Weizen: Das Wetter bestimmt die Strategie!

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Transkript:

Ackerbau Weizen: Das Wetter bestimmt die Strategie! Ob das Frühjahr nass oder trocken wird, ist entscheidend für Ihre Wachtumsregler-Strategie in Winterweizen. Fit für alle Fälle macht Sie Hermann Hanhart, LWK Nordrhein-Westfalen. Von der Bestockung bis zum Schoss-Ende hat die Witterung den größten Einfluss auf den Effekt des Wachtumsregler-Einsatzes. Fotos: agrarfoto 72 top agrar 3/2012

Wer jedes Jahr seine Wachstumsregler-Strategie nach Schema F durchführt, der wird in feuchten Jahren Lager nicht immer verhindern können oder in trockenen Jahren Mindererträge in Kauf nehmen müssen. Auch wenn die Wachstumskontrolle zum Standard in Weizen gehört, verlangt das Ausloten der richtigen Intensität viel Fingerspitzengefühl. Den größten Einfluss hat die Witterung in der Phase Bestockung bis zum Schossende. Trockene, strahlungsreiche Witterung führt zu hoher Standfestigkeit mit eher kurzen Beständen. Behandlungen in solchen Phasen sind extrem wirksam, erst recht,wenn bei geringer Bodenfeuchte kurzweilig Trockenstress auftritt. Dagegen verpufft die Wirkung in kühlen, wolkenreichen Witterungsphasen, vor allem, wenn zur Behandlung die Böden nahezu wassergesättigt sind. Aktuelle Versuche: Unsere Versuchsergebnisse zum Einsatz von Wachstumsreglern verdeutlichen die Problematik. In den letzten sechs Jahren waren sie eher von trockenen Bedingungen geprägt. Jährlich prüfen wir unterschiedliche Wirkstoffe mit variierter Intensität in jeweils vier Sorten. Deren Auswahl orientiert sich am Sortenwechsel. Stark in Nordrhein-Westfalen angebaute Sorten prüfen wir über zwei, manchmal auch drei Jahre. Einige Ergebnisse aus dem Jahr 2011 entnehmen Sie der Übersicht 1. Verglichen haben wir bei unserem Versuch unterschiedliche Strategien in den Sorten Inspiration, Meister und JB Asano. Nach einer frühen Vorlage von 1,2 l/ha in EC 29 haben wir dabei unterschiedlich in EC 32 oder auch später in EC 37 Übersicht 1: Sortenspezifische Wirkung von Wachstumsreglern auf Einkürzung und Ertrag* 20 15 10 5 0-4 -2 0 2 4 Einkürzung (%) Mehrerträge (dt/ha) Sorte Inspiration (unbeh. 102,1 dt/ha) Sorte Meister (unbeh. 93,2 dt/ha) Sorte JB Asano (unbeh. 100,0 dt/ha) 0,3 + Moddus 0,15 EC 32 0,3 + Moddus 0,15 EC 32 0,3 + Moddus 0,15 EC 32 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 32 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 32 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 32 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 37 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 37 Medax 0,5 + Turbo 0,5 EC 37 Camposan extra 0,4 EC 37 Camposan extra 0,4 EC 37 Camposan extra 0,4 EC 37 * Versuche an 3 Standorten im Jahr 2011 Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen Da es im Jahr 2011 bis zur Blüte trocken, sonnig und warm war, sind die Versuchsergebnisse eher unter dem Aspekt Verträglichkeit zu interpretieren. Grafik: Orb Das Ausloten der richtigen Intensität bei der Wachtumskontrolle verlangt Fingerspitzengefühl, damit der Weizen nicht ins Lager geht oder zu stark reguliert wird. nachgelegt. Da sich ab Anfang März anhaltend bis Ende Mai also bis zur Blüte des Weizens trockene, sonnige und warme Witterung eingestellt hat (nur 60 mm Regen), sind die Ergebnisse mehr unter dem Aspekt Verträglichkeit zu interpretieren. Die Versuche haben wir jeweils an drei Standorten auf guten Böden (60 bis 80 Bodenpunkte) durchgeführt. An keinem Standort und in keiner Sorte trat Lager auf. Aufgrund der trockenen Witterung erreichten die Pflanzen in den Kontrollparzellen vielfach 20 cm weniger Wuchshöhe als in Normaljahren. Einfluss auf Abreife: Bei der Interpretation von Wachstumsregler-Versuchen müssen Sie zum einen die Reifegruppe der Sorte und zum anderen die Witterung in der Einlagerungsphase beachten. Die Grün -Bonitur am 6. Juli verdeutlicht die unterschiedliche Abreife der Sorten: Inspiration, als eher späte Sorte, war mit noch 31 % grünen Blättern weniger weit entwickelt als der frühreife Asano mit nur noch 8 % grünen Blättern. Die Witterung im Juli erlaubte aber eine lange Einlagerung, so dass Inspiration mit mehr grüner Blattmasse stärker profitierte als Asano. Dementsprechend dürfen Sie die Mehrerträge bei Inspiration nicht überbewerten. Inspiration ist eher eine Sorte mit mittlerer Wachstumsreglerverträglichkeit. Meister ist deutlich frühreifer, reagierte aber trotzdem mit Mehrerträgen, so dass hier eine gute Wachstumsregler- top agrar 3/2012 73

Ackerbau verträglichkeit angenommen werden darf. Asano zeigte deutliche Ertragsverluste, so dass bei kritischer Witterung in dieser Sorte vorsichtig behandelt werden muss. Neben dem Sorteneinfluss kann man mit zum Teil fast 10 % mehr grüner Blattfläche sehr deutlich den Einfluss der Wachstumsregler auf die verlangsamte Alterung des Weizens erkennen. Moddus und Medax Top haben hier den größten Einfluss. Aber auch die Vorlage von führt schon zu einer langsameren Alterung. Camposan, mit Einfluss auf das Alterungshormon Ethylen, verlangsamt die Entwicklung kaum noch. Wie wirksam kürzen? Die Behandlungen haben zum Teil zu erheblichen Einkürzungen geführt. Die Sorten reagieren aber unterschiedlich. Dabei lassen sich nicht immer Rückschlüsse auf die Verträglichkeit ziehen (siehe Sorte Meister in Übersicht 1, Seite 73). Über die Jahre ist aber zu beobachten, dass die Einkürzungseffekte von 0,5 l/ha Medax Top etwas höher sind als die von 0,3 l/ha + 0,15 l/ha Moddus. Späte Behandlungen in EC 37 mit Medax Top kürzen nochmals stärker, strapazieren aber auch die Verträglichkeit bei trockenen Bodenverhältnissen. Camposan extra zum späten Termin ist keine echte Alternative. Die stark wechselnden Ertrags- und Einkürzungseffekte in dem Versuch sind Übersicht 2: Ertragsreaktion der Weizensorten auf Wachstumsregler Sorten 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Wachstumsregler Intensität Standfestigkeit Winnetou +++ ++ +++ ++ + Magnus + +++ O Meister ++ +++ Global ++ ++ Smaragd O Hattrick O ++ Hermann ++ Julius O O Inspiration O O O Manager O O ++ Türkis O O Dekan ++ Tuareg O Asano + Tabasco +++ Solitär +++ = sehr gut; ++ = gut; + = mittel, O = gering, = kaum; = gar nicht Quelle: Landwirtschaftskammer NRW Die Wachtumsregler-Verträglichkeit der Weizen-Sorten ist unterschiedlich. Winnetou dankt z. B. mit Mehrerträgen (dunkelgrün) und Solitär reagiert empfindlich (rot). Sonnige Witterung im Mai, wenn sich der Weizen in der Schossphase befindet, fördert die Standfestigkeit. nicht immer logisch zu erklären. Unsere Versuchsergebnisse in verschiedenen Weizensorten über die Jahre sind in Übersicht 2 zusammengefasst. Bei trockener, sonniger Witterung waren in allen dargestellten Jahren kri tische Bedingungen für Wachstums reglereinsätze gegeben. Nur in 2008 war Leistung gefragt. Mit den wirksamsten Strategien ließ sich Lager verhindern, so dass relativ hohe Mehrerträge erzielt wurden. Über die Jahre haben wir viele Sorten getestet, einige, wie z. B. Winnetou, sogar über vier Jahre. Genauso wie im Jahr 2011 zeigten die Sorten unter den spezifischen Witterungsbedingungen eine unterschiedliche Verträglichkeit. Dabei verdeutlichen die Symbole in Übersicht 2 die in den Versuchen erzielten Mehrbzw. Mindererträge. So hat z. B. die Sorte Winnetou eine ausgeprägt gute Verträglichkeit und reagierte in allen Jahren mit Mehrerträgen, in 2006 und 2008 sogar zweistellig. Sorten wie Hermann, Dekan, Tabasco und Asano reagierten mit Mindererträgen. Die Sorten Manager, Julius oder auch Inspiration brachten leichte Mehr- oder auch leichte Minderträge. Je nach Witterung und Intensität des Wachstumsregler-Einsatzes haben wir in der Spalte Wachstumsregler Intensität eine Wertung bezüglich der sortenspezifischen Verträglichkeit vorgenommen (siehe Übersicht 2). Die Standfestigkeit ist in der letzten Spalte aufgeführt. Problematisch wird der Wachstumsregler- Einsatz in wenig standfesten Sorten unter kritischen Wachstumsbedingungen. 74 top agrar 3/2012

Diese Sorten, die rot gekennzeichnet aber sehr standfest sind, sollten Sie immer nur mit geringer Intensität behandeln. Wir werden diese Versuche weiter fortführen, um der Praxis entsprechende Kenntnisse für neue Sorten zur Verfügung zu stellen. Profil der Produkte: Im Weizen sind die Wachstumsregler, Moddus und auch Medax Top vorzüglich geeignet. Neu ist das Produkt Calma mit dem Wirkstoff Trinexapac-Ethyl, der auch im Moddus enthalten ist. Obwohl Clama mit 175 g/l weniger Wirkstoff enthält als Moddus, können Sie Einsatzbedingungen und Aufwandmenge identisch zum Moddus handhaben. Die flotte Formulierung vom Calma kompensiert den geringeren Wirkstoffgehalt. Zugelassen ist Calma im Weizen mit 0,4 l/ha bis EC 39. Genauso wie beim Moddus wird aber nur eine kombinierte Anwendung mit empfohlen. Auf die Anwendung von Camposan extra verzichten wir im Winterweizen, da wir in unseren jüngsten und auch vor Jahren durchgeführten Versuchen wenig kalkulierbare Ergebnisse erzielt haben. Die höchste Verträglichkeit im Weizen hat bzw. auch Doppelanwendungen mit. Leider ist im Weizen ein Einsatz über EC 31 hinaus nicht erlaubt, ansonsten wären in kritischen Witterungsphasen auch Mehrfachbehandlungen mit sehr kleiner Aufwandmenge sehr gut verträglich. Solo-Anwendungen von Moddus/Calma sind im Weizen wenig wirksam und werden nicht empfohlen. In Kombination mit werden aber sehr gute und mit Aufwandmengen- Staffelung auch sicher kalkulierbare Einkürzungen erreicht. Die Verträglichkeit, vor allem unter trockenen Bedingungen, nimmt aber mit zunehmender Aufwandmenge deutlich ab. Nach vielen Versuchsjahren ist nun auch die Einschätzung von Medax Top im Weizen sicherer geworden. Nach einer -Vorlage lässt sich mit eher geringen Aufwandmengen von 0,3 bis 0,75 l/ha, abhängig von der Witterung und der notwendigen Einkürzung, die endgültige Standfestigkeit einstellen. Dabei können Sie in nicht extrem entwickelten Beständen den Termin flexibel von EC 32 bis EC 37, z.b. mit einer Fungizidbehandlung, wählen. Auf Mischungen mit weiteren Wachstumsreglern sollten Sie unbedingt verzichten, da diese dann unkalkulierbar werden. Strategien für das Frühjahr 2012 lesen Sie auf den folgenden Seiten. Schnell gelesen Wer seine Wachstums regler- Strategie nach Schema F durchführt, muss mit Nachteilen rechnen. Die richtige Intensität verlangt viel Fingerspitzengefühl. Den größten Einfluss hat die Witterung in der Phase Bestockung bis Schoss- Ende. In diesem Frühjahr könnten auf vielen Standorten intensivere Behandlungen notwendig sein. Im Weizen sind die Wachstumsregler, Moddus und Medax Top geeignet. Neu ist das Produkt Calma. top agrar 3/2012 75

Ackerbau Strategien im Frühjahr 2012 In diesem Frühjahr könnten auf vielen Standorten intensivere Behandlungen erforderlich werden. Früh, bis zum 10. Oktober gedrillte Bestände sind üppig entwickelt, jetzt schon mit bis zu 7 Bestockungstrieben. In Beständen, die nach der Frostperiode früh zu wachsen beginnen, könnte dies zusätzlichen Lagerdruck hervorrufen. Unter solchen Bedingungen muss mit sehr viel längeren Beständen gerechnet werden als bei spätem Vegetationsstart nach einem kalten Winter. Letztlich bestimmen die Einstrahlung und vor allem die Bodenfeuchte in der Schossphase die natürliche Standfestigkeit der Bestände. Wir favorisieren eine zweifache Anwendung von Wachstumsreglern Übersicht 3: Strategien und Mengen zum Wachstumsregler-Einsatz in Winterweizensorten Behandlung in EC-Stadien Strategien 25-29 30-31 31-32 32-37 Sehr standfeste Sorten Boomer, Kredo, Linus, Manager, Mercato, Premio, Tabasco, Zappa Mittel standfeste Sorten Adler, Akteur, Biscay, Brilliant, Chevalier, Cubus, Dekan, Egoist, Famulus, Farandole, Florian, Hermann, JB Asano, Lear, Matrix, Meister, Norin, Orcas, Pamier, Potenzial, Primus, Ritmo, Sophytra, Tobak, Tommi, Tuareg, Türkis Lageranfälligere Sorten Arktis, Genius, Hybnos1, Frument, Inspiration, Julius, Kerubinio, KWS Erasmus, Mulan, Muskat, Schamane, Smaragd, Toras, Tiger, Winnetou Hoch lageranfällige Sorten Bussard, Capo, Discus, Monopol, Paroli, Skagen, 0,6-1,0 0,15-0,3 + Moddus* 0,3-0,5+0,1-0,15 + Moddus* Medax T + Turbo 0,8-1,0 0,8-1,2 0,8-1,2 0,2-0,4 0,2-0,3+0,1-0,15 0,4+0,4 + Moddus* 0,8-1,0+0,15-0,2 + Moddus* Medax T + Turbo + Moddus Medax T + Turbo +Moddus* +Moddus* im Weizen. Dabei sollte eine 1. Behandlung vorzugsweise mit Solo-Anwendungen von bei wirksamer Witterung früh erfolgen. Den Einfluss einer zusätzlichen Anregung zur Bestockung können Sie in weit entwickelten Beständen vernachlässigen. Dieser Effekt vom tritt vorzugsweise bei beginnender Bestockung auf. Wichtig ist in den üppigen Beständen, dass Sie diese nicht zu früh und mit kleiner Menge von ca. 30 bis 40 N/ha andüngen. Der Vorteil der frühen Behandlung mit liegt vor allem darin, dass zu diesem Zeitpunkt die noch vorhandene Winterfeuchte für eine gute Verträglichkeit genutzt wird. 1,0-1,4 1,0-1,4 1,0-1,4 1,2-1,5 1,2-1,5 0,3-0,6 0,3-0,5+0,1-0,25 0,5-0,6+0,5-0,6 0,4-0,6+0,15-0,3 0,6-0,8+0,6-0,8 1,0-1,2+0,2 0,2-0,5+0,1-0,25 * ) Anstelle von Moddus kann auch mit gleicher Aufwandmenge Calma eingesetzt werden. Die Sorten sind unterschiedlich lageranfällig. Je nach Standort und Witterung müssen Sie diese auch verschieden intensiv behandeln. In extrem dichten, weit entwickelten Beständen können Sie eventuell durch geringes Zumischen von 0,1 bis 0,15 l je ha Moddus/Calma die Grundstabilität deutlich verbessern. Diese 1. Behandlung können Sie bei ausreichend wüchsiger Witterung in purem AHL kombiniert mit Herbiziden oder auch mit Spurenelementen ausbringen. Einfachanwendungen ab EC 31 mit 0,6 bis 1,0 l/ha + 0,2 bis 0,35 Moddus/Calma sind schlechter kalkulierbar. Besonders in Phasen mit zunehmender Trockenheit überzieht oft die Wirkung, mit der Folge von hohen Ertragsverlusten. Auch das Argument Einsparen von Überfahrten dürfen Sie nicht überbewerten, da gerade in trockenen Jahren das Zumischen von Fungiziden dann zu früh und wenig wirtschaftlich ist. Sortenspezifische Strategien sind in Übersicht 3 aufgeführt. Die Sorten sind sehr unterschiedlich lageranfällig. Je nach Anbauregion bzw. Witterung müssen Sie diese verschieden intensiv behandeln. So sind in den Küstenregionen mit mehr Lagerdruck höhere Aufwandmengen vertretbar. In den typischen Trockenregionen müssen Sie dagegen immer vorsichtiger behandeln. Hier ist die Vorlage wichtig als Basis einer kalkulierbaren Strategie. Denn folgt extrem trockene Witterung, verzichtet man auf weitere Anwendungen. In untypisch feuchten Jahren, wie z. B. im Jahr 2010 in Ostdeutschland, sind dann angepasste Nachlagen notwendig. Sonnige, trockene Witterung im Mai fördert die Standfestigkeit und reduziert die endgültige Halmlänge. Dunkle, regenreiche Witterung macht den Weizen weich und lang. Je nach Witterung im Mai sollten Sie dann über den Termin und die Intensität entscheiden. Bei feuchter Witterung sollten Sie nicht zu spät in der Phase EC 31/32 nachlegen. Je nach Sorte, Bestandesdichte, Bodenfeuchte und erwarteter Witterung können Sie mit + Moddus/Calma oder Medax Top nachbehandeln. Unter anhaltend feuchten Bedingungen sind höhere Aufwandmengen notwendig und 76 top agrar 3/2012

verträglich. In sehr feuchten Jahren können Sie eventuell noch eine 3. Behandlung spätestens bis EC 39 mit Medax Top durchführen. Wenn im Mai trockene Witterung vorherrscht, sollten Sie vor allem in den typischen Trockenlagen nur kurz vor oder nach ausreichend hohen Niederschlägen nachbehandeln. Hierfür ist dann vorzugsweise Medax Top geeignet. Je später die Behandlung erfolgt, umso stärker ist die Einkürzung. Aufwandmengen um 0,3 bis 0,5 l/ha reichen aus. Berücksichtigen Sie hierbei vor allem die Verträglichkeit der Sorte bzw. das Wasserhaltevermögen der Böden. Vorsicht ist beim Medax Top geboten, wenn Sie nach kühler Witterung in einer Phase mit extrem ansteigenden Temperaturen behandeln. Unter solchen Bedingungen sind Behandlungen nur noch in den späten Abendstunden möglich. Da die 2. Wachstumsregler-Behandlung optimiert bei feuchter Witterung gefahren wird, ist es in der Regel sinnvoll, Fungizide zuzumischen. Kombinationen mit Herbiziden sind nicht uneingeschränkt möglich. Geringe Aufwandmengen von z. B. 0,4 bis 0,5 l/ha Tomigan gegen Klette sind unter moderaten Anwendungsbedingungen kein Problem. Wenn aber kritische Wachstumsbedingungen (knappes Wasserangebot, hohe Temperaturen bzw. tiefe Nachttemperaturen) vorherrschen, sollten Sie auf Herbizide besser verzichten. Wollen Sie besser verstehen, wie und wann Sie mit Wachtumsreglern steuernd in den Hormonhaushalt von Weizen und Gerste eingreifen können? Dann lesen Sie den Beitrag ab Seite 84. Früh, bis zum 10. Oktober gesäte Weizenbestände haben sich bis zur Frostperiode üppig entwickelt. top agrar 3/2012 77