length of maize silage on supply of lactating dairy cows with effective fiber Two maize silages with different chopping lengths 7 and 22 mm were fed to lactating dairy cows for 7 month in a feeding trial. The TMR was calculated to contain a forage:concentrate ratio of 58:42 (dry matter basis), whereat 41 % of the forage was maize silage (7 or 22 mm). When the ration contained the 22 mm chopped maize silage the dry matter intake decreased about 1 kg and tends to result in a declined milk yield of 0.6 kg/day. The milk composition as well as the physiological parameters were not effected by the chopping length of the maize silage. Moreover the packing of the longer chopped maize silage required more efforts for compaction. 28

Teil 1: Einfluss der Konservierung auf den Abbau im Pansen Der Silomais hat sich während der letzten Jahrzehnte, abgesehen von regionalspezifischen Besonderheiten, allgemein zur wichtigsten Futterpflanze entwickelt, dank seines Ertragspotentials, der guten Siliereigenschaften und seines hohen Futterwertes. Vor allem schätzen wir den Mais als einen hervorragenden Stärketräger in unseren Milchviehrationen. Bekanntlich zeichnet sich die Maisstärke durch eine im Vergleich zur Getreidestärke (z. B. Gerste, Weizen) geringere Fermentationsgeschwindigkeit im Pansen aus, was in der Milchkuhfütterung günstig beurteilt wird, da hierdurch der ph-wert im Pansen der Tiere nicht so schnell und stark absinkt. Auch zeichnet sich die Maisstärke durch eine vergleichsweise geringere Abbaubarkeit im Pansen aus, was einerseits eine höhere Stärkeanflutung am Dünndarm bewirkt und damit bedeutungsvoll für die Glukosebereitstellung ist und andererseits wiederum der Gefahr einer Pansenazidose entgegenwirkt. Bekannt ist, dass die Abbaubarkeit eines Futtermittels, speziell seiner Nährstoffe, im Pansen der Kuh keine feste Größe ist, sondern mit der Höhe der Futteraufnahme und der damit verbundenen Passagerate bzw. andererseits der Verweildauer im Vormagen variiert. So steigt mit zunehmender Futteraufnahme des Tieres auch die Passagerate des Futters und die Nahrung verlässt schneller wieder den Pansen. 29

Demnach bleibt den Pansenmikroorganismen mit größer werdender Passagerate immer weniger Zeit zur Verdauung. Folglich muss der gesamte Trockensubstanzabbau im Vormagen mit steigender Futteraufnahme und damit steigender Passagerate sinken. Eine Passagerate von 5 % entspricht einer Verweildauer im Pansen von 12 Stunden. Derartige Bedingungen finden sich im Pansen einer Kuh mit einer Leistung von etwa 10 kg fettkorrigierter Milch/Tag. Demgegenüber ermittelte man bei Kühen mit einer Leistung von ca. 30 kg fettkorrigierter Milch/Tag eine Passagerate des Futters von 8 %, was einer Verweildauer im Pansen von 8 Stunden entspricht. Bei Tieren mit noch höherer Milchleistung (50 kg fettkorrigierte Milch/Tag) und Futteraufnahme beträgt die Passagerate 12 %. Damit sinkt die Verweildauer im Pansen auf 4 Stunden. Neben diesen Einflussgrößen auf die Abbaubarkeit der Maisstärke im Pansen machen zahlreiche Untersuchungen darüber hinaus aufmerksam, dass auch von der Art der Konservierung ein nicht unerheblicher Einfluss ausgeht. So zeigen beispielsweise Untersuchungen von HRIC et al. (2000) und ETTLE (2001), dass mit zunehmendem Reifestadium des Silomais die Abbaubarkeit der gesamten organischen Masse der frischen Maiskörner im Pansen der Kuh abnimmt. Gleiches wird auch bei silierten Maiskörnern beobachtet, aber auf einem wesentlich höheren Niveau (Abb. 1). Abb.1 Einfluss des Siliervorganges auf den Abbau im Pansen (Passagerate k=0,08) (HRIC et al., 2000; ETTLE, 2001) 30

WEISBJERG et al. (2002) ermittelten in Versuchen an Milchkühen bei frischem Mais mit zunehmendem Trockenmassegehalt eine abnehmende Abbaubarkeit bzw. zunehmende Pansenstabilität der Stärke. Hingegen lag der Stärkeabbau von siliertem Mais im gesamten Trockenmassebereich von weniger als 20 bis fast 40 % auf einem wesentlich höheren und gleichbleibenderem Niveau (Abb. 2). Gleiches fanden die Autoren ebenfalls für den Proteinabbau. Abb. 2 Effektiver Abbau der Stärke im Pansen von Grünmais und Maissilage (WEISBJERG et al., 2002) Eine Arbeit von KURTZ et al. (2003) belegte zudem, dass der Trockenmasseabbau im Pansen von silierten und heißluftgetrockneten Maiskörnern gänzlich verschieden ist (Abb. 3). Auch wurde der Einfluss des Erntetermins und damit Reifestadium des Maises auf die Höhe der Abbaubarkeit bestätigt. Als Messmethode hierfür dienen hauptsächlich in sacco- Untersuchungen an pansen- und dünndarmfistulierten Kühen. Darüber hinaus erwies sich auch die Sorte als ein weiterer Einflussfaktor auf die Trockenmasse- und Stärkeabbaubarkeit (LOOSE, 1999; ETTLE, 2001; HÖNER et al., 2002) (Abb. 4). 31

Abb. 3 Einfluss der Konservierung auf den Trockenmasseabbau im Pansen (KURTZ et al., 2003) Einstimmig belegen diese Untersuchungen, dass silierter Mais immer wesentlich umfangreicher im Pansen der Kuh abgebaut wird, als das frische Ausgangsmaterial. Das bedeutet, dass der Siliervorgang einen erheblichen Einfluss auf das Ausmaß des Stärkeabbaus im Pansen hat. Wissenschaftlich wird diese Tatsache damit erklärt, dass die Silierung zu einer teilweisen Auflösung der Proteinmatrix des Endosperms im Maiskorn führt. Dadurch wird die Stärke für die Mikroorganismen im Pansen besser angreifbar. Eine erhöhte ruminale Stärkeabbaubarkeit nach dem Silieren kann demnach teilweise aus einer Auflösung des Endosperm-Proteins während der Fermentation bei der Silierung abgeleitet werden. Eventuell trägt auch die Quellung der Stärke dazu bei. Ob ebenfalls die Lager- bzw. Silierdauer der Maissilage auf die Pansenstabilität der Stärke in Richtung höherer Abbaubarkeit im Pansen wirkt, muss durch weiterführende Untersuchungen geklärt werden. Häufig jedoch beobachten Landwirte, dass nach früher Öffnung des Maissilos (2-4 Wochen nach Einsilierung), wenn die Maissilage noch gar nicht ganz durchsiliert ist, gehäuft Maiskörner im Kot der Tiere zu finden sind. 32

Nach mehreren Wochen aber weist der Kot der Kühe häufig, ohne dass die Futterration in ihrer Zusammensetzung geändert wurde, kaum noch Maiskörner auf. Letztlich zeichnen sich nur heißluftgetrocknete, nicht silierte Maiskörner durch eine hohe Pansenstabilität ihrer Stärke aus (ca. 50 %), da die Heißlufttrocknung die ruminale Abbaubarkeit deutlich verringert. Abb. 4 Vergleich von in sacco Abbau der Maiskörner (LOOSE, 1999; ETTLE, 2001) und in vivo-abbau von Stärke aus 4 Maishybriden (HÖNER et al., 2002) Welche Auswirkungen haben diese Ergebnisse auf die Rationsgestaltung? In der Vergangenheit wurde vielfach für die Stärke in Maissilagen eine Beständigkeit von 20 bis 30 % - je nach Trockensubstanzgehalt der Maissilage unterstellt. Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse wird angeregt, zukünftig bei der Rationsgestaltung die in der Abb. 5 dargestellten Werte für die Abbaubarkeit der Stärke in Maissilagen zu berücksichtigen. 33

Abb. 5 Abbau der Stärke von Maissilagen im Pansen (LOOSE, 1999) Somit können selbst in maisreichen Rationen (Abb. 6), insbesondere dann, wenn große Kraftfutter- und damit Stärkemengen zum Einsatz kommen, noch andere Stärketräger verwendet werden, deren Energie großenteils im Dünndarm verfügbar ist. Solche Energieträger sind entweder getrockneter Körnermais oder andere pansengeschützte Stärketräger wie beispielweise behandelter Weizen (WeiPass) oder mit Natronlauge behandeltes Getreide (z. B. Sodagrain). Abb. 6 eingesetzte Futtermittel (kg Ration Trockenmasse) bzw. ausgewählte 1 2 3 Rationseckparameter Grassilage 1. Schnitt 4 4 4 (150 g nutzbares Rohprotein am Dünndarm, 231 g Rohfaser, 6,5 MJ NEL/kg T) Maissilage 8,5 8,5 8,5 (80 g Rohprotein, 173 g Rohfaser, 346 g Stärke, 6,8 MJ NEL/kg T) Rapsextraktionsschrot 1,5 1,5 1,5 Sojaextraktionsschrot 1,0 1,0 1,0 pansengeschütztes Rapsextr.schrot 0,5 0,5 0,5 34

Ration 1 2 3 melassierte Trockenschnitzel 2,2 2,2 2,2 Weizen 3,2 2,2 1,2 Körnermais - 1,0 2,0 Futterharnstoff 0,10 0,10 0,10 Futterkalk + Mineralfutter 0,27 0,27 0,27 Milch aus NEL...(kg) 33,8 33,7 33,7 Milch aus nxp... (kg) 34,8 34,7 34,6 Zucker + Stärke (% der T) 29,5 29,6 29,7 Stärke (% der T) 25,0 25,0 25,0 pansenstabile Stärke: % der T g Annahme: ruminale Abbaubarkeit der Stärke in Maissilage = 75 % 5,0 1065 5,9 1257 6,8 1448 Annahme: ruminale Abbaubarkeit der Stärke in Maissilage = 85 % 3,6 767 4,5 959 5,4 1150 Abb. 6 Beispielrationen für Milchkühe (650 kg), 33 kg Milch, 4,2 % Fett, 3,4 % Eiweiß Futteraufnahme: 21,3 kg Trockenmasse Teil 2: Auswirkungen unterschiedlicher Häcksellängen auf die Strukturversorgung der Milchkuh Maisreiche Rationen liefern, besonders dann, wenn der Mais sehr kurz gehäckselt ist, wesentlich weniger Struktur als grasbetonte Rationen. Hinzu kommt, dass mit steigendem Leistungsniveau der Milchkühe der Kraftfutteranteil in den Rationen zulasten von Strukturkomponenten zunimmt. Somit kann sich die potentielle Gefahr einer nicht mehr wiederkäuergerechten Versorgung der Tiere mit der Folge azidotischer Stoffwechsellagen erhöhen. Wenn in maisbetonten Rationen die Strukturversorgung hauptsächlich über dieses Futtermittel abgedeckt werden muss, kann dann mit einer größeren Häkksellänge des Silomais die Strukturlieferung der Ration erhöht werden? Dieser Frage widmete sich ein siebenmonatiger Milchkuhfütterungsversuch der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Dazu wurden im Herbst letzten Jahres 2 Silomaisvarianten mit gleichen Sorten und von einer identischen Fläche parallel mit 2 Häckslerketten geerntet und unter vergleichbaren Bedingungen in separate Horizontalsilos einsiliert. Die theoretische Häcksellänge der Variante 1 betrug, wie es praxisüblich der Fall ist und auch seitens der Beratung empfohlen wird, 7 mm. Diese Variante wurde mit einem CLAAS Jaguar 870 mit 4 Vorpresswalzen, einer Trommel mit 24 Messern und einem Cracker mit 100 Zähnen gehäckselt. Der Silomais für die Variante 2 wurde mit einem KRONE Big X-Häcksler mit 6 Vorpresswalzen, einer Trommel mit 28 Messern und einem Cracker mit 250 Zähnen auf eine theoretische Häcksellänge von 22 mm geerntet. 35

Das oberste Ziel bei der Erstellung beider Silagen war, neben gleichen Nährstoff- und Energiegehalten das Gewährleisten einer gleich guten Gärqualität. Dazu mussten identische Verdichtungen in den Silos erreicht werden. Deshalb wurden während des parallelen Befüllens der Silos regelmäßig Verdichtungsmessungen gemacht. Bereits zu Beginn der Befüllung wurde sichtbar, dass bei der Langhäckselvariante ein zweites Walzaggregat die Verdichtungsarbeit aufnehmen musste, um eine der Kurzschnittvariante identische Verdichtung zu garantieren. Letztlich wiesen die Maissilagen einen Trockenmassegehalt von 36,8 (kurze Häcksellänge) bzw. 35,6 % (lange Häcksellänge), einen Stärkegehalt von 37,3 bzw. 35,1 %, einen Rohfasergehalt von 18,5 bzw. 19,2 % und einen Rohproteingehalt von 8,4 bzw. 8,5 % in der Trockenmasse auf (Mittel von 6 Analysen/Variante aus insgesamt jeweils 48 Proben). Beide Silagen wiesen auch anhand der Gärqualität und aeroben Stabilität eine gute Vergleichbarkeit auf. Nach einer Lagerdauer von mehr als 100 Tagen wurden ab Januar 2004 beide Silagen in einer maisbetonten Ration als TMR zweimal täglich vorgelegt im Fütterungsversuch eingesetzt (Abb. 7). Die Kraftfutterzusammensetzung ist der Abb. 8 zu entnehmen. Einheit Variante Maissilage Maissilage Rationskomponente kurz lang Maissilage 2003 kurz kg TM/Tier u. Tag 9,0 Maissilage 2003 lang kg TM/Tier u. Tag 9,0 Grassilage 1.Schnitt/2.Schnitt 2003 kg TM/Tier u. Tag 3,7 3,7 Kraftfuttermischung kg/tier u. Tag 10,0 10,0 Mineralfutter für Rinder g/tier u. Tag 150 150 Futterkalk g/tier u. Tag 110 110 Viehsalz g/tier u. Tag 20 20 Rationseckwerte Trockenmasse (TM) % 44,1 44,5 Energie MJ NEL/kg TM 7,0 7,0 XP g/kg TM 186 186 nxp g/kg TM 171 172 RNB g/kg TM 51 49 XF g/kg TM 168 164 Strukturwirksame Rohfaser % d. TM 11,4 11,1 Strukturwert 1,34 1,34 XL % d. TM 3,0 3,1 Zucker % d. TM 4,8 4,5 Stärke % d. TM 20,0 21,0 Pansenstabile Stärke g/tier u. Tag 583 610 Abb. 7 Futterrationen und Eckwerte 36

Abb. 8 Kraftfutterzusammensetzung Nährstoff und Energiegehalt Im Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaftskammer stehen insgesamt 36 Einzeltierfressplätze für 72 Versuchstiere zur Verfügung. Für diese Versuchsfrage waren hauptsächlich frisch- und hochlaktierende Tiere von Bedeutung. Da diese aber nicht in notwendiger Anzahl bereits zu Versuchsbeginn verfügbar waren, wurden kontinuierlich alle ab Januar abgekalbten Tiere jeweils nach der Kalbung in den Versuch eingestellt und Tiere mit fortgeschrittenem Laktationsstadium dafür aus beiden Versuchsgruppen herausgenommen. Das bedeutete, dass somit die Gesamttierzahl für den Versuchszeitraum von Januar bis Ende Juli diesen Jahres 128 betrug (Abb. 9). Prinzipiell wird für einen Milchkuhfütterungsversuch eine Versuchsdauer von mindestens 100 Tagen angestrebt. Da insgesamt 72 Versuchstiere jeweils ab dem Zeitpunkt der Kalbung 100 Versuchstage absolvieren sollten, ergab sich der insgesamt sehr lange Versuchszeitraum von sieben Monaten. Dabei wurden die Versuchstiere immer unter Berücksichtigung der Kriterien Laktationsnummer, aktueller Laktationstag zur Einstellung in den Versuch und Vorlaktationsleistung der Mehrkalbskühe vergleichbar auf die beiden Varianten Variante 1: Maissilage kurz, mit einer theoretischen Häcksellänge von 7 mm; Variante 2: Maissilage lang, mit einer theoretischen Häcksellänge von 22 mm aufgeteilt. Abb. 9 Charakteristik der Versuchstiere 37

Ermittelte Parameter Futter- u. Wasseraufnahme täglich Milchmenge täglich Milchinhaltsstoffe wöchentlich Lebendmasse täglich Körperkondition monatlich Stoffwechselparameter 3 x während d. Versuchszeitraumes Trockenmassegehalte d. Futtermittel u. TMR 3 x wöchentlich Nährstoffgehalte d. Futtermittel u. TMR monatlich Allgemeine Daten d. Gesundheit, Fruchtbarkeit Strukturversorgung Zu Versuchsbeginn galt es zu klären, ob die längere Häcksellänge der Maissilage für die Variante 2 auch tatsächlich bei den Tieren ankommt und nicht gegebenenfalls durch die Entnahmefräse des Mischwagens oder aber durch ein Musen im Futtermischwagen zerstört wird. Zu Beginn des Versuches mussten einige Gegenschneiden aus dem Futtermischwagen entfernt werden, um die längere Häcksellänge der Maissilage auch tatsächlich in den Futterschalen der Tiere nachweisen zu können. Abb. 10 zeigt die Fraktionierungen der Futterbestandteile nach Partikelgröße mittels der Schüttelbox an insgesamt 6 über den gesamten Versuchszeitraum verteilten Terminen. Abb.10 Überprüfung der Struktur der Rationen mittels Schüttelbox 38

Legende zu Abbildung 10: Obere Fraktion: grob, Siebgröße > 19 mm; Zielwert > 10 % Mittlere Fraktion: Siebgröße 8-19 mm; Zielwert 30-50 % Untere Fraktion: fein, Siebgröße < 8 mm; Zielwert < 60 % Wenn Grobfuttermittel oder Futtermischungen einen niedrigen Trockenmassegehalt aufweisen, eignet sich diese Methode nur bedingt zur Beurteilung der physikalischen Struktur, da hohe Feuchtigkeiten im Material die feinen Futterbestandteile binden und diese dann in der obersten bzw. den beiden oberen Sieben zurückhalten. Dies war aber bei beiden Mischungen nicht der Fall. Zudem wiesen die Futterrationen einen nahezu identischen Trockenmassegehalt auf, der damit auch diesbezüglich eine Vergleichbarkeit beider Versuchsvarianten ermöglichte. Die an insgesamt 20 Terminen durchgeführte Ermittlung des Wiederkauindexes zeigte zumindest tendenziell einen höheren Wert in der Versuchsgruppe mit der langgehäckselten Maissilage (Abb. 11). Die ermittelten Wiederkauschläge je Minute und die beurteilte Kotkonsistenz wiesen in beiden Versuchsgruppen keine Unterschiede auf. Abb. 11 Ermittlungen des Wiederkauindexes Futteraufnahme Mit einer längeren Häcksellänge der Maissilage in einer maisbetonten Ration könnte man auf den ersten Blick eine positive Auswirkung auf die Strukturversorgung der Tiere mit der verringerten Gefahr einer möglichen Pansenazidose verbinden. In Folge solcher Zusammenhänge wäre es dann möglich, dass eine länger gehäckselte Maissilage zu einem Anstieg der Futteraufnahme führen könnte. 39

Dieses Bild zeigten die Versuchstiere aber nicht. Die Kühe und Färsen der Gruppe 2 mit der lang gehäckselten Maissilage fraßen nicht mehr als die Tiere der Gruppe 1, sondern 1,0 kg Trockenmasse weniger (Abb.12). Abb. 12 Futteraufnahme der Versuchstiere Leistungen Zu den weiteren tierischen Leistungen neben der Futteraufnahme gehören die Milchmengen und -inhaltsstoffe sowie die Lebendmasse- und Körperkonditionsentwicklungen. Im Mittel der 6 durchgeführten monatlichen Milchkontrollen betrug die durchschnittliche Milchmenge aller Tiere der Versuchsgruppe 1 (kurze Maissilage) 36,1 kg und die der Versuchsgruppe 2 (lange Maissilage) 35,5 kg (Abb. 13). Bei allen Milchinhaltsstoffen (Fett, Eiweiß, Laktose, Harnstoff und Aceton) sowie den Zellzahlen wurden keine Differenzen zwischen beiden Gruppen sichtbar. Gleiches galt für die Lebendmasse und die Körperkonditionen der Tiere. 40

Abb.13 Milchmengen der Versuchsgruppen (monatliche Milchkontrollen) Stoffwechsel Von Interesse waren neben den erwähnten Leistungsparametern vor allem auch messbare Auswirkungen auf die Tiergesundheit, insbesondere den Säuren-Basen-Haushalt, den Fett- und Energie- sowie Eiweißstoffwechsel. Dazu wurden an 3 Terminen von allen im Versuch befindlichen Tieren Blut- und Harnproben gewonnen. In Abb.14 sind ausgewählte Parameter zur Beurteilung der Stoffwechselsituation dargestellt. Parameter NSBA P ß-Hydroxybuttersäure Bilirubin Azeton Einheit mmol/l Harn mmol/l mmol/l mg/l Serum Serum Milch Normwert 83-215 0,32-1,0 < 1,0 < 5,0 < 14,5 Mittelwert Gruppe kurz 134 0,71 0,70 3,29 2,5 Gruppe lang 116 0,80 0,72 3,17 1,8 Anteil der Tiere (%) außerhalb des Normwertes/-bereiches Gruppe kurz 15 5 8 0 1 Gruppe lang 25 9 7 2 0 Abb. 14 Parameter des Säure-Basen-Haushaltes, des Energie-, Fett- und Eiweißstoffwechsels 41

Insbesondere die Netto-Säuren-Basen-Ausscheidung (NSBA) gibt einen Hinweis über den Säuren-Basen-Haushalt und damit auf eine mögliche Übersäuerung. Die durchschnittliche NSBA der Tiere sowohl der Gruppe 1 mit der kurzgehäckselten Maissilage als auch der Gruppe 2 mit der lang gehäckselten Maissilage befand sich im Mittel der drei Untersuchungstermine im Optimalbereich (83-215 mmol/l), wobei mit 25 % etwas mehr Proben der Gruppe 2 außer- und zwar unterhalb des Normbereiches lagen als bei der Versuchsvariante 1. Für energiereich versorgte Hochleistungskühe werden niedrige NSBA-Werte im positiven Bereich (> 0 bis 83 mmol/l) als noch möglicher Bereich diskutiert. Diesen Bereich unterschritt letztlich lediglich 1 Probe der Variante 2 mit einem negativen NSBA-Wert. Letztlich war die NSBA der Tiere der Variante mit dem kurzen Mais nicht niedriger und damit nicht schlechter zu bewerten als die der Tiere der Variante mit dem lang gehäckselten Mais. Hinweise über den Energiestatus, insbesondere Störungen im Kohlenhydrat-Fett-Stoffwechsel (Ketose) liefert die ß-Hydroxybuttersäure, eine nicht veresterte Fettsäure aus dem Leberstoffwechsel. In den Varianten 1 und 2 wurde bei 8 bzw. 7 % der Proben ein unphysiologisch höherer Gehalt an ß-Hydroxybuttersäure nachgewiesen. Im Mittel der 3 Termine waren die Gehalte dieser Fettsäure in beiden Gruppen aber immer im physiologischen Bereich (bis 1,0 mmol/l Blutserum), was allgemein auf keinen stoffwechselbelastenden Energiemangel als Herdenproblem schließen lässt. Auch der Parameter Bilirubin ist ein Energieversorgungsanzeiger. Hohe Werte (> 5,0 mmol/l) weisen auf einen niedrigen Glukosespiegel aufgrund eines möglichen akuten Leberschadens, einer energiemangelbedingten Leberbelastung bzw. einer Ketose oder Fettleber. Auch hier lagen die Mittelwerte aller Tiere beider Varianten immer im physiologischen Bereich und schlossen somit eine schwerwiegende Belastung des Energiestoffwechsels aus. Gleiches wurde auch durch die Untersuchung der Milchacetongehalte bei allen Tieren bis zum 49. Laktationstag festgestellt. Für lediglich ein Tier der Versuchsvariante 1 ergab die Überschreitung des Milchacetongehaltes von 58,1 mg/l ein Risiko klinischer Ketose. Ansonsten war keine der 67 bzw. 81 untersuchten Milchproben der beiden Gruppen mit überhöhtem Acetongehalt (> 14,5 mg/l) auffällig. Insgesamt stellten sich bei der Beurteilung der Stoffwechselsituationen keine nennenswerten Unterschiede zwischen beiden Varianten heraus. Der Säuren-Basen-Haushalt der Tiere der Kurzvariante zeigte keine stärkere Belastung als der der Kühe und Färsen der Variante mit der lang gehäckselten Maissilage. Bei der regelmäßigen Routinekontrolle der Kotkonsistenz im Versuchsstall konnten ebenfalls keine deutlichen und eindeutig zuzuordnenden Unterschiede zwischen den Varianten festgestellt werden und es ergaben sich auch keine Hinweise, die auf eine nicht bedarfsgerechte Versorgung mit Strukturfutter hingewiesen hätten. 42

Fazit Die Erhöhung der Häcksellänge erforderte neben einem höheren Transportaufwand vor allem einen höheren Verdichtungsaufwand. Wenn dieser Forderung nicht gerecht werden kann, ist eine geringere Verdichtung die Folge, wie eine Untersuchung der Landwirtschaftskammer Rheinland, auf Haus Riswick, zeigte (WAGNER et al., 2004). Mit steigender Häcksellänge von 5,5 mm über 14 mm bis 21 mm sanken die erreichten Dichten. Das lässt zumindest die Annahme zu, dass, je trockener die Restpflanze ist, eine Verlängerung der Häcksellänge umso problematischer wird. Bei standardmäßiger Häcksellänge des Silomaises zeigte selbst bei einer maisreichen Ration eine weitere Erhöhung der Häcksellänge keinen sicht- und messbar positiven Einfluss auf die Strukturversorgung von Milchkühen (Futteraufnahme, Kotkonsistenz, Milchfett, Stoffwechselparameter des Säure-Basen-Haushaltes). Auch wenn zu dieser Fragestellung derzeit nur sehr wenige Ergebnisse bekannt sind, so werden doch ähnliche Aussagen in den bislang vorliegenden amerikanischen und französischen Versuchsberichten gemacht. Deshalb sollte das Primat immer die Erreichung der maximalen Verdichtung und damit die Gewährleistung bester Gärqualität sein. Literaturverzeichnis ETTLE, T., 2001: Vergleichende Untersuchungen zur Protein- und Stärkebewertung in der Milchviehfütterung. Diss., Techn. Univ. München. HÖNER, K., LEBZIEN, P., ETTLE, T., SCHWARZ, F.-J. und FLACHOWSKY, G., 2002: Einfluss von Silagen aus unterschiedlichen Maishybriden auf die Umsetzungen im Verdauungstrakt von Kühen. Landbauforschung Völkenrode 3, 149-156. HRIC, I., KALLUS, B., LEBZIEN, P. und SCHWARZ, F.J., 2000: Einfluss des Reifestadiums auf die in situ-abbaubarkeit von Maiskörnern verschiedener Sorten im Pansen von Milchkühen. Proc. Soc.Nutr.Physiol.9, 136. KURTZ, H., ETTLE, T. und SCHWARZ, J.F., 2003: Ruminale Abbaubarkeit von Maisstärke. Mais 2 (31.Jg.), 72-74. LOOSE, K., 1999: Untersuchungen zum Einfluss verschiedener Körnermaishybriden auf die Stärke- und Proteinumsetzungen im Verdauungstrakt von Milchkühen. Diss., Tierärztl. Hochschule Hannover. WAGNER, A., LEURS, K. und BÜSCHNER, W., 2004: Einfluss der Häcksellänge auf Verdichtbarkeit, Silierung und Nacherwärmung von Silomais. Agrartechnische Forschung 10, Heft 4, 54-61. WEISBJERG, M.R., BORSTING, C.F. und JENSEN, Ch., 2002: Majsfodring i relation til udviklingstrin, snitlaengde og tyggetid. Temadag om aktuelle fodringssporgsmal. 27.8.2002, 39-48. Diskussion Frage Wie hoch war denn die Energiedichte in der Maissilage? In unserer Region lag im Jahr 2003 die durchschnittliche Energiedichte bei nur 6,2 bis 6,3 MJ und infolgedessen ist natürlich klar, dass ganz fein gehäckselt werden musste. 43

Antwort In unserem Fall haben wir glücklicherweise, das wissen sie wahrscheinlich, in Schleswig-Holstein waren die Probleme nicht gar so gravierend, mit einer relativ normalen Maissilage arbeiten können. Mit insgesamt, das war vielleicht etwas überdurchschnittlich, 37 % TM-Gehalt, 35 % Stärke und 6,6 MJ NEL. Eine relativ übliche Maissilage. Dr. Pieper Mit 37 % TM ist die Strukturwirksamkeit der untersuchten Maissilage sowieso schon sehr hoch. Mit 6,6 MJ NEL ist es eine normale Maissilage, nicht hochgemäht sondern normal mit sehr hohen Strunkanteilen. Meine Frage: Wie würde Ihre Empfehlung zur Häcksellänge für Siliergut mit 30-32 % TM oder für Hochschnittmais mit geringem Stengelanteil sein? Bisher haben wir eine Matrix zur Häcksellänge in Abhängigkeit von der TM und der Stoppelhöhe bzw. Stengelanteil empfohlen. Entsprechend dieser Matrix wäre die von Ihnen untersuchte Maissilage kurz zu häckseln. Antwort Diesbezüglich haben wir keine Untersuchungen durchgeführt. Allerdings liegen auch internationale Ergebnisse vor, die den Trend zeigen, dass mit längerer Häcksellänge der Abbau im Pansen abnimmt. Das Primat nach wie vor, das hatte ich vorhin als letztes Schlagwort gegeben, wenn der Landwirt es hinbekommt auf Biegen und Brechen eine, ich sag jetzt mal, Knackverdichtung zu präsentieren, dann gehen wir auch gerne, auch auf Grund dieser Ergebnisse, in die Empfehlung und sagen 10 bis 13 mm Häcksellänge dürften kein Problem sein. Das Primat hat nach wie vor die Verdichtung. Natürlich, sie fragen nach der TS. Je feuchter mein Mais per se ist, desto größer ist ja schon seine Eigenverdichtung. Demzufolge kommt er mir hinsichtlich der Verdichtung schon entgegen. Desto länger werde ich wählen. Aber auf Garantie werde ich keine 22 mm wählen. Frage Der geringere Abbau im Pansen ist ja nachvollziehbar. Die Frage ist nur, wie ist der gesamte Abbau zu sehen, d.h. auch die Ausnutzung im Dünndarm? Geht die generell zurück oder wird eine Verlagerung erfolgen vom Abbau vom Pansen hin zum Dünndarm? Antwort Alles dieses waren Untersuchungen insbesondere zum Abbau im Pansen. Natürlich wird nach wie vor auch im Dünndarm verarbeitet. Ich kann ihnen derzeit keine Zahlen nennen. 44