TOXIZITÄT VON ASBEST. Dr. Anja Ramstöck Toxizität von Asbest 01. Juli 2009

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Transkript:

TOXIZITÄT VON ASBEST Folie 1

INHALT 1. Asbest und künstliche Mineralfasern 2. Wirkort Lunge 3. Asbestinduzierte Krankheiten Folie 2

1. ASBEST UND KÜNSTLICHE MINERALFASERN Dr. Anja Ramstöck Toxizität von Asbest 01. Juli.2009 Folie 3

ASBEST UND KÜNSTLICHE MINERALFASERN Faserförmige Silikate Eigenschaften: Hitze-, bruch-, dehn-, säurefest, thermische Isolierfähigkeit Bis zu 3000 Produkte 1975: ~165.000 to/a 1990 30.000 to/a Problem: Einatembarer Staub Folie 4 Bild: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme: frische Bruchkante einer Wellzementplatte, Anlass: Photovoltaikanlage auf Wellzementdach gebaut. Spektrum zur Verifikation des Vorliegens von Asbest: Anzeiger: Verhältnis Mg/Al/Si, Ca stammt aus Zement. LUWG macht solche Analysen, Ansprechpartner ist die Gewerbeaufsicht. Im Laufe dieses Jahrhunderts stieg die Verwendung von Asbest drastisch an, teilweise gefördert durch feuerpolizeiliche Auflagen. Neben Hitze-festigkeit und thermischer Isolierfähigkeit machte die Bruch- und Dehnungsfestigkeit sowie die ausgeprägte Korrosionsfestigkeit gegen-über Säuren aus Asbest einen idealen Werkstoff. Man schätzt, dass in der Blütezeit ca. 3.000 asbesthaltige Produkte auf dem Markt waren. In Deutschland wurden im Jahre 1975 ca. 165.000 Tonnen verbraucht. Anfang der 90er Jahre waren es immerhin noch 30.000 Tonnen pro Jahr. Daraus resultieren auch heute noch die allseits aktuellen Asbest-probleme. Asbest ist der Oberbegriff für eine Reihe faserförmiger Silikate. Bedeutsam ist nur die inhalative Aufnahme. Atembarer Asbeststaub entsteht bei mechanischer und chemischer Beanspruchung des Materials, also bei Bearbeitung, aber auch bei Verwitterung. Krebs durch Asbest ist ein Beispiel für eine Festkörperkanzerogenese.

2. WIRKORT LUNGE Dr. Anja Ramstöck Toxizität von Asbest 01. Juli.2009 Folie 5

WIRKORT LUNGE 2 Lungenflügel Brustfell (Pleuren) Folie 6 Die Lunge besteht aus zwei getrennten Lungenflügeln, die die seitlichen Hälften des Brustraumes ausfüllen. Ihre Außenflächen liegen an der inneren Wand des Brustkorbes (Thorax). Die Unterseite sitzt auf dem Zwerchfell auf. Jeder Lungenflügel ist von einer mit Gefäßen versorgten Hülle umgeben, der Pleura visceralis. Sie grenzt, durch einen dünnen Flüssigkeitsfilm getrennt, an die Pleura parietalis, welche die innere Brustkorbwand und das Zwerchfell sowie die anderen Organe oberhalb des Zwerchfells überzieht. Die beiden Pleurablätter sind gegeneinander verschiebbar und werden auch unter dem Begriff Brustfell zusammengefasst.

WIRKORT LUNGE Trachealbaum Bronchien 15 Teilungsgenerationen, Flimmerhärchen, Fresszellen Bronchiolen 15.-17. Generation, Flimmerhärchen, Fresszellen Alveolen 17.-20. Generation, Fresszellen Folie 7 Nach dem Nasenrachenraum (Nasopharynx) gelangt die Luft durch den Kehlkopf (Larynx) und die Luftröhre (Trachea) in die beiden Hauptbronchien, die in die zwei Lungenflügel eintreten. Die Bronchien verzweigen sich ca. 20 mal und werden dabei immer kleiner im Durchmesser. Die kleinen Bronchien gehen in die Bronchiolen über. Die kleinsten Bronchiolen (ca. 15. bis 17. Teilungsgeneration) werden Terminalbronchiolen genannt. Nach der 17. Teilungsgeneration schließen sich die respiratorischen Bronchiolen an, die bereits mit Lungenbläschen (Alveolen) besetzt sind. Mit der 20. Aufteilung beginnen die Alveolargänge, die dicht mit Alveolen besetzt sind. Die menschliche Lunge besitzt ca. 300 Millionen Alveolen mit einem Durchmesser von ca. 0,2 mm.

WIRKORT LUNGE Flimmerepithel Flimmerhärchen Schleim produzierende Becherzellen Folie 8 In den Bronchien und Bronchiolen finden sich die Becherzellen, die den Schleim produzieren sowie Zellen, die mit Flimmerhärchen (Zilien) bedeckt sind (Flimmerepithel). Ein dünner Schleimfilm wird fortwährend durch die Zilien zum Rachen transportiert. Deponierte Partikel werden auf diese Weise aus dem oberen Respirationstrakt entfernt.

WIRKORT LUNGE Lungenbläschen (Alveole) Ort des Gasaustausches Fresszellen Oberflächenaktive Flüssigkeit (Surfactant) Folie 9 In den Alveolen findet der Gasaustausch statt. Im Inneren der Alveole befindet sich eine oberflächenaktive Substanz, der Surfactant, welcher maßgeblich an der Erhaltung der Oberflächenspannung beteiligt ist. Im unteren Bereich des Respirationstraktes finden sich kaum noch Zilien. Hier befinden sich Fresszellen (Makrophagen), die sowohl Partikel als auch Krankheitserreger aufnehmen können und aufgrund ihrer Eigenbeweglichkeit damit zu den mit Zilien versehenen Atemwegen wandern.

WIRKORT LUNGE Makrophagen an Asbestfaser Folie 10 Bei einer Länge > 10 µm können die Fasern nicht mehr von den Makrophagen aufgenommen und abtransportiert werden. Sie verbleiben im Lungengewebe. Durch mechanische Reizung verursachen sie Schäden am Lungengewebe und an den Makrophagen. Die Makrophagen verschlucken sich an den Fasern und gehen daran zugrunde. Die scharfen Nadeln der Fasern können durch das Lungengewebe ins Interstitium und bis in die Pleuren wandern. Zudem können sich Asbestfasern im Gewebe der Länge nach spalten, was zu einer realen Faservermehrung führt.

WIRKORT LUNGE Lungengängigkeit der Asbestfaser länger als 5 µm dünner als 3 µm mindestens dreimal so lang wie dick Folie 11 Fasern mit einer bestimmten Geometrie schlagen sich nicht in den oberen Atemwegen nieder, sondern gelangen hinunter bis in die flimmerepithelfreien Alveolen: länger als 5µm dünner als 3 µm mindestens dreimal so lang wie dick

3. ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Dr. Anja Ramstöck Toxizität von Asbest 01. Juli.2009 Folie 12

ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Malignes Pleuramesotheliom Bronchialkarzinom Lungenasbestose Pleuraasbestose Folie 13 Die üblichen toxikologischen Kriterien wie akut, chronisch oder mutagen lassen sich nicht auf die Asbestwirkung unmittelbar übertragen, da nicht die Substanz als solche, sondern die Faserstruktur für die Erkrankung verantwortlich ist. Folgende Krankheitsbilder können durch Asbest ausgelöst werden: Malignes Pleuramesotheliom Bronchialkarzinom Pleuraasbestose Lungenasbestose

ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Malignes Pleuramesotheliom Normalbevölkerung: 1 von 1 Mio. Beruflicher Umgang: 6-11 von 100 Latenzzeit 15 a ( 3 Wochen 40 Jahre) Prognose: ca. 1 Jahr Keine Wechselwirkung mit Rauchen Folie 14 Dieser Tumor entsteht aus den Zellen des Brustfells. Das maligne Pleuramesotheliom kommt in der nicht exponierten Bevölkerung extrem selten vor (0,7 2,8 auf 1 Mio.). Bei beruflicher Exposition ist mit 6 bis 11 Fällen pro hundert Personen zu rechnen. Die Krankheit ist daher auch als Berufskrankheit anerkannt. Der Tumor hat eine mittlere Latenzzeit von 15 Jahren (Extremwerte: 3 Wochen bis 40 Jahre). Eine Wechselwirkung mit dem Rauchen konnte bisher nicht gefunden werden. Der Tumor ist sehr bösartig, die Überlebenszeit beträgt selten länger als 1 Jahr.

ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Bronchialkarzinom Raucherkrebs Synergistische Effekte Latenzzeit 12 37 Jahre Unterschied in der Zellart der entarteten Zellen Folie 15 Das Bronchialkarzinom lässt sich zunächst nur schwer auf eine Asbestexposition zurückführen, weil dieser Tumor in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig vorkommt. Heute belegen zahlreiche Studien, dass die Mortalitätsrate an Bronchialkarzinomen bei gegebener Asbestexposition erhöht ist. Es besteht eine Korrelation zwischen dem Auftreten des Bronchial-karzinoms und der asbestinduzierten Fibrose. Ein asbestbedingtes Bronchialkarzinom hat eine Latenz von 12 37 Jahren. Die kanzerogenen Effekte des Rauchens und der Asbestexposition verhalten sich dabei verstärkend synergistisch. Während es beim Raucher in erster Linie Plattenepithelkarzinome sind, kommt es beim asbestbedingten Bronchialkarzimon auch zu Tumoren anderer Zelltypen (34% Adenokarzinome, 26% kleinzellige Karzinome, 22% Plattenepithelkarzinome).

ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Lungenasbestose Lungenfibrose (Selbstverdauung der Makrophagen) Einschränkung der Lungenfunktion Latenzzeit 10 40 Jahre Folie 16 Bei der Lungenasbestose handelt es sich um eine asbestbedingte Lungenfibrose. Bei einer Fibrose kommt es zu vermehrter Bildung von Kollagen (Bestandteil von Stützfasern). Die Staubpartikel werden in den Alveolen von den Makrophagen aufgenommen und zerstören bestimmte Zellbestandteile (Lysosomen) des Makrophagen. Dieser wird dadurch selber verdaut und setzt die Partikel wieder frei. Der Prozess setzt sich fort. Beim Absterben der Makrophagen werden dann Substanzen freigesetzt, die das Wachstum von Bindegewebszellen (Fibrozyten) und damit die vermehrte Ablagerung und abnormale Vernetzung von Kollagen stimulieren. Die Lungenfibrose führt zu einer fortschreitenden Einschränkung der Lungenfunktion und kann tödlich enden. Die Asbestose hat eine Latenzzeit von 10 40 Jahren und kann von der Fibrose durch Quarz (Silikose) diagnostisch unterschieden werden. Sie wird maßgeblich durch den Untergang der Makrophagen bestimmt, deren frustraner Versuch, die Fasern zu beseitigen, den Prozess über Jahre und Jahrzehnte am Laufen hält.

ASBESTINDUZIERTE KRANKHEITEN Pleuraasbestose Pleuraplaques (fibrotische Veränderung, bindegewebige Verdickung) Latenzzeit 20 Jahre Folie 17 Die Asbestfasern können bis in die Pleuren wandern. Hier kommt es zu einer bindegewebigen Verdickung (Pleuraplaques). Die Latenz zwischen einer Exposition und dem Auftreten fibrotischer Pleuraveränderungen beträgt ca. 20 Jahre.