Medizin im Nationalsozialismus



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Transkript:

GTE Thema 6 ie Angeklagten im Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47 Kurs und Vorlesung Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin (GTE) Medizin im Nationalsozialismus Institut für Geschichte der Medizin Universitätsklinikum üsseldorf Karl Brandt (1904-1948) Gliederung Rassenhygiene und ihre politische Umsetzung vor 1933 z.b. Sterilisierung aus eugenischen Gründen 1. Medizin auf dem Weg in den Nationalsozialismus 2. Medizin im NS-Staat (bis 1939) 3. Patientenmorde 4. Menschenversuche 5. Aufarbeitung nach 1945 1923/25 Gesetzesentwurf zur Zwangssterilisierung (lex Boeters) 1932 Gesetzesentwurf des preußischen Landesgesundheitsrats zur freiwilligen eugenischen Sterilisierung 1932 Reichstagsausschuss für ein Gesetz zur freiwilligen Sterilisierung aus eugenischen Gründen z.b. Sterilisierungsgesetze in anderen Ländern ie Tötung Behinderter/psychisch Kranker einzelne Bundesstaaten der USA ab 1907 Schweizer Kanton Waadt 1928 änemark 1929 Schweden, Norwegen 1934 Finnland 1935 1895 Adolf Jost: as Recht auf den Tod 1904 Ernst Haeckel: ie Lebenswunder 1920 Karl Binding, Alfred Hoche: ie Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens New York Times, 30.3.1936 1

ie Tötung Behinderter/psychisch Kranker ie Tötung Behinderter/psychisch Kranker Wert menschlichen Lebens Legitimität der 1. (aktiven) Sterbehilfe und der 2. Tötung Behinderter/psychisch Kranker a) quantifizierbar b) zwei Komponenten: Glücksempfinden soziale Nützlichkeit c) Glücksempfinden hängt von sozialer Nützlichkeit ab Altruistisches Tötungsmotiv Tötung aus Mitleid, Mercy Killing ie Tötung Behinderter/psychisch Kranker Auch in anderen Ländern - amerikanische Tageszeitungen 1930er Jahre Karl Binding (1841-1920) Alfred Hoche (1865-1943) Situation der Ärzte 1933 Widerstand in der Ärzteschaft vor 1933 Ein großer Teil der Ärzte in der Weimarer Republik... - war politisch deutschnational/konservativ. - befürwortete rassenhygienischen Ideen und die Sterilisierung Erbkranker. - lehnte eine Vernichtung lebensunwerten Lebens eher ab. Julius Moses (1868-1942) 2

Gliederung ie Affinität der Ärzteschaft zum Nationalsozialismus 1. Medizin auf dem Weg in den Nationalsozialismus 2. Medizin im NS-Staat (bis 1939) 3. Patientenmorde 4. Menschenversuche 5. Aufarbeitung nach 1945 3/4 der deutschen Ärzte waren Mitglieder in einer NS-Organisation z.b. a) etwa 50% in der NSAP (Lehrer und Juristen je 25%) b) 6% in der SA (Lehrer 0,5%) Antisemitismus in der Ärzteschaft Jüdische ozenten beherrschen die Lehrstühle der Medizin, entseelen die Heilkunst und haben Generation um Generation der jungen Ärzte mit mechanistischem Geist durchtränkt. Jüdische Kollegen setzten sich an die Spitze der Standesvereine und der Ärztekammern; sie verfälschten den ärztlichen Ehrbegriff und untergruben arteigene Ethik und Moral... Nationalsozialistischer eutscher Ärztebund (NSÄB) 1933 Antisemitismus in der Ärzteschaft das Jahr 1933 März April August September Oktober Entfernung aller leitenden jüdischen Funktionäre aus Ärzteverbänden Boykott jüdischer Ärzte Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Erlöschen der Kassenzulassung jüdischer Ärzte Arischen Ärzten wird die Kooperation mit nicht-arischen Ärzten untersagt Für jüdische Ärzte keine Abrechnung mit Privatkassen mehr möglich Jüdische Medizinstudenten werden nicht mehr approbiert und promoviert Antisemitismus in der Ärzteschaft Emigration rei Elemente der NS-Medizin 1. Eugenik/Rassenhygiene 2. Neue eutsche Heilkunde 5.000 von 9.000 jüdischen Ärzten konnten noch rechtzeitig emigrieren. 3. Volkskörper - Medizin Leistungsmedizin 3

Negative Eugenik: as Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (14.07.1933) Negative Eugenik: as Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (14.07.1933) ie Zwangssterilisierung von 400.000 erbkranken Menschen 1998 Entschädigungsrente sowie Aufhebung der Urteile Weitere rassenhygienische Gesetze Gesetz zum Schutze des eutschen Blutes und der eutschen Ehre vom 15.09.1935 1 (1) Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes sind verboten. Trotzdem geschlossene Ehen sind nichtig, auch wenn sie zur Umgehung dieses Gesetzes im Ausland geschlossen sind. (2) ie Nichtigkeitsklage kann nur der Staatsanwalt erheben. 2 Außerehelicher Verkehr zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes ist verboten. 3 Juden dürfen weibliche Staatsangehörige deutschen oder artverwandten Blutes unter 45 Jahren in ihrem Haushalt nicht beschäftigen. Weitere rassenhygienische Gesetze Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz) vom 18. Oktober 1935 1 (1) Eine Ehe darf nicht geschlossen werden, a) wenn einer der Verlobten an einer mit Ansteckungsgefahr verbundenen Krankheit leidet, die eine erhebliche Schädigung der Gesundheit des anderen Teiles oder der Nachkommen befürchten läßt, b) wenn einer der Verlobten entmündigt ist oder unter vorläufiger Vormundschaft steht, c) wenn einer der Verlobten, ohne entmündigt zu sein, an einer geistigen Störung leidet, die die Ehe für die Volksgemeinschaft unerwünscht erscheinen läßt, d) wenn einer der Verlobten an einer Erbkrankheit im Sinne des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses leidet. (2) ie Bestimmung des Absatzes 1 Buchstabe d steht der Eheschließung nicht entgegen,wenn der andere Verlobte unfruchtbar ist.... Propaganda Positive und Negative Eugenik Rassenhygiene - Propaganda Propagandafilm Erbkrank (1936) 4

Ermordung von Kindern und Jugendlichen 1939-45 Kindereuthanasie (1939-45) Kindereuthanasie (1939-45) Ermordung Erwachsener 1939-45 Aktion-T4, Euthanasie (1939-41) ezentrale Euthanasie (1941-45) Ermordung von 5.-10.000 Kindern und Jugendlichen in 30 Kinderfachabteilungen auf Anordnung von Ärzten Getötet wurden lebensunwerte Kinder Therapeutischer Optimismus sowie Modernitäts- und Wissenschaftsanspruch der Täter. Kindereuthanasie 1939-45 ie Aktion T4 (1939-41) Arzt füllt bei jeder Patientenaufnahme einen Meldebogen aus Meldebogen wird zur Reichsarbeitsgemeinschaft der Heilund Pflegeanstalten (Tiergartenstr. 4 in Berlin) geschickt Ärztliche Gutachter entscheiden über Tötung nach urchsicht des Meldebogens Kinder werden abgeholt (heimlich aufgenommenes Foto, o.j.) Sektion eines getöteten Kindes durch Prof. Berthold Ostertag im Virchow- Krankenhaus Berlin Verlegung des Patienten in eine von sechs Tötungsanstalten Ermächtigungsschreiben Adolf Hitlers, vermutlich Ende 1939 Liste der T4-Gutachter (Ausschnitt) ie sechs Tötungsanstalten der Aktion T4 (1939-41) 5

ie Patientenmorde an der Öffentlichkeit ezentrale Euthanasie (1941-45) Entscheidungen über Morde auf lokaler Ebene Unterschiedliche Tötungsformen: medikamentös und durch Verhungern Kriterien: Arbeitsfähigkeit Anpassungsfähigkeit an die Institution Britisches Flugblatt (Juni 1941) Predigt von Clemens Graf von Galen in Münster (August 1941) ezentrale Euthanasie 1941-45 Menschenversuche im KZ Auszug aus einer Krankenakte einer Berliner Klinik. Ermordete Patienten der Anstalt Meseritz-Obrawalde. 1942-45 wurden hier über 18.000 Menschen getötet. Neu angekommene Häftlinge warten auf die Registrierung im KZ Menschenversuche im KZ Menschenversuche in KZs Medizinisches Experiment an einem unbekannten Menschen im KZ achau 1942 (entnommen aus: Alexander Mitscherlich, Fred Mielke: Wissenschaft ohne Menschlichkeit. Heidelberg 1949) frt z.b. KZ achau KZ Buchenwald KZ Ravensbrück KZ Sachsenhausen KZ Natzweiler-Struthof KZ Auschwitz-Birkenau Unterkühlungsversuche Höhenversuche Phlegmone-Versuche urstversuche Versuche mit Fleckfieber Sulfonamid-Versuche Transplantationsversuche Knochenregenerationsversuche Kampfstoffversuche Infektionsversuche Experimente mit Kampfgasen Zwillingsforschung Infektionsversuche Experimente mit Röntgenstrahlen 6

Aufarbeitung Nürnberger Prozesse 1946/47 Aufarbeitung seit den achtziger Jahren Herbert Lewin (1899-1982) Alexander Mitscherlich (1908-1982), Fred Mielke (1922-1959) Karl Haedenkamp (1889-1955) Woher kommen Schwarze Schafe? GTE Thema 7 Kurs und Vorlesung Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin GTE NS-Medizin - am Beispiel üsseldorf ie einzige weibliche Angeklagte im Nürnberger N Ärzteprozess: KZ-Ärztin Herta O. aus üsseldorf... Institut für Geschichte der Medizin Universitätsklinikum üsseldorf Schwarze Schafe oder Sündenbockprinzip? Es geht auch ohne BIL... Herta Oberheuser,, geb. 1911 in Köln, K gest. 1978 in Linz a. Rh. 1931-38 Studium Humanmedizin in Bonn und üsseldorf ab 1935 BdM, NS Studentenbund, ab 1937 NSV und NSAP 1938/39 Vol.-Ass. an der Hautklinik (Prof. Schreus - Sulfonamide) 1940 Praktikantin im Gesundheitsamt, Fürsorgestelle; Stellenanzeige Frauen-Umschulungslager in der Nähe von Berlin : 1941-44 im KZ Ravensbrück: Ausführung von Versuchsreihen zur Sulfonamidwirkung an experimentell hervorgerufenen Wundinfektionen, Auswahl bzw. Tötung weibl. Versuchspersonen 1944-45 Versetzung zur SS Heilanstalt Hohenlychen (Prof. K. Gebhardt) 1945 brit. Internierungslager Paderborn 1946-47 Ärzteprozess Nürnberg: 20 Jahre Haft 1952 Haftentlassung, Niederlassung i. Holstein 1958 Pat.-Proteste 1961 Prozess und Approbationsentzug Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums Berufsverbote für Gemeinschaftsfremde im NS - 1933-35 Entlassungen von Nicht-Ariern - 8 Entlassungen von Professoren - im Vergleich (Tabelle) - z.b. Kinderklinik 1933-1937: Schikanen u. Widerstand - Schikanen gg. nichtarische Ärzte; Pogrom 9. Nov. 1938 u. Kliniker Med. Akademie bzw. Fakultät LEHRKÖRPER Als Nicht-Arier entlassen Entzug der Lehrbefugnis aus polit. Gründen Altersruhestand / Tod Weggang / Karriere ABGÄNGE insgesamt HAMBURG 1932/33 vs. 36/37 93 (100%) 16 (17%) 5 (5%) 6 (6%) 15 (16%) 42 (45%) ÜSSELORF 1932/33 vs. 36/37 47 (100 %) 8 (17%) 4 (9%) 4 (9%) 16 (34%) 0 ÜSSELORF 1944 vs. 1948 60 (100%) 0 23 (38%) 6 (10%) 3 (5%) 32 (53%) 7

NS-Ideologie im Medizinstudium NS-Ideologie im Medizinstudium Erziehung im Geiste des NS - NS-Studenten- und ozentenbund - ozentenlager u.a. Veranstaltungen - iktatur: enunziationen vs. Polykratie - Rassenhygiene-Institut scheitert an städt. Finanzen - kaum Neue eutsche Heilkunde (Natur-Heilkunde) - zunehmend Luftfahrtmedizin, Arbeitsphysiologie, Sport - Militarisierung, z.b. Medizingeschichte (W. Haberling), Wehrchirurgie usw. Zwangssterilisationen und gynäkologische Forschungen Zwangssterilisationen und gynäkologische Forschungen as Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses (14.7.1933) und seine Umsetzung in üsseldorf Öffentliches Gesundheitswesen - Erbgesundheitsgericht im Amtsgericht üsseldorf - Amtsärzte / Gesundheitsämter Beteiligung der Med. Akademie üsseldorf / Städt. Krankenanstalten - Frauenklinik u. Chirurg. Klinik als Ausführende - gynäkol. Forschungen zu massentauglichen Verfahren: Bestrahlungen - nach 1945 gynäkol. Forschungen zur Refertilisation - Heil- u. Pflegeanstalt (Psychiatrie) als Auftraggeber Psychiatrie und Zwangssterilisation Zwangssterilisierungen Grafenberger Patienten 1934-37 (durchschnittl. Belegung 1933: 1.040 / 1937: 1.244) 1. Anzeigen Wg. Alter nicht verfolgt to. wg Pflegebedürftigkeit 2. Anträge (% der Anzeigen) Ablehnungen 3. Beschlüsse (% der Anträge) Gesamt 1.520-431 (60%) - 241 (33%) 796 (52%) 47 705 (94%) Wg. Epilepsie 97 56 (58%) 2 53 (96%) Schizophrenie 715-196 (51%) - 174 (45%) 334 (47%) 12 296 (96%) Psychiatrie und Euthanasie Aktion T4 (Tiergartenstr. 4, Berlin) 1940/41 149 jüdische Psychiatrie-Patienten, Sammelanstalt Grafenberg 1941 Rheinprovinz erst ab Mai - August: 763 Meldebögen aus Grafenberg er 1. Transport ANORNUNG Wg. Arbeitskraft Wg. Unterricht entlassen erkrankt/ verstorben VERLEGT Frauen 50-4 -4-10 32 Männer 50-3 -7-4 -14 22 Gesamt 100-7 -7-8 -24 54 8

Psychiatrie und Euthanasie Euthanasie und Widerstand? - Nachfragen von Angehörigen: - Auskunftsverhalten betrügerisch (okumentenfälschung usw.) - Aktion-T4 (1941) im Rheinland spät/kurz - angebliche Opposition u. Widerstand (W. Creutz im Prozess 1958) - Amtsinhaber u. Selbsttäuschung? - Aktion Brandt 1943: Umwandlung in Lazarette - Evakuierung (auch: Bombenkrieg) - Resultat: Mortalitätsraten 30-60% p.a. - Hungersterben nach Kriegsende - Engl. Presse zur Normalration - Suspendierung Prof. Sioli Euthanasie und Widerstand? Experimente und Experten Forschungen an üsseldorfer Psychiatrie-Patienten W. Kikuth (1896-1968) 1949-68 Prof. f. Hygiene i. üsseldorf 1929-49 Leiter d. Chemotherapeutischen Forschungslabors Bayer AG Entwicklung d. Atebrin u.a. Malariamittel, P Med. Ak. üsseldorf - Test von Malariamitteln in Heilanstalt Grafenberg (Prof. Sioli) vor 1933: therapeut. Impfmalaria gg. Progressive Paralyse (Wagner-Jauregg: Nobelpreis), daher kein Menschenexperiment i.e.s. sondern Nutzung als stationäre Schock-Therapie mit zweifelhafter Einwilligung(-sfähigkeit) - Vorwurf: Mitwissen an unmenschl. Praktiken der IG Farben in KZs (?) - zeitlebens gegen Rassenhygiene; propagierte kalibrierte Tierversuche - Klinische Testreihen der Bayer AG waren streng extern 9