Tiere helfen Kindern und Jugendlichen

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Tiere helfen Kindern und Jugendlichen Unbestritten ist, dass durch Tiere viele positive Wirkungen auftreten können, die nicht unbedingt geplant waren. Im professionellen Zusammenhang können Tiere als Kopädagogen oder -therapeuten zum Einsatz kommen, je nach Kontext werden sie von unseren Pädagogen ganz unterschiedlich eingesetzt und unterstützen unsere Arbeit. An der St. Vincent Schule arbeiten wir auf zwei Ebenen: 1) Tiergestützte Fördermaßnahmen: Werden von einem Pädagogen betreut. Schüler spielen mit Tieren oder versorgen Tiere. Ziele: z.b.: vorhandene Fähigkeiten weiterentwickeln, Verantwortung übernehmen, Ängste vor Tieren abbauen Beispiel: Meerschweinchen in der Klasse 3 Learn and Earn am Biohof Kareth 2) Tiergestützte Pädagogik: Wird von einem Pädagogen betreut, ein Konzept dient als Grundlage. Individuelle Ziele: z.b.: Erfahrung der Selbstwirksamkeit, Abbau von Ängsten; Steigerung von Geduld, Einfühlungsvermögen und Konzentrationsfähigkeit Beispiele: Schulhündin Mia in der Klasse 6 Pferdeprojekt der Oberstufe in Steinrinnen

Ein Schulhund an einer Schule zur Erziehungshilfe? Das sagen die Schüler: Mit Mia kuscheln ist soooo entspannend! Und wenn ich nicht gut drauf bin, dann leg ich mich zu Mia, dann geht s mir schneller wieder besser! Wenn ich genug Geduld habe, kann ich ihr sogar Tricks lernen! Mit Mia muss man immer wieder lachen, da vergess ich oft meine schlechte Laune.

Manchmal bleib ich extra länger in der Schule um bei Mia zu sein. Sie ist wie eine gute Freundin, ich kann mich gar nicht von ihr trennen! Das ist eine tolle Abwechslung, wenn wir zu zweit mit Mia rausgehen dürfen. Mia ist immer dabei. Sie ist unsere Rudelführerin!

Auszüge aus einem Fragebogen, bei dem die Schüler/innen Sätze ergänzen sollten: Ich mag Mia deshalb so gerne, weil sie mit mir spielt. sie einfach so süß ist. sie immer genau zeigt, was sie will. Mias Anwesenheit hilft mir, wenn ich mich manchmal aufrege. ich ärgerlich bin. ich Proben schreiben muss. es mir nicht gut geht. Am Liebsten mache ich folgendes mit Mia: Behalten und nicht wieder hergeben. Schmusen. Sie einfach nur anschauen. Das finde ich toll an Mia: Wenn sie ihren Kopf auf meinen Arm legt. Dass sie Kunststücke (lernen) kann. Dass ich mit ihr Spaß haben kann und sie mich immer zum Lachen bringt. Dass sie mich so mag wie ich bin. Das sagen die Wissenschaftler: Grundidee Die positiven Effekte des Zusammenseins von Menschen und Tieren sind seit langem bekannt. Der Ansatz der tiergestützten Pädagogik ist in den letzten Jahren besonders in den angelsächsischen Ländern weiterentwickelt worden. Neuere Forschungen haben ergeben, dass durch den Einsatz von Tieren besonders im sozioemotionalen Bereich Entwicklungen angestoßen und beschleunigt werden können. Tiere erleichtern den Zugang zum Menschen, sie erweitern den pädagogischen Handlungsspielraum und schaffen alternative Kommunikationsmöglichkeiten. Zur positiven Wirkung von Hunden Der Hund wirkt oft schon durch seine bloße Anwesenheit. Unsere Schüler leiden aufgrund ihrer Vergangenheit häufig unter Kontakt- Beziehungs- und Bindungsproblemen, die sich in emotionalen und sozialen Verhaltensoriginalitäten äußern. Hunde wirken positiv auf Menschen, weil sie ihr Gegenüber nicht in Kategorien wie schön, hässlich, berühmt, reich, arm, behindert oder nach ihrer Herkunft und Vergangenheit einteilen. Die Kommunikation mit einem Hund funktioniert anders als die zwischenmenschliche Kommunikation. Hunde geben und verstehen direkte, eindeutige Signale. Sie kommunizieren nicht vielschichtig (z.b. unausgesprochene Vorwürfe, Verstellungen, Spott). Zudem kann sich

durch den Körperkontakt mit dem Hund und durch die Körpersprache eine tiefere Kommunikationsebene auftun. Diese Verschiebung der Kommunikationsebene bewirkt, dass zwischen Schüler(in) und Hund offener und vorbehaltloser interagiert wird. Der Hunger verhaltensauffälliger Schüler nach Aufmerksamkeit, Liebe, Zuwendung und Fürsorglichkeit lässt sich dann etwas stillen, wenn es ihnen selbst gelingt fürsorglich zu sein. Ein hilfloses Wesen zu beschützen, ihm zu helfen ist einer der Schlüssel zur Selbstheilung (-> Unsere besten Lehrer können nicht sprechen, vielleicht sind sie deshalb so gute Lehrer, Sam Ross, Green Chimneys). Sich um schwächere Wesen zu kümmern hilft zudem Selbstkontrolle zu gewinnen. Oft lassen bindungsgestörte Kinder und Jugendliche wenn es ihnen schlecht geht einen Körperkontakt, ein Anschmiegen bei Tieren viel eher zu als bei Erwachsenen. Weitere positive Effekte durch die pädagogische Arbeit mit einem Schulhund könnten sein: o Förderung von Konzentration, Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit o Körperliche Nähe und Zärtlichkeit (-> Förderung der psychischen Sensibilität) o Gefühl, wichtig zu sein o Geborgenheit o Akzeptanz und Anerkennung o Sozialer Kontakt o Verringerung von Angst, Einsamkeit o Aufheiterung, Freude, Glück (Ausschüttung von Endorphinen) o Steigerung der Selbstwertgefühls o Abwechslung o Verantwortung für schwächere Wesen, Beziehungsaufbau Zutrauen in eigene Fähigkeiten, Erfolgserlebnisse, Überwindung eigener Grenzen Ziele Je nach Schüler oder Klassenzusammensetzung können sich folgende Ziele ergeben: Bereicherung der Klassenatmosphäre Zusätzliches pädagogisches Angebot Förderung der Motivation (Hundestunden als Belohnung ) Kontaktaufnahme und Eingehen von Beziehungen Aufbau von Selbstwertgefühl Aufbau von Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein Üben von Geduld Abbau von Ängsten Deeskalation bei Spannungszuständen, gesteigertem Aggressionspotential Öffnung von neuen Kommunikationsebenen Theoretisches Wissen (Umgang, Versorgung, Pflege, Verhaltensweisen Hund) Bleibt zu erwähnen, dass die Wirkung der in der Schule eingesetzten Tiere auch vor den Mitarbeitern nicht Halt macht. Auch sie kontaktieren die Tiere, genießen deren Anwesenheit und erfahren ähnliche Effekte, wie die Schüler.