Jörg Aufermann. Ernst Elitz (Hrsg.) Ausbildungswege zum Journalismus
Studienbücher zur Sozialwissenschaft Band 18
J örg Aufennann. Ernst Elitz (Hrsg.) Ausbildungswege zum Journalismus Bestandsaufnahmen, Kritik und Alternativen der Journalistenausbildung Westdeutscher Verlag
1975 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen C. Bertelsmann, Vertretung für Wien, Gesellschaft mbh. Umschlaggestaltung: studio für visuelle kommunikation, Diisseldorf Satz: Margit Seifert, Erkrath Alle Rechte vorbehalten. Auch die fotomechanische Vervielfliltigung des Werkes (Fotokopie, Mikrokopie) oder von Teilen daraus bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. ISBN 978-3-531-21259-3 ISBN 978-3-322-85398-1 (ebook) DOI 10.1007/978-3-322-85398-1
Inhalt Vorwort der Herausgeber............... 9 Bestandsaufnahme: Ausbildungs- und Berufssituotion...... 13 Hans Heinz Fabris Rekrutierung und Ausbildung des journalistischen Nachwuchses in der Presse der BRD.................... 14 Gertraud Linz Volontärsmisere bei Hörfunk und Fernsehen............ 34 Hans Helmut Prinzler Studium an der Film- und Fernsehakademie in Berlin und an der Fernseh- und Filmhochschule in München 41 Ekkehard Launer/Matthills Naß/Dtto Schlie Aus- und Fortbildung für Medienberufe an Journalistenschulen und Universitäten in der BRD................ 57 Rolf Sülzer Berufschancen von Publizistikstudenten 85 Werner E. Breede Gehaltstarife und Honorarrichtlinien für Redaktionsvolontäre, Redakteure und freie Mitarbeite!,"................... 99 Journalistenausbildung in: DDR, USA, Hollllnd und Dänemark 107 Dirk Sager Journalistenausbildung in der DDR.................. 108 Kurt Koszyk Journalistenausbildung in den USA.................. 117 5
Michael Meissner Journalistenausbildung in Holland und Dänemark... 128 Reformkonzepte für die Bundesrepublik... 143 Manfred Knoche Ausbildungskonzepte des Deutschen Presserates und der Berufsorganisationen: Deutscher Journalisten-Verband und Deutsche Journalisten-Union... 144 Werner E. Breede/Klaus-D. Funke Tarifliche oder gesetzliche Regelung der Journalistenausbildung?.................... 160 Jörg Aufermann/Ernst Elitz Interviews zur Reform der Journalistenausbildung: Heinz Kühn (SPD), Heinrich Köppler (CDU), Gerhart Rudolf Baum (FDP), Günter Stephan (DGB), Johannes Binkowski (BDZV)... 169 Jörg Aufermann Pläne und Modelle zur Hochschulausbildung von Journalisten: München, Dortmund, Berlin, Mainz... 198 Ernst Elitz Curriculumkonzept für Volontärskurse... 229 Jörg Aufermann/Ernst Elitz Bildungs- und medienpolitische Perspektiven der Journalistenausbildung... 244 Hans Bohrmann Auswahlbibliographie: Ausbildung für Kommunikationsberufe 250 Dokumente Ausbildung von Redaktions-Volontären an Tageszeitungen.,.267 a) Vertrag über Ausbildungsrichtlinien für Redaktionsvolontäre an Tageszeitungen (1969)... 268 b) Gemeinsamer Entwurf eines Tarifvertrages über die Ausbildung von Redaktionsvolontären an Tageszeitungen von DJV und dju (1973)... 271 6
Richtlinien für die Ausbildung von Volontären des Hörfunks bei den Rundfunkanstalten (1968)... 277 Richtlinien für die Ausbildung von Volontären des Fernsehens bei den Rundfunkanstalten (1968)... 281 Neues Memorandum für einen Rahmenplan zur Journalistenausbildung (Gemischte Kommission des Deutschen Presserates, 1973)... 286 Thesen zur Journalistenausbildung (DJV, 1973)... 303 Modell für eine künftige Aus- und Weiterbildung der Journalisten (dju, 1973)... 305 Au toren: Biographische Notizen.................. 3 13 7
"Die seltsamsten Vorstellungen über die Journalisten und ihre Arbeit sind... landläufig. Daß eine wirklich gute journalistische Leistung mindestens so viel,geist' beansprucht wie irgendeine Gelehrtenleistung... ist nicht jedermann gegenwärtig. Daß die Verantwortung eine weit größere ist, und daß auch das Verantwortung!lfefiihl jedes ehrenhaften Journalisten im Durchschnitt nicht im mindesten tiefer steht als das des Gelehrten..., wird fast nie gewürdigt, weil naturgemäß gerade die verantwortungslosen journalistischen Leistungen, ihrer oft furchtbaren Wirkung wegen, im Gedächtnis haften. " (Max Weber in seinem Vortrag aus dem Jahre 1919 über "Wissenschaft als Beruf", zit. nach der 4. Aufl., Berlin: Duncker und Humblot 1964, S. 29.) 8
Vorwort Die Debatte über die wissenschaftliche Ausbildung von Journalisten - zu Beginn dieses Jahrhunderts von Altvorderen der Publizistikwissenschaft wie Emil Löbl und Kar! Bücher eröffnet - wird in der Bundesrepublik seit einigen Jahren wieder heftig geführt. Vor allem die Einsicht in die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Beziehungen und widersprüchlicher Interessen, über die der Journalist zu berichten hat, verstärkte den Trend zur Verwissenschaftlichung der Kommunikationsberufe. In den medienpolitischen Konzepten der Parteien aber hat sich diese Entwicklung bislang kaum niedergeschlagen. Die "Leitlinien einer liberalen Medienpolitik" der FDp 1 befassen sich in insgesamt sechs Sätzen noch am ausführlichsten mit dem Ausbildungsproblem: Als Lernorte für die künftigen Journalisten werden Universitäten und Hochschulen anvisiert; eine "Verknüpfung zwischen theoretischer Ausbildung und praktischer Tätigkeit in den Redaktionen" wird für "unabdingbar" gehalten. Der SPD-Parteivorstand empfiehlt nur "Modelleinrichtungen für die journalistische Aus- und Weiterbildung u. a. im Gesamthochschulbereich,,2. Die CDUjCSU begnügt sich mit der Auflistung der bestehenden Zugangswege zum Journalistenberuf (Volontariat, Journalistenschule, Studium).3 Auch die Bundesregierung hat sich in ihrem "Bericht über die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1974)" mit dem Problem der Journalistenausbildung befaßt, ohne jedoch für klare Reformkonzepte zu votieren. Der Einsicht, daß "die Aus- und Fortbildungsvoraussetzungen für Journalisten verbessert werden müssen,,4, sucht die Regierung durch die Vergabe von Forschungsaufträgen und durch die Mitfinanzierung von Modellversuchen zur J ournalistenausbildung gerecht zu werden. Die Forschungsaufträge dienen der Reform insofern, als sie genauere empirische Daten über Selbstverständnis und Berufssituation, über die soziale Lage, die Arbeitsbedingungen und die Fortbildungsbedürfnisse von Journalisten erbringen sollen. 5 An den Hochschulen ist seit wenigen Jahren eine Neuorientierung im Verständnis der Ausbildungsfunktion der herkömmlichen Publizistik- und Zeitungswissenschaft spürbar geworden. In Berlin, München, Dortmund und Mainz wurden praxisorientierte Ausbildungsgän- 9
ge konzipiert, deren Realisierung beginnt und von denen Anstöße für eine Verwissenschaftlichung der bisher weitgehend betriebsgebundenen Journalistenausbildung zu erwarten sind. Die Modellversuche in Dortmund und München werden von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. In diesem Band wird zunächst versucht, eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Ausbildungssituation in Redaktionen, J ournalistenschulen und Universitäten zu zeichnen. Aus der klar erkennbaren Negativbilanz werden konkrete Vorschläge für die längst überfällige Lösung der Ausbildungsprobleme entwickelt. Die vorliegenden Lösungsvorschläge sind - wie die divergierenden gesellschafts- und medienpolitischen Vorstellungen der Interessengruppen - unterschiedlich und zum Teil gegensätzlich. Die auf grundlegende gesellschaftliche Veränderungen zielenden Reformkonzepte, wie sie an einigen Universitäten entwickelt werden, kontrastieren mit eher konservativ-technokratischen Leitbildern, die bei der CDU und den Verlegerverbänden vorherrschen. Beispielhaft für die Interessenkollisionen ist die Weigerung der Verleger, mit den Berufsorganisationen der Journalisten eine geordnete Journalistenausbildung tarifvertraglich festzulegen. Ergänzt wird das Spektrum der journalistischen Ausbildungskonzepte durch die Darstellung von Ausbildungsformen für Medienberufe im Ausland und in der DDR. Da gegenwärtig die Rekrutierung des journalistischen Nachwuchses in der Bundesrepublik noch weitgehend von Zufällen und von der Willkür verlegerischer Entscheidungen abhängt, bedarf es einer umfassenden Strategie zur Verbesserung der Ausbildungsbedingungen und rationaler Zugangsregelungen für die Medienberufe. Solche langfristig konzipierten Ziele lassen sich nur schrittweise verwirklichen. Sie dürfen auch nicht allein auf formale Rahmenbedingungen wie Regelstudienzeiten und eine mögliche Integration der Journalistenausbildung in Gesamthochschulen abgestimmt sein, sondern müssen klare Lernziele und entsprechende curriculare Konkretisierungen bieten. Vorschläge sowohl für die theoretische Ergänzung der herkömmlichen Volontärsausbildung wie Überlegungen zur Praxisorientierung der Hochschulausbildung sind in diesem Band enthalten. Eine umfangreiche Auswahlbibliographie bietet weiterführende Informationen zur Ausbildungs- und Berufssituation im Bereich öffentlicher Kommunikation. 10
Anmerkungen Leitlinien einer liberalen Medienpolitik. In: Frankfurter Rundschau, 16. November 1973, S. 16. 2 Entschließung des SPD-Vorstandes zur Medienpolitik vom 26. Januar 1973. In: ZV + ZV, 5/1973, S. 179. 3 Das Medienpapier der CDU/CSU vorgelegt von der Medienkommission der CDU/CSU. In: UiD-Dokumentation 23/1973. 4 Bericht der Bundesregierung über die Lage von Presse und Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland (1974), Deutscher Bundestag, Drucksache 7/2104,15. Mai 1974, S. 80. 5 A. a. 0., S. 74-75. 11