Diese Zeilen stehen auf dem 1948 auf dem Zittauer Friedhof errichteten Gedenkstein, der an die ermordeten Zittauer Jüdinnen und Juden erinnert.

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Reichskristallnacht Heute vor ganz genau 75 Jahren wurden jüdische Frauen und Männer misshandelt und ermordet, ihre Wohnungen und Geschäfte geplündert und zerstört. Unter der Propagandistischen Bezeichnung Reichskristallnacht ging dieser Tag in die Geschichte ein. Sieben Jahrzehnte ist das nun her. Eine lange Zeit. Jeden Tag gibt es weniger Menschen, die sich als Zeitzeugen an dieses rabenschwarze Kapitel in der deutschen Geschichte erinnern. Wer heute jünger als 70 Jahre alt ist, hat den Weltkrieg und die Pogrome kaum bewusst miterlebt. Die Gnade der späten Geburt genießt die Nachkriegsgeneration. Doch heißt das, dass wir demnächst aufhören dürfen uns und andere an den 9. November 1938 zu erinnern?

Das Team vom Infoladen sagt: Nein! Denn Unrecht verjährt nie! Doch wie sollen, wie können wir uns 75 Jahre nach den Gräuel vom 9. November 1938 erinnern, während die Erinnerung bei den Zeitzeugen verblasst und sich jede nachkommende Generation weiter von ihr weg fühlt? Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Professor Dr. Salomon Korn, hat zu dieser Frage einmal festgestellt, dass man dafür den Informationsanteil der Erinnerung vom Affekt, also dem Gefühlsanteil, trennen müsse. Weil Identifizierung qua Definition nur mit positiven Inhalten möglich ist. Die negativen Gefühle, die sich bei der Befassung mit dem Holocaust breit machten, verstärkten dagegen die Neigung, die mit ihnen verknüpften Erinnerungen abzuwehren, zu beschönigen, zu verdrängen und schließlich zu leugnen, so Korns Befürchtung.

Trennung von Gefühl und Information So nüchtern sich diese Analyse anhört, so schwierig lässt sie sich in die Tat umsetzen. Gefühl und Information zu trennen, ist angesichts der Dimension der Verbrechen kaum möglich. Oder wie lässt sich die Geschichte derart auf pure Information reduzieren, dass sich kein Mitgefühl und kein Schuldbewusstsein im Zuhörer Bahn bricht? Dabei hilft auch, dass wir das gesichtslose Schicksal Hunderttausender in die Lebensgeschichte einzelner Menschen übersetzen. Einzelne Menschen wie Paula und Hermann Keil. Nicht nur an sie wird mit den Stolpersteinen in der Stadt erinnert. Und mit diesen Erinnerungen bekommen die unbekannten Hundertausende, Gesichter und Namen.

Bedeutung von Sprache Sprache allein mag zu urteilen und zu richten, auszugrenzen oder einzubinden. Die ganze Sprache der Nationalsozialisten folgte diesem Prinzip. Nicht von ungefähr liegt in der Bezeichnung Reichskristallnacht etwas Schillerndes, was man bei nüchterner Betrachtung nicht zu erkennen vermag. Worte können sein wie winzige Arsendosen: Sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da, notierte dazu Victor Klemperer. Sein Wörterbuch der Unmenschen gibt Auskunft darüber und wir sollten uns auch heute noch davor hüten, andere Menschen mit dem, was wir sagen, zu verletzen und auszugrenzen.

Kein Vergessen Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus Denn bei allem Positiven, was wir bislang erreicht haben, dürfen wir doch nicht nachlassen, uns und andere zu erinnern. Die Verfolgung und Ermordung einer ganzen Gemeinschaft darf sich in Deutschland und in der Welt nie wiederholen. Deshalb müssen wir alle ganz genau hinschauen, wenn wieder Neonazis in unseren Städten marschieren wollen. Hier in Zittau genauso wie in unseren Nachbarstädten, in Sachsen und in ganz Deutschland. Dann müssen wir denen die Stirn bieten und laut Nein sagen. Denn das ist doch die eigentliche Lehre, die wir aus dem 9. November 1938 ziehen sollten. Unser Apell ist daher: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Shalom, das Team vom Infoladen Zittau Zittau, November 2013