Die theaterpädagogische Ausbildung am Seminar Meckenbeuren

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Ja, ich behaupte darum, dass das Theaterspiel eines der machtvollsten Bildungsmittel ist, die wir haben: ein Mittel, die eigene Person zu überschreiten, ein Mittel der Erkundung von Menschen und Schicksalen und ein Mittel der Gestaltung der so gewonnenen Einsicht." Hartmut v. Hentig 1 Die theaterpädagogische Ausbildung am Seminar Meckenbeuren Jürgen Mack und Nicole Pengler Bühnenbild, Regie, Choreographie, Musik und Licht machen die Aufführung zum Gesamtkunstwerk, das einen mitreißt und zugleich mitdenken lässt. Theater pur. Schwäbische Zeitung Tettnang 4.7.2009 Medea und die Reise der Argonauten Eigenproduktion 8. Kurs 2009 Bild: Michael Kettel Seit dem Schuljahr 1999/ 2000 bietet das Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Meckenbeuren in Kooperation mit dem Förderverein Theatertage am See Friedrichshafen e.v. eine theaterpädagogische Ausbildung in mehreren Stufen an. Dass eine solch umfangreiche Ausbildung fakultativ parallel zum Referendariat angeboten wird, gibt es sonst nirgendwo in der Bundesrepublik Deutschland. Die Ausbildung ist offen für LehrerInnen aus allen Schularten und für andere auf pädagogischen Feldern tätigen Menschen. Einige Fakten belegen eindrucksvoll den Erfolg dieses Meckenbeurer Modells: Seit 1997 bieten wir alljährlich einen Einführungskurs in die Theater- und Tanzpädagogik an. Der dreitätige Kurs versteht sich mit seiner Thematik als erfahrungsorientiertes Lernen in Sachen Gewaltprävention. Das Seminar Umgehen mit Gewalt und Aggression im Schulalltag wurde bislang von 800 angehenden LehrerInnen besucht. 1 Hartmut v. Hentig Bildung München 1996 S 119 1

240 Teilnehmer wurden in der 400 Ausbildungsstunden umfassenden Stufe I theaterpädagogisch ausgebildet. Der geographische Radius der teilnehmenden LehrerInnen reicht von Ulm über Memmingen, die ganze Bodenseeregion hinweg bis Tuttlingen. Davon waren 168 AnwärterInnen des GWRHS Seminars Meckenbeuren, 6 AnwärterInnen der Außenstelle des Seminars f. Sonderpädagogik Stuttgart 3 Anwärterinnen des Seminars für Gymnasien in Weingarten 48 LehrerInnen aus allen Schularten 14 Teilnehmer aus sozialpädagogischen Bereichen. Der 10. Kurs startete im Herbst 2010 mit 48 Personen, davon 32 LAs aus drei Seminaren, 10 LehrerInnen aus allen Schularten und 6 Personen aus dem sozialpädagogischen Bereich. Als Abschlussprojekt wird im Sommer 2011 eine Eigenproduktion Oliver Twist nach dem Roman von Charles Dickens aufgeführt. 42 Absolventen haben die Stufe II bereits absolviert und stehen vor ihren Abschlüssen, ein vierter Aufbaukurs mit 11 Teilnehmern läuft derzeit. Insgesamt sahen 6500 Besucher die Abschlussprojekte der vergangenen neun Kurse. Die Aufführungen behaupten alljährlich im Sommer einen festen Platz im regionalen Kulturangebot der Region Bodensee-Oberschwaben. Absolventen der Ausbildungsstufen gründeten ein Theater, das sich als Theater Oberschwaben-Bodensee (TOB) in der Region einen Namen geschaffen hat. Die Kooperation mit den THEATERTAGEN AM SEE schafft Kontakte zur europäischen Theaterpädagogik und verortet die Ausbildung in deren internationalem Netzwerk. Der theaterpädagogische Ausbildungskurs legt eine atemberaubende Premiere hin! Südkurier 4.7.2009 Medea 8. Kurs Bild: Michael Kettel 2

Warum Theaterpädagogik an einem Lehrerseminar? Der eingangs zitierte Hartmut von Hentig formuliert, dass gelingende Schule heute zwei Bereiche braucht: Science und Theater. Unter Science versteht er Wissen um die Komplexität der Welt, Verstehen was die Welt im Innersten zusammenhält und Theater als Kunst des Sozialen, als Erkundungsfeld des eigenen Selbst, der Anderen und unterschiedlichster Lebensentwürfe. Die Schüler der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, einer Schule, in der Theater ein zentraler Ort im Schulcurriculum zugesprochen wird, belegen seit Jahren durch die Spitzenplätze, die sie in diversen internationalen Bildungsstudien belegen, dass Theater auf höchst effiziente Weise das Lernen fördert und alles andere als wertvolle Unterrichtszeit vergeudet wird. Theaterpädagogische Methoden leisten einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung für den Lehrberuf, sie thematisieren Präsenz, Bewusstheit in Bezug auf Sprache, Paralinguistik, Körpersprache, Selbst- und Fremdwahrnehmung bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung. Unterricht ist szenisches Geschehen. Die Szenerie umfasst Inhalt und Präsentation. Es sind dies auch die beiden Seiten der Interaktions- und Kommunikationsprozesse. Beides zusammen bedingt die inszenierte Situation "Unterricht". Der Versuch, die Prozesse dieses "wirklichen Lebens" mit den Methoden des Theaters zu durchschauen, führt zu Kenntnissen und Erkenntnissen, in denen die unmittelbaren Mechanismen des eigenen Verhaltens bewusster werden können. Theaterpädagogik qualifiziert zu besserem Unterrichten und leistet einen elementaren Beitrag zur Persönlichkeitsbildung in Lehrerberufen. Was malzeit an Jammer über die Welt aufzubieten hat, wird in das Temperament britischer Arbeiterkomödien wie Ganz oder gar nicht übergeführt vermehrt um Tanzszenen, die gleich mehrere Genres in ein stimmiges Ganzes verwandeln. Südkurier 4.7.2008 malzeit. nach Arnold Wesker Die Küche 7. Kurs 2008 Entsprechend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer verfügen über Methodenkompetenzen, ihre Schüler in Bild: Michael Kettel diesen Bereichen qualifiziert zu stärken. Theater als Unterrichtsform entspricht in hohem Maße den Erkenntnissen heutiger Lern- und Hirnforschung. Der Körper ist genauso beteiligt wie der Geist. An Texten, Bildern, Szenen und Situationen gewonnene Erkenntnisse finden den Weg zu persönlichem, körperlichem und emotionalem Ausdruck. Lernende erfahren im Spiel sehr viel über sich selbst als Person und entwickeln dabei Kriterien für ihre ästhetischen Wahrnehmungen. Dabei erfahren sie die Bedeutung schulischer Inhalte für ihre persönlichen Lebensfragen. Die Lernenden werden nicht zu Konsumenten, sondern sind Beteiligte ihrer Lernprozesse. 3

Durch alle Fächer hindurch spielt die Bewusstmachung der Präsenz und Stärkung des Selbstbewusstseins eine große Rolle [...] Vor allem im sozialen Training mit meiner eigenen Klasse kommen viele theaterpädagogische Methoden zum Zug, wie z.b. bei Kennenlern- und Gruppenfindungsprozessen, Steigerung der Empathiefähigkeit, Aufarbeitung und Prophylaxe von Konflikten, Stärkung der Persönlichkeit, usw. (Lehrerin, Hauptschule) 2 Theaterpädagogische Methoden erweisen sich als sehr effizient in Sachen Sprach- und Leseförderung. Theater ist untrennbar verbunden mit der Fähigkeit und Förderung des Lesens und Textverstehens. Einen Text in Spiel umzusetzen erfordert tiefes Eindringen und "erlebte" Interpretation. Umsetzung mittels Formen des darstellenden Spiels erfordert eine Vielzahl von situationsbezogenen Problemlösungsstrategien. Die Schulung der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und der Präsentationsfähigkeit der Lernenden steht dabei ebenfalls im Zentrum einer schulorientierten Didaktik des Theaterspielens. Ohne Eigenverantwortung und selbstgesteuertes Lernen können solche Prozesse nicht gelingen. Die hohe Effizienz szenariodidaktischer Konzeptionen wird in der Zweitsprachendidaktik eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Lernende erfahren sich in Interaktionsprozessen und -strukturen einer Bezugsgruppe, lernen diese durchschauen und werden kompetenter im eigenen Handeln und Auftreten. Das geht einher mit einer Stärkung des Selbstwertgefühles und leistet deshalb effiziente Beiträge zu interkulturellem und sozialem Lernen, genauso auch zur Sucht- und Gewaltprävention. Mein methodisches Repertoire hat sich immens erweitert. Ich konnte viele Übungen und verschiedene Herangehensweisen an Texte, die ich in der Ausbildung kennen gelernt habe, in meiner Theater-AG, im Deutschunterricht am Gymnasium und in Kursen des Schulcurriculums wie z.b. im Kurs Texte spielend verstehen anwenden. Aber auch in der Klassenlehrerstunde habe ich Wahrnehmungs-, Vertrauens-, Kooperationsübungen usw. gewinnbringend eingesetzt. (Lehrerin, Gymnasium) Bild: Michael Kettel Heraus kommt eine höchst sehenswerte Aufführung, in der Sprech- und Tanztheater grandios verknüpft werden. Schwäbische Zeitung Friedrichshafen 7.7.2007 Wir sind noch einmal davongekommen. Thornton Wilder 6. Kurs 2007 2 Die Zitate sind Teilnehmeräußerungen aus den kontinuierlich durchgeführten Evaluationen der Kurse. 4

Theater setzt der virtuellen Medienwelt eine reale Welt erfahrungsorientierten Lernens in sozialen Bezugsgruppen entgegen. Die Medien erfordern heute Fähigkeiten auf unterschiedlichsten Ebenen, Nutzerkompetenzen sind dabei nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite spricht den ganzen Menschen an, seine persönlichen Auseinandersetzungen mit der Ästhetisierung und Inszenierung des Alltags, der Trivialisierung der Inhalte und der Wahrnehmungsprozesse. Medienkonsum, aber auch mediengestützte Lernprozesse brauchen die Gegengewichte körper- und bewegungsorientierter Lernerfahrungen. Die Digitalmedien mit ihren sehr einseitigen Anforderungen an Wahrnehmung und Körperlichkeit machen sinnlich-ästhetische Tätigkeitsfelder zu einem elementaren Bestandteil des Bildungsprozesses. Nicht ohne Grund nehmen theaterpädagogische Methoden deshalb in den Bildungsplänen aller Schularten einen vielschichtigen Raum ein. Theater leistet einen hohen und effizienten Beitrag zu kultureller Bildung. Schulen können über Theater zu einem Ort kultureller und interkultureller Begegnung, gegenseitiger Wahrnehmung und des Austausches werden. Mit Schülern theaterpädagogisch zu arbeiten, erfordert in hohem und komplexem Maße Kompetenzen, die ohne entsprechende Ausbildung nicht realisiert werden können. Da es im Gegensatz zum Musik-, Kunst- und Sportbereich in Baden-Württemberg kaum theaterpädagogische Ausbildungsmöglichkeiten in der Lehrerbildung gibt, schließt das Angebot am Seminar Meckenbeuren nicht nur eine Lücke, es leistet einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der Lehrkräfte in diesem Bereich. Die Ausbildungsstruktur Theaterpädagogik am Seminar Meckenbeuren Theaterpädagogik ist ein Profilbereich des Seminars und beansprucht deshalb auch einen nicht geringen Stellenwert in der Ausbildung. Grundsätzlich ist das Angebot freiwillig und fakultativ, was nicht heißt, dass im regulären Ausbildungscurriculum keine theaterpädagogischen Inhalte auftauchen. Ganz im Gegenteil. Ein wachsender Prozentsatz der Ausbilder hat die Ausbildung oder Teile aus der Ausbildung selbst absolviert. Die Methoden fanden deshalb Einzug in viele Veranstaltungen, in Pädagogik, in Fachdidaktiken und in projektorientierten Angeboten. Es gibt auch Mitarbeiter die theaterpädagogische Impulse aus anderen Bereichen in das Seminar einbringen und so den Austausch und das Repertoire innerhalb der Institution noch erweitern. Das eigentliche Ausbildungsangebot Theaterpädagogik gliedert sich in mehrere Schritte und Stufen. Ein Spiel mit schönen Bildern Schwäbische Zeitung 9.7.2005 Wie toll eine Nebenrolle ausgefüllt werden kann, bewies C.D. als alte Frau mit auffallender Körperarbeit und hoher Präsenz. Südkurier 9.7.2005 MOMO 4. Kurs 2005 Bild: Michael Kettel 5

1. Einführungskurs in die Theater- und Tanzpädagogik Der Kurs dreht sich um das Thema Umgehen mit Gewalt und Aggression im Schulalltag. Im Wechselspiel zwischen Theater, Neuem Tanz und Stockkampf setzen sich alljährlich zu Beginn des Vorbereitungsdienstes 50 bis 60 LA mit der Thematik und sich selbst auseinander. Entscheidend dabei ist erfahrungsbezogenes Lernen. Die angehenden LehrerInnen erkunden im Spiel mit Theatermethoden physische, psychische und strukturelle Gewalt und entwickeln Strategien, damit im Alltag bewusster umgehen zu können. Der freiwillige Kurs dauert 3 ½ Tage und umfasst 30 Stunden. Bild: Paul Silberberg So dicht, so spannend und so außergewöhnlich in der Inszenierung, dass niemand davon unberührt bleiben konnte. Südkurier 6.7.2002 Ein fulminantes Theaterstück Schwäbische Zeitung Friedrichshafen 12.7.2002 Nichts passiert- ein Stück Schule Eigenproduktion 1. Kurs 2001 2. Szenisches Interpretieren Die Einführungsveranstaltung in die Ausbildung bewegt sich sehr an unterrichtlichen Aspekten über verschiedene Fächer hinweg. Am exemplarischen, fächerverbindenden Thema Francisco di Goya eine Biographie zwischen Opportunismus und Zivilcourage werden szenariodidaktische Zugänge und Methoden vermittelt, die ohne weiteres auf andere Inhalte übertragen werden und direkt im Unterricht umgesetzt werden können. Die szenische Auseinandersetzung mit biographischen Aspekten, historischen Sachtexten, Erzählungen, Jugendbüchern, Kunst und Musik schafft nicht nur einen empathischen Zugang zu historischen Quellen, sie vermittelt durch die Authentizität der Beschäftigung auch hochaktuelle Gegenwartsbezüge. Gleichzeitig bietet der insgesamt zwölfstündige Abendkurs einen Einblick in die Arbeitsweise der Ausbildung. 6

3. Theaterausbildung Stufe 1 Ab Ende September bis Juli des Folgejahres absolvieren 20 bis 50 Teilnehmer 400 Ausbildungsstunden. Jeden Donnerstagabend und in 8 Wochenendseminaren erleben sie eine sehr an Schulpraxis und Persönlichkeitsentwicklung orientierte Ausbildung, die mit einem vom Kultusministerium Baden-Württemberg anerkannten Spielleiterzertifikat endet. Geleitet wird die kontinuierliche Ausbildung von Jürgen Mack und seit zwei Jahren, Nicole Pengler, sie war Absolventin des 4. Theater-pädagogischen Kurses und entwickelte im Anschluss darauf in Abstimmung mit den Standards des Bundesverbandes Theaterpädagogik das Curriculum der Aufbaustufe. Wesentlicher Teil der Ausbildung in dieser ersten Stufe sind Wochenendworkshops mit hervorragenden professionellen Theaterreferentinnen. Das Honorar dieser externen Fachleute muss aus dem Kurs heraus selbst finanziert werden, LehreranwärterInnen bezahlen deshalb 500.- für den Kurs, LehrerInnen 600.-. Die zeitliche Belastung war im Referendariat stärker als beim Aufbaukurs, aber die zeitliche Belastung war nie größer als der Gewinn, den die Ausbildung brachte während der Arbeit war es möglich, abzuschalten und die Schule zu vergessen, das ist sehr wertvoll. (Lehrerin, Grundschule) Die beteiligten externen Referentinnen Helga Kröplin, Tübingen Atem, Stimme, Sprache, Spiel Doris Merz, Florenz - Italien Der innere Raum des Schauspielers Kristin Wardetzky, Suse Weiße,, Berlin Erzählen und Erzähltheater Pia André, Freiburg Bewegungstheater, Stockkampf Bartosz Nowakowski, Krakau- Polen Chorisches Theater Felix Strasser, Konstanz Postdramatische Theaterformen Bilder: Michael Kettel Sie füllen den Raum mit starker Präsenz, lassen schon zu Beginn ein starkes Theaterstück erwarten. Schwäbische Zeitung Friedrichshafen 14.7.2006 Veronika beschließt zu sterben nach Paulo Coelho 5. Kurs 2006 7

Die letzten vier Wochen der Ausbildung stehen ganz im Zeichen der Arbeit an einem großen Abschlussprojekt, die alle Bereiche des Inszenierens umfassen: Regie, Dramaturgie, Choreographie, Schauspiel, Kostüme, Maske, Bühnenbild, Technik und Projektmanagement. Seit zwei Jahren steht den Ausbildungskursen mit dem Kulturschuppen am Gleis 1 am Bahnhof in Meckenbeuren eine atmosphärisch sehr dichte Spielstätte zur Verfügung. Die auf zwölf angewachsene Zahl der Aufführungen sind fast immer ausverkauft, 2000 Zuschauer haben allein das KRABAT-Projekt gesehen. Die enge Verflechtung mit den THEATERTAGEN AM SEE ermöglicht es den Teilnehmern aus dem umfassenden Kursangebot des internationalen Theaterfestivals nach eigenen Bedürfnissen und Interessen selbst Kurse zu belegen. Das Aufführungsprogramm des Festivals ermöglicht darüber hinaus die unmittelbare Begegnung und Auseinandersetzung mit exponierten Projekten aus dem Schul- Jugend- und Amateurtheater. Wir weisen auch dem Theatersehen und -analysieren eine wichtige Rolle in der Ausbildung zu. Deshalb gehören Aufführungsbesuche z.b. ans Konstanzer Theater und die Kooperation mit der dortigen Theaterpädagogik zu unserer Ausbildung. Besonders nach einem langen Seminartag oder bei bevorstehenden Unterrichtsbesuchen hatte ich oft das Bedürfnis, nach Hause zu gehen. Immer wieder habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass die Ausbildung bzw. Theater eine wunderbare Möglichkeit ist, abzuschalten, zu entspannen, Energie zu tanken. (Lehrerin, Grundschule) In einem fantastischen Reigen vermischen sich Traum und Wirklichkeit Südkurier 10.7.2004 Ein faszinierendes Spiel, doch man muss sich einlassen auf diese surrealistisch anmutende Welt der Poesie. Schwäbische Zeitung 10.7.2005 Bild: Jürgen Mack Die Riesen vom Berge Luigi Pirandello 3. Kurs 2004 Erstaunlich und verwirrend war für mich die Erfahrung, wie groß der Zugang zur Gefühlswelt über den Körper ist. [...]Theaterspielen bedeutet nicht etwas oder jemanden anderen zu spielen, sondern den Dingen, Gefühle, Eigenarten der Rolle in mir auf den Grund zu kommen und ihnen dann Form und Ausdruck zu geben, sie Gestalt werden zu lassen in der Person, die ich spiele. (Lehrerin, Förderschule) 8

4. Theaterausbildung Stufe 2: Aufbauend auf Stufe 1 folgen für Interessierte nach dem Vorbereitungsdienst weitere 500 Stunden Spielleiterausbildung als berufliche Zusatzqualifikation, die vom Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) als der sogenannte kleine BuT anerkannt ist. In dieser Stufe werden die Inhalte der ersten Stufe vertieft. Ziel ist die Erweiterung der Spielleiterkompetenzen, verbunden mit der beruflichen Zusatzqualifikation. Die Ausbildung ist in Modulen strukturiert. Modul 1 Neuer Tanz, Bewegungstheater, Stockkampf (Pia André) 120 h Modul 2 Schauspiel 120 h Intensiver Schauspielkurs (Doris Merz) Atem, Stimme, Sprache (Helga Kröplin) Der energetische Körper (Lambert Blum) Modul 3 Regie & Dramaturgie (Jochen Wietershofer) 120 h Modul 4 Theorie des Theaters und der Theaterpädagogik (Jürgen Mack) 40h Modul 5 Eigenes Projekt, Dokumentation, Präsentation, Kolloquium 100h Bild: Paul Silberberg Man erlebt Spieler, die einem Profitheater entliehen sein könnten Schwäbische Zeitung 12.7.2003 Mit herzerfrischender Lebendigkeit, mit sehr viel Temperament und Perfektion, mit Tanz und herrlichen Dialogen wurde diese Komödie ein voller Erfolg. Südkurier 15.7.2003 Schule oder die Kunst der Komödie 2. Kurs 2003 Diese Module werden in Ferienabschnitten und an Wochenenden angeboten und dauern insgesamt fast 2 Jahre. Die TeilnehmerInnen sind zu 90 % Lehreinnen und Lehrer im Schuldienst. In dieser Stufe öffnet sich die Theaterausbildung in Meckenbeuren auch für Absolventen anderer Bildungseinrichtungen. Wir ermöglichen z.b. Absolventen der theaterpädagogischen Grundlagenbildung der Theater- und Spielberatung Baden- Württemberg in Heidelberg einen Ausbildungsabschluss mit Anerkennung des Bundesverbandes Theaterpädagogik. Diese Ausbildungsstufe muss sich gänzlich selbst finanzieren und kostet insgesamt 2400.-. Trotz des hohen finanziellen und zeitlichen Aufwandes gibt es eine wachsende Nachfrage auch nach dieser Aufbaustufe. Die Absolventen unserer theaterpädagogischen Ausbildung bewerben sich sehr erfolgreich auf schulscharfe Stellenausschreibungen. Die hohe Nachfrage und der große Aufwand, den die Teilnehmer bereit sind zu investieren, belegen auf eindrucksvolle Weise den Bedarf der Schulen an theaterpädagogisch qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern. 9

Die einzige Frage, die ich mir nach Abschluss des Kurses stellte, ist: Warum habe ich so lange gewartet, um all diese Erfahrungen zu machen? [...] Selten bzw. noch nie habe ich etwas erlebt, das sich so unglaublich auf die gesamte Persönlichkeit und somit auf alle Rollen, die man tagtäglich zu erfüllen hat, auswirkt und die eigene Wahrnehmung so stark verändert und klärt. (Lehrer, Hauptschule) ungemein farbig und vital Schwäbische Zeitung 12.7.2010 Dieser Krabat ist Musiktheater in der Rolle der Dorfgemeinschaft stimmt das Ensemble glänzend einstudierte folkloristische Stücke aus Polen an und auch die Choreographien haben es in sich. Krabat nach O. Preußler 9. Kurs 2010 Bilder: Michael Kettel 10

5. Das TOB (Theater Oberschwaben-Bodensee) Aus dem Kreis der Absolventen vergangener Ausbildungsstufen entstand unter dem Dach des Fördervereins Theatertage am See das Amateurtheater TOB (Theater Oberschwaben- Bodensee). Das Ensemble ist eng mit der Theaterausbildung vernetzt. Die Idee heißt, ausgebildete Theaterpädagogen spielen und inszenieren in enger Kooperation mit Theaterprofis. Dahinter steckt der Wunsch, ästhetisch anspruchsvolle Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, sich weiter fortzubilden und für den personellen Fortbestandes der Ausbildung Vorsorge zu treffen. Bild: Helmut Voith ein faszinierend schillerndes Spiel, auf dem schmalen Grat zwischen Spaß und bitterem Ernst, zynischer Demütigung und mühsam erkämpfter Anerkennung. Die so unterschiedlichen Typen sind bestens charakterisiert, spannend ist das Ineinander von Spiel, Gesang und Choreografie, das variable Bühnenbild, dessen kühle, weiße Elemente im wechselnden Licht dem Auge immer neue Nahrung geben. Schwäbische Zeitung 25.4.2009 TOB Nur ein Spiel Die Stufen 2 und 3 sind personell und finanziell nicht mehr mit dem Seminar verbunden, sondern ganz unter dem Dach des Fördervereins THEATERTAGE AM SEE angesiedelt, dennoch gibt es sehr viele Überschneidungen, gegenseitige Unterstützung, ein verzahntes Projektmanagement und die Nutzung der organisatorischen und technischen Infrastruktur des Vereins, ohne den auch die Angebote des Seminars nicht diesen hohen Standard halten könnten. Die große kulturelle Ausstrahlung der Abschlussprojekte der Ausbildung und des TOB sind eng verbunden mit einer ausgezeichneten Unterstützung und Kooperation von Seiten der Gemeinde Meckenbeuren, die mit der Spielstätte am Bahnhof den Theaterprojekten einen ganz besonderen Heimspielort verschafft hat. Wer mehr wissen möchte und sich über die aktuellen Projekte der verschiedenen Stufen informieren möchte, findet weitere Infos unter www.seminar-meckenbeuren.de oder www.theatertageamsee.de 11