der Abg. Dr. Boris Weirauch und Dr. Stefan Fulst-Blei SPD

Ähnliche Dokumente
Veterinärbehörde und Lebensmittelüberwachung Stadt Baden-Baden Dr. Jutta Winter Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung Landkreis Rastatt

PFC aus Sicht der Lebensmittelüberwachung

des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz Aussaat und Handel von mit Genmais verunreinigtem Mais in Baden-Württemberg

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP

FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur PFC - Belastung in Baden-Baden, dem Landkreis Rastatt und der Stadt Mannheim

2. Wie viele Personen erhielten jeweils in den Jahren 2012 bis 2015 die jeweilige Ehrung für soziale oder kulturelle bzw. ehrenamtliche Verdienste?

FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur PFC - Belastung im Landkreis Rastatt und den Stadtkreisen Baden-Baden und Mannheim

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Borkenkäfer-Monitoring des Nationalparks Schwarzwald

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/ Wahlperiode

3. Welche landeseigenen Förderprogramme kommen in welcher Höhe in Heilbronn konkret zur Anwendung?

1. Wie hat sich die Zahl der Betreuungsplätze für unter Dreijährige von 2006 bis 2014 im Landkreis Emmendingen entwickelt?

des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau

1. Wie hoch war im Jahr 2015 die Geburtenrate pro Frau in Baden-Württemberg?

2. Für welche der Haltepunkte, die noch keine Barrierefreiheit aufweisen, ist eine barrierefreie Umrüstung bis zu welchem Zeitpunkt geplant?

Landtag von Baden-Württemberg. Gesetzentwurf. Drucksache 15 / Wahlperiode

2. wie hoch die durchschnittliche Preissteigerung der in Ziffer 1 genannten Projekte

1. Welche Ziele verfolgen Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen?

der Abg. Andreas Deuschle und Karl Zimmermann CDU

des Ministeriums für Wissenschft, Forschung und Kunst

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

Stabsstelle im Kultusministerium und Stellenbesetzungen der Landesregierung

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

Trinkwasserkontrolle

Landtag von Baden-Württemberg. Antrag. Stellungnahme. Drucksache 15 / Wahlperiode. der Abg. Georg Wacker u. a. CDU.

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

1. In welchen Schulen im Landkreis Esslingen wurden in den vergangenen Schuljahren

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft

1. Welche Erkenntnisse hat sie über den Umfang des Flächenvorrats des naturschutzrechtlichen

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Ausbau der Studienplätze im Bereich der Sonderpädagogik

Entwicklung der Bewerberzahlen um einen Ausbildungsplatz bei der Polizei in Baden-Württemberg in den Jahren 2009 bis 2014

2. Wie wird in dieser Rechnung der Eigenverbrauch von Fruchtsaft insbesondere von Apfelsaft gemessen?

Unterbringungssituation der Asylbewerber und Flüchtlinge im Enzkreis

Pflanzenschutzmittel Fakten statt Hysterie Gefahr, Risiko oder Sicherheit

Mutterkorn in Getreide

FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur PFC - Belastung im Landkreis Rastatt und den Stadtkreisen Baden-Baden und Mannheim

Haltestellen des Regionalexpress (RE) auf der Rheintalbahn

Zahl der nicht versetzten Schüler und Klassenwiederholer im Landkreis Lörrach

2. Wie verteilen sich diese Ganztagsschulen zahlenmäßig auf die verschiedenen Schularten?

Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees- Fragen aus Verbrauchersicht FRAGEN AUS VERBRAUCHERSICHT

Veröffentlichung der Rechnungen der Fraktionen im Landtag von Baden-Württemberg für 2014/2015

Helmut Schafft, Heike Itter

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst 1. in welcher Höhe und zu welchen Zwecken die einzelnen Landesmuseen Rücklagen gebildet haben;

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 16 / Wahlperiode. des Abg. Stefan Herre AfD.

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Folgt nach Arsen nun URAN?

Perspektiven der bei der Kriminalpolizei bzw. bei der Schutzpolizei als Sachbearbeiter tätigen Beamten

Gentechnik Erntemonitoring 2016 keine Auffälligkeiten

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Tobias Wald CDU.

Landtag von Baden-Württemberg. Gesetzentwurf. Drucksache 16 / Wahlperiode. der Fraktion der AfD

Uran im Trinkwasser Bedeutung und analytische Bestimmung

ROLLE VON SPURENSTOFFEN IN DER TRINKWASSERVERSORGUNG - ZUKUNFT UND WIRKLICHKEIT. 2. Spurenstoffkongress BW, 14. Juni 2016 Dr.

Kostensteigerungen des Bahnprojektes Stuttgart 21 und ihre Folgen

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode der Abgeordneten Ulrike Berger, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Besetzung der Ausbildungsplätze im Wahlkreis 33 (Stadtkreis Baden-Baden und südlicher Landkreis Rastatt)

Praktische Relevanz bestehender Bleiberechtsregelungen in Baden-Württemberg

2. Inwiefern sind ihr Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Krankenhäuser und Arztpraxen vor Ort im Wahlkreis Eppingen bekannt?

Lernstandserhebung mit (Diagnose- und) Vergleichsarbeiten (DVA bzw. VERA)

Mutterkorn in Getreide

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Kompensation der Studiengebühren an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW)

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Drohende Beeinträchtigung der Rundfunksendeanlage Hornisgrinde durch Windkraftanlagen

Künftige Bioabfallentsorgung im Landkreis Karlsruhe - Grundsatzentscheidung und weiteres Vorgehen

5. ob die Regenbogenflagge auch bei der nächsten Veranstaltung dieser Art auf dem Neuen Schloss von ihr gehisst werden soll;

der Abg. Beate Böhlen, Daniel Renkonen, Thomas Marwein, Dr. Bernd Murschel, Wolfgang Raufelder und Alexander Schoch GRÜNE

3. Wie hat sich die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen seit dem Jahr 2001 landesweit und in den einzelnen Großstädten des Landes entwickelt?

Verlegung und Schließung kleiner Klassen an beruflichen Schulen in der Technologieregion Karlsruhe und die Auswirkungen auf die Wirtschaft

HESSISCHER LANDTAG. Kleine Anfrage

1. welcher durchschnittliche Zinssatz in den Jahren 2006, 2007 und 2008 für die Kreditmarktschulden des Landes insgesamt zu zahlen war;

Entwicklung der Abschlussnoten in Baden-Württemberg

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Jochen Haußmann FDP/DVP.

1. Wie hoch waren die Gewerbesteuerrückerstattungen in den Jahren 2010 bis 2015 (getrennt nach Jahren) im Land Baden-Württemberg?

GZ: BMG-11001/0073-I/A/15/2016 Wien, am 21. April 2016

des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Neue Risikobewertung der chemischen Verbindung Bisphenol A

3. Wie viele Pflegekinder leben in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Baden- Württemberg?

Stellenentwicklung in der Straßenbauverwaltung des Landes

Bericht der Landesregierung zu einem Beschluss des Landtags; hier: Senkung der Klassenfrequenzen bzw. Schaffung kleinerer Klassen

13. Wahlperiode

Neue Wege im Grundwasserschutz

Die Untersuchung von Bio-Lebensmitteln auf gentechnische Veränderungen Erfahrungen aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode

EMPFEHLUNG DER KOMMISSION. vom zur Untersuchung des Acrylamidgehalts von Lebensmitteln. (Text von Bedeutung für den EWR)

des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration

der Abg. Bettina Lisbach und Alexander Salomon GRÜNE

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 14 / Wahlperiode. des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE.

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU.

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Landtag von Baden-Württemberg. Kleine Anfrage. Antwort. Drucksache 15 / Wahlperiode. des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU.

2. wie viele dieser Anträge bereits bewilligt und wie viele aus welchen Gründen abgelehnt wurden;

Landtag von Baden-Württemberg. Mitteilung. Drucksache 15 / Wahlperiode. der Landesregierung

REGULIERUNG VON GRUND- UND TRINKWASSER. FachDialog Nanotechnologie und aquatische Umwelt, Berlin, Mai 2014 Dr.-Ing. Marcel Riegel

Die Entwicklung der Privatschulen in Baden-Württemberg

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst

der Abg. Dieter Hillebrand und Karl-Wilhelm Röhm CDU Lehrerversorgung an den Schulen des Kreises Reutlingen

Perfluorierte Tenside. in Fischen aus dem Bodensee. Einleitung:

Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutzmittel Pflanzenbautagung Wallierhof, 26. Januar 20

3. Welcher Bedarf an Pflegekräften in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen

Bundesrat Drucksache 5/15 (Beschluss) Beschluss des Bundesrates

B e h ö r d e f ü r S t a d t e n t w i c k l u n g u n d U m w e l t

Lehrerversorgung an den Schulen des Rems-Murr-Kreises

3. ob sie die Gülen-Bewegung als eine religiöse oder eine politische Gruppierung einstuft und wie sie dies begründet;

Transkript:

Landtag von Baden-Württemberg 16. Wahlperiode Drucksache 16 / 702 30. 09. 2016 Kleine Anfrage der Abg. Dr. Boris Weirauch und Dr. Stefan Fulst-Blei SPD und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastete landwirtschaftliche Flächen in Mannheim Kleine Anfrage Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche Ergebnisse ergaben die Untersuchungen im Rahmen des Vor-Ernte- Monitorings auf PFC im Zusammenhang mit der Kontaminierung von Ackerböden im Mannheimer Norden? 2. In wie vielen Fällen und wo wurden die durch das zuständige Ministerium festgelegten substanzspezifischen Beurteilungswerte überschritten? 3. Wurden infolge der Untersuchungsergebnisse die Bewirtschaftungsrichtlinien angepasst bzw. wird dies aktuell erwogen und wenn ja, in welcher Hinsicht? 4. Welche Einschränkungen hinsichtlich der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten gibt oder gab es diesbezüglich bereits bzw. sind solche in Zukunft zu erwarten? 5. Können aus ihrer Sicht aufgrund der festgestellten Kontaminierung von Böden, Grund- und Trinkwasser mit PFC im Mannheimer Norden gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung ausgeschlossen werden? 6. Wurden nur im Mannheimer Norden entsprechende Untersuchungen vorgenommen? Eingegangen: 30. 09. 2016 / Ausgegeben: 08. 11. 2016 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Der Blaue Engel. 1

7. Aufgrund welcher Kenntnisse kann sie ausschließen, dass auch Kontaminierungen im übrigen Stadtgebiet insbesondere auch auf Ackerflächen in Feudenheim, Seckenheim und Friedrichsfeld erfolgt sind? 29. 09. 2016 Dr. Weirauch, Dr. Fulst-Blei SPD Begründung Behördliche Untersuchungen und Messungen haben ergeben, dass im Mannheimer Norden zahlreiche Ackerflächen infolge auf die Flächen aufgebrachten, mit Papierschlämmen durchmischten Komposts mit per- und polyfluorierten Chemikalien belastet sind. Mit dieser Kleinen Anfrage sollen die Ergebnisse transparent gemacht werden und Klarheit geschaffen werden, wie mit den verunreinigten Bodenflächen im Rahmen der weitergehenden Bewirtschaftung umgegangen werden soll. Antwort Mit Schreiben vom 28. Oktober 2016 Nr. 23-8810.30 beantwortet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche Ergebnisse ergaben die Untersuchungen im Rahmen des Vor-Ernte- Monitorings auf PFC im Zusammenhang mit der Kontaminierung von Ackerböden im Mannheimer Norden? 2. In wie vielen Fällen und wo wurden die durch das zuständige Ministerium festgelegten substanzspezifischen Beurteilungswerte überschritten? Zu 1. und 2.: In Mannheim wurden im Rahmen des Vorerntemonitorings 2016 mit Stand 13. Ok - tober 2016 insgesamt 36 Pflanzenproben von 36 Parzellen auf PFC untersucht. Im Vorjahr wurden noch 59 Parzellen beprobt. Aufgrund der Erkenntnisse aus 2015 konnten die Flächen gezielt ausgewählt und dadurch die Probenzahl reduziert werden. Entsprechend der Anbauverhältnisse wurden auch 2016 überwiegend Getreide (10 Proben) und Körnermais (16 Proben) beprobt. Beim Mais wurden ca. 25 % der Standorte beprobt (Böden mit den in der Region höchsten Belastungen), beim sensibleren Getreide alle Flächen unabhängig von der Höhe der Be - lastung. In 26 Proben konnte kein PFC nachgewiesen werden, lediglich in einer Probe Weizen (Teilort Sandhofen) wurde der Beurteilungswert gesichert überschritten, 2 Proben bei Körnermais lagen knapp unterhalb des Beurteilungswertes. 2

3. Wurden infolge der Untersuchungsergebnisse die Bewirtschaftungsrichtlinien angepasst bzw. wird dies aktuell erwogen und wenn ja, in welcher Hinsicht? Zu 3.: Aus den Untersuchungsergebnissen der Jahre 2015 und 2016 wurden Anbauempfehlungen für die Landwirte abgeleitet. Diese wurden den Landwirten rechtzeitig zur Herbstaussaat in einem Schreiben des Regierungspräsidiums Karlsruhe mitgeteilt und mit einer Pressemitteilung vom 13. September 2016 Vorerntemonitoring 2016 auf PFC belasteten Flächen: Tendenzen des Vorjahres bestätigen sich Regierungspräsidium Karlsruhe gibt Empfehlungen für die Herbstaussaat veröffentlicht. Neben dem Hinweis auf kritische Kulturen wurde eine der Situation angepasste Fruchtfolge mitgeteilt. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Landwirte den Anbau entsprechend ändern und problematische Flächen mit kritischen Kulturen meiden. Damit ist ein Ziel des PFC-Projektes, nämlich Minimierung der Belastung von Ernteprodukten, erreicht worden. 4. Welche Einschränkungen hinsichtlich der Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten gibt oder gab es diesbezüglich bereits bzw. sind solche in Zukunft zu erwarten? Zu 4.: Da beim Vorerntemonitoring die Pflanzen bereits vor der Ernte auf PFC untersucht werden, wird sichergestellt, dass bei festgestellten Überschreitungen der Beurteilungswerte die pflanzlichen Produkte nicht als Lebensmittel in Verkehr gebracht werden. Entsprechende Vermarktungsbeschränkungen waren und sind auch künftig bei Überschreitung des Beurteilungswerts der Fall. Für Futtermittel werden im Einzelfall Regelungen insbesondere unter Berücksichtigung der Futterration getroffen. Auch hier gilt es durch Einhaltung der Anbauempfehlungen die Belastungen zu minimieren. 5. Können aus ihrer Sicht aufgrund der festgestellten Kontaminierung von Böden, Grund- und Trinkwasser mit PFC im Mannheimer Norden gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung ausgeschlossen werden? Zu 5.: Für die Einschätzung einer PFC-Belastung im Trinkwasser gibt es eine Empfehlung des Umweltbundesamtes (UBA). Als langfristiges Mindestqualitätsziel gelten danach allgemeine Vorsorgewerte von jeweils 0,1 μg/l für die PFC-Einzelsubstanzen. Diese Werte dienen der lebenslangen gesundheitlichen Vorsorge, eine zeitweilige Überschreitung stellt aus gesundheitlicher Sicht keinen Anlass zur Besorgnis dar, solange weitere Maßnahmenwerte eingehalten sind. Darüber hinaus gibt es für die Summe aus PFOA und PFOS einen lebenslang gesundheitlich duldbaren Leitwert für alle Bevölkerungsgruppen in Höhe von 0,3 μg/l. Für andere PFC empfiehlt das UBA sogenannte gesundheitliche Orientierungswerte (GOW). Bei Überschreitung des Leitwerts bzw. der GOW würde eine Ursachenermittlung erfolgen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Die öffentliche Wasserversorgung dieser Region ist von der PFC-Belastung landwirtschaftlicher Flächen nicht betroffen. Die Wasserwerke Rheinau und Käfertal liegen in Grundwasserfließrichtung oberstromig der belasteten Flächen. Die Annahme, dass aufgrund der geografischen Lage der Wasserwerke und der Grundwasserfließrichtung keine PFC-Belastung vorliegen kann, wird durch vorsorg - liche Untersuchungen des Wasserversorgers MVV bestätigt. Auch in den von der Stadt Mannheim im Jahr 2015 entnommenen Wasserproben aus den Wasserwerken Käfertal und Rheinau wurden keine PFC nachgewiesen. Durch die Stadt Mannheim wurden außerdem fünf private Hauswasserbrunnen beprobt. In drei Brunnen waren keine PFC, in zwei Brunnen geringe Gehalte von PFC nachweis- 3

bar. Das Wasser aller untersuchten Hauswasserbrunnen kann uneingeschränkt zu Trinkwasserzwecken verwendet werden. Für die Trinkwassersituation insgesamt gibt es daher aus gesundheitlicher Sicht keinen Anlass zur Besorgnis. Aufgrund der Belastung von Böden und Grundwasser mit perfluorierten Chemikalien in der genannten Region können Pflanzenaufwüchse und Erntegüter PFC aufnehmen. Untersuchungen von Pflanzenproben haben gezeigt, dass sogenannte langkettige PFC (wie z. B. PFOS und PFOA) kaum, sogenannte kurzkettige PFC jedoch in unterschiedlichem Maße von den Pflanzen aufgenommen werden. Im Gegensatz zu PFOS und PFOA konnten daher kurzkettige PFC-Verbindungen in einigen pflanzlichen Aufwüchsen und Erntegütern nachgewiesen werden. Auch in einem Anglerteich und in Fischen aus diesem Teich wurden sehr geringe Gehalte an PFC unterhalb der Beurteilungswerte nachgewiesen. Für kurzkettige PFC in Lebensmitteln gibt es bislang keine toxikologisch abgeleiteten Grenzwerte. Es gibt in der Wissenschaft lediglich Hinweise, dass kurzkettige PFC wahrscheinlich gesundheitlich weniger bedenklich sind als die langkettigen Vertreter dieser Stoffgruppe. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) sahen sich aufgrund der Datenlage bislang nicht in der Lage, belastbare Aussagen über die gesundheitliche Einstufung der kurzkettigen PFC in Lebensmitteln zu treffen und entsprechende Festlegungen vorzuschlagen. Kurzfristig wird daher nicht mit konkreten Vorschlägen für Grenzwerte zu rechnen sein. Da offizielle Grenzwertempfehlungen fehlen, wurden vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) übergangs- und hilfsweise lebensmittelrechtliche Beurteilungswerte für kurzkettige PFC festgelegt. Die Beurteilungswerte wurden ausgehend von den bestehenden Orientierungs- bzw. Leitwerten des UBA für Trinkwasser unter Berücksichtigung der statistisch erfassten Verzehrsmengen von Obst, Gemüse, Getreide und tierischen Lebensmitteln und unter Berücksichtigung von Sicherheitsfaktoren abgeleitet. Diese Werte werden bis auf weiteres angewandt, bis z. B. aktuelle gesundheitliche Bewertungen durch das BfR oder die EFSA vorliegen. Aufwüchse und Erntegüter, die die Beurteilungswerte überschreiten, werden nicht als Lebensmittel in den Verkehr gebracht. Lebensmittel, die die Beurteilungswerte einhalten, sind aus gesundheitlicher Sicht als unbedenklich anzusehen. Das MLR hat für die Jahre 2015 bis 2017 aus Landesmitteln insgesamt 526.064 Euro für das Projekt PFC-belastete Flächen in Nordbaden Lösungen für den Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen und zur vorbeugenden Verbrauchersicherheit zur Verfügung gestellt, dessen Durchführung das Regierungspräsidium Karls - ruhe koordiniert. Wichtiger Bestandteil des Projekts ist das Vorerntemonitoring, das wesentlich die Sicherheit der auf den Verdachtsflächen produzierten Lebensmittel gewährleistet. Im Rahmen des Projekts werden daher seit 2015 Pflanzenaufwüchse von belasteten landwirtschaftlichen Nutzflächen rechtzeitig vor der Ernte untersucht, um Hinweise auf die Vermarktungsfähigkeit und weitere fach - liche Erkenntnisse zu erhalten. Bei PFC-Gehalten über den Beurteilungswerten wird die Ware nicht in den Verkehr gebracht. Das Projekt zum Vorerntemonitoring hat sich aus Gründen der Lebensmittelsicherheit und auch als vertrauensbildende Maßnahme für die Vermarktung der in der Region erzeugten Produkte bewährt. Ergänzende Beprobungen und Untersuchungen der Lebensmittelüberwachungsbehörden tragen zusätzlich zur Sicherheit der Lebensmittel aus den betroffenen Regionen bei. Auf die Antwort zur Drs. 16/513 Belastung von landwirtschaftlichen Flächen und Trinkwasser mit poly- und perfluorierten Chemikalien (PFC) im Kreis Rastatt und angrenzenden Gemeinden wird ergänzend verwiesen. 4

6. Wurden nur im Mannheimer Norden entsprechende Untersuchungen vorgenommen? 7. Aufgrund welcher Kenntnisse kann sie ausschließen, dass auch Kontaminierungen im übrigen Stadtgebiet insbesondere auch auf Ackerflächen in Feudenheim, Seckenheim und Friedrichsfeld erfolgt sind? Zu 6. und 7.: Aufgrund von Hinweisen auf einen Zusammenhang zwischen PFC-Belastungen und der Aufbringung von Kompost mit Papierschlammanteilen hat das Regierungspräsidium Karlsruhe die unteren Bodenschutz- und Landwirtschaftsbehörden um eine Recherche nach solchen Flächen gebeten. Dabei wurden in Mannheim die bekannten Flächen im Mannheimer Norden ermittelt. Der Zusammenhang zwischen Aufbringungsflächen und Belastung wird durch die Ergebnisse der Untersuchung dieser Flächen bestätigt, während Referenzflächen ohne Kompostauftrag mit Papierschlammanteilen keine Belastung aufwiesen. Auch die Ergebnisse landesweiter Untersuchungen der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) von Flächen mit Kompostauftrag ohne Papierschlammanteil und Grundwasseranalysen waren unauffällig. Deshalb wurden die entsprechenden Untersuchungen nur dort vorgenommen, wo ein Zusammenhang zwischen Kompostaufbringung mit Papierschlammanteilen hergestellt werden konnte. Das war in Mannheim nur bei den jetzt untersuchten Flächen der Fall. Weitere verdächtige Regionen sind nicht bekannt. Auch Befragungen der im übrigen Stadtgebiet wirtschaftenden Landwirte haben neben den bekannten Flächen keine Hinweise bzgl. weiterer Flächen ergeben, auf die im fraglichen Zeitraum Kompost aufgebracht wurde. Hauk Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz 5