Erfahrungen bei der Durchführung steuerbarer Rohrvortriebe

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Transkript:

Erfahrungen bei der Durchführung steuerbarer Rohrvortriebe von Dipl.-Ing. Rolf Bielecki, Hamburg Vorsitzender der GSTT Der grabenlose Neubau z.b. von Leitungen kann ohne Grundwasserabsenkung durch Rohrvortriebsverfahren, Schildvortriebsverfahren mit Tübbingausbau sowie Spülbohrverfahren erfolgen. Grundsätzlich sind folgende Rohrvortriebsverfahren unterhalb des Grundwasserspiegels ohne Grundwasserabsenkung geeignet: Steuerbare Rohrvortriebsverfahren Unbemannte steuerbare Verfahren (Microtunnelbau) (ferngesteuert, kein Personal im Tunnel während des Vortriebes) Bemannte steuerbare Verfahren (permanent Personal im Tunnel während des Vortriebes) Spülförderung Schild (offen) mit teilflächigem Abbau ohne Stützung oder mit mechanischer Teilstützung unter Druckluft Spülförderung und Druckluftpolster (Hydroschild, Mixschild) Dickstoffförderung und Erddruckstützung (EPB Schild) Schild (offen) mit vollflächigem Abbau mit mechanischer Teilstützung und Druckluftbeaufschlagung Schild (geschlossen) mit vollflächigem Abbau mit Flüssigkeitsstützung und Druckluftpolster (Hydroschild, Mixschild) Schild (geschlossen) mit vollflächigem Abbau und Erddruckstützung (EPB Schild) Dabei sind nachstehende Kriterien zu beachten:

2 Kriterium Slurry (Flüssigkeitsförderung) EPB (Erddruckschild) Teilschnitt mit Druckluftbeaufschlagung Vollschnitt mit Druckluftbeschlagung Varianten der Tunnelvortriebsmschine (TVM) Materialabbau an der Ortsbrust a) Slurryschild b) Hydroschild, Mixschild a) Dickstoffpumpe b) Wagen Vollschnitt mit Bohrkopf Vollschnitt mit Bohrkopf Teilschnitt mit Bagger- / Schrämmausleger Vollschnitt mit Bohrkopf Schildtyp Geschlossen Geschlossen Offen Offen Abbaukammer TVM zur Startgrube Startgrube zur Oberfläche Deponierbarkeit des geförderten Materials Stützung der Ortsbrust (Kompensation des Erddrucks) Stützung der Ortsbrust (Kompensation des Wasserdrucks) Spülförderkreislauf Schneckenförderer Kratz- / Förderband Förderband Spülförderkreislauf Spülförderkreislauf Separationsanlage erforderlich, separiertes Material ggf. wiederverwendbar Mechanische Teilstützung (Bohrkopf) und a) Spülförderkreislauf b) Spülförderkreislauf m. Druckluftpolster a) Spülförderkreislauf b) Spülförderkreislauf m. Druckluftpolster a) Dickstoffförderung b) Materialumschlag Wagenförderung c) Band a) Dickstoffförderung b) Materialumschlag Kranförderung Materialumschlag Wagenförderung (ggf. Spülförderung), Band Materialumschlag Kranförderung (ggf. Spülförderung) Materialumschlag Wagenförderung Materialumschlag Kranförderung In der Regel direkt deponierbar In der Regel direkt deponierbar In der Regel direkt deponierbar Mechanische Teilstützung (Bohrkopf) und Erdbreistützung Erdbreistützung bzw. Dichtpfropfen im Schneckenförderer a) zusätzliche Sicherheit durch Kolbenpumpe Nicht möglich bzw. nur mech. Teilstützung möglich Druckluftbeaufschlagung der Arbeitskammer oder des gesamten Rohrstranges inkl. TVM Mechanische Teilstützung durch den Bohrkopf Druckluftbeaufschlagung der Arbeitskammer oder des gesamten Rohrstranges inkl. TVM Herstellung des Überschnittes Bohrkopf Bohrkopf Schildschneide und / oder Abbauwerkzeug Bohrkopf Installation eines Steinbrechers Hindernisbeseitigung Haupteinsatzbereich nach Geologie Einsatzbereich nach Nenndurchmesser (geforderte Mindestlichtmaße beachten!) Maschinensteuerung Möglich (Konusbrecher) Nicht möglich bzw. erst hinter der Förderschnecke Zugang zur Ortsbrust über Zugangsöffnung, Hindernisbeseitigung durch Abbauwerkzeug und / oder Personal Nicht bindige und wechselgelagerte Geologien, bindige Geologien mittels Hochdruckdüsen bzw.niederdruckdüsen b) schwierige Geologien; TVM mit Da 2m a) Unbemannt: DN250 bemannt: DN1000 b) Unbemannt, bemannt: DN1000 Unbemannt (ferngesteuert) oder bemannt Bindige Geologien, Erweiterung des klassischen Einsatzbereiches mittels Bodenkonditionierung a) Unbemannt: > DN1200 b) Bemannt: > DN1200 Unbemannt (ferngesteuert) oder bemannt Nicht erforderlich bei direktem Zugang zur Ortsbrust Direkter Zugang zur Ortsbrust Homogene und standfeste Geologien unterhalb des GW Spiegels DN1500 Anforderungen an Personenschleusen und Sicherheitsbestimmungen beachten Bemannt Nicht möglich bzw. hinter dem Bohrkopf nicht sinnvoll Direkter Zugang zur Ortsbrust, begrenzt durch Größe der Bohrkopföffnungen Fels, standfeste Geologien a) oberhalb und b) unterhalb des GW Spiegels DN1500, Anforderungen an Personenschleusen und Sicherheitsbestimmungen beachten Bemannt Personalbedarf Gering Gering Erhöht Gering Gefährdungspotential Gering Gering Erhöht durch direktes Arbeiten an der Ortsbrust, hoch bei geringer Sicherheit gegen Ausbläser, Gasen, kontaminierte Böden, Altlasten Nur begrenzter Schutz durch den Bohrkopf, hoch bei geringer Sicherheit gegen Auslbläser, Gasen, kontaminierte Böden, Altlasten

3 Als Stützflüssigkeit wird bei den Vortrieben ein Gemisch aus Wasser und Bentonit und/oder Polymeren mit einem γ der Suspension von z.b. 1,05 bis 1,1 t/m³ verwendet, aber auch Bentonit zur Schmierung und damit Reduzierung der Reibungskräfte der Rohrwandflächen. Je mehr Boden eine im Grundwasser liegende Rohrleitung überdeckt, desto größer sind bei sandigen, insbesondere bei feinsandigen Böden die Wandreibungskräfte bei Rohrvortrieben. Hier gilt es bereits bei der Ausschreibung zur Abwehr eines "Festfahrens" auf die besonderen Randbedingungen hinzuweisen und bei der Vergabe der Baumaßnahme auf folgende Kriterien besonders zu achten: - genaue Kenntnis des Baugrundes hinsichtlich Korngrößenverteilung und quellfähiger Tonmineralien im bindigen Baugrund, - die richtige Wahl und Ausführung der Tunnelvortriebsmaschine (TVM), - eine gezielte Auswahl der zuerst aufzufahrenden Vortriebsstrecke, - eine ausreichende Dimensionierung und Qualität der mit glatten Außen- und Innenwandungen herzustellenden Vortriebsrohre, - eine vollautomatische, ständig unter Druck zu haltende Schmierung der Vortriebsrohre an richtiger Stelle des Rohrstranges (z.b. jedes zweite Rohr) und -umfanges, - eine auf die speziellen örtlichen Boden- und Grundwasserverhältnisse abgestimmte Zusammensetzung der Ringspaltverpressung, - eine genügende Auslegung der Pressenkräfte und der Zwischenpressstationen, - eine hoch motivierte, mit Zustimmung des AG eingesetzte Vortriebsmannschaft, - eine auszuschreibende Qualitätssicherung mit Qualitätsmanagement. Maßnahmen zur Verhinderung des Kontaktes Rohr / Boden hinsichtlich Minimierung des Reibungswiderstandes sind: - Vollständige Verfüllung des Ringraumes mit Bentonitsuspension ab Verlassen der Rohre aus dem Startschacht über die gesamte Vortriebsstrecke, - kontinuierlicher Ersatz verlustig gegangener Bentonitsuspension, - Aufrechterhaltung des Suspensionsdruckes. Die Summe der Vortriebskräfte setzt sich zusammen aus: - dem Eindringwiderstand des Bohrkopfes bzw. des Schneidschuhes an der Ortsbrust (Erfahrungswert je nach Geologie 200 bis 400 KN - 20 bis 40 t pro lfdm. Schneidenumfang), - dem Stützdruck an der Ortsbrust, - der Mantelreibung der TVM und des Rohrstranges (normale Kurven erhöhen die erforderlichen Vorpreßkräfte um ca. 20% - ohne Schmierung betragen die Reibungskräfte 20 bis 40 KN -2 bis 4 t - pro m² Rohrwandfäche, mit Schmierung 2,2 bis 10 KN -0,22 bis 1 t - pro m² Rohrwandfläche, - dem Widerstand beim Schließen von Zwischenpreßstationen (die erste Zwischenpreßstation sollte wegen des Schneidenwiderstandes einen kurzen Abstand (z.b. 30 m) hinter der TVM haben). Außerdem sind aus unterschiedlichen Fugenspaltweiten und analogen Verwinklungen der Rohrachsen Zwängungskräfte den aufzubringenden Vortriebskräften hinzuzuzählen. Die Rohrlängen von z.b. Stahlbetonvortriebsrohren variieren von rd. 2,00 m bis 4,00 m, max. 5,00 m. Kurze Rohre lassen sich besser steuern und sind daher für engere Kurven geeignet. Als Faustformel für die Wanddicke von Stahlbetonrohren gilt 12 bis 14% von DN oder 10% von DN + 5 cm. Die zentrischen Druckspannungen auf die Holzringzwischenlagen sollten mit Rücksicht auf die elastischen Eigenschaften des Holzes mit etwa 7 N/mm² (70 kg/cm²) begrenzt werden. Ein Tübbingausbau wird notwendig, wenn für den Schwertransport auf der Straße die Vorpressrohre folgende Grenzwerte überschreiten: Außendurchmesser 4,70 m, Baulänge 3,00 m, Einzelstückgewicht 56 t.

4 Freigefällekanäle, welche z.b. in der Abwasserableitung zum Einsatz kommen, erfordern aus Gründen eines wirtschaftlichen Betriebes und einer möglichst langen Nutzungsdauer des Bauwerkes bei der Bauausführung die Gewährleistung der vorgegebenen Trasse und Gradiente innerhalb enger, vom Auftraggeber (AG), zu definierender Herstellungstoleranzen. Diese sind insbesondere abhängig von den örtlichen Verhältnissen und Vorbelastungen des Baugrundes, den zum Einsatz kommenden Bauverfahren, Maschinen und Bauteilen, den Grundlagen der Vermessung und den Messverfahren sowie der Schulung und Weiterbildung des Personals, dem Risikomanagement und den Qualitätskontrollen. Rohrvortriebe von DN < 1000 können mit Auffahrlängen von 300 m und Rohrvortriebe mit DN > 1000 mit Auffahrlängen von > 300 m (bei größeren bemannten Rohrvortrieben bis zu 2.000 m und mehr) von einem Schacht aus - auch in Kurvenfahrten mit R = 300 bis 400 x Da in Meter - hergestellt werden. Dabei können Auffahrgenauigkeiten von ± 5 cm Abweichung von der Soll-Lage gefordert werden (bei längeren Vortrieben ± 5 bis 8 cm). 70 m betrug am Ende einer Rohrvorpressung DN 2400 der kleinste Radius einer Kurve, die mit angekeilten Rohrfugen gefahren wurde. Aus dem Startschacht sollten zunächst die ersten 50 m in Geradeausfahrt vorgetrieben werden. Der Personaleinsatz bei Rohrvortrieben unter Druckluftbeaufschlagung wird unter anderem durch eine minimale lichte Schleusenhöhe von 1,60 m und eine minimale lichte Höhe der Arbeitskammer von 1,80 m geregelt. Insofern müssen Vortriebsrohre unter Einsatz von Druckluft mindestens einen DN von 1.500 mm haben. Zur Vorauserkundung des Baugrundes aus der Tunnelvortriebsmaschine wurde in letzter Zeit erstmalig im größeren Umfang ein vortriebsbegleitendes, schneidradintegriertes Reflexionsverfahren eingesetzt. Dieses basiert auf der akustischen (seismischen) Reflexionsmessung, die von der Echolotung her bekannt ist: Akustische Signale werden von Sendern in die Bodenformation abgestrahlt und breiten sich dort mit der Kompressionswellengeschwindigkeit des Lockergesteins aus. Akustische Empfänger, in einem gewissen Abstand zu den Sendern montiert, nehmen sowohl die direkt von den Sendern zu den Empfängern laufenden Signale auf, als auch die Echosignale (Diffraktionen bzw. Reflexionen) von den Diskontinuitäten im Vorfeld des Schneidrades. Dem Betrachter der grafisch ausgearbeiteten Daten präsentieren sich auf einem Bildschirm etwaige Störkörper und geologische Formationswechsel aufgrund ihrer charakteristischen Reflexionseigenschaften in farbiger Abgrenzung zur Umgebung und in korrekt räumlicher Anordnung, die in metrischen Angaben abgefragt werden konnten. Die gemessene akustische Geschwindigkeit des Lockergesteins vor dem Schneidrad kann auch als Maß für die Festigkeit des Bodens genommen werden. Um eine klare Trennung zwischen Auftragnehmer- und Auftraggeberrisiko zu erreichen, sollte jeder Bieter mit seinem Angebot für den unterirdischen Vortrieb eine Störfallanalyse abgeben. Dabei hat er alle vorhersehbaren Störfälle, die bei der von ihm gewählten Bauausführung auftreten könnten, zu erläutern und eingehend darzulegen, wie er diesen Störfällen begegnen will und zu welchen Preisen. Angebotene, nicht beauftragte Störfälle bleiben dabei im Risiko des AG. Dagegen von Bieter nicht angebotene vorhersehbare Störfälle im Risiko des AN; unvorhersehbare Störfälle sind zu versichern. Die ungefähre Breite des für Hebungen bzw. Setzungen zu überwachenden Bereiches des Vortriebes ist nach den örtlichen Gegebenheiten und Bodenverhältnissen festzulegen; sie kann in erster Annäherung wie folgt berechnet werden: B Ges = D a + 2/3 x (GOK RS) Die Achse des Einflussbereiches liegt dabei auf der Vortriebsachse.

5 Es bedeuten: B Ges = Gesamtbreite des Einflussbereiches an der Geländeoberfläche in m D a = Rohraußendurchmesser in m GOK = Höhe Geländeoberkante in m über NN RS = Höhe Rohrsohle in m über NN. Als Verrollung bezeichnet man das Drehen einer TVM und ggf. der beteiligten Vortriebsrohre um die Maschinenachse (Vortriebsachse). Verrollung resultiert primär aus der Übertragung des Antriebsdrehmomentes vom Bohrkopf (Vollschnittmaschine) über den Schildmantel und die beteiligten Vortriebsrohre in den Baugrund. Übersteigt die Ersatzkraft aus dem Bohrkopfdrehmoment die Reibungskraft zwischen Vortriebsmaschine / Vortriebsrohre und Baugrund, verrollt die Maschine. Dieser Vorgang ist insofern kritisch, da mit einsetzender Bewegung eine Änderung von Haftreibung auf Rollreibung eintritt, was den Vorgang des Verrollens grundsätzlich begünstigt, da der Anteil der Reibungskraft reduziert wird. Die Dichtungen der TVM bzw. der Vortriebsrohre werden dabei zusätzlichen mechanischen Belastungen ausgesetzt. Um der auftretenden Verrollung entgegenzuwirken, sind TVM`s immer mit zwei Antriebsdrehrichtungen auszustatten. Die aktuelle Verrollung ist dem Maschinenfahrer auf 0,1 Grad anzuzeigen. Während des Betriebes sollte die Drehrichtung nicht regelmäßig, sondern erst beim Erreichen einer je nach Maschinen- und Verfahrenstechnik (z.b. Navigationssystem) festzulegenden Verrollung gewechselt werden, häufige Drehrichtungswechsel begünstigen die Verrollung. Sämtliche Maschinenrohre (inklusive Schildgelenk) und ggf. das erste bzw. die ersten Vortriebsrohr(e) sind zur Erhöhung des übertragbaren Drehmomentes miteinander mechanisch zu verriegeln. Dabei ist zu beachten, dass ein Bewegungsausgleich in Vortriebsrichtung (z.b. Kurvenfahrt) gewährleistet ist. TVM`s sind zusätzlich mit Einrichtungen zur Absicherung gegen übermäßiges Verrollen auszustatten. Die Einrichtung hat zur Aufgabe, beim Erreichen einer bestimmten Verrollung ein Signal zur Warnung am Steuerstand oder, wenn das hydraulische Antriebsaggregat in der TVM verbaut ist, zur Abschaltung des Bohrkopfantriebs bereitzustellen. Bei der Projektierung bzw. Konstruktion der TVM ist darauf zu achten, dass der Schwerpunkt der gesamten Anlage möglichst nahe der Mittelachse liegt, um den Anteil an statischer Verrollung zu minimieren. Statisches Verrollen kann weiterhin auftreten, wenn der Hauptpressenrahmen in der Startbaugrube nicht exakt positioniert ist; gleiches gilt für nicht exakt positionierte Hydraulikzylinder in Zwischenpressstationen. Einen wesentlichen Einfluss auf das Verrollungsverhalten der TVM hat die Abstufung des Überschnittes ausgehend vom Bohrkopf über die Maschinenrohre bis zum ersten Vortriebsrohr (zusätzlich Rohrschmierung beachten). Problematisch wirkt sich weiterhin ein Mehrabbau von Boden gegenüber der theoretischen Abbaumenge aus. Der fehlende bzw. aufgelockerte Boden reduziert das übertragbare Drehmoment und begünstigt somit ein Verrollen. Aus diesem Grund ist ein kontinuierlicher Vergleich der abgebauten mit den theoretischen Bodenmengen durchzuführen (z.b. bei Spülförderanlagen an der Separationsanlage). Der Abbau von Findlingen oder Steinnestern erfordert diesbezüglich besondere Beachtung. Zwischenpressstationen sind in Bezug auf eine Verrollungssicherung gesondert auszuführen, z.b. mit planparallelem Pressenangriff und einer hierfür ausreichend dimensionierten Trag- bzw. Stützkonstruktion für die Zylinder.