Anwenderbericht Herstellung von Titan-Abutments mit inlab MC X5 dentsplysirona.com März 2017
02 Individuelle einteilige Titan-Abutments im eigenen Labor fertigen Als Bindeglied zwischen Implantat und Suprakonstruktion sind Abutments unverzichtbare Bestandteile der Implantatprothetik. Sie können in konfektionierter Form vom Implantathersteller bezogen oder auf den jeweiligen Einzelfall zugeschnitten individuell gefertigt werden. Bei der Herstellung einteiliger individueller Abutments aus Titan waren inlab- Anwender bislang jedoch auf die Zusammenarbeit mit einem externen Fräszentrum angewiesen. Die aktuelle inlab-cadund CAM-Software 16.0 ermöglicht nun die Fertigung mit der 5-Achs-Fräseinheit inlab MC X5 im eigenen Labor. Der folgende Patientenfall dokumentiert den Herstellprozess. Falldarstellung: Titan Abutments Die Patientin stellte sich in der Praxis des Behandlers mit einer starken Entzündung im Seitenzahnbereich des dritten Kieferquadranten vor. Diese machte eine Extraktion der Seitenzähne bis zum Eckzahn und einen Abtrag von Knochensubstanz an 34 notwendig. Für entsprechenden Ersatz sollte nach Absprache zwischen dem Zahnarzt und der Patientin eine implantatgestützte Konstruktion sorgen (Pfeiler regio 34, 36, 37). Weil es dabei aufgrund des Knochenabtrags einen großen Höhenunterschied zu überbrücken galt, plante man mithilfe des Labors die Verwendung individuell gefertigter Abutments.
03 Abb. 1 Abb. 2 Startpunkt für den zahntechnischen Arbeitsprozess stellte der klassische analoge Abdruck der Mundsituation dar. Auf dieser Basis wurde in gewohnter Weise das Meistermodell inklusive Gingivamaske angefertigt (Abb. 1). Danach wurden in der inlab-cad-sw 16.0 zunächst ein neuer Fall für den Restaurationstyp Implantataufbau angelegt und die entsprechenden Implantatpositionen angegeben (Abb. 2). Abb. 3 Abb. 4 Anschließend erfolgte die Auswahl des Implantatverbindungstyps als Implantatebene (Abb. 3) und des Scanbody-Typs als TiBase (Abb. 4). Abb. 5 Abb. 6 Mit der Festlegung der inlab MC X5 (Abb. 5) als Fertigungsmaschine und der Materialauswahl Medentika PreFace Abutment (Abb. 6) ist die Administrationsphase bereits nach wenigen Klicks abgeschlossen.
04 Abb. 7 Abb. 8 Um das Modell für den Scanvorgang vorzubereiten, wurden in der Folge die Gingivamaske vorerst entfernt und die Laborimplantate mit Titanbasen (TiBase) und Scanbodies (beides Dentsply Sirona CAD/CAM) versehen (Abb. 7 8). Abb. 9 Abb. 10 Auf diese Weise lässt sich die präzise Erfassung der Implantatpositionen beim Scannen sicherstellen. Mit dem Laborscanner ineos X5 wurde das vorbereitete Modell anschließend gescannt und nach der Modellberechnung in die inlab-cad-sw 16.0 übernommen (Abb. 9 10). Abb. 11 Darauf folgte die Überprüfung der Okklusion (Abb. 11).
05 Abb. 12 Abb. 13 Im nächsten Schritt wurde die Modellachse ausgerichtet (Abb. 12) und die Kieferlinie eingezeichnet (Abb. 13). Abb. 14 Für die zu restaurierenden Bereiche wurden schließlich die einzelnen Modellsegmente getrimmt und die Scanbodies markiert (Abb. 14). Abb. 15 Abb. 16 Position und Lage der Implantatschulter wurden im Schritt Emergenzlinie bearbeiten vermerkt (Abb. 15) und anschließend wurde die Einschubachse festgelegt (Abb. 16).
06 Abb. 17 Abb. 18 Nach dem Einstellen einiger weiterer Parameter (Abb. 17), wie beispielsweise Schulterbreite des Abutments, Teleskopwinkel, Druck auf die Gingiva und Implantatlänge, unterbreitet die Software einen sehr guten Erstvorschlag für das Abutmentdesign (Abb. 18). Dieser hätte bei Bedarf zwar noch angepasst werden können (z.b. mehr Platz in der Kaufläche, größerer oder kleinerer Durchmesser), doch wie in den meisten Fällen ließ er sich auch hier ohne weitere Modifikationen übernehmen. Abb. 19 Abb. 20 Im Anschluss an eine finale Überprüfung des Designs in der Vorschau (Abb. 19) wurden die Daten an die inlab CAM SW 16.0 übertragen (Abb. 20). Abb. 21 Abb. 22 Hier ließen sich sowohl die Abstichstellen bearbeiten (Abb. 21) als auch der Materialhalter virtuell bestücken (Abb. 22).
07 Abb. 23 Abb. 24 Analog dazu wurden die zum Implantatsystem passenden Titan PreFace -Abutmentrohlinge von Medentika in den speziellen inlab MC X5-Halter eingespannt (Abb. 23). Die Rohlinge verfügen über eine bereits vorgefertigte Anschlussgeometrie zum Implantat. Der Halter ist Bestandteil des Starter Kits PreFace Abutments Medentika von Dentsply Sirona CAD/CAM (Abb. 24). Zu diesem Starter Kit gehören unter anderem auch ein Drehmomentschlüssel, spezielle Titanfräser (Bur 2.0 Metal und Bur 1.0 Metal), ein separates Werkzeugmagazin, Tankbehälter und Filter für die inlab MC X5 sowie ein spezieller Kühlschmierstoffzusatz (DentaLub). Abb. 25 Abb. 26 Der Halter wurde in die Fräseinheit eingesetzt (Abb. 25). Über die CAM-Software wurde anschließend der Fräsvorgang gestartet (Abb. 26). Abb. 27 Abb. 28 Nach einer Bearbeitungsdauer von ca. 2,5 Stunden (ein Abutment benötigt je nach Größe ca. 50 Minuten Fräszeit) konnte der Abutmenthalter mit den fertigen Abutments entnommen werden (Abb. 27 28).
08 Abb. 29 Abb. 30 In einem letzten Bearbeitungsschritt wurden die Abutments nun an den zuvor definierten Abstichstellen vom Rest der Rohlinge mithilfe einer Trennscheibe getrennt. Die subgingivalen Anteile wurden dann auf Hochglanz poliert. Es empfiehlt sich, die Aufbauten nach Fertigstellung der prothetischen Restauration mit Edelkorund (110 µm) abzustrahlen (Abb. 29 30). Abb. 31 Abb. 32 Die fertigen Titan-Abutments ließen sich mit ihrer exakt auf das verwendete Implantatsystem abgestimmten Schnittstelle direkt auf die im Modell befindlichen Laborimplantate aufbringen und standen danach sofort für die weitere implantatprothetische Bearbeitung zur Verfügung (Abb. 31 32).
09 Vorteile für das Labor Individuelle Abutments bringen im Vergleich zu ihren konfektionierten Pendants eine Reihe von Vorteilen mit sich. Durch ihr auf den Einzelfall zugeschnittenes Design bieten sie dem Zahntechniker eine deutlich bessere Basis für eine in puncto Funktion und Ästhetik herausragende prothetische Versorgung. Bei der Verwendung von Standard-Abutments hingegen ist das Labor in vielen Fällen dazu gezwungen, Kompromisse einzugehen. Im vorliegenden Fall beispielsweise hätten Standard-Abutments dazu geführt, dass das Abutment an Position 34 fast komplett unter dem Zahnfleisch verschwunden wäre, während die anderen beiden ein unnatürlich hohes Emergenzprofil aufgewiesen hätten. Der Ausgleich von Höhenunterschieden, die Realisierbarkeit von Restaurationen, die einen speziellen Abutment-Winkel erfordern, sowie das auf den Einzelfall abgestimmte Austrittsprofil sprechen für die Verwendung individueller Abutments. Darüber hinaus ist der Durchmesser eines Standard-Abutments insbesondere für den Seitenzahnbereich häufig zu gering. Durch die individuelle Gestaltung des Abutments lässt sich ein Durchmesser erreichen, der dem eines natürlichen Stumpfes ähnlich ist. Auf diese Weise ließ sich auch im hier gezeigten Fall ein unnötig großer prothetischer Aufbau umgehen. Mit der 5-Achs-Fräseinheit inlab MC X5 und der neuen inlab-cad und CAM-SW 16.0 ist jetzt erstmals das Konstruieren und Fräsen individueller Titan-Abutments im eigenen Labor möglich. Dieses neue Verfahren ist für ein zahntechnisches Labor gleich aus mehreren Gründen interessant. Die Herstellung im eigenen Labor erfolgt deutlich schneller als der Weg über einen Zentralfertiger, bei dem man mit Versand und eventuellen Nacharbeiten durchaus mehrere Tage einplanen muss. Darüber hinaus kommt der Workflow bei dieser Vorgehensweise während des Fräsprozesses nicht zum Erliegen. Vielmehr hat der Zahntechniker durch die inlab-software die Möglichkeit, die Abutments während des Fräsens bereits virtuell einzusetzen und darauf weiterzuarbeiten. Ein zusätzlicher Vorteil ist die Wertschöpfung, die dank des neuen Verfahrens im eigenen Betrieb bleibt. Der Autor ZTM Andreas Beining Dentaltechnik Beining Baugenossenschaftsstraße 2 D-95145 Oberkotzau E-Mail: beining-connect@t-online.de Telefon: +49 (0) 92 86 / 63 24