System aus den Fugen

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Transkript:

System aus den Fugen Arabischer Aufbruch. Säulen der Stabilität und der Energiesicherheit gehen verloren- Der Westen muss umdenken. (Erschienen in Der Freitag vom 24. Februar 2011) Mohssen Massarrat Die tunesische Revolution hat das System Ben Ali hinweggefegt, die ägyptische Revolution ist im Begriff, nach dem Sturz des Präsidenten auch das System Mubarak zu beseitigen. Kein Zweifel, die Epoche der uneingeschränkten Herrschaft der Diktatoren in der arabischen Welt geht ihrem Ende entgegen. Nach Jahrzehnten der klientelistischer Ausbeuter- und Willkürregime scheinen die arabischen Völker nunmehr entschlossen zu sein, ihre Gesellschaften zu demokratisieren. Dieses neue Zeitalter ist nicht mehr aufzuhalten. Die Ben Alis, Mubaraks, Bouteflikas und Salehs werden bald vergessen sein. Mit ihrem Abgang und der Demokratieperspektive bekommen nicht nur die westlichen Demokratien und das ist die Ironie der Geschichte, sondern auch Israel, die bisher vermeintlich einzige Demokratie im Nahen Osten, ein riesiges Problem. Nicht ohne Grund übertreffen die Sorgen von Obama, Merkel, Sarkozy, Cameron und Netanjahu wegen eines Verlustes an Stabilität bei weitem die Freude über eine demokratischen Aufbruch in den arabischen Staaten. Wir vermissen Mubarak diese Schlagzeile der israelischen Zeitung Haaretz die heraufbeschworene Paradoxie auf den Punkt. Auch die Tage israelischer Besatzung von Palästina dürften gezählt sein. Ein Blick auf die jüngste Geschichte der Einbettung des Mittleren und Nahen Ostens in das von den USA dominierte Hegemonialsystem kann helfen, die tieferen Gründe des Wandels in der Region besser zu verstehen. Ägypten ersetzt Iran Im Grunde begann die Epoche der Demokratisierung, der Modernisierung und der Selbstbestimmung im Nahen Osten schon 1951 mit der Machtübernahme der ersten

demokratisch gewählten Regierung von Mohammad Mossadegh im Iran. Statt eines Freudentaumels ob des neuen Windes zur Verbreitung westlicher Werte im fernen Orient, setzten die Regierungen Großbritanniens und der USA die Zerschlagung der Demokratiebewegung im Iran auf ihre außenpolitische Agenda. Für diesen paradoxen Gegensatz zwischen okzidentaler Demokratie und orientalischer Demokratie gab es zwei Gründe: Erstens wollte Mossadegh über das eigene Öl selbst bestimmen, was den neokolonialen Interessen Großbritanniens nicht passte. Und zweitens weigerte er sich, zum Anhängsel des Westens im Kalten Krieg gegen das kommunistische Lager zu werden. Daraufhin wurde iranisches Öl boykottiert, Mossadegh als Feind des Westens dämonisiert und schließlich durch einen CIA-gelenkten Militärputsch im Sommer 1953 gestürzt. Schon damals tauschte der Westen Demokratie gegen Stabilität im Interesse seiner Energiesicherheit und antisowjetischer Allianzen. Einerseits wurden fortan die Schah-Diktatur und die saudischen Herrscher zu den zwei Hauptsäulen dieser Stabilität auserkoren und aufgerüstet. Andererseits wurde Israel in diesem hegemonialen System zum strategischen Brückenkopf inmitten der arabischen Welt. Tatsächlich beginnt auch die enge militärische Kooperation der USA mit Israel erst im Laufe der 1960er Jahre, Als jedoch 1979 das System Reza Palawis durch den Zorn eines gedemütigten und um die Demokratie gebrachten Volkes zusammenbrach, tauschten die USA Iran gegen Ägypten aus, um über einen neuen Stabilitätsanker in der für die US-Hegemonie geostrategisch wichtigsten Weltregion zu verfügen. Aus der Achse Teheran Riad Tel Aviv wurde die Achse Kairo Riad Tel Aviv. Seitdem übernahm Mubarak die Rolle des gestürzten Schahs samt Militärhilfen, die bis dato Teheran erreicht hatten. Diese neue geostrategische Achse entwickelte sich durch bilaterale Beziehungen: einerseits zwischen den USA und diesen drei Staaten. Und andererseits zwischen Mubaraks Ägypten und Israel durch das bilaterale Friedensabkommen sowie durch sehr intensive Beziehungen zwischen Ägypten und Saudi Arabien. Dabei wurde Ägypten zur regionalen Schutzmacht der meisten gleichzeitig auch von den USA abhängigen arabischen Diktaturen wie Tunesien, Marakko, Yemen und Jordanien. Dieser neue Pakt zwischen dem Westen, Israel und den arabischen Diktatoren verschleierte drei Demokratie feindliche Entwicklungen, die nunmehr annähernd gleichzeitig ihrem Ende entgegengehen:

Ein für allemal Erstens das Ende der totalen Kontrolle des Öls im Mittleren Osten: Mit den Begriffen wie Stabilität oder Energiesicherheit meint der ach so marktwirtschaftlich orientierte Westen nichts anderes als die Außerkraftsetzung der Marktgesetze von Angebot und Nachfrage auf dem fossilen Energieweltmarkt. Statt einer unter freien Marktbedingungen unvermeidlichen Öl-Verknappung hat der Westen mit Hilfe Saudi Arabiens ein Öl-Überangebot, statt steigender Preise für diesen erschöpfbaren Rohstoff ein moderates, sprich möglichst niedriges Preisniveau durchgesetzt, um das Wirtschaftswachstum im Westen künstlich zu fördern. Doch die Ära der politischmilitärisch etablierten Dumpingpreise für Öl und Naturgas geht unwiderruflich zu Ende. China und Indien haben mit der Bereitschaft, ihren Bedarf bei jedem Preis zu sichern, auf den Weltenergiemärkten faktisch einen Freihandel herbeigeführt (der wahre Grund für die zuletzt unaufhaltsam steigenden Ölpreise). Zweitens das Ende der diktatorischen Regime: Über mehrere Dekaden konnten sich in der arabischen Welt unter dem westlichen Stabilitätsschirm klientelistischautoritäre Regime etablieren und immer brutaler gegen ihre eigenen Völker austoben. Jedes dieser Regime handelte nach eigenem Gutdünken und mit westlichem Beistand, solange es die gewünschte Stabilität garantierte. Saddam Hussein und sein System wurden im Iran-Irak-Krieg (1980 1988) unverhohlen unterstützt, sogar mit chemischen Waffen aufgerüstet, weil sein Gewaltsystem der westlichen Definition von Stabilität in der Region zuträglich war. Er wurde beseitigt, als er sich anmaßte, diese Stabilität zu stören. Mubarak wurde dagegen zum treuesten Verbündeten des Westens, weil er gegen den Willen der ägyptischen Bevölkerung zu allen Schandtaten bereit war. Seine Vorgänger Nasser und Sadat waren gewiss auch keine Demokraten, für Ägypten dennoch Helden, weil sie die Würde der Araber verteidigten. Mubarak dagegen tauschte Selbstachtung gegen jährlich zwei Milliarden Dollar US-Hilfe, um sein System zu finanzieren. In den letzten Wochen beendete das ägyptische Volk ein für allemal diese Ära der Erniedrigung. Die scheinbar festen Säulen der vom Westen gewünschten Stabilität geraten durch die Demokratiebewegungen in Ägypten, Tunesien, Algerien, Jemen oder Jordanien aus den Fugen. Nun also ist der ägyptische Armee, von den USA finanziell und strukturell abhängig, aufgetragen, der Revolution den Wind aus den Segeln nehmen und durch

Teilzugeständnisse sowie halb- demokratische Verhältnisse vom westlichen Stabilitätsschirm zu retten, was zu retten ist. Vor allen Dingen soll verhindert werden, dass der revolutionäre Funke aus Ägypten auf Saudi-Arabien und die Scheichtümer am Persischen Golf überspringt. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz rechtfertigte Angela Merkel scheinheilig die westliche Haltung gegenüber der Demokratiebewegung in der arabischen Welt als Spannungsverhältnis zwischen unseren Werten und unserem Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Sie vergaß zu erwähnen, dass der Westen sich bisher stets für Stabilität und gegen die Demokratie entschieden hat. So wie 1953 im Iran auch 1991 nach dem Wahlsieg der islamischen Heilsfront in Algerien und 2006 nach dem Wahlsieg von Hamas in Palästina. Schließlich dürfte sich auch Israels Besatzungspolitik auf ihr Ende zu bewegen: Unter dem Stabilitätsschirm des Westens erhielt der Zionismus in den 1960er und 70er Jahren neuen Auftrieb. Zionistische Hardliner fühlten sich durch die Rolle Israels als strategischer Brückenkopf und den Pakt mit Mubarak ermutigt, ihre Besatzungspolitik zu forcieren. Israels Frieden mit Ägypten wurde zum Separatfrieden, die Vertreibung der Palästinenser hat durch Israels Siedlungspolitik deutlich zugenommen und die in allen Abkommen zugesagte Zweistaatenlösung wurde systematisch blockiert. Mit dem Sturz Mubaraks geht Israel nunmehr seine wichtigste Stütze in der arabischen Welt verloren. Alleinige Alternative Nun ist es höchste Zeit: Der Westen und Israel müssen endlich einsehen, dass die Fundamente ihres Stabilitätsschirms unwiderruflich erodieren. Mit dem Freihandel für Öl und Naturgas aus dem Mittleren Osten ist auch die Zeit für ein Ende des USdominierten Hegemonialsystems mehr als überreif. Dass damit auch Israel seine Brückkopffunktion in diesem System so auch die bedingungslose Unterstützung für seine Besatzungspolitik verlieren wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Barack Obama schien vor seiner Wahl 2008 begriffen zu haben, dass sich der Stern der US-Dominanz in der Welt im freien Fall befindet. Als Präsident wurde er unter dem massiven Druck der US-Ölkonzerne und des militär-industriellen Komplexes jedoch zur Geisel von deren kurzfristigen Interessen. Anlässlich der jüngsten

Entwicklung in Ägypten stand er vor der Alternative, entweder den Wunsch der Ägypter nach Demokratie zu respektieren oder aber mit Hilfe der US-abhängigen Armee den ägyptischen Tiananmen-Platz zu riskieren. Alle Indizien sprechen dafür, dass Obama sich vorerst für die erstere Alternative entschieden hat. Die Demokratisierung in dieser Region ist jedenfalls so oder so nicht mehr aufzuhalten. Alle fundamentalistischen Ideologien der arabische Nationalismus ebenso wie der religiöse Extremismus haben ihren Zenit hier längst überschritten. Dies gilt auch für einen zionistischen Fundamentalismus in Israel, das auf Dauer nicht umhin kommen wird, die Allianz mit den neuen Demokratiebewegungen in den arabischen Staaten, in der Türkei und im Iran zu suchen. Demokratie, Kooperation und die Bereitschaft zum bedingungslosen Zusammenleben von Moslems, Christen und Juden im Nahen Osten waren schon immer die einzig denkbare Alternative für eine Region, die ganz zu Recht als Wiege der Zivilisation und Heimstätte aller drei Religionen gilt. Kurzfristige egoistische Interessen westlicher und eigener Eliten sorgten freilich bisher dafür, diese Perspektive zu verschütten.