Informationen aus dem Stadtarchiv. Kulturhaus ehemalige Synagoge

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Transkript:

Informationen aus dem Stadtarchiv Kulturhaus ehemalige Synagoge

Informationen aus dem Stadtarchiv Aus den Brandkatastern ist ersichtlich, dass die jüdische Gemeinde Pfungstadts am 18. Februar 1820 ein Anwesen in der Hillgasse erwarb, das mit einem einstöckigen Wohnhaus mit Stall sowie einem neuen größeren Haus bebaut war. Letzteres wurde vermutlich bald darauf erweitert und diente dann in der Folgezeit als Synagoge, während das kleinere Wohnhaus mit Stall als Gemeindehaus mit Mikwe genutzt wurde. Im Hofreitenplan von 1833 ist der Zuschnitt Auszug aus dem Hofreitenplan von 1833. des Grundstückes gut zu erkennen und entspricht im Wesentlichen auch der heutigen Form. Die Hillgasse wird in diesem Plan als Nach der Judenschule bezeichnet. Aus einer der spärlich vorhandenen Akteneinheiten, die das Leben der jüdischen Bürger Pfungstadts dokumentiert, geht hervor, dass in den Jahren 1843 und 1844 umfangreiche Veränderungen am Synagogengebäude vorgenommen wurden. Die Innentreppe zur Frauenempore wurde nach außen in ein Treppenhaus verlegt, die Gebetsstühle erneuert und der Innenraum neu angelegt. Im Brandkataster von 1840 wird der Eintrag Haus mit Stall in Haus mit Schule und Frauenbad umgeschrieben, der Versicherungsbeginn auf das Jahr 1872 datiert. Die Veränderungen an der Synagoge (Treppenbau und Abtritte) und damit auch die Erhöhung der Versicherungssummen sind ebenfalls für das Jahr 1872 eingetragen, sind aber schon - wie erwähnt - in den 1840er Jahren dokumentiert worden. 1828 lag die Anzahl der jüdischen Einwohner Pfungstadts bei 122 (zum Vergleich: 2672 Einwohner lutherischen und 5 Einwohner katholischen Glaubens). Die Synagoge in Pfungstadt wurde auch von den Juden aus Hahn und Eschollbrücken besucht. Bis 1871 hatte sich die Zahl der jüdischen Einwohner Pfungstadts auf 236 Personen nahezu verdoppelt; die übrige Bevölkerung der Stadt setzte sich aus 4087 Angehörigen des evangelischen, 87 des katholischen Bekenntnisses zusammen. Das ausgehende 19. Jahrhundert war von der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage geprägt und der Anteil der jüdischen Bevölkerung nahm stetig ab. In den umliegenden größeren Städten boten sich bessere Erwerbs-

Info rmation en au s dem Stadtarchiv möglichkeiten an, so dass viele Familien ihren ständigen Wohnsitz dorthin verlegten. Über das kultische Leben der hier ansässigen Juden läßt sich aus den im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen nur wenig rekonstruieren. 1859 wurde eine Synagogenordnung für die israelitische Religionsgemeinde in Pfungstadt vom Großherzoglichen Innenministerium genehmigt und in Kraft gesetzt - diese ist überliefert. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Darmstadt, das 1895 geteilt wurde. Dem liberalen Rabbinat I schlossen sich acht Landgemeinden des Kreises an, Pfungstadt gehörte dem als orthodox geltenden Rabbinat II an. Spätestens ab 1895 befand sich das Frauenbad außerhalb des Wohnhauses. Eigens für die Mikwe wurde ein einstöckiger Anbau an das Wohnhaus errichtet, ein Kesselraum zur Erwärmung des Wassers sowie ein gemauertes und überdachtes Wasserreservoir ergänzten die Einrichtung. Vom Kreisamt Darmstadt liegt ein Schreiben vor, das das Baugesuch der israelitischen Gemeinde im Jahre 1895 bestätigt, allerdings sind die als Anlage mitgesandten Pläne nicht mehr vorhanden. Die Fundamente dieser Gebäude und die Mikwe sind heute im hinteren Teil des Anwesens und im Stadtarchiv sichtbar. Überreste der Mikwe (li.), des Kesselraumes und des Wasserreservoirs (re.). Größere Veränderungen am Synagogengebäude sowie auch am Wohnhaus müssen 1905 vorgenommen worden sein. Das Wohngebäude wurde um einen Kniestock erhöht und der Versicherungswert stieg von 1600 auf 5000 Gulden. Auch der Versicherungswert der Synago-

Informationen aus dem Stadtarchiv ge wurde von 4460 auf 6900 Gulden erhöht, was auf eine Renovierung hinweisen könnte. In der Zeitung des orthodoxen Judentums Der Israelit erschien am 14. September 1922 ein Artikel, in dem über die Feierlichkeiten am 25. August 1922 nach umfangreichen Renovierungsarbeiten in der Synagoge berichtet wurde. Hierbei wurde auch ein Gedenkstein und eine Marmortafel enthüllt, die an die drei jüdischen Gemeindemitglieder erinnern sollte, welche im Ersten Weltkrieg fielen. Das Ausmaß der Zerstörungen, die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 am Privateigentum der jüdischen Einwohner vorgenommen wurden, ist aus der fragmentarischen amtlichen Überlieferung wenig ersichtlich. Der Pfungstädter Anzeiger erwähnt lediglich in einer kurzen Notiz am Rande die Vorgänge, die in der ganzen Stadt für Unruhe und Lärm sorgten, als eine aufgehetzte Menge durch den Ort von Haus zu Haus zog. In dem Buch Abschied ohne Wiederkehr, welches 2007 erschienen ist, werden die Zerstörungen und das weitere Schicksal der jüdischen Einwohner über diese Nacht hinaus intensiver betrachtet. Die Schäden am Eigentum der jüdischen Gemeinde, also am Synagogengebäude und dem benachbarten Gemeindehaus, gehen aus einer Aufstellung des Jahres 1960 hervor. Nach dieser Schadensliste wurde in der Synagoge die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Auch im Gemeindehaus wurde die Einrichtung der sogenannten Wochentagssynagoge, dazu gehörten das Sitzungszimmer des Gemeindevorstandes, das Schulzimmer und das Tauchbad, zerstört. Die Inschrift über der Eingangstür der Synagoge wurde, noch heute deutlich sichtbar, herausgeschlagen, Kultgeräte und Zubehör zerstört oder konfisziert. Eine Thorarolle fand sich in der Modau, verklemmt im Wehr der Kirchmühle. Sie gelangte irgendwie auf den Speicher des alten Rathauses und in den 1960er Jahren Mitteilung im Pfungstädter Anzeiger vom 10. November 1938 über die Geschehnisse in der vorangegangenen Nacht.

Info rmation en au s dem Stadtarchiv schließlich über Kontakte des damaligen Bürgermeisters Gunkel nach Israel. Die Pogromnacht überstand die Synagoge äußerlich unbeschadet, insbesondere die Nachbarn widersetzten sich einer Brandstiftung, da man ein Übergreifen von Feuer auf die Nachbarshäuser befürchtete. Bereits im Dezember 1938 gingen die Gebäude in den Besitz des Ortsbauernführers über, im Synagogengebäude wurden zunächst Lagerräume der landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft eingerichtet. Im Untergeschoß, zur Straße hin, wurde ein großes Eingangstor installiert. Später wurden dort, wie auch im kleineren Wohnhaus, im Obergeschoß Wohnungen eingerichtet und vermietet. Dokumentationstafeln der Ansichten von der Inneneinrichtung der Synagoge bis 1938 und der Nutzung ab 1938 durch die landwirtschaftliche Absatzgenossenschaft sowie die Einrichtung von Wohnungen im 1. Stock. Nachdem die Stadt Pfungstadt das Anwesen 1990 erworben hatte und 1999 zunächst das Stadtarchiv im ehemaligen Gemeindewohnhaus untergebracht wurde, konnte schließlich am 31. Mai 2001 im Rahmen einer Feierstunde die ehemalige Synagoge in Pfungstadt seiner neuen Nutzung als Kulturhaus ehemalige Synagoge der Öffentlichkeit übergeben werden.

Informationen aus dem Stadtarchiv In die langjährigen Planungs- und Bearbeitungsphasen, von den anfänglichen Bestands- und Befundsuntersuchungen bis zur Festlegung der Nutzungskonzepte und der eigentlichen baulichen Ausführung, waren zunächst die städtischen Gremien, die zuständigen Denkmalpfleger auf Kreis- und Landesebene und späterhin auch die hinzugezogenen Fachleute, wie Frau Dr. Altaras, Architekten, Bauphysiker, Restauratoren etc. einbezogen. Es stand relativ schnell fest, dass eine denkmalgerechte Sanierung nur unter Berücksichtigung des Bestandes und damit mit all seinen Einschränkungen für die zukünftige Nutzung in Frage kommen konnte. Ausgangssituation war dabei der bauliche Zustand der Gebäude an dem Tag, an dem sie in das Eigentum der Stadt übergingen. Das Ziel der Sanierung war zum einen die dauerhafte Sicherung der vorhandenen Bausubstanz, zum anderen sollte aber auch ein für die Geschichte der Stadt Pfungstadt bedeutsamer Ort der Bürgerschaft zugänglich und im Sinne einer Erinnerungsstätte sinnvoll und angemessen genutzt werden. Im ehemaligen Wohnhaus wurde das Stadtarchiv untergebracht, das mit seiner Funktion als städtischem Gedächtnis das Sanierungs- und Nutzungskonzept unterstreicht. Das Sanierungskonzept der Synagoge beinhaltet im Wesentlichen drei Elemente: Die Konservierung der restauratorischen Befunde; Verschleißspuren und Verletzungen der historischen Substanz durch die Nutzungen nach 1938 bleiben sichtbar und deutlich; neue Elemente, die zur Wiederherstellung des Raumeindruckes ergänzt wurden oder haustechnische (moderne) Funktionen erfüllen, sind reduziert und sichtbar gehalten. Dies wird durch Dokumentationstafeln, die einen Raumeindruck aus der Zeit vor 1938 wiedergeben und den Zustand des Gebäudes zwischen 1938 und 1993 darstellen, deutlich gemacht. Das Kulturhaus ehemalige Synagoge soll Veranstaltungen Raum geben, die der Bedeutung des Gebäudes als Erinnerungsstätte in weitem Sinne Rechnung tragen. Dies können Konzerte, Lesungen, Vorträge oder auch Ausstellungen sein, die der Bürgerschaft Pfungstadts und dem interessiertem Publikum zur Bereicherung des kulturellen Lebens dienen. Führungen und Besichtigungen sind gleichfalls fester Bestandteil im Rahmen der heutigen Nutzung.

Heutige Innenansichten des Kulturhauses ehemalige Synagoge, Veranstaltungsraum, Frauenempore und Bordüre.

Bildnachweis: Stadtarchiv Pfungstadt, Stadtmarketing Pfungstadt, Pfungstädter Anzeiger 1938 (Bestand: Stadtarchiv) Titelbild: Eingangstür Kulturhaus ehemalige Synagoge, 2014. Kontakt: Stadtarchiv Pfungstadt Hillgasse 8 64319 Pfungstadt Tel.: E-Mail: 06157 / 988 1125 stadtarchiv@pfungstadt.de Öffnungszeiten: Dienstag Donnerstag 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr Stadtarchiv Pfungstadt und nach Vereinbarung Stand: Juni 2015