Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Serbien und Montenegro

Ähnliche Dokumente
Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Islamischen Republik Iran

Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Israel

Liechtensteinisches Landesgesetzblatt

Protokoll. Übersetzung 1

Vernehmlassung zur Verordnung über die pauschale Steueranrechnung (Umsetzung Motion Pelli )

DBA Österreich 2010 (Aktuelle Fassung) DBA Österreich 2010 (Aktuelle Fassung)

Vorlesung Internationales Steuerrecht I

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Athen

Botschaft über ein neues Doppelbesteuerungsabkommen mit Südafrika

Doppelbesteuerungsabkommen mit Polen - Überblick

Doppelbesteuerungsabkommen mit der Republik Litauen - Überblick

Botschaft über ein Protokoll zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens mit Indien

LfS. Die Doppelbesteuerungsabkommen der USA. Abkommenspolitik und geltendes Abkommensrecht. Harry A. Shannon, III

Botschaft zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Ungarn. vom 20. November 2013

Dieser Text ist ein Vorabdruck. Verbindlich ist die Version, die im Bundesblatt

Nach Artikel 31 DBA Brasilien ist das Abkommen nach der Kündigung letztmalig anzuwenden:

Dieser Text ist ein Vorabdruck. Verbindlich ist die Version, die im Bundesblatt ( veröffentlicht wird.

vom 10. Juni 2013 Vertraulich nicht zur Veröffentlichung bestimmt

Dieser Text ist ein Vorabdruck. Es können noch redaktionelle Änderungen vorgenommen werden. Verbindlich ist die Version, die im Bundesblatt

Doppelbesteuerungsabkommen Österreich-Slowenien

Botschaft zur Genehmigung eines Protokolls zur Änderung des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Österreich

DBA Dänemark 1995 (Aktuelle Fassung)

P R O T O K O LL ZWISCHEN DER SCHWEIZERISCHEN EIDGENOSSENSCHAFT UND DER REPUBLIK POLEN

Doppelbesteuerungsabkommen mit Indonesien - Überblick

Doppelbesteuerungsabkommen mit Frankreich - Überblick

Botschaft zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Malta. vom 31. August 2011

Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit dem Staat Kuwait

Doppelbesteuerungsabkommen

Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Republik Kasachstan

Dieser Text ist ein Vorabdruck. Verbindlich ist die Version, die in der Amtlichen Sammlung des Bundesrechts ( veröffentlicht

Dieser Text ist ein Vorabdruck. Es können noch redaktionelle Änderungen vorgenommen werden. Verbindlich ist die Version, die im Bundesblatt

Botschaft zur Genehmigung eines neuen Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Australien. vom 20.

Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Kolumbien

Botschaft zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und Bulgarien. vom 21. November 2012

Verordnung 1 des EFD über die pauschale Steueranrechnung

Stellungnahme von. Name / Firma / Organisation : Abkürzung der Firma / Organisation : Adresse : Kontaktperson : Telefon : Datum :

Protokoll. Originaltext

Bundesgesetz über die Stiftung Pro Helvetia

PROTOKOLL ZWISCHEN DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND DER REPUBLIK SÜDAFRIKA

Steuerrecht Frankreich: Besteuerung der Vergütung von Arbeitnehmern in Frankreich. Besteuerung der Vergütung von Arbeitnehmern in Frankreich

62 Ungleiche Besteuerung von im Ausland eingesetzten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern (Kapitel 6001 Titel , )

Deutsch-amerikanisches Doppelbesteuerungsabkommen (DBA-USA); Pensionsfonds im Sinne des Artikels 10 Absatz 11 DBA-USA

ZUR ABÄNDERUNG DES AM 30

Verordnung 1 des EFD über die pauschale Steueranrechnung

ABKOMMEN USA - SCHWEIZ

Abkommen

Persönlicher Geltungsbereich Dieses Abkommen gilt für Personen, die in einem Vertragsstaat oder in beiden Vertragsstaaten ansässig sind.

sn MEDIA Programm Abkommen mit der Europäischen Gemeinschaft

Abkommen

Bundesgesetz über die Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen

Artikel 1 UNTER DAS ABKOMMEN FALLENDE PERSONEN

zwischen der Schweiz und Zypern.

vom 24. April 2012 Vertraulich nicht zur Veröffentlichung bestimmt

Botschaft zu einem neuen Doppelbesteuerungsabkommen. zwischen der Schweiz und Argentinien.

PROTOKOLL ZWISCHEN DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND DEM KÖNIGREICH BELGIEN

Übersetzung 1. abgeschlossen am 25. Juni 2012

Protokoll. Übersetzung 1

Abkommen

zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Malta zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen

Deutscher Bundestag Drucksache 16/ Gesetzentwurf. der Bundesregierung

s Freizügigkeitsabkommen. Weiterführung sowie Ausdehnung auf Bulgarien und Rumänien

Abkommen

Dringlichkeit von Bundesgesetzen und Rückwirkendes Inkrafttreten. Luzian Odermatt, 24. Februar 2011

Protokoll. Artikel I. 1. Artikel 10 (Dividenden) des bestehenden Abkommens wird aufgehoben und durch folgende Bestimmung ersetzt:

Bosnien und Herzegowina

Doppelbesteuerungsabkommen: DBA

Steuerrechts an den Beitritt Kroatiens zur EU und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften vom 25. Juli 2014 (BGBl. I S.

Berufungsentscheidung

BGBl. III - Ausgegeben am 17. November Nr von 23

Abkommen zwischen der Schweiz und Japan zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen

STEUERN IN DER SCHWEIZ. 5., neubearbeitete Auflage

Anlage D Aktivitätsklauseln bei Betriebsstätten * Auf die Anmerkungen am Ende der Übersicht wird hingewiesen. Ägypten X 24 Abs.

Steuer von Einkommen juristischer Personen ( Körperschaftsteuer) Rechtsgrundlage

Botschaft zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und den Niederlanden. vom 25. August 2010

DBA Italien 1989 (Aktuelle Fassung)

gestützt auf Artikel 72 Absatz 3, Artikel 72l und Artikel 72m des Steuerharmonisierungsgesetzes vom 14. Dezember 1990 (StHG) 1),

STEUERENTLASTUNGEN FÜR SCHWEIZERISCHE DIVIDENDEN UND ZINSEN. auf Grund von Doppelbesteuerungsabkommen Stand: *)

STEUERENTLASTUNGEN FÜR SCHWEIZERISCHE DIVIDENDEN UND ZINSEN

Abkommen

REGLEMENT über die vorläufige Anpassung des kantonalen Steuergesetzes an das Steuerharmonisierungsgesetz des Bundes

HEUSER & COLLEGEN Auslandsentsendung und Beschäftigung ausländischer Forscher: Steuern und Sozialversicherung

Zusatzabkommen. Übersetzung 1

DBA Italien 1989 (Aktuelle Fassung) DBA Italien 1989 (Aktuelle Fassung)

Abgeschlossen am 27. Juli 2011 Von der Bundesversammlung genehmigt am 15. Juni In Kraft getreten durch Notenaustausch am 24.

Abkommen zwischen dem Schweizerischen Bundesrat und der Regierung der Republik Südafrika über die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit

Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens

014531/EU XXV.GP Eingelangt am 03/03/14

OECD-Musterabkommen 2003 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (OECD-MA 2003)

Abschnitt V. Methoden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung. Artikel 23 A Befreiungsmethode

IM NAMEN DER REPUBLIK

Abkommen. Übersetzung 1

Botschaft zur Genehmigung eines Doppelbesteuerungsabkommens zwischen der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Art. 2 Zuständigkeiten bei der Erhebung der Bruttolohnsumme

Herabsetzung der Quellensteuer an Zinszahlungen zwischen Polen und der Schweiz.

ABKOMMEN ZWISCHEN DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND DER REPUBLIK KASACHSTAN AUF DEM GEBIETE DER STEUERN VOM EINKOMMEN UND VOM VERMÖGEN

Abfindungen Steueroptimierte Gestaltungen bei Abfindungen - Besteuerung von Abfindungen bei Wegzug in das DBA-Ausland

(Entwurf) vom... Art. 1

Zürcher Steuerbuch Teil I Nr. 21/001 Teilsatzverfahren Weisung KStA

In einem weltweiten Vergleich der wichtigsten Industrieländer zeichnet sich Deutschland durch eines der wettbewerbsfähigsten

DBA Finnland 1979 (Aktuelle Fassung)

Transkript:

05.063 Botschaft über ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Serbien und Montenegro vom 17. August 2005 Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, wir unterbreiten Ihnen mit dem Antrag auf Zustimmung den Entwurf zu einem Bundesbeschluss über das am 13. April 2005 unterzeichnete Abkommen mit Serbien und Montenegro zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen. Wir versichern Sie, sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren, unserer vorzüglichen Hochachtung. 17. August 2005 Im Namen des Schweizerischen Bundesrates Der Bundespräsident: Samuel Schmid Die Bundeskanzlerin: Annemarie Huber-Hotz 2005-1457 5321

Übersicht Am 13. April 2005 wurde mit Serbien und Montenegro ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen unterzeichnet. Das neue Abkommen bietet Personen mit steuerlichen Bezugspunkten zu beiden Staaten und speziell den investierenden Unternehmen neben der Beseitigung der Doppelbesteuerung auch einen gewissen institutionellen Schutz im Fiskalbereich. Es begünstigt neue Investitionen und stellt zudem sicher, dass die schweizerischen Unternehmen gegenüber ihren Konkurrenten aus anderen Staaten keine steuerlich bedingten Wettbewerbsnachteile erleiden. Das Abkommen folgt im Wesentlichen dem Musterabkommen der OECD und der schweizerischen Abkommenspraxis. Die Kantone und die interessierten Wirtschaftskreise haben den Abschluss des Abkommens im Vernehmlassungsverfahren begrüsst. 5322

Botschaft 1 Vorgeschichte Nach Slowenien, Kroatien und Mazedonien ist Serbien und Montenegro der vierte Nachfolgestaat der ehemaligen Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ), mit dem die Schweiz ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen ausgehandelt hat. Bereits Mitte der 1970er-Jahre bekundete die SFRJ ein Interesse am Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens mit der Schweiz. Entsprechende technische Vorgespräche wurden indessen erst 1983 aufgenommen, gefolgt von zwei Verhandlungsrunden vom Mai 1985 in Bern sowie vom Juni 1986 in Belgrad. Aufgrund der unterschiedlichen Positionen der beiden Staaten, insbesondere hinsichtlich des aus schweizerischer Sicht zentralen Bereichs der Besteuerung von Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren, gelang es indessen nicht, eine Einigung zu erzielen. 1991 verschärfte sich die politische Situation auf dem Balkan und damit auch in der SFRJ. Die für Mai 1991 in Bern vorgesehene dritte Verhandlungsrunde wurde aus diesem Grund sistiert und fand in der Folge nie statt. Nach der Unabhängigkeitserklärung von Slowenien und Kroatien vom 25. Juni 1991 brach die SFRJ auseinander. Als weitere Nachfolgestaaten entstanden Mazedonien, Bosnien und Herzegowina sowie die Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ). Letztere, bestehend aus Serbien und Montenegro, wurde am 27. April 1992 gegründet. Ende November 1997 ersuchte die BRJ die Schweiz um Aufnahme von Verhandlungen über den Abschluss eines bilateralen Doppelbesteuerungsabkommens. Aus verschiedenen Gründen fand eine erste Verhandlungsrunde erst im April 2001 in Bern statt. Anlässlich einer zweiten Verhandlungsrunde vom Mai 2002 in Belgrad konnten die verbliebenen Differenzen mit Ausnahme einer von der Schweiz vorgeschlagenen Protokollbestimmung zu Artikel 7 ausgeräumt und ein Abkommensentwurf paraphiert werden, der den Interessen der Schweiz weitgehend entsprach. Es wurde vereinbart, die noch offene Protokollbestimmung auf dem Korrespondenzweg zu bereinigen. Im Rahmen eines informellen Treffens von Ende September 2003 gelang es, für die noch offene Protokollbestimmung eine einvernehmliche Lösung zu finden. Gleichzeitig wurden am paraphierten Abkommensentwurf noch gewisse Anpassungen vorgenommen, die sich aus der am 4. Februar 2003 erfolgten Änderung der Staatsbezeichnung (neu: Serbien und Montenegro) ergaben. In einem Briefwechsel vom Oktober 2003 erteilten beide Seiten ihre Zustimmung zu diesen Anpassungen. Der Abschluss eines Doppelbesteuerungsabkommens mit Serbien und Montenegro steht im Zusammenhang mit der Verstärkung der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Die Schweiz hat ein Interesse daran, dass schweizerische Unternehmen unter gleichen Rahmenbedingungen zum wirtschaftlichen Wiederaufbau von Serbien und Montenegro beitragen können wie Unternehmen anderer Staaten, die bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren mit der ehemaligen SFRJ Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen hatten, die auch im Verhältnis zur BRJ galten und weiterhin im Verhältnis zu Serbien und Montenegro anwendbar sind. Für die 5323

Schweiz kommt dieser Verstärkung der Beziehungen indessen nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Bedeutung zu, gehört doch Serbien und Montenegro der von der Schweiz vertretenen Stimmrechtsgruppe beim Internationalen Währungsfonds an. Seit dem Inkrafttreten des bilateralen Abkommens vom 21. November 2001 über Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der BRJ im Juni 2002 hat der Handelsverkehr zwischen der Schweiz und Montenegro zugenommen. Die schweizerischen Exporte nach Serbien und Montenegro stiegen von rund 151 Millionen Franken im Jahre 2002 auf 216 Millionen Franken im Jahre 2004. Die Importe bewegten sich allerdings weiterhin auf bescheidenem Niveau und stiegen von 18 Millionen Franken im Jahre 2002 auf 21 Millionen Franken im Jahre 2004. Im Bereich der ausländischen Direktinvestitionen figurierte die Schweiz im Jahre 2004 im 8. Rang (2002: im 14. Rang). Aufgrund der herrschenden Rahmenbedingungen dürften die schweizerischen Direktinvestitionen steigende Tendenz aufweisen. Ein Investitionsschutzabkommen zwischen beiden Staaten befindet sich in Aushandlung. Sowohl die Bundesregierung als auch die serbische Regierung setzen alles daran, ausländische Investoren für ein Engagement in Serbien und Montenegro zu interessieren. Die Privatisierung von Firmen wurde bereits 1989 eingeleitet und wird seit Juni 2001 durch ein Privatisierungsgesetz geregelt, das die Beteiligung von Ausländern zulässt. Mit dem Gesetz über Auslandsinvestitionen von 2002 wurden gewisse Hindernisse beseitigt, was Investitionen erleichtern und den Zufluss ausländischen Kapitals in Serbien und Montenegro fördern dürfte. Nachdem die Kantone und die interessierten Wirtschaftsverbände dem Abschluss dieses Abkommens im Vernehmlassungsverfahren zugestimmt hatten, wurde es am 13. April 2005 in Belgrad unterzeichnet. 2 Bemerkungen zu den Bestimmungen des Abkommens Das Doppelbesteuerungsabkommen folgt sowohl in formeller als auch in materieller Hinsicht weitgehend dem von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erarbeiteten Musterabkommen sowie der schweizerischen Vertragspraxis auf diesem Gebiet. Wir beschränken uns deshalb im Folgenden darauf, zentrale Merkmale des Abkommens hervorzuheben und die wesentlichsten Abweichungen vom Musterabkommen bzw. von der schweizerischen Vertragspraxis zu erläutern. Art. 2 Unter das Abkommen fallende Steuern Der sachliche Geltungsbereich des Abkommens umfasst die Steuern vom Einkommen und vom Vermögen, die von einem Vertragsstaat, einer seiner politischen Unterabteilungen oder lokalen Körperschaften erhoben werden. In Ziffer 1 des Protokolls wird festgehalten, dass sich der Ausdruck «politische Unterabteilungen» auf serbisch-montenegrinischer Seite auf die Mitglieder dieser Staatsgemeinschaft, d.h. auf Serbien und auf Montenegro, bezieht. Im Katalog der serbisch-montenegrinischen Steuer, für die das Abkommen gilt, wird auch die Steuer auf Einkünften aus internationalen Transporten aufgeführt. In Ziffer 3 des Protokolls wird diesbezüglich jedoch klargestellt, dass diese Steuer nicht 5324

erhoben wird auf Gewinnen, die ein Unternehmen, dessen Ort der tatsächlichen Geschäftsleitung sich in der Schweiz befindet, aus dem Betrieb von Seeschiffen, Luft- und Strassenfahrzeugen erzielt. Quellensteuern auf Lotteriegewinnen werden, der schweizerischen Abkommenspraxis entsprechend, vom Anwendungsbereich des Abkommens ausgeschlossen. Art. 3 Allgemeine Begriffsbestimmungen Die Bestimmungen über den internationalen Verkehr gelten auch für Strassentransporte. Art. 5 Betriebstätten Bauausführungen und Montagen begründen eine Betriebstätte, wenn deren Dauer zwölf Monate übersteigt. Art. 7 Unternehmensgewinne Diese Bestimmung folgt dem im Musterabkommen der OECD festgelegten Grundsatz, wonach eine Betriebstätte für diejenigen Gewinne besteuert werden darf, die ihr zugerechnet werden können. In Ziffer 2 des Protokolls wird näher umschrieben, dass einer Betriebstätte nur derjenige Teil des Entgelts zugerechnet werden kann, der den tatsächlichen Beiträgen und Funktionen einer solchen Betriebstätte entspricht. Art. 10 Dividenden Die Steuer zugunsten des Quellenstaates wird für Dividenden auf Beteiligungen von mindestens 20 % am Kapital der ausschüttenden Gesellschaft, die von einer Gesellschaft (mit Ausnahme einer Personengesellschaft) gehalten werden, auf 5 % begrenzt. In allen anderen Fällen beträgt die dem Quellenstaat verbleibende Steuer 15 %. Art. 11 Zinsen Die Steuer, die im Quellenstaat erhoben werden kann, wird einheitlich auf 10 % begrenzt. Art. 12 Lizenzgebühren Das Abkommen sieht vor, dass Lizenzgebühren im Quellenstaat mit 10 % besteuert werden können. Indessen wird in Ziffer 4 des Protokolls festgelegt, dass diese Bestimmung keine Anwendung findet und Lizenzgebühren nur im Ansässigkeitsstaat des Empfängers besteuert werden können, solange die Schweiz nach innerstaatlichem Recht auf Lizenzgebühren, die an im Ausland ansässige Personen gezahlt werden, keine Quellensteuer erhebt. Lizenzgebühren, die eine in Serbien und Montenegro ansässige Person an eine in der Schweiz ansässige Person zahlt, sind somit von der Quellenbesteuerung in Serbien und Montenegro befreit. Leasingzahlungen fallen unter den Begriff der Lizenzgebühren. 5325

Art. 13 Gewinne aus der Veräusserung von Vermögen Wie in zahlreichen anderen schweizerischen Doppelbesteuerungsabkommen wird das Besteuerungsrecht für Gewinne aus der Veräusserung von Anteilen an Gesellschaften, deren Aktiven hauptsächlich aus einem in einem Vertragsstaat gelegenem unbeweglichem Vermögen besteht, diesem Staat zugewiesen. Art. 19 Öffentlicher Dienst In Ziffer 6 des Protokolls wird ausdrücklich festgehalten, dass diese Bestimmung auch Anwendung findet auf Gehälter, Löhne und ähnliche Vergütungen, die von der öffentlichen Hand Serbiens und Montenegros an serbisch-montenegrinische Lehrkräfte für in der Schweiz ausgeübte Lehrtätigkeit gezahlt werden. Diese Vergütungen fallen unter Artikel 19 Absatz 1 und sind daher grundsätzlich nur in dem Staat steuerbar, aus dem sie stammen, im vorliegenden Fall in Serbien und Montenegro. In der Schweiz sind sie aufgrund von Artikel 23 unter Progressionsvorbehalt von der Besteuerung auszunehmen. Dies gilt indessen lediglich für den Teil der Erwerbseinkünfte, der tatsächlich von Serbien und Montenegro ausgerichtet wird. Die serbischmontenegrinischen Lehrkräfte werden teilweise vom Staat Serbien und Montenegro entlöhnt. Der Rest stammt aus einem von der Botschaft von Serbien und Montenegro in Bern eröffneten Fonds, der aus Beiträgen der Eltern der Schülerinnen und Schüler geäufnet wird. Der aus diesem Fonds fliessende Teil des Erwerbseinkommens unterliegt der Besteuerung in der Schweiz, ungeachtet dessen, dass er von der Botschaft ausgezahlt wird. Art. 21 Übrige Einkünfte Einkünfte, deren Besteuerung in keiner anderen Abkommensbestimmung geregelt wird, können nur im Ansässigkeitsstaat des Empfängers besteuert werden. Art. 23 Vermeidung der Doppelbesteuerung Serbien und Montenegro beseitigt die Doppelbesteuerung durch die Anrechnung der schweizerischen Steuern an die serbisch-montenegrinischen Steuern. Die Schweiz wendet wie üblich die Befreiungsmethode mit Progressionsvorbehalt an und gewährt für Dividenden und Zinsen die pauschale Steueranrechnung. Im Weiteren ist festgehalten, dass schweizerische Unternehmen für aus Serbien und Montenegro stammende Dividendeneinkünfte dieselben Entlastungen wie für Dividendeneinkünfte aus schweizerischen Quellen beanspruchen können. Art. 26 Informationsaustausch Das Abkommen enthält eine Auskunftsklausel, wie sie bereits mit mehreren osteuropäischen Staaten vereinbart worden ist. Der Austausch ist auf Informationen beschränkt, welche für die Durchführung der Bestimmungen des Abkommens erforderlich sind. Dies entspricht der ständigen schweizerischen Abkommenspolitik gegenüber diesen Staaten. 5326

Art. 27 Diplomaten und Konsularbeamte Diese Bestimmung entspricht der im Vergleich mit dem OECD-Musterabkommen detaillierteren schweizerischen Abkommenspraxis. Art. 28 Inkrafttreten Das Abkommen findet Anwendung auf Einkommens- und Vermögenssteuern ab dem 1. Januar des auf das Inkrafttreten folgenden Kalenderjahres. Der Notenwechsel von 1964 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der ehemaligen SFRJ über die Besteuerung von Unternehmen der Schiff- und Luftfahrt tritt auf den Zeitpunkt ausser Kraft, in dem die Bestimmungen des Abkommens anwendbar werden. 3 Finanzielle Auswirkungen In einem Doppelbesteuerungsabkommen verzichten beide Vertragsstaaten auf gewisse Steuereinnahmen. Für die Schweiz ergeben sich Einbussen durch die teilweise Rückerstattung der Verrechnungssteuer und durch die Anrechnung der in Serbien und Montenegro auf Dividenden und Zinsen gestützt auf die Artikel 10 und 11 erhobenen Quellensteuern. Die Einbussen, die sich aus der teilweisen Rückerstattung der Verrechnungssteuer an in Serbien und Montenegro ansässige Personen ergeben, dürften nur leicht ins Gewicht fallen. Auch die in der bundesrätlichen Verordnung vom 22. August 1967 verankerte pauschale Steueranrechnung wird nur geringfügige Mindereinnahmen der schweizerischen Steuerhoheitsträger nach sich ziehen. Diese Einbussen, deren Ausmass mangels geeigneter Unterlagen nicht beziffert werden kann, werden aber teilweise aufgewogen durch den Umstand, dass inskünftig die aus Serbien und Montenegro stammenden Einkünfte in der Schweiz mit dem Bruttobetrag besteuert werden, während bisher die serbisch-montenegrinische Quellensteuer zum Abzug von der Bemessungsgrundlage zugelassen werden musste. Daraus wird sich im Allgemeinen eine Erhöhung des steuerbaren Einkommens ergeben. Im vorliegenden Abkommen konnten mit Serbien und Montenegro Lösungen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung vereinbart werden, die für die Schweiz und für die schweizerische Wirtschaft im bilateralen Verhältnis eine tragfähige Grundlage abgeben und mögliche steuerliche Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Staaten, die mit Serbien und Montenegro ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen haben, beseitigen. Es darf erwartet werden, dass sich dieses Abkommen damit positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung von Serbien und Montenegro auswirken wird, indem es zur Förderung neuer schweizerischer Direktinvestitionen beiträgt und den Austausch von Kapital und Know-how erleichtert. Die Kantone und die interessierten Wirtschaftsverbände haben den Abschluss dieses Abkommens im Vernehmlassungsverfahren gutgeheissen. Es ist daran zu erinnern, dass die Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung in erster Linie im Interesse der Steuerpflichtigen abgeschlossen werden und ganz allgemein zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit beitragen, was einem Hauptziel der schweizerischen Aussenwirtschaftspolitik entspricht. 5327

4 Verfassungsmässigkeit Verfassungsgrundlage für dieses Abkommen ist Artikel 54 der Bundesverfassung (BV), der die Zuständigkeit für auswärtige Angelegenheiten dem Bund zuweist. Die Bundesversammlung ist nach Artikel 166 Absatz 2 BV zuständig für die Genehmigung des Abkommens. Das Abkommen ist zwar auf unbestimmte Zeit abgeschlossen, kann aber jederzeit unter Einhaltung einer Frist von sechs Monaten auf das Ende eines Kalenderjahres gekündigt werden. Es sieht keinen Beitritt zu einer internationalen Organisation vor. Dem fakultativen Staatsvertragsreferendum nach Artikel 141 Absatz 1 Buchstabe d Ziffer 3 BV unterstehen seit dem 1. August 2003 die Staatsverträge, die wichtige rechtsetzende Bestimmungen enthalten oder deren Umsetzung den Erlass von Bundesbesetzen erfordert. In Anlehnung an Artikel 22 Absatz 4 des Parlamentsgesetzes gilt eine Bestimmung eines Staatsvertrages dann als rechtsetzend, wenn sie auf unmittelbar verbindliche und generell-abstrakte Weise Pflichten auferlegt, Rechte verleiht oder Zuständigkeiten festlegt. Im Sinne der Entwicklung einer gangbaren Praxis zur neuen Ziffer 3 von Artikel 141 Absatz 1 Buchstabe d BV und um die wiederholte Unterstellung gleichartiger Abkommen unter das Referendum zu vermeiden, hat der Bundesrat in seiner Botschaft vom 19. September 2003 zum Doppelbesteuerungsabkommen mit Israel festgehalten, dass er dem Parlament Staatsverträge, die im Vergleich zu früher abgeschlossenen Abkommen keine wichtigen zusätzlichen Verpflichtungen für die Schweiz beinhalten, auch in Zukunft mit dem Vorschlag unterbreiten werde, diese dem fakultativen Staatsvertragsreferendum nicht zu unterstellen. Zwar enthält das vorliegende Abkommen rechtsetzende Bestimmungen, doch beschränken sich diese auf die Eingrenzung der Besteuerungsbefugnisse der Schweiz, ohne zusätzliche steuerliche Verpflichtungen zu schaffen. Im Weiteren entspricht der Inhalt des Abkommens der schweizerischen Politik auf dem Gebiet der Vermeidung der Doppelbesteuerung. Der Bundesbeschluss über das Abkommen mit Serbien und Montenegro unterliegt daher nicht dem fakultativen Staatsvertragsreferendum nach Artikel 141 Absatz 1 Buchstabe d Ziffer 3 BV. 5 Schlussfolgerungen Das vorliegende Abkommen folgt weitgehend dem OECD-Musterabkommen und entspricht der schweizerischen Abkommenspraxis. Es schafft Rechtssicherheit und bringt den schweizerischen Investoren eine erhebliche Entlastung von den serbischmontenegrinischen Steuern. Das Abkommen dürfte sich allgemein günstig auf die weitere Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Serbien und Montenegro auswirken. 5328