Schattenwirtschaft ( Pfusch ) in Österreich: Entwicklung bis 2004, Ursachen sowie die Einstellung der Österreicher hierzu.

Ähnliche Dokumente
Wirtschaftskrise und Schattenwirtschaft: Erneute Zunahme in Deutschland

Der Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Schattenwirtschaft in Deutschland: Ein (erneuter) Anstieg

Pressemitteilung. Tübingen und Linz, 6. Februar 2013

Schattenwirtschaft, Sozialbetrug und Steuerhinterziehung in Österreich: Wer verursacht wie viel?

Pressemitteilung. Schattenwirtschaft: im Aufschwung weiter rückläufig. Tübingen, den 24. Januar 2011

Rückläufige Schattenwirtschaft in Deutschland, Österreich und in anderen OECD-Ländern Fluch oder Segen?

Die Krise lässt grüßen: Moral sinkt, Korruption steigt

Langfristiger Rückgang der Schattenwirtschaft kommt zum Stillstand

Prof. Dr. Friedrich Schneider 27. Februar 2013 Johannes Kepler Universität Linz

Entwicklung der Schattenwirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Beschlüsse der Großen Koalition treiben die Schattenwirtschaft an

Weiterhin vergleichsweise tiefe Steuerbelastung in der Schweiz

STATISTIKEN ZU MIGRATION IN TIROL

Der Einfluss der Erholung von der Wirtschaftskrise auf die Schattenwirtschaft in Deutschland und anderen OECD- Staaten: Ein (erneuter) Rückgang

VATTENFALL-Cyclassics

Arbeitslosigkeit nach der Finanz- und Wirtschaftskrise (Teil 1)

DAI Deutsches Aktieninstitut e.v.

WOHNBAU-LOUNGE Erste Event Center Michael Weingärtler

Flash Eurobarometer 345 ZUGÄNGLICHKEIT ZUSAMMENFASSUNG

Wintersaison 2014/2015 bis März: Ankünfte +4% und Nächtigungen +2%

Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium Information der Abt. Statistik. Regionales BIP 2013 nach Bundesländern 1/2013

Frauen in politischen Spitzenpositionen der EU-Staaten sowie im EU-Bereich

PISA Mathematik und Naturwissenschaften (Teil 1)

Zweite Schätzung für das erste Quartal 2015 BIP im Euroraum und in der EU28 um 0,4% gestiegen +1,0% bzw. +1,5% im Vergleich zum ersten Quartal 2014

index 2013 Klimaschutz-Index Komponenten 7,5% 10% 7,5% 10% 10% 10% 4% 4% 20% 30% Emissionsniveau 10% 10% 30% Entwicklung der Emissionen KLIMASCHUTZ

Steuerreform Grafische Darstellungen und internationale Vergleiche

Nachhaltigkeitsindex. Pensionssysteme. Presseaussendung. Quelle: Allianz Asset Management.

Das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich: 7 Thesen

PISA Kennwerte zum Kompetenzstand von 15-Jährigen (Teil 1)

Der Vergleich der Region Vorarlberg im internationalen Benchmarking: Wo stehen wir heute?

Klinisch-epidemiologische Daten zum Harnblasenkarzinom

Frankfurt im Vergleich zu europäischen Standorten

Von Schulden die man sieht und solchen, die man nicht sieht: Eine Generationenbilanz

Beherbergung im Reiseverkehr in Hamburg Dezember Vorläufige Ergebnisse -

Beherbergung im Reiseverkehr in Hamburg Januar Vorläufige Ergebnisse -

Zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Lederwaren- und Kofferindustrie im ersten Halbjahr 2015

Ausgaben für Recht, öffentliche Ordnung und Verteidigung

Steuern und Sozialabgaben

Obama, die Wirtschaftskrise und das Image der USA

Arbeitslose Personen ,4% Frauen ,1% Männer ,0%

DIE EUROPÄER UND DIE SPRACHEN

OECD-Veröffentlichung Bildung auf einen Blick. Wesentliche Ergebnisse der Ausgabe 2011

KONSUM VERLIERT WEITER

Zweites Halbjahr 2013 verglichen mit zweitem Halbjahr 2012 Strompreise für Haushalte in der EU28 stiegen um 2,8% und Gaspreise um 1,0%

Erwerbstätigenquoten nach Anzahl der Kinder*

Internationale Fondsmärkte Jahr 2002 Eine Analyse von DWS Investments*

Demographie und Arbeitsmarktentwicklung. Fachexperte der Sektion VI Mag. Manfred Zauner

Pressegespräch. Allianz Pensionsbarometer und demografischer Stresstest. Dr. Wolfram Littich Vorstandsvorsitzender

FORSCHUNGSTELEGRAMM 10/2009

PROBLEMFELD LEIHARBEIT

1. Makroökonomische Daten. 2. Tourismusstatistik

NS-Geschichtsbewusstsein und autoritäre Einstellungen in Österreich

Armuts- und Reichtumsbericht für Österreich KURZGEFASST

6. Tourismus. Vorbemerkungen

Österreichischer Führungskräfte Monitor Mehrheit wünscht kürzere Arbeitszeit

Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit im höheren Erwerbsalter ein statistischer Überblick

La Roche-Posay fordert die Menschen mit SKINCHECKER, einer internationalen Aufklärungskampagne, auf, ein Melanom-Screening zu machen.

Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik

Internationale Fondsmärkte 1. Halbjahr 2004 Eine Analyse von DWS Investments*

Brexit: Wie steht es um die Bonität meines britischen Geschäftspartners?

KPMG s s Corporate and Indirect Tax Rate Survey 2008

Internetnutzung (Teil 1)

Öffentlicher Schuldenstand*

5. Ausgaben für Bildungseinrichtungen 3 Jahre bis Schuleintritt 2009 (OECD-34)

Arbeitsmarktstatistik im europäischen Vergleich

Demografie und Finanzmärkte. Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank Finanzmarkt Roundtable Frankfurt am Main 11. April 2011

DAI Deutsches Aktieninstitut e.v.

Institutionelle Investoren

Energieeffizienz in Zahlen 2015

P R E S S EI N FO R M AT I O N

ANLAGEDENKEN WIEDER KONSERVATIVER: VIEL SICHERHEIT MIT EINEM KLEINEN SCHUSS RISIKO! 4/07

Läuft der Politik die Wählerschaft weg? Wahlenthaltung eine Herausforderung für unsere Demokratie

Entwicklung des realen BIP im Krisenjahr 2009

Generationenvertrag. Mehr gestalten. Mehr Freiheit wagen. Karl-Heinz Paqué

3. IRG Rail Annual Market Monitoring Report Österreichische Bahn im europäischen Vergleich

Eurobarometer-Umfrage*, Angaben in in Prozent der der Bevölkerung**, Europäische Union Union und und ausgewählte europäische Staaten, Ende 2005

Autoindustrie: China wird zum weltweit größten Markt für Premiumfahrzeuge

Ein Marshallplan für Europa Konjunktur-, Investitions- und Aufbauprogramm

Der Schweizer Immobilienmarkt im internationalen Vergleich

Reinhard Busse, Prof. Dr. med. MPH

ARZNEIMITTEL- VERORDNUNG

Das Leben von Frauen und Männern in Europa (LQVWDWLVWLVFKHV3RUWUlWYRQ)UDXHQXQG 0lQQHUQLQDOOHQ/HEHQVDEVFKQLWWHQ

ZWEI DRITTEL BETREIBEN ZUMINDEST EINMAL PRO WOCHE SPORT

Entwicklung der Bildungsfinanzierung in der BRD (Entnommen aus der FiBs-Studie aus 2004)

I. Ausländer in Deutschland, Grunddaten

Standort Deutschland Deutschland und Europa im Urteil internationaler Manager

Anteil am Rentenzugang nach Rentenarten, Westdeutschland

Vortrag an den Ministerrat. Aktuelle Arbeitsmarktlage

Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium Information der Abt. Statistik. Außenhandel Oberösterreich vorläufige Ergebnisse

Umfrage Weltfondstag 2013

Konjunktur- und Kapitalmarktperspektiven : Warum die Zinsen noch lange niedrig bleiben

Schattenwirtschaft (Pfusch) und dessen Konsequenzen auf die Verteilung: Was wissen wir (nicht)? Friedrich Schneider*

Kinder haften. für ihre Eltern!

Bußgelder im Ausland. Inhalt. 1 Vorsicht es kann teuer werden

Kapitel 11. Trotz der hohen Effizienz des Marktes geht es nicht ohne den Staat

Österreich vier Wochen vor der Nationalratswahl Nr. 18

Ungleiche Vermögensverteilung: Anmerkungen aus wirtschafts- und sozialpolitischer Perspektive

Bericht zum Dienstleistungs- und Zweigniederlassungsverkehr 2011

Spezial. 24. Juli 2012

Angebot Nachfrage. Talent Shortage Survey 2010

Transkript:

Prof. Dr. Friedrich Schneider Dezember 2003 Johannes Kepler Universität Linz C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc Institut für Volkswirtschaftslehre Altenbergerstraße 69 A-4040 Linz-Auhof Tel.: 0043-70-2468-8210, Fax: -8209 E-mail: friedrich.schneider@jku.at http://www.econ.jku.at/schneider Schattenwirtschaft ( Pfusch ) in Österreich: Entwicklung bis 2004, Ursachen sowie die Einstellung der Österreicher hierzu. 1. Die Entwicklung der Schattenwirtschaft in Österreich bis 2004 und in anderen OECD-Ländern Das Ausmaß und die Entwicklung (Steigerung) der Schattenwirtschaft wird heutzutage in Österreich sehr intensiv diskutiert. Tabelle 1.1 und Figur 1.1 In Tabelle 1.1 und Figur 1.1. ist ein Vergleich der Größe der Schattenwirtschaft für alle 9 Bundesländer als auch für Gesamtösterreich von 1990-2004 aufgeführt. Für 2004 sind dies erste vorläufige Berechnungen, die auf dem Mittelwert der Prognosen für das offizielle BIP von IHS von 1,4% und des WIFO von 2,1% beruhen. Für Gesamtösterreich wird sich für das Jahr 2004 ein Wert der Schattenwirtschaft von 23,1 Mrd. Euro ergeben eine Steigerung von 2,66% gegen- 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 1

über dem Jahr 2003, in dem die Schattenwirtschaft 22,46 Mrd. Euro beträgt. 1) Auch im kommenden Jahr wird aufgrund dieser ersten Berechnungen somit die Schattenwirtschaft weiter ansteigen. Die Steigerung der Schattenwirtschaft von 2,66% liegt wieder deutlich über den offiziellen Prognosen für das Wachstum des offiziellen BIP von 1,4% (IHS) und 2,1% (WIFO). Ein wesentlicher Grund für das starke Anwachsen der Schattenwirtschaft in Österreich liegt sicherlich in der anhaltend starken Belastung des Faktors Arbeit durch Steuern und Sozialabgaben, die aufgrund der einnahmenseitigen Budgetsanierung in Österreich in den letzten Jahren vorgenommen wurden. Auch die Schattenwirtschaft in den einzelnen Bundesländern wächst weiter. Quantitativ am Bedeutendsten ist die Schattenwirtschaft in Wien mit 6,38 Mrd. Euro, gefolgt von Oberösterreich mit 3,78 und Niederösterreich mit 3,7 Mrd. Euro. Insgesamt zeigt sich, dass der Zuwachs der Schattenwirtschaft in Österreich und in den einzelnen Bundesländern nach wie vor ungebremst ist und dieser inoffizielle Wirtschaftszweig zu den dynamischsten in den letzten Jahren zählt. Um einen internationalen Vergleich zum Anstieg der Schattenwirtschaft in Österreich und weiterer OECD-Länder zu geben, sind in Tabelle 1.2 sowie in den Figuren 1.2 und 1.3 die Schattenwirtschaften von 21 OECD-Länder bis zum Jahr 2002/2003 aufgeführt. Tabelle 1.2, Figuren 1.2 und 1.3 1) Die Berechnungen über den Umfang der Schattenwirtschaft sind mit dem so genannten Bargeldansatz durchgeführt worden. Der Bargeldansatz basiert auf der Idee, dass die in der Schattenwirtschaft erbrachten Leistungen bar entlohnt werden und dass es mit Hilfe einer ökonometrisch geschätzten Bargeldnachfragefunktion gelingt, diese bar entlohnten Leistungen getrennt zu erfassen und damit das Volumen an Schattenwirtschaft zu berechne. Diese Methode (sowie andere) wird in Friedrich Schneider und Dominik Enste (2000), Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit: Umfang, Ursachen, Wirkungen und wirtschaftspolitische Empfehlungen, München: Verlag Oldenburg; und Friedrich Schneider und Dominik Enste (2002), The Shadow Economy: Theoretical Approaches, Empirical Studies and Political Implications, Cambridge (UK): Cambridge University Press, ausführlich dargestellt und einer kritischen Wirkung unterzogen. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 2

Die Tabelle zeigt eindeutig, dass die Schattenwirtschaft gegen Ende der 90er Jahre in den meisten OECD-Ländern stagniert oder leicht rückläufig ist: So betrug der ungewichtete Durchschnitt der Schattenwirtschaft in den 21 OECD- Ländern im Jahr 1999/2000 16,8% und reduzierte sich auf 16,4% in den Jahren 2002/2003. Eine Ausnahme von diesem abnehmenden Trend bilden Neuseeland, Deutschland, Österreich und die Schweiz, bei denen die Schattenwirtschaft weiter wächst (in Deutschland mit 5,6% Zuwachs am meisten). Der Rückgang der Schattenwirtschaft (im Vergleich zu den übrigen OECD-Ländern) ist in Italien mit -0,8% am BIP am stärksten, so dass die italienische Steuer- und Schattenwirtschafts- Amnestie eine erste positive Wirkung zeigt. Welche Schlussfolgerungen können aus dem weiteren Anwachsen der Schattenwirtschaft in Österreich gezogen werden? Nur durch eine konsequente Senkung der Abgaben (Steuern und Sozialversicherungsbeiträge) auf den Faktor Arbeit kann das Wachstum der Schattenwirtschaft weiter eingedämmt oder zum Stagnieren gebracht werden. Es sollte verstärkt darüber nachgedacht werden, durch welche Maßnahmen die vielen Dienstleistungen, die heutzutage in der Schattenwirtschaft erbracht werden, legalisiert werden können, d.h. es für die offizielle Wirtschaft attraktiv wird, diese anzubieten. Nur wenn diese beiden Wege konsequent weiter beschritten werden, kann erreicht werden, dass die Schattenwirtschaft zumindest nicht mehr schneller als die offizielle Wirtschaft wächst. Das weitere starke Anwachsen der Schattenwirtschaft in Österreich hat auch seine Ursache darin, dass bei der Bevölkerung kein Unrechtsbewusstsein 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 3

beim Ausüben von Schwarzarbeit besteht; ja dies von nahezu zwei Drittel als Kavaliersdelikt betrachtet wird. 2. Die Einstellung der Österreicher zum Thema Schattenwirtschaft ( Pfusch ) im Jahr 2003 Im zweiten Teil der Untersuchung wird jetzt dargestellt, wie die Einstellung der Österreicher zum Thema Pfusch (Schattenwirtschaft) ist, wobei hier Vergleiche aus den Jahren 1996, 1998 und 2001, in denen ebenfalls vom Verfasser dieser Studie eine Befragung durchgeführt wurde, mitaufgeführt sind. In Tabelle 2.1 wird dargestellt, ob in Österreich Pfusch (Schattenwirtschaft) als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Tabelle 2.1 Aus dieser Tabelle erkennt man eindeutig, dass im November 2003 62% (nahezu zwei Drittel) der österreichischen Bevölkerung meinen, dass man Dinge im Pfusch erledigen lassen als Kavaliersdelikt betrachtet. Der Trend hat zwar gegenüber dem Jahr 2001 um 2 Prozentpunkte zugenommen, weist mit Ausnahme des Jahres 1998 den höchsten Wert auf und liegt generell im Vergleich zu allen anderen Bereichen, die als Kavaliersdelikte betrachtet werden, weit darüber, d.h. Dinge im Pfusch erledigen lassen ist der einzige Bereich, der eindeutig (d.h. mehrheitlich) als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Als zweite Kategorie folgt Zu schnell fahren, die mit 46% einen leicht ansteigenden Trend im Vergleich zu den Jahren 2001, 1998 und 1996 ausweist. An der dritten Stelle ist Selbst schwarz arbeiten/pfuschen mit 35%, das gegenüber dem Werten 1998 (41%) zurückgegangen, jedoch gegenüber dem Wert 2001 (33%) gestiegen ist. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 4

In Tabelle 2.2 sind nun die Tätigkeitsfelder der Schattenwirtschaft aufgeführt. Tabelle 2.2 Am häufigsten werden Pfuscher beim Hausbauen und bei Haus- und Wohnungsrenovierungen (34%) und bei Elektroarbeiten (in 28% der Fälle) in Anspruch genommen, gefolgt beim Auto mit 27% und Kosmetik und Friseur von 20%. Danach folgen Haushaltshilfe mit 11% und Kinderbetreuung mit 7%. Gegenüber dem von 2001 sind die meisten Werte nahezu unverändert geblieben. In Tabelle 2.3 sind nun einige zentrale Aussagen zur Schwarzarbeit/Schattenwirtschaft aufgeführt. Tabelle 2.3 Hierbei zeigt sich, dass auf die Aussage Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten 74% der Bevölkerung mit Ja antworten und dieser Wert gegenüber dem Jahr 2001 um fünf Prozentpunkte gestiegen ist. Auf die Aussage Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch. antworten heuer mit 65% beinahe zwei Drittel der Bevölkerung. Dieser Wert ist gegenüber 57% im Jahr 2001 um acht Prozentpunkte deutlich gestiegen. 37% geben zu, dass sie in den letzten 2-3 Jahren auf einen Pfuscher zurückgegriffen haben (Steigerung um drei Prozentpunkte gegenüber 2001) und 30% meinen, dass in der Nachbarschaft viel gepfuscht wird. Ganze 6% meinen, dass man Pfuscher anzeigen sollte, und um 4% mit der Meinung, dass wenn man sie erwischt, diese hohe Strafen erhalten sollten. Dies zeigt, dass sehr wenig oder kein Unrechtsbewusstsein zum Thema Pfusch/Schattenwirtschaft vorhanden ist. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 5

3. Zusammenfassung der Ergebnisse In Österreich wird sich die Schattenwirtschaft von 22,46 Mrd. (Jahr 2003) auf 23,10 Mrd. (Jahr 2004) erhöhen; dies entspricht einer Steigerung von 2,66% und wenn man entsprechend die Prognosen der österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute annimmt, dass das offizielle BIP zwischen 1,4% (IHS) und 2,1% (WIFO) ansteigen wird, dann wird die Schattenwirtschaft wesentlich schneller wachsen als die offizielle Wirtschaft. Ein wesentlicher Grund für das starke Anwachsen der Schwarzarbeit liegt sicherlich in der gleich gebliebenen hohen Belastung mit Steuern und Sozialabgaben. Insgesamt geht aus diesen Ergebnissen eindeutig hervor, dass Pfusch in Österreich nach wie vor als Kavaliersdelikt (2003: 62%) angesehen wird und die weite Verbreitung der Schwarzarbeit in Österreich zeigt schon die grundsätzliche Einstellung zu diesem Thema Dinge im Pfusch erledigen zu lassen, wenn dies knapp zwei Drittel der Österreicher dies als Kavaliersdelikt bezeichnen. Damit liegt der Pfusch weiterhin stabil an erster Stelle mit Respektabstand folgt Geschwindigkeitsüberschreitungen auf der Autobahn. Auch selber der Schwarzarbeit nachzugehen (2003: 35%) ist immerhin noch für ein Drittel ein Kavaliersdelikt. Etwa jeder siebte Österreicher hat im letzten Jahr einen Pfuscher beschäftigt und damit hat sich zur Erhebung aus 2001 kaum eine Veränderung ergeben. Auch die Nachfrage nach Schwarzarbeit entsprechen der letzten durchgeführten Messung. Kommt man auf die Einsatzbereiche für Schwarzarbeit zu sprechen, so dominieren Baubranche (35%), Elektrobranche (28%) und Auto (27%). Weiters wird noch in Dienstleistungen wie Kosmetikerin, Friseur, etc. (20%) und beim Hausbau (17%) nach Pfuschern verlangt. Die hohe Bedeutung der Schwarzarbeit ist nach Meinung von Herrn und Frau Österreicher leicht erklärt: 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 6

Ohne Pfusch kann man sich vieles nicht mehr leisten (2003: 74%) und der Staat ist aufgrund der hohen Steuerbelastung an der derzeitigen Situation nicht ganz unschuldig (65%). Das Wissen um die dem Staat entgangenen Milliarden ist gleich geblieben (2003 und 2001: 30%). In jedem zehnten Haushalt ist das schwarz arbeiten kein Tabu. Hier wird die Schwarzarbeit offen zu Protokoll gegeben. Vor allem Männer und junge Österreicher verdienen durch Pfusch dazu. Diese neuen Ergebnisse zeigen, dass Pfusch ein weitverbreitetes Phänomen ist, und dass durch einfache Bestrafung diesem Phänomen sicherlich nicht zu Leibe zu rücken ist. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 7

Tabelle 1.1: Die Entwicklung der Schattenwirtschaft (Pfusch) in den einzelnen Bundesländern von 1990-2004 Regionale Wertschöpfung ( BIP ) in der Schattenwirtschaft (Pfusch) zu laufenden Preisen in Mrd. ; Methode Gesamtösterreich Bargeldansatz Jahr B K NÖ OÖ S ST T V W GesamtÖ in % des off.bip 1990 0,11 0,31 1,12 1,13 0,38 0,81 0,56 0,23 1,44 6,09 5,47 1995 0,27 0,75 1,96 2,01 0,91 1,40 0,95 0,55 3,48 12,28 7,32 1996 0,33 0,89 2,32 2,37 1,08 1,65 1,13 0,65 4,11 14,53 8,32 1997 0,36 0,97 2,54 2,59 1,20 1,81 1,24 0,72 4,46 15,89 8,93 1998 0,38 1,03 2,69 2,75 1,27 1,92 1,31 0,75 4,64 16,74 9,09 1999 0,42 1,12 2,89 2,96 1,37 2,07 1,41 0,84 5,04 18,12 9,36 2000 0,46 1,21 3,14 3,21 1,49 2,24 1,53 0,91 5,46 19,65 10,07 2001 0,49 1,30 3,36 3,44 1,60 2,40 1,64 0,98 5,84 21,05 10,52 2002 0,51 1,34 3,49 3,57 1,65 2,49 1,70 1,01 6,02 21,78 10,69 2003 0,53 1,38 3,60 3,68 1,70 2,57 1,75 1,04 6,21 22,46 10,86 2004 1) 0,54 1,42 3,70 3,78 1,75 2,64 1,80 1,07 6,38 23,10 11,00 1) Vorläufige Berechnungen aufgrund der Gesamtschätzung für Österreich. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 8

Figur 1.1: Jährlicher prozentualer Zuwachs der Schattenwirtschaft - 1995-2003 für Österreich 20,00 18,00 17,74 16,00 14,00 Zuwachs in % 12,00 10,00 8,00 6,00 9,59 5,62 7,69 8,79 6,57 4,00 3,32 3,21 2,00 0,00 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 9

OECD-Länder Tabelle 1.2: Die Größe der Schattenwirtschaft in 21 OECD-Ländern Die Größe der Schattenwirtschaft (in % vom BIP) unter Verwendung des Bargeldnachfrageansatzes Durchschn 1989/90 Durchschn 1994/95 Durchschn 1997/98 Durchschn Durchschn Durchschn 1999/2000 1) 2001/2002 1) 2002/2003 1) 1. Australien 10.1 13.5 14.0 14.3 14.1 13.8 2. Belgien 19.3 21.5 22.5 22.2 22.0 21.5 3. Canada 12.8 14.8 16.2 16.0 15.8 15.4 4. Dänemark 10.8 17.8 18.3 18.0 17.9 17.5 5. Deutschland 11.8 13.5 14.9 16.0 16.3 16.8 6. Finnland 13.4 18.2 18.9 18.1 18.0 17.6 7. Frankreich 9.0 14.5 14.9 15.2 15.0 14.8 8. Griechenland 22.6 28.6 29.0 28.7 28.5 28.3 9. Großbritannien 9.6 12.5 13.0 12.7 12.5 12.3 10. Irland 11.0 15.4 16.2 15.9 15.7 15.5 11. Italien 22.8 26.0 27.3 27.1 27.0 26.2 12. Japan 8.8 10.6 11.1 11.2 11.1 11.0 13. Niederlande 11.9 13.7 13.5 13.1 13.0 12.8 14. Neuseeland 9.2 11.3 11.9 12.8 12.6 12.4 15. Norwegen 14.8 18.2 19.6 19.1 19.0 18.7 16. Österreich 6.9 8.6 9.0 9.8 10.6 10.8 17. Portugal 15.9 22.1 23.1 22.7 22.5 22.3 18. Schweden 15.8 19.5 19.9 19.2 19.1 18.7 19. Schweiz 6.7 7.8 8.1 8.6 9.4 9.5 20. Spanien 16.1 22.4 23.1 22.7 22.5 22.3 21. USA 6.7 8.8 8.9 8.7 8.7 8.6 Durchschnitt über 21 OECD Länder 13.2 15.7 16.7 16.8 16.7 16.4 Quelle: Eigene Berechnungen (Prof. Dr. Friedrich Schneider, University of Linz, Altenbergerstraße 69, A-4040 Linz/Auhof). 1) Vorläufige Werte; Eigene Berechnungen. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 10

Figur 1.2: Die Größe der SW in 21 OECD-Ländern Durchschnitt 2002/03 16,4 8,6 10,9 10,9 11,0 12,3 12,4 12,8 13,8 14,8 15,4 15,5 17,0 17,5 17,6 18,7 18,7 21,5 22,3 22,3 28,3 26,2 30,0 25,0 20,0 15,0 10,0 in % vom BIP 5,0 0,0 USA Österreich Schweiz Japan Großbritannien Niederlande Neuseeland Australien Frankreich Canada Irland Deutschland Dänemark Finnland Schweden Norwegen Belgien Spanien Portugal Italien Griechenland Durchschnitt OECD-Länder 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 11

Figur 1.3: Zunahme (+) bzw. Abnahme (-) der Schattenwirtschaft (in % des offiziellen BIP) der 21 OECD-Länder über 2002/2003-1,30-1,20-1,10-1,10-1,00-0,90-0,80-0,80-0,80-0,80-0,70-0,70-0,70-0,30-0,20-0,10-0,10-0,30 0,90 1,90 2,10 2,80 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00-0,50-1,00-1,50-2,00 Zunahme (+) oder Abnahme (-) in % des offiziellen BIP Finnland Schweden Italien Niederlande Belgien Norwegen Dänemark Portugal Spanien Canada Griechenland Großbritannien Irland USA Australien Frankreich Japan Neuseeland Österreich Deutschland Schweiz Durchschnitt 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 12

Tabelle 2.1: Kavaliersdelikte nach Meinung der befragten Österreicher Frage / Statement Dinge im Pfusch erledigen lassen zu schnell fahren mit dem Auto auf der Autobahn selbst schwarz arbeiten, pfuschen Mitnehmen von Zeitungen aus einem Zeitungsständer ohne zu bezahlen den Kindern die Schule schwänzen lassen bei der Steuererklärung nicht alle Einkommen angeben Krankenstand vortäuschen, Blau machen alkoholisiert mit dem Auto fahren Mai 1996 Österr. Bevölkerung (% Ja) 1998 Mai 2001 2003 55 64 60 62 42 43 44 46 36 41 33 35 28 29 31 32 25 27 24 22 22 22 18 17 18 17 16 15 9 4 7 5 Quelle: Institut für Markt-, Meinungs- und Mediaforschung; Auftraggeber: Schneider. Frage: Auf dieser Liste stehen verschiedene Dinge, die zwar nicht erlaubt sind, aber of als Kleinigkeit als Kavaliersdelikt betrachtet werden. Welche dieser Dinge sind Ihrer Meinung nach Kavaliersdelikte, wo könnte man Ihrer Meinung nach hin und wieder ein Auge zudrücken? Ergebnisse in Prozent. Dokumentation der Umfrage BM 160, BM 161 bzw. BM205/206. N=1028 bzw. 1034 face-to-face Interviews, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren; Befragungszeitraum: 14. März bis 13. April 2001 und 17. September bis 22. Oktober 2003; maximale statistische Schwankungsbreite: +/- 3,16 Prozent. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 13

Tabelle 2.2: Tätigkeitsfelder der Schattenwirtschaft/des Pfusches Branche/Bereich beim Renovieren einer Wohnung, eines Hausbaus Österreichische Bevölkerung (%-Angabe) 1998 2001 2003 29 27 17 bei Reparaturen am Auto 26 25 27 bei Reparaturen von Elektrogeräten 17 20 28 beim Hausbauen 15 19 17 bei der Kosmetikerin, beim Friseur 18 18 20 als Haushaltshilfe 6 9 11 bei Nachhilfestunden 7 9 10 beim Babysitten, beim Aufpassen auf die Kinder bei Gartenarbeit 6 8 7 nicht erhoben 6 6 im Urlaub beim Übernachten 5 4 5 gehobene Dienstleistungen nicht erhoben 3 5 Quelle: Institut für Markt-, Meinungs- und Mediaforschung; Auftraggeber: Schneider. Frage: Es passiert ja hin und wieder, dass man auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgreift. In welchen dieser Fälle haben Sie auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgegriffen? Nennen Sie mir bitte einfach die entsprechenden Nummern dieser Liste! Ergebnisse in Prozent. Dokumentation der Umfrage BM 160, BM 161 bzw. BM205/206. N=1028 bzw. 1034 face-to-face Interviews, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren; Befragungszeitraum: 14. März bis 13. April 2001 und 17. September bis 22. Oktober 2003; maximale statistische Schwankungsbreite: +/- 3,16 Prozent. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 14

Tabelle 2.3: Zentrale Aussagen zur Schattenwirtschaft Aussage / Statement Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht mehr leisten Der Staat ist eigentlich selbst Schuld, dass es so viele Pfuscher gibt, die Steuern sind einfach zu hoch In den letzten 2, 3 Jahren habe ich auch einmal auf die Hilfe eines Pfuschers zurückgegriffen Durch die Pfuscher entgehen dem Staat jedes Jahr viele Milliarden In der Nachbarschaft wird viel gepfuscht Ich finde Pfuscher sollte man anzeigen Wenn man Pfuscher erwischt, sollte man für diese hohe Geldstrafen verhängen Österreichische Bevölkerung (% Ja) Mai 1996 Trend wert 1998 2001 2003 62 69 69 74 63 67 57 65 26 38 34 37 29 25 30 30 nicht erhoben nicht erhoben 24 27 9 4 6 6 7 4 5 4 Quelle: Institut für Markt-, Meinungs- und Mediaforschung; Auftraggeber: Schneider. Frage: Kommen wir kurz zum Thema Schwarzarbeit, zum Thema Pfuschen. Auf dieser Liste sehen Sie verschiedene Aussagen zum Thema Pfuschen, welchen dieser Aussagen würden Sie zustimmen, bei welchen dieser Aussagen würden Sie sagen: Ja, so denke ich auch?. Nennen Sie mir bitte die entsprechenden Nummern! Ergebnisse in Prozent. Dokumentation der Umfrage BM 160, BM 161 bzw. BM205/206. N=1028 bzw. 1034 face-to-face Interviews, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren; Befragungszeitraum: 14. März bis 13. April 2001 und 17. September bis 22. Oktober 2003; maximale statistische Schwankungsbreite: +/- 3,16 Prozent. 15.12.03; C:\Studien\Pfusch\Umfrage 2003 neu.doc 15