Gewalt gegen Jungen und ihre Verdeckung durch gesellschaftliche Geschlechterkonstruktionen

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V ä t e r. Väter. Was immer sie treiben: Getriebene Täter. Sobald sie beginnen zu bleiben: Verräter.

1. Relevanz der Thematik

Transkript:

Gewalt gegen Jungen und ihre Verdeckung durch gesellschaftliche Geschlechterkonstruktionen Plädoyer für einen Perspektivenwechsel in der Prävention und Intervention Fachdialog der LAG-Jungenarbeit Baden-Württemberg in Ravensburg, 17. Juli 2014 Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 1

Spurensuche: Die Verletzbarkeit von Männern Forsche Männer und Frauen Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 2

Zur Datenlage der Gewalt gegen Männer Ausgangslage: es fehlt an belastbarer (repräsentativer) Empirie es gibt keine adäquate Theoriebildung gesellschaftlich und politisch wird das Thema nicht wahrgenommen Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 3

(2013)

Zusammenfassender Überblick Forsche Männer und Frauen Prävalenzstudien (Heiskannen et al 2011, Kapella et al 2011; RKI 2013) Frauen und Männer verfügen über unterschiedliche Gewalterfahrungen: Beide Geschlechter schildern ein ähnlich hohes Ausmaß an psychischer Gewalt Männer berichten etwas häufiger von körperlichen Übergriffen Frauen berichten über ein höheres Ausmaß an sexualisierter Gewalt (z.b. nahezu jede dritte Frau hat sexuelle Gewalt erfahren, gegenüber jedem 10 Mann in Österreich) Frauen berichten über schwerere Formen der Gewalt und häufig über eine Kombination unterschiedlicher Gewaltformen (psychisch, physisch, sexualisierte) Frauen erfahren Gewalt stärker im partnerschaftlichen und familialen Umfeld, Männer stärker im öffentlichen Raum

Die Pilotstudie Gewalt gegen Männer Forsche Männer und Frauen Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 8

Das Forschungsdesign Forsche Männer und Frauen n = 23 n = 32 n = 266

Subjektive Gewaltdefinition Personale Gewalt ist jede Handlung eines anderen Menschen, die mir Verletzungen zufügt und von der ich annehme, dass sie mich verletzen sollte oder zumindest, dass Verletzungen billigend in Kauf genommen wurden.

Arten der Gewalt Körperlich psychisch sexualisiert Der Begriff Gewaltwiderfahrnis Verletzungsoffenheit (Popitz)

Übersicht der Gewaltfelder Forsche Männer und Frauen Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 12

Wahrnehmbarkeit von Gewalt Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 13

Ausgewählte Ergebnisse: Es kommen alle Arten der Gewalt (körperlich, psychisch und sexualisiert) in allen Altersstufen und Lebenskontexten vor. Die Altersstufe mit dem höchsten Viktimisierungsrisiko aller Gewaltarten ist die Phase zwischen 14 und 25. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 14

Sexualisierte Gewalt gegen Jungen und Männer wurde deutlich weniger berichtet, aber in allen Varianten und Schweregraden. Widerfahrnisse geschehen: innerhalb der Familie außerhalb der Familie Nur jeder Siebte berichtete über keinerlei Gewaltwiderfahrnisse in der Kindheits- und Jugendphase. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 15

Das höchste Risiko Opfer von sexuellen Gewaltübergriffen zu werden, haben Jungen und junge Männer in der Altersstufe zwischen 12 und 19 Jahren. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 16

Für die Phase des Erwachsenseins verteilt sich die Gewalt nahezu gleichgewichtig auf die verschiedenen Bereiche Öffentlichkeit/Freizeit, Arbeitswelt, Partnerschaften. Männer sind vor allem in der Öffentlichkeit gefährdet, Opfer von körperlicher Gewalt. In der Arbeitswelt ergeben sich auffällig hohe Zahlen bei psychischer Gewalt durch Vorgesetzte und Kollegen.

In Schule und Ausbildung ist jeder 2. Täter ein männlicher Mitschüler, jeder 4. Täter ein männlicher Lehrer, Ausbilder und Erzieher, jeder 5. Täter weiblich.

Innerfamiliäre Gewalt Ein wesentlicher Teil der körperlichen, psychischen und sexuellen Gewalt findet im häuslichen Bereich statt. Die Familie ist der Ort, wo Jungen am häufigsten eine Form von körperlicher Gewalt erleiden. Jungen werden häufig härter angefasst. Migrantenfamilien

Häusliche Gewalt als Witz Forsche Männer und Frauen

Der häusliche Bereich ist für Männer kein sicherer Ort. Forsche Männer und Frauen Geschlechtersymmetrie oder Asymmetrie hinsichtlich des Vorkommens häuslicher Gewalt? Jeder vierte Mann berichtete über körperliche Übergriffe durch die aktuelle oder letzte Partnerin. Auf das ganze Leben bezogen: neun Prozent. Jeder zweite hat sich nie gewehrt. Wenn die Partnerin soziale Kontrolle ausübt, steigt auch die Wahrscheinlichkeit körperlicher Angriffe. Keine Hilfsangebote genützt, keine Polizei eingeschaltet. Ca. 95 % aller Männer fallen durch Gewalttätigkeit nie auf!

Zwangsbeschneidung nicht-einwilligungsfähiger Jungen

Völlig unzureichende Hilfe und Unterstützung von männlichen Opfern von Gewalt. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 28

Geschlechterpolitische Reflexionen zur Verdeckung männlicher Verletzungsoffenheit - Thesen - Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 29

Die Wahrnehmungsfalle: Der Mythos des starken Mannes wirkt nach wie vor.

Die zentrale Frage lautet: Was geschieht in der bestehenden Geschlechterordnung mit der männlichen Verletzungsoffenheit und der Schutzwürdigkeit von Männern? Warum bleibt sie verdeckt, wofür hat sie zu dienen und wofür wird sie eingesetzt?

Geschlechtsunterschiedliche Zuschreibungen der Bedeutung von Gewalt für ein Männerleben und ein Frauenleben. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 32

Gesellschaftliche Verleugnung der Schutzwürdigkeit Jungen und Männern. von Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 33

Staatspolitischer Zugriff auf die Wehrkraft und Tötungsbereitschaft von Männern

Der männliche Leib ist Objekt kulturell-struktureller Gewalt. Auf dem Hintergrund archaisch legitimierter Geschlechterkonstruktionen wird der Zugriff auf den männlichen Leib mehr oder weniger bewusst erzwungen und mit Gewalt durchgesetzt. Schmerzdesensibilisierung und -verleugnung als Schlüssel der Männlichkeitskonstruktionen.

Eine Natur des Männlichen gibt es nicht. Der einzige Unterschied zwischen Jungen und Mädchen sind die Geschlechtsmerkmale. Wobei die Frage ist, wie diese biologische Gegebenheit kulturell bewertet und was daraus abgeleitet wird. Der biologische Körper wirft Fragen auf die Antworten sind kulturell und umfassen eine unbegrenzte Vielfalt gerade in Bezug auf die Geschlechter. Statt Eindeutigkeiten der Gleichen und der Anderen finden sich also eher Brüche und Ungereimtheiten. Diese lassen sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner (wie z.b. die männliche Natur ) zurückführen.

Exkurs: Aggressivität, Aggression und Gewalt (1) Forsche Männer und Frauen Vor dem Hintergrund der herrschenden Geschlechterordnung gestaltet sich der Umgang mit Aggression und Gewalt für Frauen und Männer unterschiedlich. Das Verständnis von Aggression und Gewalt ist historisch und kulturell gebunden: Konjunkturen, Interessen, historischer Wandel, politische Einflussnahme. Aggression (lat. aggredere = vorangehen, auf etwas zugehen) als menschlicher Grundtrieb verstanden Energieerfahrung Aggression und Gewalt: Absichtsvolle Schädigung Destruktive Seite von Aggressivität

Exkurs: Aggressivität, Aggression und Gewalt (2) Forsche Männer und Frauen Bestimmte äußere und innere Entstehungsbedingungen: Faktoren auf der individuellen, gesellschaftlichen und politisch-sozialen Ebene als gewaltfördernd oder gewaltverringernd identifizierbar Joachim Bauer: Schmerzgrenze (2011): Es gibt keinen dem Menschen innewohnenden Aggressionstrieb Ziele der menschlichen Grundmotivation sind: Fairness und zwischenmenschliche Akzeptanz Neurobiologische Bedeutung der menschlichen Aggression: Kommunikative Funktion der andere hat eine Schmerzgrenze bei mir überschritten. Konstruktive vs. destruktive Mitteilung

Im toten Winkel des Diskurses um Geschlecht und Gewalt befinden sich Täterinnen männliche Opfer MÄNNLICHES OPFER - ein kulturelles Paradox Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 44

Ein männliches Opfer sexualisierter Gewalt steht vor einem riesigen Berg gesellschaftlich-klischeehafter Zuschreibungen: kein richtiger Mann zu sein ( Weichei ), der Unterstellung, selbst schuld zu sein, der Vermutung, Täter zu sein, dem Verdacht, homosexuell zu sein. Wie lässt sich dieser Berg überwinden? Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 45

(2014)

Die zeitgleiche Perspektive auf männliche Täter und Opfer führt zu einer Verzerrung der Wahrnehmung. Die Täterschaft schiebt sich vor die Opfer: Männliche Täter erzwingen mehr Aufmerksamkeit als männliche Opfer.

In Männerprojekten bestehen erhebliche blinde Flecken hinsichtlich Gewalt gegen Jungen und Männer, teilweise wird dies wider besseres Wissen verleugnet. Das gilt auch für die Diskurse um Männergesundheit.

Je schlechter die soziale Positionierung eines Mannes, desto weniger Schutz vor sexualisierten Übergriffen. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 49

Männliche Betroffene haben eine größere Chance in ein Gefängnis eingewiesen zu werden, als in einer Einrichtung des Gesundheitswesens angemessene Hilfe zu erhalten. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 50

14.7.2014: Als immer mehr Deutschland zu den Favoriten zählten, erfasste ein gewisser Optimismus eine notorisch skeptische Nation. Und das explodierte heute Nacht in etwas, was man sehr selten sieht seit dem Zweiten Weltkrieg: eine Welle deutschen Stolzes.

Das Trauma einer Täternation, die historische Schuld der Deutschen und die daraus sich ergebende besondere Verantwortung liegt drückend auf dem nicht ausgesprochenen Leid von Männern. Langsam beginnt sich die bleierne Schwere des Gefühlsstaus zu lichten. Die Verleugnung des Leids wird intergenerational weitergereicht. Kriegsenkel (die Jahrgänge der in den 1960er und 1970er Geborenen)

Notwendig ist das Hinterfragen der hegemonialen Männlichkeitsbilder bei Beratern, Ärzten, Therapeuten und anderen Helfern und im politischen und wissenschaftlichen Feld; der Unter- und Überordnungsverhältnisse zwischen Männern. Hans-Joachim Lenz www.geschlechterforschung.net 55

Empfehlungen und Ausblick Forsche Männer und Frauen Kompetentes Hilfesystem für viktimisierte Jungen und Männer Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins Erweiterung des Wissens Anerkennung als sozialpolitisches Problemfeld

Danke für die Aufmerksamkeit Forsche Männer und Frauen