Deutschland hat Zukunft Rohstoffversorgung langfristig sichern

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Transkript:

Deutschland hat Zukunft Rohstoffversorgung langfristig sichern Donnerstag, 26. Januar 2017 um 17:00 Uhr Hotel Bayerischer Hof, Königssaal Promenadeplatz 2 6, 80333 München Begrüßung Bertram Brossardt Hauptgeschäftsführer vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Es gilt das gesprochene Wort.

1 Sehr geehrter Herr Staatssekretär Pschierer, lieber Franz Josef, meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu unserem Deutschland hat Zukunft Kongress! Die Bedeutung der Rohstoffversorgung Unser Thema heute, die Sicherung der Rohstoffversorgung, ist ein Schlüsselthema der Zukunft. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass sämtliche Rohstoffe, die wir brauchen, immer zur Verfügung stehen. Die Wertschöpfung unserer Industrie und auch die Weltlage heute sind dafür viel zu komplex. Gerade ein Hightech-Standort wie Bayern muss aber sicher und bezahlbar mit Rohstoffen versorgt werden, um weiter in der ersten Liga mitspielen zu können. Rohstoffe sind die Grundlage für jedes Produkt. Bleibt der Nachschub aus, werden ganze Wertschöpfungsketten lahmgelegt die

2 wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen können Sie sich leicht ausmalen. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft zählt zu den Ersten in Deutschland, die sich frühzeitig dem Thema gewidmet haben wir haben bereits 2009 unser erstes Rohstoffgutachten vorgestellt. Heute freuen wir uns, die neueste Aktualisierung unserer Studie zu präsentieren. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat sie in bewährter Zusammenarbeit für uns erstellt. Herr Dr. Lichtblau vom IW wird die Studie gleich im Detail vorstellen. Die Risiken bei der Rohstoffversorgung Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Lage! Die Rohstoffversorgung ist vor allem durch drei Faktoren gefährdet: 1. durch den weltweit steigenden Rohstoffbedarf bei begrenzten natürlichen Ressourcen, 2. durch eine zunehmende Konzentration bei den Rohstoffanbietern und

3 3. durch Einschränkung der Exporte seitens der Förderländer zum Schutz ihrer eigenen Industrie. Es geht nicht nur um Eisen, Kupfer, Zink viele Industrieprodukte enthalten zahlreiche, oft wenig bekannte Rohstoffe wie die sogenannten Seltenen Erden. Der Abbau dieser Seltenen Erden ist aufwendig und konzentriert sich in wenigen Förderländern, die oft auch politisch unsicher sind. Seltene Erden werden aber gerade in den entscheidenden Zukunftstechnologien eingesetzt, zum Beispiel für Energiespeicher, für neue Antriebstechnologien im Fahrzeugbau und in der Informationstechnologie. Das zeigt, wie wichtig die Rohstoffversorgung nicht nur für die aktuelle Produktion, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes ist. Unsere Innovationkraft hängt wesentlich davon ab.

4 EU-Initiative zu Konfliktrohstoffen Was die EU-Initiative zu den sogenannten Konfliktrohstoffen betrifft, war zu befürchten, dass eine weitere Bürokratielawine für die Unternehmen losgetreten wird. Die Verordnung soll den Handel mit Metallen und Mineralien aus Konfliktregionen regulieren. Wir haben uns nach Kräften für die geringstmögliche Belastung für die heimische Industrie eingesetzt. Die Einigung im Rahmen der Trilog- Verhandlungen Ende November ist ein tragbares Ergebnis für die Wirtschaft: Wichtig für uns: Die Regelung soll weitgehend freiwillig bleiben. Es soll eine Übergangsfrist von vier Jahren geben, und viele mittelständische Unternehmen bleiben von der Berichtspflicht ausgenommen. Rohstoffpreisindex Zur Beschreibung der aktuellen Situation gehört natürlich auch der Blick auf die Preise: Im Dezember sind die Rohstoffpreise erneut

5 gestiegen. Der vbw Rohstoffpreisindex nahm gegenüber November um 3,2 Prozent auf 118,7 Punkte zu. Das Vorjahresniveau des Index wurde um 25,5 Prozent übertroffen. Im Jahresverlauf 2016 hat ein nahezu stetiger Anstieg des Preisindex stattgefunden. Da dieser aber geringer ausfiel als der Preisrückgang im Jahr 2015, ergibt sich im Jahresdurchschnitt noch ein Minus um knapp 6 Prozent gegenüber 2015. Besonders die metallischen Industrierohstoffe verteuerten sich im Dezember. Auch die Preise für Seltene Erden stiegen an. Hingegen gaben die Preise für Edelmetalle nach. Der Ölpreis stieg im Dezember wieder merklich an. Dies führt dazu, dass der Rohstoffpreisindex mit Energie gegenüber November um 15,6 Prozent zunahm. Das Vorjahresniveau wurde sogar um 43,6 Prozent übertroffen. Aufgaben für die Unternehmen Meine Damen und Herren, viele Unternehmen haben bereits reagiert und ihre Rohstoffversorgung mit gezielten Maßnahmen gesichert, etwa durch

6 die Identifikation kritischer Rohstoffe in den eigenen Wertschöpfungsketten, die möglichst effiziente Verwendung oder Substitution gefährdeter Rohstoffe, Forschung und Entwicklung, langfristige Lieferverträge, Preisabsicherung über Hedging oder, so weit möglich, die Weitergabe steigender Preise an die Kunden. Dennoch: Die Aufgabe ist groß. Deshalb wollen wir, die vbw, so gut wie möglich unterstützen und auch den Austausch zwischen den Unternehmen fördern. Forderungen an die Politik An bestimmten Punkten stoßen die Unternehmen jedoch an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, was eine politische Flankierung unverzichtbar macht. Das gilt gerade dort, wo Lieferländer die Rohstoffversorgung als geopolitisches Instrument missbrauchen.

7 Aus Sicht der bayerischen Wirtschaft sind daher die folgenden vier Aspekte besonders wichtig: Erstens: Die internationalen Rohstoffmärkte müssen erhalten und neue eröffnet werden. Dies kann geschehen durch den Aufbau verbindlicher Rechtsstrukturen im Rahmen entwicklungspolitischer Public Private Partnerships, durch Unterstützung beim Auf- und Ausbau von Infrastrukturen und durch die Förderung von Transparenz, so dass die Gewinne aus der Rohstoffförderung der gesamten Bevölkerung zugutekommen. Zweitens: Bilaterale Abkommen müssen verhindern, dass rohstoffreiche Länder ihre Exporte künstlich begrenzen. Drittens: Die Grundlagenforschung im Bereich der Rohstoffversorgung muss mit voller Kraft vorangetrieben werden. Langfristig liegen hier riesige Chancen, etwa bei der

8 Ressourceneffizienz oder der Erforschung von Substituten. Viertens: Wir brauchen zukunftsfeste Recyclingkonzepte. Das Know-how ist in den Unternehmen vielfach da die Politik sollte es aber auch abrufen. Auch die Konsumenten müssen besser über Recyclingmöglichkeiten aufgeklärt werden. Wertvolle und seltene Rohstoffe dürfen nicht mehr im Hausmüll landen. In diesem Zusammenhang muss auch der illegale Abfluss von Sekundärrohstoffen durch bessere Kontrollen verhindert werden. Darüber hinaus brauchen wir mehr Wettbewerb auf den Rohstoffmärkten. Kartellbehörden, EU- Kommission und WTO sind hier in der Pflicht. Der Staat kann zudem vielfältig bei internationalen Rohstoffprojekten unterstützen etwa über die Botschaften und in der Entwicklungspolitik. Auch die bayerische Außenwirtschaftsförderung muss Partnerschaften mit den wichtigen Rohstoffländern aufbauen.

9 Schließlich muss Bayern stärker als bisher die Möglichkeiten heimischer Rohstofflagerstätten nutzen. Unser Land ist reich an mineralischen Rohstoffen, viele Lagerstätten sind jedoch dem Rohstoffabbau entzogen durch Ausweisung von Schutzgebieten oder andere Nutzungsansprüche. Je mehr Flächen wir aber der Rohstoffgewinnung vor Ort entziehen, desto größer wird unsere Importabhängigkeit. Die sichere Rohstoffversorgung muss deswegen bei der Ausweisung von Nutzungsflächen durch die Landesplanung und Raumordnung stärker berücksichtigt werden. Wir können es uns schlicht nicht leisten, heimische Rohstofflagerstätten brach liegen zu lassen. Hier ist die Staatsregierung gefordert. Schluss Meine Damen und Herren, neben der Demographie und der Digitalisierung ist die langfristig sichere und bezahlbare

10 Rohstoffversorgung ein Schlüsselthema der Zukunft. Hier sind Unternehmen und Staat gleichermaßen gefordert. Es liegt jetzt in unserer Hand, klug und vorausschauend die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen ertragreichen Nachmittag und Abend. Vielen Dank!