Die Schwierigen oder J'adore ce qui me brûle

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Transkript:

Die Schwierigen oder J'adore ce qui me brûle Roman Bearbeitet von Peter von Matt, Lukas Bärfuss, Max Frisch 1. Auflage 2010. Buch. 288 S. Hardcover ISBN 978 3 312 00466 9 Format (B x L): 13,5 x 21 cm Gewicht: 423 g schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Ihr Name war Yvonne, was in der Gegend ihres Herkommens, einer kleinen Stadt unseres Mittellandes, ein ganz alltäglicher Name ist, alles andere als abenteuerlich oder un erhört, wie man es ihrem Leben vielleicht einmal nachsagen könnte. Sie stammte aus einem bürgerlichen, sogenannt guten oder besseren, jedenfalls wohlhabenden Hause, Tochter eines Kaufmannes von Geblüt, der seine namhaften Betrie be, von wackeren Vorfahren ererbt, durch eine zweckvolle Heirat noch um etliche Schlote vergrößert hatte und in der kleinen Stadt, wo diese Schlote qualmten, nicht anders als ein kleiner König hauste, nicht eigentlich verhaßt, nur auf eine ehrenvolle Weise gefürchtet Wenigstens in der guten Zeit war es so; später, als die Zeit über seine Erzeugnisse hinwegging, war er durchaus der Mann, sich umzustellen, und endlich, als auch das nichts mehr fruchtete, in andere Länder überzusiedeln wie eben ein Kaufmann von Geblüt, der nirgends länger bleibt als sein Erfolg. So war man nach Griechenland gekommen. Yvonne blieb das einzige Kind. Schon zu einer Zeit, als Yvonne noch an den Storch glaubte, wußte sie, daß sie ein unerwünschtes Kind war; daß es das gab. Sie spürte es, so oft die Mutter sie kämmte. Sie war da: trotz ihrer Eltern. Es war, als bliebe ihr der Trotz auf der Stirne! Yvonne war ein häßliches Kind, mager, was sie auch zeitlebens blieb, und hatte eine hohe, eine ganz übertriebene Stirne. Eben diese Stirne verzieh die Mutter ihr nie. Noch in den behü teten Jahren, wo kein Kind nach sich selber fragt, hörte es Yvonne 7

von ihrer Mutter, wie häßlich sie wäre ihre Mutter war schön, sie hörte es nicht eigentlich als Vorwurf, mehr als Klage eines mütterlichen Mitleides. Man kämmte sie stets auf eine Art, daß die Haare ihre scheußliche Stirne möglichst verdeckten, und immer wieder versuchte man das in einer andern Mode, ja, ihre Mama gab sich in dieser Hinsicht eine unglaubliche, eine wahrhaft aufopfernde Mühe, die oft Staunen und Bewunderung (für sie) erweckte. Dabei war auch das Haar, das Yvonne auf die Welt gebracht hatte, alles andere als schön; es ließ sich nur mit Wider willen kämmen. Bereits in den ersten Mädchenjahren war Yvonne noch immer wie ein Bügelbrett, hinten wie vorne, und ihr Vater, einmal darauf aufmerksam gemacht, konnte es fortan nicht mehr übersehen, mußte es jedesmal aufs neue bemerken, wenn Yvonne im Garten ging oder am Strand stand, dann vor allem. Man sagte es ihr auch. Siehe dir einmal die andern Mädchen an! Beim Tanzen, obschon sich Yvonne wenig daraus machte, hatte sie dennoch einen unleugbaren, schlechterdings unverständlichen Erfolg, auch beim Tee, wenn einmal Gäste zur Mutter kamen, beim Gespräch in jeder Gesellschaft; es zeigte sich, daß sie die Leute fesselte, und wäre es auch nur durch die Art, wie sie zuhörte. Sie wußte das. Aber es blieb, wie immer ihre Haare auch gekämmt waren, ihre hohe und übertriebene Stirne. Es blieb die Angst unter den Haaren, Angst vor eben dieser Stirne, Angst vor ihrem eigenen Dasein, davor etwa, daß sie selber einmal Mutter würde Yvonne heiratete mit einundzwanzig Jahren. Mit fünfundzwanzig Jahren eben in diesem Sommer, zu einer Zeit, als ihr Mann für eine oder zwei Wochen von Athen verreist war wußte sie, daß sie selber ein Kind erwartete. 8

In jene Zeit fiel die erste Begegnung mit Reinhart. Das Landhaus ihres Vaters, wo man sich zu einer sommerlichen Abendgesellschaft versammelt hatte, lag draußen vor Athen; man sah das Meer allerdings nicht, spürte aber den Wind, der vom nächtlichen Meere kam und durch den finsteren Garten ging, durch scherbelnde Palmen. Es war ein Abend unter Landsleuten, ein Abend mit bestrichenen Brötchen, mit Wein und Bier und viel Gelächter, eine Nacht voll mondener Kühle, Labsal nach glühenden Tagen. Manchmal hörte man ein Tuten aus dem Hafen, ein heiseres Dröhnen weit hinter dem Lärm der plaudernden Leute, oder das hölzige Klöppeln einer Zisterne, das Wiehern eines Esels. Wie es schien, lag das Landhaus weithin allein; man sah keine andern Häuser, nur den flachen und öden Horizont, darüber die grünliche Helle des Himmels, die Nähe der Milchstraße über den runden Ziegeln und über den Pinien, über Klumpen von Schwärze. 9