Modul 9 Modul 9 Arbeitsbogen 9.1 Wie könnte kontrolliertes Trinken konkret aussehen? Arbeitsbogen 9.2 Trinkplan Kontrolliertes Trinken Infoblatt 9.2 Anhaltspunkte zur Erstellung eines Trinkplans
1 Modul 9 Wie könnte kontrolliertes Trinken konkret aussehen? Arbeitsbogen 9.1 Stellen Sie sich vor, Sie wollen kontrolliertes Trinken anstreben. Was würden Sie sich konkret vornehmen, um das Trinken unter Kontrolle zu halten? Ich nehme mir vor...
1 Modul 9 Trinkplan Arbeitsbogen 9.2 Art des Alkohols (Was trinke ich?): Menge (Wie viel trinke ich?): Geschwindigkeit (Wie schnell trinke ich?): Frequenz (Wie häufig trinke ich?): Umstände (Wann trinke ich nicht?): Ort (Wo trinke ich?): Umfeld (Trinke ich alleine oder mit anderen? Mit wem?): Befinden (Bei welchem Befinden trinke ich nicht?):
? 1 Modul 9 Kontrolliertes Trinken Bei vielen Alkoholabhängigen taucht irgendwann einmal der Wunsch oder Gedanke auf, vielleicht doch wieder kontrolliert mit Alkohol umgehen zu können. Damit ist oftmals die Hoffnung verbunden, wieder so trinken zu können wie nichtabhängige Menschen. Andere Abhängige dagegen vertreten konsequent die Haltung, dass kontrolliertes Trinken bei Menschen mit Alkoholproblemen nicht möglich ist. Dahinter steht oftmals die Erfahrung, in der Vergangenheit schon selbst nach PhasenmoderatenAlkoholkonsums wieder in alte Konsummuster zurückgefallen zu sein. In beiden beschriebenen Fällen ist jedoch meist nicht von kontrolliertem Trinken im engeren Sinne die Rede. Der Begriff des kontrollierten Trinkens wird nämlich häufig mit normalem Trinken (oder nicht mehr so viel wie früher trinken, einfach weniger trinken ) verwechselt. Es stellt sich also zunächst die Frage: Was ist kontrolliertes Trinken? Kontrolliertes Trinken unterscheidet sich wie folgt von normalen Trinken : Normales Trinken Von normalem Trinken spricht man, wenn jemand ohne vorherigen Trinkplan aus der Situation heraus entscheidet, ob er Alkohol (weiter-)trinkt oder auf weiteren Alkoholkonsum verzichtet. Beispiele: Jemand stellt beim ersten Bier fest, dass er müde wird und trinkt deshalb keinen weiteren Alkohol mehr. Jemand stellt bei einer Geburtstagsfeier fest, dass er im Moment Lust auf einenorangensaft hat und trinkt deshalb keinen Sekt. Kontrolliertes Trinken Von kontrolliertem Trinken spricht man, wenn jemandsein Trinkverhalten nach einem zuvor aufgestellten Trinkplan bzw. Trinkregeln steuert. Beispiel: Jemand trinkt Alkohol nach folgendem Plan: Er trinkt pro Tag nie mehr als 1Flasche Bier (0,5 l) oder 1 Glas Wein (0,2 l). Erbeginnt mit dem Alkoholtrinken nie vor 17 Uhr. Er legt pro Woche 3 alkoholfreie Tage ein.
? 2 Modul 9: Kontrolliertes Trinken Für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit ist normales Trinken meist nicht möglich, allenfalls kontrolliertes Trinken. Beim kontrollierten Trinken bedarf es einer Reihe von Trinkregeln und weiterer Fertigkeiten (z. B. ein Trinktagebuch zu führen), wie sie in Programmen zum kontrollierten Trinken vermittelt werden. Wie solch ein Trinkplan aussehen kann, ist im Infoblatt 9.2 dargestellt. Kontrolliertes Trinken muss erlernt werden Wie aus dem Trinkplan schon erkennbar ist, geht es beim kontrollierten Trinken um mehr, als darum, einfach die Alkoholmenge einzugrenzen. Auch kontrolliertes Trinken erfordert ebenso wie Abstinenz eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Alkoholkonsum und dessen Hintergründen. Darüber hinaus gilt es, sich eine Reihe von Strategien anzueignen, damit es gelingen kann, längerfristiges kontrolliertes Trinken zu praktizieren. Dies alles muss ebenso wie Abstinenz erlernt und geübt werden. Deshalb ist es sehr riskant, wenn Abhängige nach einer Abstinenzphase ohne fachliche Vorbereitung auf eigene Faust anfangen, es wieder mit Alkohol zu versuchen. Kontrolliertes Trinken gelingt nicht immer Doch auch eine gute Vorbereitung, z. B. im Rahmen eines Gruppenprogramms bei einer Beratungsstelle, ist keine Garantie dafür, dass dauerhaft kontrolliertes Trinken gelingt. Es gibt drei große Klippen, an denen Versuche kontrollierten Trinkens scheitern können. Diese drei wichtigsten Klippen sind im folgenden aufgeführt: Modul 9 1. Krisensituationen Die größte Gefahr, dass der Alkoholkonsum wieder außer Kontrolle gerät, ist bei einer Krise gegeben. Mit Krise ist z.b. gemeint, dass man eine massive Enttäuschung erlebt oder eine nahestehende Person verloren hat, Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz ausgesetzt ist oder den Arbeitsplatz verloren hat. In derartigen Situationen braucht man viel Kraft, um die Krise durchzustehen und diese Kraft fehlt dann häufig für die konsequente Kontrolle des Trinkverhaltens. Zudem weiß man, dass man sich durch Alkoholkonsum die Sorgen kurzfristig vom Hals schaffen könnte. Dann passiert es leicht, dass in einer Kurzschlussreaktion das Trinken außer Kontrolle gerät.
? 3 Modul 9 2. Selbstüberschätzung Bei einigen Abhängigen stellt sich nach einiger Zeit oftmals eine gewisse Leichtsinnigkeit und Selbstüberschätzung nach dem Motto ein: Ich komme jetzt wieder ganz gut mit Alkohol zurecht. Ich kann aufhören einen Trinkplan zu führen. Ich merke selbst, wann ich von Alkohol genug habe. Das mag einige Male ganz gut gehen,dochdiegefahr besteht darin, dassnun, da keine feste Grenze mehr gegeben ist, das Trinken sich unmerklich steigert. Zunächst einmal erlaubt man sich beim Grillfest ein Bier mehr, bei einem der nächsten Anlässe wird es wieder etwas mehr. Auf diese Weise kann sich die Trinkmenge immer mehr steigern, bis der Alkoholkonsum tatsächlich außer Kontrolle gerät. 3. Körperliche Abhängigkeit Auch zu hoch angesetzte Alkoholmengen oder nicht eingehaltene Trinkpläne können zu einer allmählichen Steigerung der Trinkmenge führen. Dadurch kann eine erneute körperliche Abhängigkeit entstehen, in deren Folge Entzugserscheinungen (z.b. Unruhe, Schweißausbrüche, Zittern usw.) auftreten, wenn der Alkoholspiegel im Blut sinkt. Die Entzugssymptome werden dann meist wieder mit Alkohol zu lindern versucht. Wenn aber der Alkohol die Aufgabe hat, Entzugssymptome zu lindern, ist es nicht mehr möglich, kontrolliert zu trinken, d. h. sich an den Trinkplan zu halten und z. B. alkoholfreie Tage einzulegen. Sie sehen: Es gibt mehrere Gründe, warum es trotz erlernter Strategien und ausgefeiltem Trinkplan nicht so einfach ist, auf Dauer kontrolliert zu trinken. Erneutes Trinken ist immer mit dem Risiko verbunden, wieder in alte Konsummuster zurückzufallen. Doch auch bei momentanem ernsthaften Abstinenzvorsatz lässt sich nicht völlig ausschließen, dass zu einem späteren Zeitpunkt einmal der Gedanke oder der Wunsch auftaucht, kontrolliert Alkohol zu trinken. Es stellt sich nun die Frage, wie man denn am besten mit derartigen Wünschen oder Gedanken ankontrolliertes Trinken umgehen sollte. Wir haben dazu im folgenden einige Empfehlungen für Sie zusammengestellt: Empfehlungen zum Umgang mit Wünschen oder Gedanken an kontrolliertes Trinken 1. Prüfen Sie zunächst, ob es sich wirklich um einen Wunsch nach kontrolliertem Trinken handelt oder einfach um ein momentanes Hingezogenfühlen zum Alkohol. Wenn Ihnen etwa nach Feierabend der Gedanke
4 Modul 9: Kontrolliertes Trinken durch den Kopf geht Ich habe jetzt unheimlich Lust auf ein Bier. Ich könnte doch im Biergarten gepflegt eine Halbe trinken, dann drückt sich darin zunächst einmal ein aktuelles Verlangen nach Alkohol aus. Oft hilft es hier schon, sich körperlich zu betätigen, wie etwa eine Runde zu joggen, einen strammen Spaziergang zu machen oder sich durch die intensive Beschäftigung mit einem Hobby abzulenken. Meist verschwindet das Hingezogenfühlen zum Alkohol dann von alleine wieder, ohne dass der Wunsch nach kontrolliertem Trinken in Ihrem Denken breiteren Raum einnimmt. 2. Finden Sie heraus, was Ihren Wunsch nach kontrolliertem Trinken hervorrufen könnte, falls sich der Gedanke an kontrolliertes Trinken immer wieder meldet. Ärgert es Sie, nicht so unbeschwert mit Alkohol umgehen zu können wie andere? Hoffen Sie, belastende Lebensumstände durch Alkohol leichter ertragen zu können? Machen sich Selbstüberschätzungen breit, nach dem Motto: Ich kann alles, was ich will!? 3. Wenn Sie ernsthaft mit dem Gedanken spielen, kontrolliert trinken zu wollen, wägen Sie zuvor die Vor- und Nachteile des kontrollierten Trinkens und die Vor- und Nachteile der Abstinenz mit einem Gesprächspartner ab. Entscheiden Sie sich erst nach gründlichem Überlegen, Ihr Abstinenzziel aufzugeben. 4. Gehen Sie nicht auf eigene Faust vor, wenn Sie vorhaben, kontrolliert zu trinken. Besprechen Sie Ihren Plan mit einer Fachkraft und erarbeiten Sie genaue Regeln, an die Sie sich halten wollen. Bedenken Sie: Auch kontrolliertes Trinken muss systematisch erlernt werden und ergibt sich nicht einfach so. Modul 9
1 Modul 9 Infoblatt 9.2 Anhaltspunkte zur Erstellung eines Trinkplans Art des Alkohols (Was trinke ich?) Menge (Wie viel trinke ich?) Geschwindigkeit (Wie schnell trinke ich?) Frequenz (Wie häufig trinke ich?) Umstände (Wann trinke ich nicht?) Ort (Wo trinke ich?) Umfeld (Trinke ich alleine oder mit anderen? Mit wem?) Befinden (Bei welchem Befinden trinke ich nicht?) Allgemein Z.B. keine Spirituosen Obergrenzen: WHO: 30 g (= 1 1 2 Fl. Bier) pro Tag (Männer) 20 g (= 1 Fl. Bier) pro Tag (Frauen) Britische Ärztevereinigung: 168 g (8 1 2 Fl. Bier) pro Woche (Männer) 112 g (5 1 2 Fl. Bier) pro Woche (Frauen) (20 g Alkohol=ca. 1 Fl. Bier oder 0,2 l Wein oder 3Gläserà0,02lSchnaps) Langsam; in kleinen Schlucken; mit Pausen Nicht täglich; mindestens 1 2 abstinente Tage pro Woche Nicht während der Arbeit oder anderen Verpflichtungen; nicht auf leeren Magen; nicht zum Durstlöschen Nicht dort, wo ich früher zu viel getrunken habe Nicht mit Freunden, die viel trinken Nicht, wenn mich andere dazu drängen Nicht, wenn ich mich schlecht fühle Nicht, wenn ich ein starkes Bedürfnis nach Alkohol habe Nie, wenn ich bereits zufrieden abstinent lebe Nie, wenn ich Medikamente einnehme, die Wechselwirkungen mit Alkohol erzeugen Nie, wenn ich schwanger bin oder mein Kind stille Nie, wenn ich Auto fahre Nie, wenn ich gefährliche Tätigkeiten ausübe (z.b. eine Maschine bediene)