Europäisches Projekt Regards Croisés 14-18, Bericht Universität Augsburg beim Pilotkomitee Péronne, 19.09.09



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Transkript:

Europäisches Projekt Regards Croisés 14-18, Bericht Universität Augsburg beim Pilotkomitee Péronne, 19.09.09 (Prof. Susanne Popp, Jürgen Kummetat, Julius Müller) I. An der Universität Augsburg waren maßgeblich am Projekt beteiligt: Prof. Dr. Susanne Popp als Verantwortliche des Projekts und Autorin Jürgen Kummetat, der sehr viele und überdies auch sehr besondere (d.h. aus eigenen Quellenrecherchen gewonnene) Materialien beisteuerte und mit seinen überaus umfangreichen Übersetzungen wesentlich zur erfolgreichen Entwicklung der sprachlichen Infrastruktur des Projektes beitrug; Julius Müller, der sich an Teilprojekten Ikonographie beteiligte und sich darüber hinaus mit sehr großem Geschick und sehr großer Zuverlässigkeit den Aufgaben der Projektadministration widmete sowie mit Andreas Wagner über den Ersten Weltkrieg in Europäischen Schulbüchern arbeitete sowie über Das Buch des rumänischen Autors Liviu Rebreanu) Simon Fischer, der über den Unterricht Ersten Weltkrieg an bayerischen Schulen arbeitete; Martin Schmitz, der sich ebenfalls mit zwei Projekten beteiligte ( Die Nagelsäule in Augsburg als Beispiel einerseits für eine lokalgeschichtliche Recherche und andererseits als Beispiel für den Wandel der Funktion und Bedeutung eines Denkmals sowie Vergessene Weltgeschichte.Die Pariser Friedenskonferenz und ihre globale Dimension: Die Beispiele China, Korea und Namibia ) Hierzu siehe V: Erläuterungen von Prof. Dr. Susanne Popp II. Schwerpunkte der Arbeiten 1. a) Darstellung der didaktischen Umsetzung des Themas im Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe I an bayerischen Schulen durch Umfragen bei Lehrerinnen und Lehrern durch den Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte der Universität Augsburg und ihre Auswertung. b) Integration von Unterrichtsvorschlägen nicht-bayerischer Schulen c) Literaturkanon für Schulbücher (europaweit) d) Bibliografien für die schulische und wissenschaftliche Bearbeitung des Themenbereichs e) Angaben von Internetseiten für die unterrichtliche Vermittlung des Themas 2. Didaktische Vorschläge für Hervorhebung der Globalisierung des europäischen Konflikts anhand wissenschaftlicher Darstellungen: a) Rolle der Kolonialtruppen b) Auswirkung der Nachkriegsregelungen auf China, Korea und Namibia 3. Darstellung lokalhistorischer Bezüge des Themenbereichs und didaktische Vorschläge ( Augsburger Wehrsäule ) 4. a) Einbringung von Textmaterialien für die Behandlung des Themenbereichs aus deutschen und außerdeutschen Quellen historischer wie aktueller Herkunft (hier auch Einholung von Genehmigungen erfolgt); b) Einbringung von Bildmaterial aus zahlreichen historischen deutschen und außerdeutschen Quellen (vor allem französische Materialien), die in einem spezifischen Zeitraum den Gesamtbereich des Ersten Weltkriegs sowie auch seine Vorzeit behandeln c) Materialien (ikonografische und Textdokumente) über die Situation von neutralen Ländern.

d) Zu den Text- und Bildmaterialien i.d.r. didaktische Vorschläge für unterschiedliche Altersstufen in der Sekundarstufe. 5. Einbringung von Materialien für den fächerübergreifenden Unterricht. 6. Einbringung von Material- und Projektvorschlägen gemeinsam mit anderen Projektpartnern. 7. Einbringung von Texten und Dokumenten anderer Wissenschaftler (mit Genehmigung der Autoren) 8. In der Regel Übersetzung der Materialien, Erklärungstexte zu ikonografischen Quellen sowie der didaktischen Vorschläge in Französisch oder, bei frankophonen Materialien, in Deutsch. 9. Einbringung der Eingaben in die Projektstruktur des Projektmoduls 10. Mitarbeit am Handbuch für die Verwendung der Website III. Zur Frage A, welche Vorschläge / Möglichkeiten vorgesehen sind, um die verschiedenen Materialien des Produkts auszuschöpfen: Unter der Voraussetzung, dass vor allem die sprachliche Form der Materialien (Problem: Materialien zu häufig nur in Französisch) eine Verwendung erlaubt: 1. Entwicklung von didaktischen Modellen anhand des Projektmaterials in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung; 2. Information des Historiker-Fachverbands sowie der Fachverbände für Geschichtsdidaktik in Deutschland und Europa, 3. Information an individuelle Fachkollegen sowie während europäischer Seminare und Kongresse für die Didaktik der Geschichte 4. Informationen innerhalb der deutschen Sektion (Europäischer Bund für Bildung und Wissenschaft (EBB-AEDE)der Association Européenne des Enseignants (AEDE) bei Veranstaltungen und ihren Medien. Besondere Bemerkung (siehe auch Hinweis oben): Entsprechend der Projektausschreibung sind die Arbeitssprachen des Projekts Englisch und Französisch. Die Eingaben durch die Partner sollen in ihrer Sprache sowie in Abstracts oder Übersetzungen in einer dieser Arbeitssprachen vorgenommen werden. Dies ist von unserer Seite sowie von nichtfrankophonen Partnern geschehen. Von Seiten der frankophonen Partner wurde dies jedoch nicht oder nur in vergleichbar geringem Rahmen praktiziert. Eine Verwendung französischsprachiger Beiträge ist in Deutschland wegen mangelnder Französischkenntnisse nur sehr eingeschränkt möglich Es ist auch zu bemerken, dass nicht-französisch sprechende und arbeitende Partner im Vergleich zu ihren frankophonen Kolleginnen und Kollegen eine zusätzliche Arbeitsbelastung zugemutet bekommen haben, da diese keine englischen Versionen hergestellt haben. Dies sollte nachträglich noch in der Website nachgeholt werden. Entsprechende Hinweise waren bereits bei mehreren Sitzungen des Pilotkomitees gegeben worden. IV. Zu den Fragen B und C: B. Wie eine der Besonderheiten unserer Website klar und deutlich hervorzuheben ist, nämlich den multiperspektivischen Charakter ( Regards croisés - Crossed views ) C: Welche Art der Dissemination und welche Weiterführung(en) zur langfristigen Nutzung des Produkts vorgesehen sind:

1. Beispiele: Erarbeitung von Modellen mit Projektmaterialien (besonders auch aus Partnerländern) sowie in Zusammenarbeit mit Projektpartnern: a) Folgen des Ersten Weltkriegs hinsichtlich des Zweiten Weltkriegs Beharren auf der Flotten und Kolonialpolitik; Nationalismus, Rassismus; Folgen der Friedensverträge auf dem Balkan und Türkei sowie im Nahen Osten sowie auch b) langzeitliche Auswirkung auf Europa, z.b.: Die Rolle Deutschlands von 1945 bis 1989 und nach 1989; die Integration zentral- und osteuropäischer Länder in die EU mit Berücksichtigung ihrer Geschichte und heutiger Probleme (siehe auch aktuelle Diskussion über Nach-Trianon ) c) Entwurf von altersbedingten Fragestellungen und Modellen auch für die erste Phase der Sekundarschulen. Beispiel: a) Kulturell-sprachliche Gegebenheiten (Warum wird im Osten Belgiens Deutsch gesprochen? Die Rolle Südtirols /Alto Adige, die Lösung von Problemen zwischen Italien und Österreich im europäischen Rahmen); Sprachlich-kulturelle-politische Probleme in Rumänien, Ungarn und der Slowakei und Lösungsmöglichkeiten b) Schülerbezogene und auch fächerübergreifende Modelle für Jugendliche im europäischen Rahmen, um Spannungen besonders in multilingualen und plurikulturellen Ländern zu überwinden. Hierbei die notwendigen historischen Informationen integrieren. 2. Hinweise für die Lehreraus- und Fortbildung ausarbeiten, wie das Thema oder Teile davon in den Partnerländern behandelt werden. 3. Hinweise geben, welche Eingaben als Materialien für den Gebrauch im Unterricht direkt verwendbar sind sowie für Informationen über Literatur, Fach- und Handbücher sowie Links zu Websites. 4. Möglichkeiten eines fortgesetzten Austauschs von Informationen und Materialien zwischen den Partnern sowie Nutzung der Website (Bestimmung eines Webmasters). 5. Für das Jahr 2014 (hundert Jahre Erster Weltkrieg) eine Konferenz planen, um die Arbeitsergebnisse zu überprüfen. 6. Lösung der sprachlichen Probleme finden V. Zusätzliche Erläuterungen von Prof. Dr. Susanne Popp: Zu den verschiedenen Augsburger Teil-Projekten und deren Beitrag zum Gesamtprojekt: Simon Fischer befragte fünf bayerische Lehrkräfte an staatlichen Schulen, die dasselbe Curriculum hatten, nach den verwendeten Schulbüchern, historischen Quellen, Darstellungen und Lehr-Lern-Materialien, nach dem Aufbau und den Zäsuren der Unterrichtssequenz zum Ersten Weltkrieg sowie nach den wichtigsten Personen, Ereignissen, Jahreszahlen und Begriffen., die sie vermitteln. Es zeigte sich in dieser Studie, die Jürgen in einer sehr verdienstvollen Anstrengung ins Französische übersetzte und anschließende auf die website stellte, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Persönlichkeiten selbst dann sehr groß sind, wenn sie dasselbe Curriculum und dasselbe Schulbuch haben. Aus dem Teilprojekt entsteht soeben eine Qualifikationsarbeit, die in der Lehrerbildung eingesetzt wird. Dieses Projekt soll es Lehrkräften in den Partnerländern ermöglichen, erste Einblicke in die Praxis erlangen, wie man in Bayern den ersten Weltkrieg in der Sekundarstufe I unterrichtet, damit sie ihre eigene Praxis damit vergleichen und diese anhand der erkannten Unterschiede in neuer Weise reflektieren können. In dieselbe Richtung eines Vergleichs und der Analyse von Lehrmitteln zielte das Projekt von Julius Müller und Andreas Wagner, die am Georg-Eckert-

Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig die Schulbücher der Partnerländer unter der Fragestellung untersuchten, welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede die Ikonographien der Kapitel über den Ersten Weltkrieg aufweisen würden und dabei überraschende Entdeckungen machten. Die Bebilderung in den Schulbüchern der einstigen Aggressoren (insbesondere Deutsches Reich) und der Angegriffenen (vor allem Frankreich) unterscheiden sich noch heute klar darin, dass die französischen Schulbücher im Unterschied zu den deutschen Bildern der schrecklichen Verletzungen und Verstümmelungen als Kriegsfolgen zeigen. Gemeinsam ist allen Büchern der Partnerländer einerseits, dass der Schützengraben insgesamt am häufigsten als kennzeichnendes Symbol des Ersten Weltkrieges gezeigt wird, dass aber alle Länder, auch wenn sie eigene Rüstungsindustrie besaßen, stets z.b. bei Frauenarbeit in Munitionsfabriken stets nur Bilder von ausländischen Waffenfabriken zeigen. Eine sehr interessante Spur, die es lohnen würde, sie weiterzuverfolgen, zeigte sich der Frage nach der Herkunft der Bilder. Es wurde deutlich, dass sie zumeist kanonischen Bildbänden zum Ersten Weltkrieg entstammen, die in den 20er und 30er Jahren entstanden sind. Somit transportieren die Bildersets der nationalen Schulbuchkulturen noch immer die alt hergebrachten Muster der Identitäts-, Abgrenzungs- und Feindbild-Konzepte. Jürgen Kummetat übersetzte eine Powerpoint-Präsentation zum Projekt ins Französische und stellte beide Fassungen in die website ein. Der Nutzen für die Geschichtslehrer und Schüler in Europa soll darin liegen, dass die Untersuchung es den Lehrern und Schülern ermöglicht, den Bildbestand in dem benutzten Schulbuch mit den Ergebnissen der Studie zu vergleichen und festzustellen, ob es sich bei einer bestimmten Abbildung um ein europaweit verbreitetes oder um spezifisch nationales Bild handelt. Dies sollte zum Nachdenken anregen, warum manche Bilder oder Bildtypen sehr weit verbreitet sind und andere vor allem/nur im eigenen Land zu sehen, und auf diesem Weg Interesse wecken, die spezifischen Kriegserfahrungen anderer Länder zu erkunden. Der vergleich dient immer auch dem besseren Verständnis der eigenen Geschichte. Ein weiteres Projekt hatte die Intention, ein Projektbeispiel zu entwickeln, das Lehrkräfte anregen soll, mit interessierten Schülern den Ersten Weltkrieg lokalgeschichtlich in den Archiven und Museen vor Ort zu erforschen. In diesem Falle wandte sich Martin Schmitz auf Empfehlung des Stadtarchivars zusammen mit freiwillig beteiligten Schülern der Augsburger Nagelsäule. Sie erforschten anhand von alten Akten, Zeitungsberichten, Fotografien und anderen Dokumenten Funktion und Bedeutung dieser sehr typischen Kultur des Ersten Weltkrieges. Ferner konnten sie entdecken, wie eine Säule, die eigentlich dem Gedenken des preußisch-deutschen Sieges 1871 gewidmet war, ab 1914 umfunktioniert wurde, in der Weimarer Republik keinen Platz fand, von den Nationalsozialisten auch eher ignoriert wurde, weil sie an die Niederlage erinnerte und heute als Sammelplatz für Jugendliche dient, die gerne auch Verbotenes zu sich nehmen. Für die Lehrer und Schüler in den Partnerländern und darüber hinaus könnte diese Studie, die wiederum von Jürgen Kummetat ins Französische übersetzt und in die website gestellt wurde und die im nächsten Band der annales der Internationalen Gesellschaft für Geschichtsdidaktik erscheinen und damit weltweit über das Projekt informieren wird, dafür hilfreich sein, sich in der eigenen Kommune die Tageszeitungen während des Ersten Weltkrieges vorzunehmen und nach speziellen Praktiken zu suchen, die typisch für die Heimatfront waren. Als Gegengewicht zu dem lokalgeschichtlichen Zugang wandte sich Martin Schmitz in einer zweiten Studie der Aufgabe zu, die Friedensverträge nicht nur in der nationalen und eurozentrischen Perspektive zu betrachten, sondern den globa-

len Charakter hervorzuheben. In China, Südafrika und Namibia (???) untersuchte er die Erschütterungen und das nation building, die durch den Versailler Vertrag einerseits und die Dekolonisierungsversprechen Präsident Wilson andererseits ausgelöst wurden. Jürgen Kummetat übersetzte auch diesen Beitrag ins Französische. Der Beitrag dieses Teilprojekts liegt vor allem darin, in einer Zeit der Globalisierung, die auch globale historische Perspektiven fordert, wissenschaftliche Informationen für Lehrkräfte zusammenzutragen, die diese ansonsten noch nicht kompakt und leicht greifbar finden können - und auch von ihrem Studium her kennen. An dieses Projekt sollte sich eine Studie über die Kolonialtruppen im Ersten Weltkrieg anschließen. Auch wenn sie nicht ausreichend geglückt war, soll doch die Konzeption erklärt werden, die sich auf eine strukturelle Ebene der Darstellung des Ersten Weltkrieges im öffentlichen Bewusstsein sowie in Schulbuch und Unterricht bezieht. Überall erscheint der Erste Weltkrieg als Krieg der nationen, die einem hypertrophierten Nationalismus gehuldigt haben. Dass dieses Bild nicht vollständig ist und dass es teilweise Züge der damaligen nationalen Propaganda weitertransportiert, könnte man an Kolonialtruppen erkennen, die für Nationen kämpfen, sterben und oft elend zugrundegehen mussten, die gar nicht ihr eigenen waren, sondern vielmehr als Kolonialherren das nation building der kolonialisierten Völker unterdrückten und hemmten. In dieselbe Richtung weist schließlich das Projekt von Andreas Wagner zu Liviu Rebreanus Roman Wald der Gehenkten, der in Rumänien eine ähnliche Bedeutung wie bei uns Remarques Im Westen nichts Neues hat und zugleich zeigt, wie unterschiedlich die Problemlagen waren. Das handout muss noch nachgetragen werden, da sich Andreas Wagner im Examen befindet. Die Auseinandersetzung mit dem Roman Rebreanus führt einerseits zur Einsicht, wie wenig man zumindest in Deutschland über den Ersten Weltkrieg auf dem Balkan und in Rumänien sowie über die literarische Verarbeitung der Erfahrungen in jener Region weiß. Rebreanus Roman ist deshalb von struktureller Bedeutung, weil er in einer weiteren Fassette zeigt, wie wenig national mitunter dieser Krieg war. Hier müssen Angehörige desselben rumänischen Dorfes gegeneinander kämpfen, weil sie teils bei den Ungarn, weil bei der rumänischen Armee waren. Eine dritte Fassette, die wir nicht mehr bearbeitet haben, wäre die Verachtung und Demütigung von Volksgruppen innerhalb einer Nation, wie z.b. die Iren in Großbritannien oder die Bayern im Deutschen Reich. Oft mussten die underdogs die schlechtesten Bedingungen hinnehmen und zeigten überdurchschnittliche Sterberaten. Dieser Aspekt hatte die Intention, einerseits Lehrer und Schüler in den Partnerländern zu Nachforschungen anzuregen, erstens ob und welche literarischen Verarbeitung der Kriegserfahrungen es gibt und welche Probleme man vor Ort hatte, und zweitens ob es auch im eigenen Land Sachverhalte zeigen, dass nationale Kriegspropaganda und nationaler Patriotismus das eine, die Wirklichkeit des Krieges aber etwas anderes ist. Schließlich erhoben wir auch 12 Schülerfragebogen zur Einschätzung der Nützlichkeit der website. Eine Computerbefragung konnten wir aus Datenschutzgründen nicht durchführen.