Landesrektor_innenkonferenz (LRK) - Landeskonferenz der Frauenbeauftragten der Hochschulen (LaKoF) im Land Bremen Wege zur geschlechtergerechten Sprache an den bremischen Hochschulen Workshop am Montag, den 04.11.2013 von 14:00 17:00 Uhr im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen Programm Entwurf einer Orientierungshilfe für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch an den Hochschulen im Land Bremen
Landesrektor_innenkonferenz (LRK) - Landeskonferenz der Frauenbeauftragten der Hochschulen (LaKoF) im Land Bremen Wege zur geschlechtergerechten Sprache an den bremischen Hochschulen Workshop am Montag, den 04.11.2013 von 14:00 17:00 Uhr im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4/5, 28195 Bremen die Bremer Landesrektor_innenkonferenz (LRK) und die Landeskonferenz der Frauenbeauftragten der Hochschulen im Land Bremen (LaKoF) laden Sie herzlich ein, an einem von der LaKoF organisierten Workshop zur Diskussion einer Orientierungshilfe für geschlechtergerechten Sprachgebrauch teilzunehmen. Der Workshop richtet sich an Hochschulangehörige der Hochschulen in Bremen, die in Gremien und Selbstverwaltungsorganen der Hochschulen engagiert und/oder die in Forschung, Lehre und Verwaltung der Hochschulen maßgeblich für geschlechtersensible Sprache tätig sind. Programm 14:00 Uhr Begrüßung durch LRK und LaKoF 14:15 Uhr Christiane Börger (Kommunikations-Beraterin, Coach und Trainerin): Gendergerechter Sprachgebrauch: eine (Un-)Möglichkeit?! 15: 00 Uhr Kaffeepause 15:15 Uhr Vorstellung der Orientierungshilfe und Erfahrungsaustausch in Arbeitsgruppen 16:00 Uhr Diskussion der Fragen und/oder Ergebnisse im Plenum 16:45 Uhr Zusammenfassung der Ergebnisse, weiteres Vorgehen und Abschluss Wir freuen uns über Ihre Anmeldung zum Workshop und heißen Sie am Montag, 4. November 2013 herzlich willkommen im Haus der Wissenschaft!
Liebe Leser, Liebe Leserinnen und Leser, nach fast dreißig Jahren Gewöhnung ist die gendersensible Sprache heute für jeden schon in vielen gesellschaftlichen Bereichen selbstverständlich. Doch die konsequente Umsetzung einer geschlechtergerechten Sprache ist schwerer, als man glaubt oft angenommen. Besonders in Verwaltungstexten, Gesetzen und Behördenformularen, aber auch in der alltäglichen Kommunikation, erscheint dem Bürger die sprachliche Gleichbehandlung oft umständlich und kompliziert. 1 So gehören denn Verweise auf Lesbarkeit, Einfachheit und mitmeinen zu den gängigsten Begründungen, warum vermeintlich bewusst auf die gendersensible Formulierung verzichtet worden sei. Allerdings ist inzwischen nachgewiesen, dass Frauen beim Mitmeinen weder sprachlich noch gedanklich einbezogen werden. 2 Leserinnen und Hörerinnen halten im Maskulinum formulierte Texte für weniger relevant und erinnern sich schlechter an sie. 3 Wer auch Kolleginnen, Mitarbeiterinnen oder Studentinnen etwas mitzuteilen hat, kommt nicht umhin, einen lesbaren und zugleich gendersensibel formulierten Text zu verfassen. Wie das gelingen kann, zeigt diese Orientierungshilfe auf anschauliche Weise. Sprache verträgt keine starren Regeln. Sie ist lebendig, beständigem Wandel unterworfen und - neben Standardsprache und Duden-Regelungen - sehr individuell. Mithilfe von Sprache verständigen wir uns nicht nur über Inhalte. Vermittels Stil und Ausdruck stellen wir uns selbst und unsere Persönlichkeit immer wieder dar. Eben deshalb finden Sie in dieser Orientierungshilfe keine unbedingt einzuhaltenden Vorschriften, sondern eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie Sie vorgehen können, um Frauen und Männer einzubeziehen. Nicht jeder Vorschlag wird Ihre Zustimmung finden. Ihre Kreativität und Ihr Sprachgefühl werden Sie aber sicher bald die zu Ihrem Stil und zu Ihrem Anliegen passenden Formulierungen finden oder neu erfinden lassen. 4 Auf dem Weg zur faktischen Gleichstellung der Geschlechter kann die Veränderung der Sprache ein erster und wichtiger Schritt sein. 5 1 Levecke, Bettina: Deutsche Sprache = Männersprache? Vom Versuch einer Geschlechtsumwandlung, Copyright: Goethe-Institut, Online-Redaktion. http://www.goethe.de/lhr/prj/mac/spw/de1728783.htm. Zuletzt gefunden am 07.09.2013. 2 Leicht lesbare Übersicht über die Studien zum Deutschen: Irmen, Lisa u. Linner, Ute: Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. Eine theoretische Integration bisheriger Befunde. In: Zeitschrift für Psychologie, 213 (3), 167-175; Göttingen 2005: Hogrefe. 3 Siehe: Braun, Friederike, Dr.: Mehr Frauen in die Sprache. Leitfaden zur geschlechtergerechten Formulierung. Kiel: Frauenministerin des Landes Schleswig-Holstein. 3. Auflage 2000. 4 Siehe: Gesellschaft für Informatik e.v.: Gleichbehandlung im Sprachgebrauch. S. 4; März 1999, http://www.gi.de/service/downloads.html. Zuletzt gefunden am 07.09.2013. 5 Ebd.
Sprache ist das wichtigste Medium, in dem es präsent zu sein gilt! Für den geschlechtergerechten Sprachgebrauch bedeutet dies: 1. Frauen in der Sprache sichtbar und hörbar zu machen. In allen Texten, in denen Frauen gemeint sind oder sein könnten werden sie benannt anstatt mitgemeint. 2. Ausdrücklich auf die Möglichkeit weiblicher Bezugspersonen hinweisen und auf die rein maskuline Bezeichnung von Personen verzichten; 3. Einzelne Frauen und Männer in Texten symmetrisch benennen. Bezeichnungen sollen gleichwertig strukturiert oder in gleichwertiger Form formuliert werden; 4. Zitate beziehen sich auf Expertinnen und Experten gleichermaßen und auch bei der Bildauswahl wird auf Ausgewogenheit geachtet; 5. Eindeutig zu sein und logische Widersprüche zu vermeiden. Im Sinne der Präsenz empfehlen die LaKoF und die LRK im Umkehrschluss den Verzicht auf: 1. Sogenannte Generalklauseln, die darauf verweisen, dass zur besseren Lesbarkeit nachfolgend nur die männliche Form der Bezeichnung gewählt wird; 2. Sprachliche Bilder, die Klischees und Stereotype bedienen, wie Mutter-Kind-Raum 3. Das Zusammenziehen durch Schräg- und Bindestrich, wie zum Beispiel Kandidat/-in 4. Ausklammern der weiblichen Form, zum Beispiel Kandidat(in) Es gibt viele Möglichkeiten, gendergerecht zu formulieren. Wir laden Sie ein, die im Folgenden benannten Varianten spielerisch anzuwenden Varianten im schriftlichen Sprachgebrauch geschlechtergerechte Formulierungshilfen 6 Differenzierung, Aufzählung, Splitting Sind Frauen und/oder Männer gemeint, kommt dies in der Formulierung zum Ausdruck. Femininum die Angestellte die Dozentin eine Lehrende Femininum Studentin Dekanin Prüferin Maskulinum der Angestellte der Dozent ein Lehrender Maskulinum Student Dekan Prüfer Frauen werden sichtbar durch Artikel Das Geschlecht ist an der Endsilbe (Suffix) erkennbar Femininum und Maskulinum: Aufzählung und Splitting Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen Schülerinnen und Schüler Femininum und Maskulinum: Binnen-I eine StudentIn der bzw. die AssistentIn alle KollegInnen Bezieht sich eine Aussage auf Frauen und Männer, werden beide durch Splitting sichtbar. Das Binnen-I besitzt den Vorteil der Kürze und der Einheitlichkeit; der Gebrauch ist eher in der internen Kommunikation zu empfehlen 6 Anwendungsbeispiele, vgl. auch Johannes Kepler Universität Linz: Geschlechtergerecht in Sprache und Bild. Linz, Januar 2009, S5 ff. 2
Geschlechtsneutrale Formulierungen Geschlechtsneutrale Formulierungen beziehen sich auf beide Geschlechter, machen aber weder Frauen noch Männer sprachlich sichtbar. Bei durchgängig neutraler Formulierung besteht die Gefahr, dass das unterpräsentierte Geschlecht übersehen wird. Neutrale Bezeichnung die Person das Mitglied die Hochschulangehörigen Wortzusammensetzungen die Aushilfskraft die Auskunftsperson die Bibliothekshilfe Das natürliche Geschlecht ist nicht erkennbar Das Geschlecht kann aus dem Zusammenhang erahnt, aber auch falsch interpretiert werden Geschlechtsneutrale Pluralbildung neutral Plural Femininum Maskulinum die Studierenden die Studentin der Student die Lehrenden die Dozentin der Dozent die Verantwortlichen die Verantwortliche der Verantwortliche Funktions- und Institutionsbezeichnungen neutral Femininum Maskulinum die Leitung die Leiterin der Leiter die Personalvertretung die Personalrätin der Personalrat die Betreuung die Betreuerin der Betreuer Mit der geschlechtsneutralen Pluralbildung können komplizierte Satzkonstruktionen vereinfacht werden Die Funktion oder das Amt wird bezeichnet, anstatt die Person, die ein Amt oder eine Funktion bekleidet Umformulierungen Umformulierungen erleichtern oft die Lesbarkeit. Dominieren in einem Text Aufzählungen und gesplittete Personenbezeichnungen, wird die Lesbarkeit durch die Benennung von Eigenschaften, Institutionen oder Handlungen verbessert. Aufzählungen Die Kolleginnen und Kollegen, die Interesse haben, können sich bis zum 1. September anmelden. Die Vorgesetzte bzw. der Vorgesetzte ist aufgefordert, im nächsten Halbjahr die Mitarbeiterinnen- bzw. Mitarbeiter-Vorgesetzten- Gespräche in ihrem Bereich zu führen Umformulieren in Diejenigen, die Interesse haben, können sich bis zum 1. September anmelden. Alle Vorgesetzten sind aufgefordert, im nächsten Halbjahr die Gespräche zur Mitarbeit mit den Beschäftigten ihres Bereiches zu führen. Umformulieren in Formularen durch direkte Anrede, Partizip Perfekt,. Name des Antragstellers Ihr Name Unterschrift des Antragstellers Ihre Unterschrift Herausgeber herausgegeben von Betreuer betreut von Prüfer geprüft von Vertreter vertreten durch 3
Übereinstimmungen Kongruenz im Satz divergent Die Hochschule ist der wichtigste Partner in Kultur und Wirtschaft. Sie ist Experte auf dem Gebiet Drittmittelfinanzierung Alleinerzieher sind überwiegend weiblich. Titel und Anreden Weibliche Bezeichnung Die Professorin Die Doktorin Die Diplom-Designerin Die Konrektorin kongruent Die Hochschule ist die wichtigste Partnerin in Kultur und Wirtschaft. Sie ist Expertin auf dem Gebiet Drittmittelfinanzierung. Alleinerziehende sind überwiegend weiblich. Abkürzung Prof. in Dr. in Dipl.-Des. in KR in, Kon in Gender Gap und Gender Star Weitere explizit den Geschlechterdualismus aufhebende Formulierungen Geschlechter Zwischenraum: Gender Gap ein_e Student_in der bzw. die Assistent_in alle Kolleg_innen die Leser_innen alle Mitarbeiter_innen Gender Gap Variation: Gender Star ein*e Student*in der bzw. die Assistent*in die Leser*innen alle Mitarbeiter*innen Der Gender Gap, dargestellt zumeist durch einen Unterstrich zwischen der maskulinen und femininen Endung, wird mittlerweile oft dem Binnen-I vorgezogen. Er soll als sprachliches Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten dienen und hebt gezielt den Geschlechterdualismus auf. Als Variation kann auch ein Gender-Sternchen verwendet werden, wie es in der digitalen Kommunikation (SMS, Chat, Foren) unlängst Anwendung findet. Das gesprochene Wort Die Veränderung der gesprochenen Sprache stellt uns vor die Herausforderung, die Muster und Routinen unseres Sprachgebrauchs aufzubrechen. Hilfreich ist hierbei bereits bei der Vorbereitung von Reden, Ansprachen, Grußworten oder Vorlesungen, von Konferenzen, Meetings oder Moderationen alle Geschlechter zu berücksichtigen. Variieren Sie auch hier zwischen Aufzählung bzw. Dpppelnennung (Kolleginnen und Kollegen), geschlechtsneutralen Formulierungen (Studierende, Lehrende, Kollegium) oder nutzen Sie Umformulierungen. 4
Quellen Braun, Friederike, Dr.: Mehr Frauen in die Sprache. Leitfaden zur geschlechtergerechten Formulierung. Kiel: Frauenministerin des Landes Schleswig-Holstein. 3. Auflage 2000. Gesellschaft für Informatik e.v.: Gleichbehandlung im Sprachgebrauch. S. 4; März 1999, http://www.gi.de/service/downloads.html. Zuletzt gefunden am 07.09.2013. Hochschule Bremen: Leitfaden für geschlechtergerechten Sprachgebrauch an der Hochschule Bremen. Bremen, März 2010. Irmen, Lisa u. Linner, Ute: Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. Eine theoretische Integration bisheriger Befunde. In: Zeitschrift für Psychologie, 213 (3), 167-175; Göttingen 2005: Hogrefe. Johannes Kepler Universität Linz: Geschlechtergerecht in Sprache und Bild. Linz, Januar 2009, S5 ff. Levecke, Bettina: Deutsche Sprache = Männersprache? Vom Versuch einer Geschlechtsumwandlung, Copyright: Goethe-Institut, Online-Redaktion. http://www.goethe.de/lhr/prj/mac/spw/de1728783.htm. Zuletzt gefunden am 07.09.2013. Kontaktadressen Die Landeskonferenz der Frauenbeauftragten im Lande Bremen (LaKoF) E-Mail: Lakof.frauenbeauftragte@bremen.de Brigitte Nagler, Zentrale Frauenbeauftragte der Universität Bremen E-Mail: zentrale.frauenbeauftragte@uni-bremen.de; Dörthe Warneke, Zentrale Frauenbeauftragte der Hochschule für Künste Bremen E-Mail: d.warneke@hfk-bremen.de ; Barbara Rinken, Zentrale Frauenbeauftragte der Hochschule Bremen E-Mail: Barbara.Rinken@hs-bremen.de; Sofie Czernik, Zentrale Frauenbeauftragte der Hochschule Bremerhaven und Karin Vosseberg, Zentrale Frauenbeauftragte der Hochschule Bremerhaven E-Mail: frauenbeauftragte.bremhg@hs-bremerhaven.de Impressum Herausgegeben von der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten und der Landesrektor_innenkonferenz im Lande Bremen. Für den Inhalt verantwortlich Die Landeskonferenz der Frauenbeauftragten im Lande Bremen (LaKoF) Titelbild und Gestaltung. Erscheinungsdatum 2013 5