Bemerkungen mit Bericht zur Landeshaushaltsrechnung 2015 und Stellungnahme 2016 zum Abbau des strukturellen Finanzierungsdefizits bis 2020

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Bemerkungen 2017 mit Bericht zur Landeshaushaltsrechnung 2015 und Stellungnahme 2016 zum Abbau des strukturellen Finanzierungsdefizits bis 2020 Kiel, 6. April 2017

Bemerkungen 2017 des Landesrechnungshofs Schleswig-Holstein mit Bericht zur Landeshaushaltsrechnung 2015 und Stellungnahme 2016 zur Planung der Landesregierung vom 06.09.2016 zum Abbau des strukturellen Finanzierungsdefizits bis 2020 Kiel, 6. April 2017

Landesrechnungshof Schleswig-Holstein Berliner Platz 2, 24103 Kiel Pressestelle: Tel.: 0431 988-8905 Fax: 0431 988-8686 Internet: www.lrh.schleswig-holstein.de

124 17. Förderung der politischen Bildungsarbeit parteinaher Stiftungen: Wann wird sie endlich transparent? Das Kulturministerium vergibt Zuwendungen an Bildungseinrichtungen parteinaher Stiftungen weiterhin ohne Kriterien. Der Landtag wartet seit 2010, dass eine Richtlinie zur Förderung parteinaher Stiftungen erlassen wird. 17.1 Förderung der politischen Bildungsarbeit: politischer Proporz statt objektiver Kriterien Seit 1968 fördert das Land Bildungseinrichtungen, die den politischen Parteien nahestehen. Obwohl es sich überwiegend um eingetragene Vereine handelt, werden diese Bildungseinrichtungen gemeinhin als parteinahe Stiftungen bezeichnet. 2017 hat das Land 215 T für die Förderung im Haushalt des Ministeriums für Justiz, Kultur und Europa (Kulturministerium) veranschlagt. Hiervon entfallen auf die Hermann-Ehlers-Akademie ggmbh 80,5 T die Gesellschaft für Politik und Bildung Schleswig- Holstein e. V. - Gustav-Heinemann-Bildungsstätte 80,5 T die Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein e. V. 21,0 T die Friedrich-Naumann-Stiftung, Regionalbüro Lübeck 21,0 T den Sydslesvigsk Oplysningsforbund e. V. 12,0 T Gesamt 215,0 T Die Zuwendungshöhe für die parteinahen Stiftungen, die der CDU und SPD bzw. der FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nahestehen, ist gleich. Dieser bemerkenswerte Gleichklang besteht seit Jahren. 17.2 Landtagsbeschluss wird nicht beachtet Bis 2010 war für die Förderung der Bildungseinrichtungen parteinaher Stiftungen die Landeszentrale für politische Bildung zuständig. Der LRH hat diese 2008 geprüft und die Ergebnisse 2009 1 veröffentlicht. Er hat u. a. gefordert, das Zuwendungsrecht einzuhalten und Transparenz bei der Finanzierung der Bildungseinrichtungen parteinaher Stiftungen zu schaffen. Hierfür sollte eine Förderrichtlinie erlassen werden, welche die Voraussetzungen und den Umfang der Leistungen im Einzelnen festlegt. 1 Vgl. Bemerkungen 2009 des LRH, Nr. 8. Landesrechnungshof Schleswig-Holstein - Bemerkungen 2017

125 Der Landtag hat die Landesregierung daraufhin gebeten, u. a. eine Richtlinie zur Förderung parteinaher Stiftungen und für Projektförderungen politischer Bildungsarbeit vorzulegen. 1 Zum 01.01.2011 wurde die Landeszentrale für politische Bildung an die Landtagsverwaltung angegliedert. Mit Wirkung vom 01.01.2015 wurde das Amt der oder des Beauftragten für politische Bildung bei der Präsidentin oder dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtages eingerichtet. Die Förderung der politischen Bildungsarbeit liegt demgegenüber weiterhin bei der Regierung, konkret dem Kulturministerium. Trotz des Votums des Landtages lag 2013 immer noch keine Förderrichtlinie vor. Deshalb hat der LRH das Thema erneut in seinen Bemerkungen 2013 2 aufgegriffen. Wieder lautete der Landtagsbeschluss, in zu verabschiedenden Förderrichtlinien Kriterien für die Förderung der politischen Bildungsarbeit parteinaher Einrichtungen und für Projektförderungen politischer Bildungsarbeit zu bestimmen. Es sei darzulegen, wie sich die Förderung inhaltlich von anderen Förderungen politischer Bildungsarbeit unterscheide. 3 17.3 Ist für staatliche Zuwendungen an parteinahe Organisationen ein Gesetz erforderlich? 2012 hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden: Die Gewährung von staatlichen Zuwendungen an Jugendorganisationen politischer Parteien bedürfe einer Regelung durch ein förmliches Gesetz. 4 Der Gesetzgeber sei verpflichtet, in grundlegenden normativen Bereichen alle wesentlichen Regelungen selbst zu treffen. Das Erfordernis einer gesetzlichen Ermächtigung ergebe sich nicht nur in grundrechtsrelevanten Fragen. Es könne sich auch aus dem Gebot staatlicher Neutralität sowie dann ergeben, wenn der Staat in den Prozess der öffentlichen Meinungsund Willensbildung eingreift. Die Feststellungen des Gerichts könnten auf die Förderung der politischen Bildungsarbeit parteinaher Stiftungen übertragbar sein. Auch sie wirken mit ihrer Arbeit auf die politische Willensbildung ein. Zwar arbeiten die parteinahen Stiftungen unabhängiger als die Jugendorganisationen der 1 Plenarprotokoll 17/16 vom 19.03.2010, S. 1172, Bericht und Beschlussempfehlung des Finanzausschusses vom 11.03.2010, Landtagsdrucksache 17/377. 2 Vgl. Bemerkungen 2013 des LRH, Nr. 9. 3 Plenarprotokoll 18/42 vom 11.12.2013, S. 3433, Bericht und Beschlussempfehlung des Finanzausschusses vom 03.12.2013, Landtagsdrucksache 18/1355 (neu). 4 OVG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 14.03.2012 - OVG 6 B 19.11, NVwZ 2012, S. 1265 ff. Landesrechnungshof Schleswig-Holstein - Bemerkungen 2017

126 politischen Parteien. Sie tun dies aber nicht völlig losgelöst von den Interessen der ihnen nahestehenden Parteien. Der Landtag hat es selbst in der Hand, die Förderung der Bildungseinrichtungen der parteinahen Stiftungen auf eine gesetzliche Grundlage zu stellen. Hält er dies für nicht erforderlich, sollte er das Kulturministerium erneut auffordern, eine transparente Förderrichtlinie zu erlassen. Das Kulturministerium hat im März 2017 mitgeteilt, dass nach Abschluss letzter Gespräche im politischen Raum eine Richtlinie zur Förderung parteinaher politischer Stiftungen zum 01.01.2018 in Kraft gesetzt werden solle. Ein Inkraftsetzen der Richtlinie rückwirkend zum 01.01.2017 sei nicht möglich, da für das beabsichtigte Berechnungsmodell eine Erhöhung der Mittel notwendig sei. Bereits der Haushalt 2014 enthielt den Hinweis auf die in Vorbereitung befindliche Richtlinie. Es bleibt abzuwarten, ob der erneuten Ankündigung diesmal Taten folgen und die Richtlinie erlassen wird. Dem LRH erschließt sich bisher allerdings nicht, warum eine transparente Berechnung eine Erhöhung der Mittel notwendig machen sollte. Landesrechnungshof Schleswig-Holstein - Bemerkungen 2017