Presse Information 4. Insekt des Jahres 2016 Deutschland Österreich Schweiz

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Transkript:

Presse Information 4. Dez. 2015 Insekt des Jahres 2016 Deutschland Österreich Schweiz Der Dunkelbraune Kugelspringer Berlin (4. Dezember 2015) Der Dunkelbraune Kugelspringer ist das Insekt des Jahres 2016. Mit 4 mm Größe ist er ein Winzling, aber einer der größeren Exemplare der Gruppe der Springschwänze, zu denen er gehört. Er ernährt sich von Algen, die er von Rinden lebender Bäume abgrast und auch von Baumstümpfen, auf denen man sie bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit sehen kann. Er kommt häufig vor. Weltweit sind etwa 8.000 verschiedene Arten an Springschwänzen bestimmt worden, in Mitteleuropa 524, davon 87 Kugelspringerarten. Jeder kennt Springschwänze aus der Fensterbank, wo sie unter Blumentöpfen leben und wie Flöhe wegspringen. Sie kommen im Boden in ungeheuer großen Mengen vor, bis zu 200.000 pro Quadratmeter, wenn die Lebensbedingungen optimal sind. Sie tragen wesentlich mit zur Bodenfruchtbarkeit und zur Humusbildung bei, da sie sich von zerfallenden pflanzlichen und tierischen Zerfallsstoffen ernähren. Wie alle Springschwänze so kann auch der Dunkelbraune Kugelspringer nicht fliegen; er gehört zu den Urinsekten und hat keine Flügel, aber sechs Beine wie alle Insekten. Ihr harter Chitinpanzer ist immer von einem dünnen Flüssigkeitsfilm bedeckt. Wenn er gestört wird, dann schnellt er eine Gabel am Körperende nach hinten und katapultiert sich damit nach vorne. Im Ruhezustand ist die Gabel, auch Furca genannt, unter den Körper geklappt. Männchen und Weibchen sind kaum zu unterscheiden. Ihr Liebesleben hat ihren Höhepunkt in einer Balz, wo sich die beiden betasten und um einander drehen. Zuvor hatte schon das Männchen einen oder mehrere Tropfen Sperma auf selbst ausgeschiedenen Haaren abgesetzt. Das Weibchen streift dann mit ihrer Geschlechtsöffnung darüber und nimmt die Spermien auf. Bald darauf ist die Eiablage. Der Dunkelbraune Kugelspringer überwintert meistens als Ei. Der wissenschaftlich lateinische Artname ist übrigens Allacma fusca. Springschwänze haben nicht wie die richtigen Insekten nur wenige Häutungen, sondern wachsen ihr ganzes Leben und streifen die Haut vielfach ab. Wie häufig, ist aber nicht bekannt, wie überhaupt vieles im Leben des Dunkelbraunen Kugelspringers noch nicht erforscht ist. Tritt er nur in Wäldern auf? Beobachtet wurde aber, dass Kugelspringer ganz allgemein sehr viele Spermatophoren absetzen, die dicht bei einander stehen und wie Zäune aussehen können. Kommt kein Weibchen vorbei, dann werden die Spermien nach acht oder zehn Stunden gefressen und neue abgesetzt. (WW) Um Belegexemplar wird gebeten

Abbildung 1. Zwei Dunkelbraune Kugelspringer beim Abgrasen von Algen auf Baumrinde (Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag) Abbildung 2. Der Dunkelbraune Kugelspringer etwas heller. Die Mundwerkzeuge sind versteckt in einer Mundhöhle und nicht zu sehen, wie sonst bei Insekten. (Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag)

Abbildung 3. Dunkelbrauner Kugelspringer. Sie sind schütter aber lang behaart. (Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag) Abbildung 4. Fundort von Dunkelbraunen Kugelspringern in 1/2 m Höhe an Buchen. Sie verkriechen sich aber bei Trockenheit im Boden. (Foto: Jürgen Schulz, Senckenberg Görlitz)

Abbildung 5. Der Kopf einer leopardartig gefärbten Form des Dunkelbraunen Kugelspringers. Bemerkenswert sind die acht Punktaugen. (Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag) Abbildung 6. Die Sprunggabel vom Dunkelbraunen Kugelspringer vergrößert. Sie besteht aus mehreren Gliedern. (Foto: Andreas Stark, Ampyx-Verlag) Fotos mit 300 dpi sowie die Liste der Insekten des Jahres finden Sie unter www.jki.bund.de > Presse > Insekt des Jahres Bitte geben Sie bei den Fotos den Bildnachweis an.

Pressekonferenz 4. Dez. 2015 Insekt des Jahres 2016 Deutschland Österreich Schweiz Grußwort des Schirmherrn Boden ist die Grundlage unseres Lebens. Er sichert unsere Ernährung, reguliert den Wasser- und Kohlenstoffkreislauf und dient als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Eine Handvoll Boden beherbergt mehr Organismen als Menschen auf der Welt leben. Wir leben von ihm und bauen darauf unsere Häuser und Straßen. Und dennoch schenken wir ihm kaum Beachtung und er erscheint für die meisten von uns als unerschöpflich. In den letzten Jahren werden Böden in Europa und weltweit über Gebühr in Anspruch genommen. Hauptgrund hierfür ist der zunehmende Wettbewerb um Flächen für landwirtschaftliche und bauliche Nutzung. Hinzu kommen Verluste durch Verdichtung, Kontamination und Abtrag. Die Folgen des Raubbaus sind vielfältig und reichen von einem Verlust der Artenvielfalt bis zur Gefährdung der Nahrungsmittelversorgung. Es bedarf großer Anstrengungen zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung unserer Böden. Unsere Aufgabe als Natur- und Umweltwissenschaftler muss es ein, die Einzigartigkeit des Bodens und seiner Funktionen für das menschliche Überleben zu demonstrieren und den Erhalt und Schutz unserer Böden einzufordern. Dem Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft kommt dabei ein überragender Stellenwert zu, ebenso wie der Erforschung unserer Umwelt als Ganzes, hinweg über die Grenzen einzelner wissenschaftlicher Disziplinen und gesellschaftlicher Gruppen. Viele Insekten leben in und auf Böden. Sie spielen eine bedeutende Rolle bei der Umwandlung organischer Stoffe und beim Aufbau der so wichtigen Bodenstruktur. Das Insekt des Jahres 2016, der Dunkelbraune Kugelspringer, ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Und mehr noch, er symbolisiert in besonderer Weise im ausgehenden Internationalen UN Jahr des Bodens 2015 das Zusammenwirken von Böden und Insekten bei der Gestaltung und Erhaltung unserer Umwelt. Ich gratuliere dem Kuratorium Insekt des Jahres herzlich zur Wahl des Dunkelbraunen Kugelspringers (Allacma fusca) und wünsche uns allen auch im kommenden Jahr viel Erfolg beim Schutz und Erhalt unsere Böden mit allen darin und darauf lebenden Organismen. Prof. Dr. rer. nat. Thomas Scholten Präsident der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft Schirmherr Insekt des Jahres 2016