Grußwort Organspende für Transplantationsbeauftragte von Dr. Heidemarie Lux Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer Seminar am 21. März 2013 in München Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Referentinnen und Referenten, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, Sie heute so zahlreich im Ärztehaus Bayern zum Seminar Organspende für Transplantationsbeauftragte begrüßen zu können und heiße Sie im Namen der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) und auch ganz persönlich herzlich willkommen. Seit dem vergangenen Jahr ist die Organspende ein Dauerthema in der Öffentlichkeit. Es ist die Rede von einem Transplantationsskandal, von manipulierten Untersuchungsdaten und einer ungerechten Vergabe von Organen. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft an vier Universitäten in insgesamt rund 180 Verdachtsfällen. Alle beschuldigten Ärzte bestreiten die Vorwürfe. Dass es sich hier um ein höchst sensibles Thema handelt, darin sind wir uns einig, wie hoffentlich genauso darin, dass das Thema nach wie vor in die Öffentlichkeit gehört. Schließlich geht es bei der Organspende um Menschenleben, es geht darum, Schwerstkranken durch eine Transplantation das Leben zu verlängern und Angehörigen in dieser schwierigen Situation beizustehen. Seite 2 von 7
Allein in Deutschland warten derzeit rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Jährlich sterben etwa 1.000 Patienten, weil kein Spenderorgan zur Verfügung steht. Und die Spendebereitschaft nimmt weiter ab. In Deutschland wurden laut der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) im vergangenen Jahr lediglich 1.046 Organspender registriert. Die Zahl der Organspenden ist in 2012 im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um 12,8 Prozent gesunken und hat damit den niedrigsten Stand seit 2002 erreicht. Lediglich 1.046 Menschen haben nach ihrem Tod 3.511 Organe gespendet, 2012 wurden 3.706 Organe transplantiert. Nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Organtransplantation schlagen sich in den aktuellen Zahlen auf dramatische Weise die Ereignisse des letzten Jahres nieder. Was also ist zu tun? Wie können wir als BLÄK und Transplantationsbeauftragte an Kliniken einen Beitrag dazu leisten, die Organspende- Bereitschaft wieder zu erhöhen? Noch immer hängt die Lizenz für Transplantationen davon ab, dass bestimmte Mindestzahlen erreicht werden. Das mag für die Qualität einer Operation vielleicht dienlich sein ein Patient profitiert natürlich davon, wenn er von einem Arzt operiert wird, der häufig die gleichen Operatio- Seite 3 von 7
nen durchführt. Doch die andere Seite der Medaille ist, dass eben diese Mindestmengen einen immer größeren wirtschaftlichen Druck auf Kliniken erzeugen. Wollen wir die Spendenbereitschaft langfristig wieder erhöhen, muss es mehr Kontrolle und Transparenz nach Außen geben. Die Bereitschaft, Organe zu spenden, lässt sich nur wieder erhöhen, wenn die Menschen allen Vorgängen rund um die Transplantationsmedizin vertrauen. Anrede Wie wir wissen sind die medizinischen, ethischen und organisatorischen Aspekte der Organspende komplex. Deshalb brauchen wir auch unsere Transplantationsbeauftragten, die das ärztliche und pflegerische Personal des jeweiligen Krankenhauses mit der Bedeutung und den Belangen der Organspende vertraut machen. Genau aus diesem Grund veranstaltet die BLÄK in Kooperation mit der DSO, Regio Bayern dieses Tagesseminar zum Thema Organspende für Transplantationsbeauftragte. Transplantationsbeauftragte benötigen neben der Fachkompetenz eine Einführung in die speziellen Herausforderungen des Organspendeprozesses. Seite 4 von 7
Weiterhin ist es Aufgabe des Transplantationsbeauftragten, die für die Organspende zu leistende Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit in ihrem Bereich zu koordinieren und die Tätigkeit der Transplantationskoordinatoren vor Ort zu unterstützen und an der Organisation der Organentnahme mitzuwirken. Wichtig ist vor allem die Betreuung der nächsten Angehörigen des Organspenders. Wir wollen mit diesem Kurs nicht nur den Wissensstand über die Organspende vertiefen und erweitern, es werden auch Themen, wie Betreuung und Beratung von Angehörigen sowie juristische und ethische Aspekte rund um die Transplantation behandelt. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Beiträge zu den Punkten: aktuelle Situation der Organspende in Bayern, bundesweit und im internationalen Vergleich; gesetzliche Rahmenbedingungen der Organspende in Bayern, Novellierung des Transplantationsgesetzes und Aufgaben des Transplantationsbeauftragten; Hirntod und Hirndiagnostik; Spendererkennung; organprotektive Therapie; Ablauf einer Organspende; Bedeutung des Angehörigengesprächs; Therapielimitierung und -begrenzung; ethische Aspekte der Organspende oder Organspende im Kontext des Deutschen Gesundheitswesens. Seite 5 von 7
Der Wissensstand der Transplantationsbeauftragten soll zur Förderung der Gemeinschaftsaufgabe Organspende vertieft und verstärkt genutzt werden. Für die Teilnahme an der Veranstaltung erhalten Sie 16 Fortbildungspunkte. Mit der Einsetzung von Transplantationsbeauftragten sieht der bayerische Gesetzgeber einen wichtigen Ansatzpunkt, um das Aufkommen von postmortalen Organspendern auf Dauer zu erhöhen und dadurch die Überlebenschancen und die Lebensqualität der vielen dringend auf eine Organtransplantation angewiesenen Patienten nachhaltig zu verbessern. Der Vergleich mit anderen Bundesländern zeigt, dass in Krankenhäusern mit Transplantationsbeauftragten grundsätzlich mehr potentielle Organspender erkannt und realisiert werden, als dies in den Ländern ohne Transplantationsbeauftragte der Fall ist. Anrede Mit qualifizierten Transplantationsbeauftragten ist also ein wichtiger Schritt getan. Mein Dank gilt an dieser Stelle allen Referentinnen und Referenten, die zu einem erfolgreichen Verlauf dieser Veranstaltung beitragen sowie natürlich auch Ihnen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Seite 6 von 7
Gemeinsam können wir etwas dafür tun, um wieder mehr Vertrauen in das Transplantationswesen zurückzuholen. Denn der Organmangel ist nicht schicksalhaft, es gibt Mittel und Wege, um ihm zu begegnen. Beginnend mit einer straffen, staatlich kontrollierten Durchführung der Organspende in wenig hoch spezialisierten Kliniken, mit qualifizierten Transplantationsbeauftragten sowie einer finanziell angemessenen Vergütung an den Kliniken sehe ich erste Weichen gestellt. Hierüber gibt es sicher noch viel zu diskutieren. Ich freue mich nun auf das Seminar, auf die Referenten und auf Ihre Diskussionsbeiträge und wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Seite 7 von 7