Wie sah Bildung aus vor der Reformation? Aktualisierung #1: Stimme ab, was ist deiner Meinung nach wichtig für gute Bildung? Im 15. Jahrhundert war Bildung nur für wenige Menschen ein Thema, nicht viele hatten genügend Geld, um eine Schule besuchen zu können. An den Lebensläufen von Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon oder Martin Luther kann man ablesen, wie der klassische Bildungsweg für die besser gestellte Bevölkerung aussah: Das philosophische Grundstudium nannte man auch das Studium der sieben freien Künste. Jeder Kunst war eine symbolische Eigenschaft zugewiesen. Auf der Humpenwandung des Johann Jakob Betzold (Nr. 1) tragen Kinder diese Symbole welche entdeckst du? 1. Ordne die Symbole den sieben Fächern des philosophischen Grundstudiums zu, indem du sie in die Tabelle zeichnest (weißes Feld links). 2. Erkläre die vier Fächer des Quadriviums mit deinen Worten (weißes Feld rechts). Hinweise findest du im Text. Bildungsstufe Symbol Fach Fachinhalte Abschluss Elementarbildung (kein Symbol) Lesen und Schreiben Auswendiglernen von Texten (kein Abschluss) Lateinschule (kein Symbol) Latein Einfache Grammatikregeln, Lesen von antiken Texten in Latein Philosophisches Grundstudium: Rhetorik Gutes Reden (kein Abschluss) Trivium Grammatik Überzeugendes Reden Baccalaureus Logik Rechnen mit Zahlen Arithmetik Geometrie Quadrivium Musik Magister Astronomie Höheres Studium (kein Symbol) Theologie, Recht oder Medizin Vielleicht Doktor 3. Diskutiert untereinander: Wo findet ihr die Inhalte noch in euren Schulfächern wieder? Was hat sich zu heute verändert? Notiert eure Ergebnisse auf der Rückseite. Seite 1
Wissen, was man glaubt Luther hatte für sich entdeckt: Gott liebt alle Menschen, die an ihn glauben. Deshalb muss der einzelne Christ über seinen Glauben gut Bescheid wissen. Die Bibel war dafür die wichtigste Quelle, jeder Mensch sollte sie lesen können. Mit vielen Gelehrten seiner Zeit war Luther sich deshalb einig: Bildung ist für den Menschen entscheidend. 1. Welche Forderungen stellte Luther wie sollte das Bildungswesen reformiert werden? Das Titelblatt seiner Schrift An die Ratsherren (Nr. 19) und das Erklärtäfelchen dazu helfen dir bei deinen Überlegungen. In der Predigt, dass man Kinder zur Schule schicken soll (Nr. 22 neben der Kanzel) schrieb Luther: Denn wenn dir Gott ein Kind gegeben hat, das [ ] begabt ist, und du erziehst es nicht dazu, sondern achtest nur auf den Bauch und den zeitlichen Lebensunterhalt, dann [...] entziehst du Gott einen Engel, einen Diener, einen König und Fürsten in seinem, einen Heiland und Tröster der Menschen an Leib und Seele, an Besitz und Ehre, einen Hauptmann und Richter gegen den Teufel. Damit gibst du dem Teufel Raum und förderst sein Reich, so dass er die Seelen in Sünde, Tod und Hölle festhält und täglich mehr dazu verleitet und überall die Oberhand gewinnt. Ketzerei, Irrtum, Unfrieden, Krieg und Streit bleiben bestehen, ja werden täglich schlimmer. 2. Warum macht er sich Sorgen um mangelnde Bildung der Bevölkerung? 3. Welchen Schaden befürchtete er für die Gesellschaft? 4. Was denkst du, wie wirkt sich fehlende Bildung heute aus? Ist mangelnde Bildung noch immer ein Problem? Seite 2 Wusstest du...?! Luther war ein Medienstar! Ein Drittel aller deutschen Bücher der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts soll aus seiner Feder stammen.
Gottes Wort auf Deutsch Noch heute ist Martin Luther vor allem für seine Bibelübersetzung bekannt. 1522 übertrug er auf der Wartburg das Neue Testament, also den zweiten Teil der Bibel, vom Griechischen ins Deutsche. Damit ihn alle verstehen konnten, schuf er Redewendungen. Mit seiner Übersetzung leistete er einen wichtigen Beitrag zur deutschen Sprache. Viele seiner Redewendungen sind uns heute noch bekannt. Wusstest du?! Martin Luther übersetzte in nur 11 Wochen das Neue Testament. Für das Alte Testament brauchte er zusammen mit seinen Wittenberger Kollegen dagegen weitere 12 Jahre. 1. Kreuze an, ob du die Redewendungen und Worte in der Tabelle kennst. 2. Recherchiere auf www.bibel-online.net in den Versionen der Lutherbibel und überprüfe, ob die Redewendungen von Luther verwendet wurden. Gib die passenden Bibelstellen an. Redewendung Kenne ich Bei Luther Bibelstelle a. mir stehen vor Schreck die Haare zu Berge Hiob 4,15 b. jemand ist zur Salzsäule erstarrt x 1. Mose 19,26 c. aalglatt d. ein Buch mit sieben Siegeln e. die Streu vom Weizen trennen f. jemandem geht ein Licht auf g. ein Herz und eine Seele h. jemanden in die Wüste schicken i. geistreich j. Landesvater 3. Wähle eine der Redewendungen aus und erkläre, was sie bedeutet. 4. Fällt dir auch eine andere Redewendung aus deinem Alltag ein? Erkläre, was sie bedeutet. Seite 3
Die Rolle der Landesherren ein Denkzettel (1) Luther hatte die Ratsherren der Städte, den Adel und die Pfarrer als wichtige Personengruppen erkannt, die Reformation zu unterstützen und ein neues Bildungssystem aufzubauen. Zur Gruppe des Adels gehörte Landgraf Philipp von Hessen. Er machte sich viele Gedanken um sein Herrschaftsgebiet und wie er es durch Veränderungen weiter ausbauen und festigen könnte. Diese Gedanken notierte er sich so, wie man heute eine To-do-Liste anlegen würde. 1. Lies den Text zum ausgestellten Denkzettel (Nr. 33). 2. In der Ausstellung findest du Exponate, also Objekte, die in Verbindung zu seiner To-do- Liste stehen. Bei einigen ist der Text oder das Bild verloren gegangen. Ergänze unten, was fehlt. Philipps To-dos: Auflösung der Klöster Mehr Geld für soziale Zwecke Gut ausgebildete Lehrer Gründung einer Universität Förderung und Unterstützung von Studenten Kontrollbesuche in Schulen Nr. 17: Nr. 51 / 52: Die Marburger Zepter Zepter waren wichtige Hoheitszeichen der Universität. Bei feierlichen Umzügen wurden sie den Gelehrten vorangetragen. Heute wird das ursprüngliche Zepterpaar der Universität Marburg nach einer langen, wechselvollen Geschichte getrennt voneinander in Marburg und Gießen aufbewahrt. Seite 4
Die Rolle der Landesherren ein Denkzettel (2) Nr. 47 Nr. 4 Pritschhölzer Pritschhölzer waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit zur Bestrafung von Schülern da. Als Berufsabzeichen der Lehrer wurde es für Schläge auf Hände und Gesäß genutzt. Nr. 60 Seite 5