INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR PATIENTEN Endovaskuläre Stentgrafts: Eine Behandlungsmöglichkeit für Bauchaortenaneurysmen
Inhalt Einführung 1 Anatomie der Bauchaorta 3 Was ist ein Aneurysma? 4 Welche Symptome treten in Verbindung mit einem Bauchaortenaneurysma auf? 5 Welche Risikofaktoren tragen zum Auftreten eines Bauchaortenaneurysmas bei? 5 Welche Behandlungsmöglichkeiten für Bauchaortenaneurysmen gibt es? 6 Wie funktioniert ein Stentgraft? 8 Was kann der Patient/die Patientin nach einem Stentgraft-Eingriff erwarten? 10 Wann sollte ein Arzt kontaktiert werden? 10 Mögliche Gesprächspunkte 11 Glossar 12 Diese Patienteninformationen werden Ärzten zur Verfügung gestellt und sollten nur dann an Patienten ausgegeben werden, wenn die Behandlung eines Bauchaortenaneurysmas mit einem Stentgraftsystem durchgeführt wird. Nur der Arzt kann bestimmen, ob ein Patient für die Durchführung eines Stentgraft- Eingriffs geeignet ist. Einführung 1
Anatomie der Bauchaorta Die Aorta ist die größte Arterie, die Blut vom Herzen weg zu anderen Bereichen des Körpers transportiert. Als Bauchaorta wird der Abschnitt der Aorta bezeichnet, der sich im Unterleib befindet. Die Bauchaorta beginnt unterhalb der Nierenarterien und erstreckt sich bis zu dem Punkt, an dem sich die Aorta in die rechte und linke Beckenarterie gabelt (siehe Abbildung 1). ABBILDUNG 1 Brustaorta Herz Nierenarterien Niere Bauchaorta Beckenarterien 2 3
Was ist ein Aneurysma? Welche Symptome treten in Verbindung mit einem Bauchaortenaneurysma auf? Wenn die Arterienwand der Aorta aufgrund von fortgeschrittenem Alter, Krankheit oder Trauma geschwächt ist, kann sie beginnen sich auszudehnen, wodurch ein so genanntes Bauchaortenaneurysma (AAA - Abdominal Aortic Aneurysm) entsteht. Mit zunehmender Größe des Aneurysmas wird die Arterienwand weiter geschwächt, so dass die Aorta selbst bei normalem Blutdruck reißen und massive ABBILDUNG 2 innere Blutungen verursachen kann. Ein geplatztes Aneurysma ist lebensbedrohlich und erfordert eine sofortige medizinische Behandlung. Nierenarterien Ein Aneurysma ist eine ballonförmige Ausdehnung, die sich aufgrund der Schwächung der Aortawand in der Wand eines Blutgefäßes bildet (siehe Abbildung 2). Niere Beckenarterien Brustaorta Herz Bauchaortenaneurysma In den meisten Fällen treten keine Symptome auf, die auf das Vorliegen eines Bauchaortenaneurysmas hinweisen. Im Rahmen einer Routineuntersuchung kann der Arzt gegebenenfalls einen pochenden Puls im mittleren oder unteren Bereich des Unterleibs eines Patienten bemerken bzw. fühlen. Die meisten Aneurysmen werden jedoch im Zusammenhang mit diagnostischen Bildgebungsverfahren (wie z. B. Computertomographie oder Ultraschall) festgestellt, die aufgrund anderer Beschwerden durchgeführt werden. Welche Risikofaktoren tragen zum Auftreten eines Bauchaortenaneurysmas bei? Das Risiko der Entstehung eines Bauchaortenaneurysmas erhöht sich mit zunehmendem Alter. Bauchaortenaneurysmen treten vor allem bei über 50-Jährigen und häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Rauchen und hoher Blutdruck stellen weitere wichtige Risikofaktoren dar. Patienten, in deren Familie bereits Fälle von Bauchaortenaneurysmen aufgetreten sind, unterliegen einem höheren Risiko und sollten sich mit einem Arzt beraten. 4 5
ABBILDUNG 3 OFFENE OPERATION: Der Chirurg stellt den Zugang zum Aneurysma mittels eines Schnittes im Unterleib her (siehe Abbildung 3). Der Offene chirurgische Behandlung Aneurysmaabschnitt des Gefäßes wird durch eine synthetische Prothese ersetzt. Der chirurgische Eingriff wird oft unter Vollnarkose durchgeführt und dauert ungefähr drei bis vier Stunden. Patienten müssen im Allgemeinen einen Tag auf der Intensivstation verbringen und anschließend mindestens eine Woche lang im Krankenhaus bleiben. Die vollständige Genesung des Patienten kann zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Ein Bauchaortenaneurysma muss behandelt werden, wenn der Arzt davon ausgeht, dass das Aneurysma platzen bzw. reißen könnte. In diesem Fall stehen in Abhängigkeit von der ärztlichen Diagnose zwei Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl: offene Operation oder endovaskulärer Stentgraft-Eingriff. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Bauchaortenaneurysmen? ENDOVASKULÄRE STENTGRAFT-INTERVENTION: In dieser minimal-invasiven Intervention wird ein Stentgraft (eine synthetische Schlauchprothese, die durch eine Metallgerüst verstärkt ist) über kleine Einschnitte in beiden Oberschenkeln innerhalb des erkrankten Gefäßes (in dem sich das Aneurysma befindet) platziert, ohne eine chirurgische Öffnung des umliegenden Gewebes erforderlich zu machen. Der Eingriff dauert gewöhnlich circa zwei Stunden. Der Krankenhausaufenthalt verkürzt sich auf zwei bis vier Tage, und ein Aufenthalt auf der Intensivstation ist ggf. nicht erforderlich. Beide Behandlungsmöglichkeiten haben Vorteile und Risken. Betroffene Patienten sollten die geeignete Option mit ihrem Arzt besprechen. 6 7
Wie funktioniert ein Stentgraft? Der endovaskuläre Stentgraft ist dafür ausgelegt, das Aneurysma abzugrenzen und die geschwächte Aortawand zu verstärken. Dadurch verringert sich das Risiko einer Ruptur, da der Druck auf das Aneurysma durch die Bereitstellung einer neuen Bahn für den Blutfluss gemindert wird. Der Stentgraft wird vorgeschoben und innerhalb der Blutgefäße platziert, ohne eine chirurgische Öffnung des umliegenden Gewebes erforderlich zu machen. Zu diesem Zweck wird ein Applikationskatheter (ein langer dünner Schlauch für den Transport und die Freisetzung des Stentgrafts) verwendet, der über die Leiste in den Körper eingeführt und anschließend wieder entnommen wird. Der Applikationskatheter wird über ein Blutgefäß in der Leiste des Patienten eingeführt und zur Bauchaorta vorgeschoben (siehe Abbildung 4). ABBILDUNG 4 Der Stentgraft wird auf Höhe des Aneurysmas freigesetzt, wodurch der Blutfluss wieder in seine normalen Kanäle gelenkt wird, indem eine neue Bahn für den Blutfluss geschaffen wird. Der Stentgraft-Eingriff findet unter Regionalanästhesie, Vollnarkose oder örtlicher Betäubung statt. Vor dem Eingriff werden verschiedene Diagnosetests durchgeführt. Mithilfe dieser Diagnosetests kann der Arzt das Aneurysma und den umgebenden Bereich sichtbar machen. Zur Vorbereitung des Eingriffs wird im oberen Bereich beider Oberschenkel ein kleiner Herz Einschnitt vorgenommen. Unter Verwendung von Röntgendurchleuchtung wird der Brustaorta Applikationskatheter durch das große Blutgefäß im Oberschenkel des Patienten (Beckenader) Nierenarterien zur Position des Aneurysmas im Unterleib vorgeschoben (siehe Blutfluss Abbildung 4). Beckenarterien Wenn der Applikationskatheter ordnungsgemäß Bauchaortenaneurysma innerhalb des Aneurysmas positioniert ist, wird der Stentgraft langsam vom Applikationskatheter in das Blutgefäß freigesetzt und auf eine vorher festgelegte Größe aufgedehnt. Der Applikationskatheter wird zurückgezogen und entfernt, und ABBILDUNG 5 der Stentgraft verbleibt im Gefäß. In Abhängigkeit von Form und Größe des Aneurysmas können weitere Stentgrafts platziert werden, um sicherzustellen, dass das Aneurysma vollständig ausgegrenzt ist. Es werden häufig Röntgen und/ oder intravaskuläre Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, die es dem Arzt ermöglichen, die ordnungsgemäße Platzierung des Stentgrafts innerhalb des Aneurysmas zu überprüfen (siehe Abbildung 5). 8 9
10 Was kann der Patient/die Patientin nach einem Stentgraft-Eingriff erwarten? Unmittelbar nach Durchführung der Stentgraft-Intervention ist es u. U. notwendig, dass der Patient/die Patientin vier bis sechs Stunden lang ausgestreckt liegen bleibt, damit der Heilungsprozess der Beineinschnitte beginnen kann. Mäßige Schmerzen an den Einschnittstellen in der Leiste können auftreten, vergehen aber im Allgemeinen innerhalb von zwei Tagen. Seltene Nebenwirkungen können Schwellungen im oberen Bereich des Oberschenkels, Taubheit in den Beinen, Übelkeit, Erbrechen, (pochende) Schmerzen im Bein, Appetitmangel, Fieber und/oder ausbleibenden Stuhlgang für ein bis drei Tage umfassen. Endovaskuläre Stentgrafts müssen in regelmäßigen Abständen überprüft werden, um mögliche Komplikationen feststellen zu können. Wann sollte ein Arzt kontaktiert werden? Wenn bei dem Patient/der Patientin eines der folgenden Symptome auftritt, muss unverzüglich der zuständige Arzt kontaktiert werden: Schmerzen, Taubheit, Kältegefühl oder Schwäche in den Beinen oder im Gesäß. Schmerzen jeglicher Art im Rücken- oder Brustbereich, im Unterleib oder in der Leiste. Schwindel- oder Ohnmachtsanfälle, sehr schneller Herzschlag oder plötzliche Schwächeanfälle. Der Arzt sollte außerdem kontaktiert werden, wenn der Patient/die Patientin einen Termin zur Nachuntersuchung aus irgendeinem Grund verschieben muss. Diese Informationsbroschüre soll und kann das ausführliche Gespräch zwischen Arzt und Patienten hinsichtlich der Ratsamkeit dieses Eingriffes nicht ersetzen. Mögliche Gesprächspunkte: Welche anderen Behandlungsmöglichkeiten für Bauchaortenaneurysmen gibt es? Welche Stentgrafts sind für die Behandlung von Bauchaortenaneurysmen zugelassen? Welche Risiken birgt die Verwendung eines Stentgrafts? Übernimmt die Krankenversicherung einen Teil der Kosten bzw. alle Kosten, die im Zusammenhang mit diesem Eingriff anfallen? Wie oft muss der Patient/die Patientin nach der Intervention für Nachuntersuchungen beim Arzt erscheinen, und welche Art von Tests werden in diesem Zusammenhang durchgeführt? Muss der Patient/die Patientin nach der Behandlung auf Aktivitäten verzichten? Wenn ja, für welchen Zeitraum? Wie lange kann das Stentgraft-Implantat im Körper verbleiben? Wie viele Stentgraft-Eingriffe sind in dieser Einrichtung bereits durchgeführt worden? 11
Glossar Aneurysma: Ballonförmige Ausdehnung einer geschwächten Stelle in einem Blutgefäß. des umliegenden Gewebes erforderlich zu machen. Aneurysma-Ruptur: Riss in der Gefäßwand in der Nähe bzw. an der ballonförmigen Ausdehnung einer geschwächten Stelle in einem Blutgefäß (z. B. Bauchaortenaneurysma). Aorta: Der Hauptstamm des Gefäßsystems im Körper. Applikationskatheter: Lange schlauchähnliche Vorrichtung, mit deren Hilfe die Platzierung des Stentgrafts innerhalb der Blutgefäße ermöglicht wird. Ausgegrenzt/Ausgrenzung: Vom Hauptbereich abgrenzen bzw. entfernen. Intravaskulärer Ultraschall: Bildgebung auf einem Monitor mittels der Verwendung von Hochfrequenz-Schallwellen aus dem Innern des Blutgefäßes (nur bei Arterien). Okklusion: Verschluss bzw. drohender Verschluss. Röntgendurchleuchtung: Echtzeit- Röntgenbilder werden auf einem Monitor angezeigt. Bauchaortenaneurysma: Ballonförmige Ausdehnung einer geschwächten Stelle in der Bauchaorta (die Hauptader des Gefäßsystems im Körper, die durch den Unterleib verläuft). Die englische Bezeichnung hierfür ist Abdominal Aortic Aneurysm mit der Abkürzung AAA. Computertomographie: Schichtaufnahmen von Computer-Röntgenstrahlen, die ein Bild des Aneurysmas und der benachbarten Blutgefäße ergeben. Endoleak: Blutfluss in das Aneurysma (ballonförmige Ausdehnung einer geschwächten Stelle in einem Blutgefäß) nach der Platzierung eines Stentgrafts. Stentgraft: Gewobener Polyesterschlauch (Prothese oder Graft), der durch ein tubulares Metallnetz verstärkt wird (elastische Spannfedern, die im Allgemeinen als Stents bezeichnet werden) und innerhalb eines erkrankten Gefäßes (in dem sich das Aneurysma befindet) platziert wird, ohne eine chirurgische Öffnung des umliegenden Gewebes erforderlich zu machen. Nach der Platzierung in der Arterie wird der Stentgraft auf einen vorher festgelegten Durchmesser aufgedehnt. Der Stentgraft verringert den Druck auf das Aneurysma, indem eine neue Bahn für den Blutfluss eröffnet wird. 12 Endovaskuläre Stentgraft-Intervention: Eine minimal-invasive Intervention, in dem eine schlauchähnliche Vorrichtung im erkrankten Gefäß platziert wird, ohne eine chirurgische Öffnung Ultraschall-Bildgebung: Bildgebung mittels Hochfrequenz- Schallwellen. 13
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