Geisteswissenschaft Rex-Oliver Funke Arbeitsfragen zum Johannesevangelium Studienarbeit
Hausarbeit Neues Testament Arbeitsfragen zum Johannesevangelium Abgabetermin: 21.01.2012 1
Inhaltsverzeichnis 1. Was wird im Prolog des Johannesevangeliums mit Hilfe des Logos-Titels ausgesagt? S. 3 2. Worin unterscheiden sich die Jüngerberufungen bei Johannes von denen bei den Synoptikern (vgl. dazu Joh 1,35-51, Mk 1, 16-20 parr; Mk 2, 13-17 parr) und was kommt darin für das johanneische Jüngerverhältnis zum Ausdruck? S. 5 3. Im Johannesevangelium kommt mehrfach ein Jünger, den Jesus lieb hatte vor (vgl. Joh 13,23; 19,26; 20,2; 21,7.20). Was unterscheidet ihn von den anderen Jüngern? S. 8 4. Welche Beziehungen bestehen zwischen Zeichen und Reden Jesu? Erläutern Sie das am Beispiel der Blindenheilung (Kap.9) und der Lichtrede (Kap. 8,12-20). S. 11 5. Was ist im Johannesevangelium mit der Rede von der Erhöhung Jesu gemeint (Joh 3,14; 8,28; 12,32-34)? Wie schlägt sich das in der johanneischen Passionsdarstellung nieder? S. 14 6. Welche Funktion hat der Tröster für Gemeinde nach Joh 14-16? In welcher Weise ist nach Johannes der auferstandene Christus in seiner Gemeinde gegenwärtig? S. 17 Literaturverzeichnis S. 20 2
1. Was wird im Prolog des Johannesevangeliums mit Hilfe des Logos-Titels ausgesagt? Hatte das Markus-Evangelium die Geschichte Jesu bis zum Auftreten des Täufers Johannes zurückverfolgt, setzen Matthäus- und Lukas-Evangelium mit Geschichten über die Geburt und Kindheit Jesu ein, so sieht der vierte Evangelist die Herkunft Jesu vor aller Zeit in der Ewigkeit Gottes, ja im tiefsten Wesen Gottes selbst begründet und verleiht dieser Sicht in einem bekenntnisartigen Lied feierlichen Ausdruck. 1 und: Das Johannesevangelium beginnt auf kosmischer Ebene und erzählt dann im Kontrast dazu von dem irdischen Menschenleben, das Jesus an das Kreuz führt. Darin zeigt sich die Speerspitze des Evangeliums. Es folgt in seiner Darstellung dem mythischen Schema vom Abstieg des Gottessohnes und seiner Rückkehr zum Vater. 2 Die Übersetzung des Logos-Begriffes ist nicht einfach. Der präexistente Jesus bei Gott kann nicht einfach als Wort Gottes übersetzt werden, auch wenn Luther dies zunächst so tut. Er schreibt: das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. (Joh 1,1). Das Wort Gottes ist zugleich auch Sinn des Evangeliums (des Menschenlebens?), es bedeutet Kraft, die es im Leben eines Menschen inne hat, und außerdem beinhaltet es die Tat Gottes im Heilshandeln. Das Wirken, Leben und Sterben Jesu ist bei Johannes, mehr als bei den synoptischen Evangelien, eine bewusste Tat, ein bewusstes Handeln Gottes. Der Prolog zeichnet bereits die Botschaft des Evangeliums vor, er beschreibt die Parabel, den Flug des Adlers, der Johannes als Zeichen zugeordnet wird: Jesus ist von Gott gekommen, mit ihm war er schon vor aller Zeit präsent, er wird wirklich Mensch und leidet echt gegen doketische 3 Lehren und er wird wieder erhöht zum Vater nach der Erfüllung der Passionsgeschichte. Es ist vollbracht. (Joh 19,30) ist also korrespondieren zum Prolog auch so zu verstehen, dass ein bereits vorgezeichneter Weg erfüllt wird. Im Doketismus wurde angenommen, dass Jesus nur scheinbar Mensch war. Der Logos konnte gar keinen menschlichen Leib annehmen, da dieser wie alles Fleisch als unrein galt. Die Kirche hat dem deutlich widersprochen. Dass Christus von Gott zum Menschen wurde und zwar zu einem wirklichen und echten Menschen gehört zu den Grundlagen christlicher Lehre. 1 Einleitung zum Johannesevangelium in der Stuttgarter Erklärungsbibel, Seite 1559 2 K.-W. Niebuhr, Grundinformation Neues Testament, Seite 146 3 Der Ausdruck Doketismus (griechisch δοκεῖν dokein scheinen ) bezeichnet die Lehre, Jesus Christus habe nur scheinbar einen physischen Körper gehabt und am Kreuz auch keine Leiden empfunden. 3