ÜBERBLICK ÜBER DIE SCHWACHGASNACHBEHANDLUNG BEI BIOGASAUFBEREITUNGSANLAGEN



Ähnliche Dokumente
Wasserkraft früher und heute!

Berechnungsgrundlagen

Zusatzinformationen zu Wärmelehre/Energieumsetzung

Biogas: Gestalten Sie die Energiezukunft mit.

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

Betriebliche Erfahrungen mit der Netzeinspeisung von aufbereitetem Biogas in das öffentliche Erdgasnetz - Projektbeispiel Bruck/Leitha

b) Welche Optimierungsprobleme ergeben sich hinsichtlich der Auslegung des Wärmeübertragers (Heat-eXchanger HX)?

Prinzip der Zylinderdruckmessung mittels des piezoelektrischen Effektes

Welche Bereiche gibt es auf der Internetseite vom Bundes-Aufsichtsamt für Flugsicherung?

Katalysatoren - Chemische Partnervermittlung im virtuellen Labor

Protokoll des Versuches 7: Umwandlung von elektrischer Energie in Wärmeenergie

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Wind to Gas Speicherlösung Elektrolyse, Wasserstoff, Methan

1/6. Welche Antwort ist richtig: Wie entsteht aus organischen Kohlenstoffverbindungen das gasförmige Kohlendioxid?

Schülervorstellungen und Konsequenzen für den Unterricht. V.-Prof. Dr. Martin Hopf Österr. Kompetenzzentrum für Didaktik der Physik

Programm 4: Arbeiten mit thematischen Karten

Simulation LIF5000. Abbildung 1

DAS KRAFTWERK IST ZENTRALE ENERGIEERZEUGUNG NOCH ZEITGEMÄSS?

Implantate Anwendung in unserer Praxis

Technische Information Nr. 5 Seite 1

Int CI.3: B 01 D 53/02 F 04 C 29/02, F 01 C 21/04

Die Wärmepumpe funktioniert auf dem umgekehrten Prinzip der Klimaanlage (Kühlsystem). Also genau umgekehrt wie ein Kühlschrank.

kaminöfen mit dem skandinavischen umweltsiegel nordischer schwan

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Je nach Kundenwunsch überwacht unser intelligentes Steuersystem vollautomatisch

SCHRITT 1: Öffnen des Bildes und Auswahl der Option»Drucken«im Menü»Datei«...2. SCHRITT 2: Angeben des Papierformat im Dialog»Drucklayout«...

WAS finde ich WO im Beipackzettel

Mobile Intranet in Unternehmen

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Elektrische Energie, Arbeit und Leistung

Strom in unserem Alltag

Wir wissen, dass es möglich ist! 100% QUALITÄT Made in Germany

CosiGas Aktiv. Mit uns können Sie rechnen!

ratgeber Urlaub - Dein gutes Recht

MN Stickstoff-Station

EU-Verordnung Nr. 1907/2006 (REACH)

21. Wärmekraftmaschinen

Thermodynamik. Basics. Dietmar Pflumm: KSR/MSE. April 2008

Kinder auf den Spuren des Klimawandels Energiesparen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Übungsbuch für den Grundkurs mit Tipps und Lösungen: Analysis

Effiziente Prozesse. Die Formel 1 und die Druckindustrie

Gemeinsam können die Länder der EU mehr erreichen

T Sichere Energie vor Ort

360 - Der Weg zum gläsernen Unternehmen mit QlikView am Beispiel Einkauf

Würfelt man dabei je genau 10 - mal eine 1, 2, 3, 4, 5 und 6, so beträgt die Anzahl. der verschiedenen Reihenfolgen, in denen man dies tun kann, 60!.

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Pumpspeicherwerk? BI Kein Pumpspeicherkraftwerk im Blautal. Fragen zu Energiepolitik und -wirtschaft. Gemeindehalle Beiningen, 28.

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Guide DynDNS und Portforwarding

Die Sonne als Heizkörper?

Biogasanlage Eggertshofen bei Pulling

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

BROTTEIG. Um Brotteig zu machen, mischt ein Bäcker Mehl, Wasser, Salz und Hefe. Nach dem

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

P = U eff I eff. I eff = = 1 kw 120 V = 1000 W

10.1 Auflösung, Drucken und Scannen

INFORMATIONEN ZUR NACHSORGE VON ZAHNIMPLANTATEN

Biogas - Fachtagung Thüringen 01/2014. Anforderungen der Flexibilisierung BHKW, BGA und Entschwefelung. Externe Entschwefelung mittels Aktivkohle

Nachhaltigkeit in der gewerblichen Wäscherei

Blockheizkraftwerke bis 100 kw elektrischer Leistung Teil 2: BHKW-Heizölmotoren

«Eine Person ist funktional gesund, wenn sie möglichst kompetent mit einem möglichst gesunden Körper an möglichst normalisierten Lebensbereichen

Reporting Services und SharePoint 2010 Teil 1

Presseinformation. Ihre Maschine spricht! Mai GLAESS Software & Automation Wir machen industrielle Optimierung möglich.

Organische Chemie I Chemie am Inhaltsverzeichnis Lewisformeln von Kohlenstoffverbindungen korrekt zeichnen!... 2

Auswertung des Fragebogens zum CO2-Fußabdruck

Chemie Zusammenfassung KA 2

Unterschiede bei den Produktionsfunktionen zurückzuführen und können sich auf partielle Produktivitäten (Arbeitsproduktivität, Kapitalproduktivität,

Bürgerhilfe Florstadt

SICHERN DER FAVORITEN

Technical Note Nr. 101

Um Ihre Ziele durchzusetzen! Um Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen! Um in Begegnungen mit anderen Ihre Selbstachtung zu wahren!

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

Lehrabschlussprüfungs Vorbereitungskurs Rauchfangkehrer. Brennstoffe. Wir Unterscheiden grundsätzlich Brennstoffe in:

Projekt 2HEA 2005/06 Formelzettel Elektrotechnik

Energieeffiziente Abluftreinigung

Netzanschlussvertrag Strom für höhere Spannungsebenen

geben. Die Wahrscheinlichkeit von 100% ist hier demnach nur der Gehen wir einmal davon aus, dass die von uns angenommenen

Agile Vorgehensmodelle in der Softwareentwicklung: Scrum

Was ist eine Systemkamera?

Charakteristikum des Gutachtenstils: Es wird mit einer Frage begonnen, sodann werden die Voraussetzungen Schritt für Schritt aufgezeigt und erörtert.

Sponsoringkonzept. Unser Partnerkonzept basiert auf dem Prinzip von. Leistung und Gegenleistung!

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Musterprüfung Chemie Klassen: MPL 09 Datum: April 2010

M e r k b l a t t. Neues Verbrauchervertragsrecht 2014: Beispiele für Widerrufsbelehrungen

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

4 Aufzählungen und Listen erstellen

CLEAN TECHNOLOGY SYSTEMS ABWÄRME NUTZEN STATT ENERGIE VERSCHWENDEN. EnergieEffizienz - Messe Frankfurt Sept. 2013

Orderarten im Wertpapierhandel

Häufig wiederkehrende Fragen zur mündlichen Ergänzungsprüfung im Einzelnen:

KWK kann s besser. Was ist Kraft-Wärme-Kopplung? Folie 1

1. Weniger Steuern zahlen

DER SELBST-CHECK FÜR IHR PROJEKT

Content Management System mit INTREXX 2002.

K.U.Müller November 2009

ÖAMTC AKADEMIE: Acht von Zehn wollen umweltfreundliche Öffis

ERPaaS TM. In nur drei Minuten zur individuellen Lösung und maximaler Flexibilität.

neotower LIVING Das Blockheizkraftwerk für Ihr Eigenheim

1 topologisches Sortieren

Transkript:

ÜBERBLICK ÜBER DIE SCHWACHGASNACHBEHANDLUNG BEI BIOGASAUFBEREITUNGSANLAGEN ERSTELLT DURCH TECHNISCHE UNIVERSITÄT WIEN (ÖSTERREICH), Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften Forschungsbereich Thermische Verfahrenstechnik und Simulation ENERGIEPARK BRUCK AN DER LEITHA (ÖSTERREICH) ERSTELLT IM ZUGE DES PROJEKTES: Promotion of bio methane and its market development through local and regional partnerships A project under the Intelligent Energy Europe programme Contract Number: IEE/10/130 Deliverable Reference: Delivery Date: March 2013 The sole responsibility for the content of this report lies with the authors. It does not necessarily reflect the opinion of the European Union. Neither the EACI nor the European Commission are responsible for any use that may be made of the information contained therein.

Inhalt 1. Einführung und Motivation...3 2. Beschreibung der aktuell verfügbaren Technologien zur Schwachgasnachbehandlung...4 2.1. Gasmotoren...4 2.2. Mikrogasturbinen...4 2.3. Schwachgasbrenner...5 2.4. Katalytische Oxidation...6 2.5. Regenerativ thermische Oxidation (RTO)...7 3. Literaturquellen...7 TUV Seite 2

1. Einführung und Motivation Das Schwachgas, welches im Zuge der Biogasaufbereitung als Abfallstrom anfällt, weist je nach verwendeter Aufbereitungstechnologie (und deren Methanausbeute) noch einen gewissen Restgehalt an Methan auf. Dieser Methangehalt ist vom Methanschlupf der Aufbereitungsanlage abhängig. Der Methanschlupf bezeichnet hierbei die Methanmenge, die nicht ins Netz eingespeist werden kann, bezogen auf die mit dem Rohbiogas gelieferte Methanmenge. Bei chemischen Wäschen ist dieser Methanschlupf am geringsten, gefolgt von physikalischen Wäschen mit Wasser (1 2 vol%) oder organischem Lösungsmittel (2 4 vol%), Membrantechnologien je nach Anlagenausführung (0,5 5 vol%) und PSA Anlagen je nach Hersteller und Anlagenauslegung (1 10 vol%). Nachdem Methan stark treibhauswirksam ist (höheres Treibhaus Potential als Kohlendioxid), ist es für die Gesamtnachhaltigkeit der Biomethanproduktionskette von wesentlicher Bedeutung, dass die Methanemissionen an die Atmosphäre so gering wie möglich gehalten werden. An dieser Stelle sei erwähnt, dass in den meisten europäischen Ländern die Methanemission von Biogasanlagen gesetzlich reglementiert ist. Darüber hinaus resultieren höhere Methangehalte im Schwachgas sehr oft in höheren spezifischen Aufbereitungskosten, wodurch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens beeinträchtigt werden kann. Die Situation wird dadurch noch komplizierter, als bei den meisten Technologien ein Kompromiss aus steigenden Invest und Betriebskosten sowie höherer Methanausbeute und damit niedrigerem Methangehalt im Schwachgas gefunden werden muss. Daraus folgt, dass in vielen Fällen die wirtschaftlichste Anlagenauslegung die ist, die einen gewissen Methangehalt im Schwachgas akzeptiert und zusätzlich eine spezielle Schwachgasnachbehandlung zur Methanentfernung vorsieht. Wichtig ist hierbei die intelligente Integration der Biogasaufbereitungsanlage in die Biogasanlage selbst sowie das Gesamtkonzept der Biomethanproduktionsstätte. Nur sehr wenige Biogasaufbereitungstechnologien mit sehr spezieller Anlagenkonfiguration weisen heute eine so hohe Methanausbeute auf, die in einem Methangehalt im Schwachgas resultieren, der gesetzlich für die direkte Abgabe an die Atmosphäre zugelassen ist. Die üblichste Form der Methanentfernung aus dem Schwachgas ist die Oxidation (Verbrennung) unter Freisetzung von Wärme. Diese Wärme kann als Prozesswärme direkt an die Biogasanlage geliefert werden (da diese oft einen Eigenwärmebedarf haben, der gedeckt werden muss), oder aber die Wärme kann an ein Fernwärmenetz abgegeben werden. Falls diese beiden Möglichkeiten nicht existieren, muss die Wärme durch Kühlung an die Umgebung abgegeben werden. Eine weitere Möglichkeit der Schwachgasnachbehandlung ist die Mischung mit Rohbiogas und gemeinsame Verbrennung in einem KWK Gasmotor oder einer Mikrogasturbine. Beide genannten Möglichkeiten verlangen in jedem Fall eine sorgfältige Dimensionierung und Anlagenauslegung, da das Schwachgas einer modernen Biogasaufbereitungsanlage selten genug Methan für eine stabile Verbrennung enthält und oft eine Zudosierung von Rohbiogas oder Erdgas erfordert. Die Behandlung von Schwachgas mit niedrigeren Methangehalten als etwa 4 vol% gestaltet sich dann zunehmend schwierig, da während der Verbrennung nicht mehr genug Energie für eine Aufrechterhaltung der Oxidationsreaktion (bei technischen Strahlungsverlusten der Anlage) geliefert wird und die Zudosierung von Rohbiogas oder Biomethan zur Stabilisierung der Verbrennung erforderlich wird. Aus diesem Grund wurden Verfahren entwickelt, die durch katalytische Wirkung oder durch ausgeklügelte zyklische Wärmespeicherung auch bei niedrigeren Methangehalten noch einen TUV Seite 3

autothermen Betrieb (ohne weitere Zudosierung eines höherkalorigen Stützgases) aufrechterhalten können. 2. Beschreibung der aktuell verfügbaren Technologien zur Schwachgasnachbehandlung 2.1. Gasmotoren Die Verbrennung methanhaltiger Gase in Verbrennungsmotoren ist die übliche Form der Nutzung des Energieinhaltes von Biogas. Mit Wirkungsgraden zwischen 35 und 40 % kann elektrischer Strom produziert werden, bei Nutzung der anfallenden Abwärme im Abgas des Gasmotors kann der Gesamtwirkungsgrad auf 82 bis 88 % gesteigert werden. Die Zündfähigkeit eines Gases und damit seine Verwendbarkeit in einem Gasmotor hängen aber ganz wesentlich vom Methangehalt im Gas ab. Gemeinsam mit dem sinkenden Energieinhalts bei sinkendem Methangehalt wirkt der steigende Gehalt an Kohlendioxid zusätzlich noch bremsend auf die Verbrennungsreaktion des Methans. Wissenschaftliche Arbeiten beziffern den absoluten Mindestmethangehalt, der mit einem Gasmotor noch stabil verbrannt werden kann unter idealen Bedingungen mit etwa 21 vol%. Dieselben Arbeiten machen aber darauf aufmerksam, dass bei realen Gasmotoren aufgrund der nichtidealen Vermischung, der Turbulenzintensität in der Brennkammer sowie aufgrund der erforderlichen üerstöchiometrischen Fahrweise für eine stabile Verbrennung zumindest 30 vol% (besser 35 vol%) Methan erforderlich sind. Problematisch für den Betrieb eines Gasmotors ist ein permanent hoher Gehalt an H 2 S im Biogas (je nach Hersteller üblicherweise über 500ppm). Durch die Verbrennung im Motor entsteht im feuchten Abgas Schwefelsäure, welche durch den Ölfilm an den Lagerflächen aufgenommen wird und somit zur raschen Alterung des Motoröls führt. Abbildung 1: Fließbild eines Gasmotors zur kombinierten Produktion von elektrischem Strom und Wärme; Abbildung eines Gasmotors an der Biogasanlage Bruck/Leitha, Österreich (Quelle: Technische Universität Wien, Biogas Bruck GmbH) 2.2. Mikrogasturbinen Mikrogasturbinen zeichnen sich neben ihres für Biogasanlagen attraktiven Leistungsbereiches von 30 bis 4000 kwel auch durch ihre einfache Technik aus. Aufgrund der niedrigen Turbinen Eintrittstemperatur (etwa 800 C) kann auf gekühlte Turbinenschaufeln verzichtet werden, der Wirkungsgrad wird durch rekuperative Vorwärmung der verdichteten Luft vor dem Eintritt in die Brennkammer mit der vorhandenen Abgaswärme gesteigert. Das Abgas wird dabei von 600 C auf TUV Seite 4

300 C abgekühlt. Der Brennkammerdruck liegt bei 3 bis 4 bar, die Turbine dreht mit Drehzahlen zwischen 30.000 und 100.000 U/min. Elektrische Wirkungsgrade um 30 bis 35 % sind mit einem solchen System zu erzielen. Bei Abwärmenutzung sind auch hier Systemwirkungsgrade von 85 % zu erzielen. Da die meisten Mikrogasturbinen luftgelagert sind, fällt hier die H 2 S Problematik im Schmieröl Kreislauf weitestgehend weg. Aufgrund der Korrosionsneigung ist bei höheren Schwefelgehalten aber eine vorherige Entschwefelung ratsam. Marktübliche Mikrogasturbinen verlangen Mindestmethangehalte von 30 bis 35 vol% um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten, liegen also etwa im gleichen Bereich wie die Gasmotoren. Gut erprobt und kommerziell erfolgreich ist die Capstone Mikrogasturbine, die in kompakter Bauform in einem breiten Leistungsbereich verfügbar ist. Im Vergleich zu Gasmotoren sind Gasturbinen in der Erstinvestition deutlich teurer, weisen allerdings signifikant geringere Wartungskosten auf. Abbildung 2: Fließbild einer Gasturbine zur kombinierten Produktion von elektrischem Strom und Wärme; Abbildung einer Capstone Mikrogasturbinenanlage sowie Schnittzeichnung einer Capstone Mikrogasturbine (Quelle: efa Leipzig GmbH, Capstone Turbine Corporation) 2.3. Schwachgasbrenner Ein Schwachgasbrenner ist ein spezieller Gasbrenner, der mit niedrigen Methangehalten betrieben werden kann. Der notwendige Mindest Methangehalt beträgt dabei in der Regel 4 bis 7 vol% in der Mischung mit der Verbrennungsluft. Da der Schwachgasstrom moderner Biogasaufbereitungsanlagen heute üblicherweise deutlich niedrigere Methangehalte aufweist, ist eine gezielte Beimischung von höherkalorigem Gas (Rohbiogas oder Biomethan) erforderlich, um die Zündfähigkeit aufrechtzuerhalten. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, die Aufbereitungsanlage bewusst bei einem höheren Methanschlupf auszulegen und zu betreiben. Wie bereits erwähnt kann dies in vielen Fällen durchaus auch der wirtschaftlichste Betriebspunkt sein. Besonders häufig kommen Flox Brenner (Flameless Oxidation) als Schwachgasbrenner zum Einsatz, die als Komplettsystem kommerziell erhältlich sind. Bei diesem Verfahren wird das Mischgas unter Einsatz vorgewärmter Luft und gegebenenfalls auch Vorerwärmung des Schwachgases flammenlos verbrannt. Das Abgas des Brenners weist eine Temperatur von 600 bis 700 C auf. Das Verfahren beruht vielfach zu einem großen Teil auf der Rezirkulation großer Mengen heißer Abgase in die Reaktionszone und intensiver Luftvorwärmung. TUV Seite 5

Abbildung 3: Funktionsschema einer flammenlosen Schwachgasverbrennung und Ansicht eines Brennerkopfes nach dem Flox Prinzip (Quelle: WS Wärmeprozesstechnik GmbH, www.flox.com) 2.4. Katalytische Oxidation Durch die katalytische Wirkung bestimmter Metalle (Platin, Palladium, Kobalt) wird die Aktivierungsenergie der Oxidationsreaktion von Methan mit Luftsauerstoff signifikant reduziert, sodass selbst bei niedrigen Methangehalten eine komplette Verbrennung bei niedrigeren Temperaturen als sonst üblich sichergestellt werden kann. Zu hohe Methangehalte sind hingegen aufgrund der Gefahr der Überhitzung des Katalysators, welcher als meistens als fester Sinterkörper zur Verfügung gestellt wird, zu vermeiden. Die Verbrennung findet dabei meistens bei Temperaturen zwischen 400 und 500 C statt, wobei das Schwachgas rekuperativ mit der Verbrennungswärme auf diese Temperatur aufzuwärmen ist. Nach dem Anlagenstart arbeitet das Verfahren autotherm. Zu beachten ist, dass dieses Verfahren sehr empfindlich gegen Katalysatorgifte wie z.b. H 2 S ist, was binnen kürzester Zeit zur Deaktivierung des Katalysators führen kann. Ein kommerziell verfügbares Verfahren firmiert unter der Marke ZETECH4. Etwa 70 bis 80% der im Methangehalt des Schwachgases enthaltenen Wärme kann mit diesem System ausgekoppelt und weiterverwendet werden. Abbildung 4: Abbildungen zweier Anlagen zur katalytischen Oxidation von brennbaren Gasen, Ansicht des katalytisch wirksamen MatriX Brenners im Betrieb (Quelle: Dürr Clean Technology Systems AG, R.Scheuchl GmbH, Viessmann GmbH & Co. KG) TUV Seite 6

2.5. Regenerativ thermische Oxidation (RTO) Dieses Verfahren arbeitet mit einer Reihe sehr gut isolierter Wärmespeicher (meist 2 bis 3), die die Oxidationswärme bei der Methanverbrennung aufnehmen können. Mit dieser Wärme kann das Schwachgas der Aufbereitungsanlage bis auf erforderlich Reaktionstemperatur aufgeheizt werden, wobei dann die exotherme Reaktion stattfindet. Die freiwerdende Wärme wird wiederum in einem Wärmespeicher bevorratet. Durch zyklische Umschaltung des Schwachgasstromes zwischen den temperierten Wärmespeichern kann in der Gesamtanlage ein für die Oxidationsreaktion ausreichend hohes Temperaturniveau erhalten werden. Mit diesem Verfahren ist ein autothermer Betrieb bereits ab einer Methankonzentration von 2 g CH 4 /m³ möglich. Im Gegensatz zur katalytischen Oxidation ist das Verfahren unempfindlich gegen H 2 S. Ein kommerzielles Verfahren nach diesem Prinzip ist unter der Markenbezeichnung VOCSIDIZER verfügbar. Abbildung 5: Funktionsschema der Regenerativ thermischen Oxidation brennbarer Gase sowie virtuelle Darstellung einer RTO Anlage (Quelle: TU Clausthal, Aersystem Abluftreinigungs und Wärmetechnik GmbH) 3. Literaturquellen "Abschlussbericht Verbundprojekt Biogaseinspeisung, Band 4" Fraunhofer Institut für Umwelt, Sicherheits und Energietechnik UMSICHT Urban, Lohmann, Girod; Deutschland, 2009 www.umsicht.fraunhofer.de "Biogas upgrading technologies developments and innovations" IEA Bioenergy Task 37 Energy from biogas and landfill gas Peterson, Wellinger; Schweden & Schweiz, 2009 www.iea biogas.net "Biomethan" Fachagentur Nachwachsende Rostoffe e. V. (FNR) Beil, Beyrich, Holzhammer, Krause; Gülzow Prüzen, Deutschland, 2012 http://mediathek.fnr.de/media/downloadable/files/samples/f/n/fnr_biomethan_web.pdf TUV Seite 7

"DWA Regelwerk: Aufbereitung von Biogas " Merkblatt DWA M 361 Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.v. (DWA) Deutschland, 2011 "Membrane biogas upgrading processes for the production of natural gas substitute" Separation and Purification Technology 74 (2010) 83 92 Makaruk, Miltner, Harasek; 2010 www.journals.elsevier.com/separation and purification technology Methane carbon dioxide mixtures as a fuel SAE Technical Paper Series 921557, 81 91 Karim, Wierzba; 1992 Technisch wirtschaftlicher Vergleich eines Gasmotors mit einer Mikrogasturbine Bachelorarbeit FH Oberösterreich Lugmayr, 2010 http://www.methapur.com/downloads.php TUV Seite 8