Gotthard NEWS Nr. 1/2007 «Eine Gesamtschau ist mehr als eine Verzichtsplanung» Sehr geehrte Damen und Herren Liebe Mitglieder und Freunde des Gotthard-Komitees Im Jahr 2005 hat das Parlament den Bundesrat beauftragt, bis 2007 eine «Gesamtschau über die weitere Entwicklung der Eisenbahngrossprojekte und für weitere Phasen sowie deren Finanzierung» vorzulegen. Seit Mitte April liegt nun ein Vernehmlassungs-Entwurf für eine Vorlage über die zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB) vor. Darin sind 29 Objekte aufgezählt, mit welchen dargelegt wird, was mit 5,2 Milliarden Franken, die man aus dem FinöV-Fonds dafür reservieren will, erreicht werden kann. Eine Gesamtschau, wie sie vom Parlament gefordert wurde, ist mehr als die nun vorgelegte Verzichtsplanung. Es genügt nicht, die seinerzeit in der Botschaft genannten 30,5 Mrd. Franken des FinöV-Fonds als einziges Kriterium zu verwenden und dann darzulegen, wie die verfügbaren Restmittel am besten eingesetzt werden können. Neben dem mittel- und langfristigen Ziel der Weiterentwicklung von Bahn 2000 dürfen die kurzfristig zu lösenden Probleme nicht ausgeklammert werden. Eine «Gesamtschau», welche bereits beschlossene Projekte ohne sachliche Begründung streichen will und für Strecken, wo nicht nur die Gleise, sondern auch die Züge bereits heute überlastet sind, keine Lösungen aufzeigt, greift zu kurz. Deshalb muss eine Gesamtschau auch für solche Problemstrecken Entwicklungsperspektiven und Finanzierungslösungen aufzeigen. Auf der Nord-Süd-Achse am Gotthard etwa reichen die beschränkten Mittel des ZEB-Entwurfs gerade noch aus, um mit einigen Verkürzungen der Zugfolgezeiten die gemäss Prognosen im Zeitpunkt der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels benötigte Güterverkehrs-Kapazität zu erreichen. Die Gotthardachse hat aber nicht nur dem Gütertransit die erforderliche Kapazität zur Verfügung zu stellen, sondern die Bahninfrastruktur muss auch der regionalen und nationalen Verkehrserschliessung genügen, damit der Personenverkehr in der heutigen Qualität gewährleistet und nachfragegerecht weiterentwickelt werden kann. Der mehrfach von Volk und Behörden bestätigte Zimmerbergtunnel aus dem Raum Thalwil in den Raum Litti/Baar soll aus dem Alpentransitbeschluss gestrichen werden, obwohl sich seit den seinerzeitigen Beschlüssen an der Ausgangslage nichts geändert hat. Im Gegenteil: die einspurigen Zimmerberg- und Albistunnel haben die Kapazitätsgrenze bereits heute schon erreicht und verhindern damit einen marktgerechten Ausbau des Bahnangebots in Räumen mit hohem Marktpotenzial. Für das Gotthard- Komitee ist der Zimmerberg-Basistunnel nicht verhandelbar. Auch die neue Juraquerung mit dem Wisenbergtunnel soll gemäss ZEB- Entwurf aus allen Programmen gestrichen werden, obwohl gerade dieses Projekt zusammen mit den Ausbauten auf deutscher Seite auf der nördlichen Zulaufstrecke zum Gotthardbasistunnel die dringend notwendigen Kapazitäten für den Transitverkehr zur Verfügung stellen soll. Das Gotthard- Komitee lehnt eine Streichung auch des Wisenbergtunnels ab. Wenn dessen Bau im Rahmen ZEB nicht finanziert werden kann, muss der Bund Wege aufzeigen, wie er den ausgewiesenen Kapazitätsengpass im Nord- Süd-Verkehr durch eine geeignete Juraquerung beseitigen will. Das Gotthard-Komitee erwartet, dass die nationale Verkehrspolitik wieder verlässlich wird und das Vertrauen in die politischen Institutionen gewahrt bleibt. Mit freundlichen Grüssen Rita Fuhrer, Regierungspräsidentin Kanton Zürich Präsidentin Gotthard-Komitee INHALTSÜBERSICHT Editorial: Eine Gesamtschau ist mehr als eine Verzichtsplanung Generalversammlung in Flüelen Baldiger Beginn der Bauarbeiten am Ceneri-Basistunnel Die AlpTransit Gotthard AG berichtet Jubiläum 125 Jahre Gotthardbahn Das Gotthard-Komitee dankt Peter Zbinden SEITE 1 2 2 3 4 5 Geschäftsstelle Gotthard-Komitee Gotthard-Komitee, Postfach 59, CH-6170 Schüpfheim Telefon: 0041 41 484 22 44, E-mail: info@gotthard-komitee.ch, www.gotthard-komitee.ch
Generalversammlung vom 11. Mai 2007 in Flüelen Die Mitglieder des Gotthard-Komitees haben Regierungsrätin Rita Fuhrer (ZH) an der Generalversammlung in Flüelen für ein weiteres Jahr als Präsidentin bestätigt und als neuen Geschäftsführer Walter Niklaus aus Schüpfheim LU gewählt. Zudem ist der Kanton Schaffhausen, nach einem Austritt im 1980, wieder dem Gotthard-Komitee beigetreten. Dem Gotthard-Komitee gehören somit neben Wirtschaftsverbänden, Städten und Gemeinden nun alle 13 Kantone entlang der Gotthardachse zwischen Basel/Schaffhausen und Tessin an. Das Gotthard-Komitee hat als Schwerpunkt der Generalversammlung die bundesrätliche Vorlage zur zukünftigen Entwicklung der Eisenbahninfrastruktur (ZEB) erörtert und die Stossrichtung für die Vernehmlassungsantwort festgelegt. Es hält daran fest, dass der von Volk und Ständen beschlossene Zimmerbergtunnel aus dem Raum Thalwil nach Litti/ Baar plangemäss realisiert wird. Das Gotthard- Komitee will sich auch für den Bau und die Finanzierung des Wisenbergtunnels als 3. Juraquerung einsetzen. Präsidentin Rita Fuhrer wies in ihren Ausführungen darauf hin, dass die aktuelle und absehbare Verkehrspolitik das Gotthard-Komitee noch für längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Ziel ist und bleibt für das Gotthard-Komitee eine leistungsfähige Transitachse von Grenze zu Grenze. Deshalb seien weitere Mittel für die Beseitigung bestehender Engpässe auf der Gotthard-Nord-Süd-Achse nötig. Baldiger Beginn des Untertagebaus am Ceneri-Basistunnel Die Vorarbeiten für den Ceneri-Basistunnel haben vor über einem Jahr begonnen. Seit April 2006 werden beim Zwischenangriff Sigirino und in Camorino am Nordportal des Tunnels Zufahrten und Installationsplätze erstellt. Die Arbeiten am Südportal in Vezia werden voraussichtlich im Frühling 2008 beginnen. Im Bereich Sigirino ist die Werkausfahrt der Autobahn A2 mittlerweile fertiggestellt worden. Der Bau des Viadukts über den Fluss Vedeggio und der Unterführung unter der A2 als Zugang zur Baustelle sowie zu den Unterkünften der Arbeiter sind bereits weit fortgeschritten. Der Werkvertrag für den Ausbruch des Fensterstollens Sigirino und der Installationskavernen des Zwischenangriffs Sigirino wurde am 30. April 2007 unterschrieben, so dass in Kürze mit den Vorbereitungen der Ausbruchsarbeiten begonnen werden kann. Die eigentlichen Ausbruchsarbeiten sind ab Herbst 2007 vorgesehen. Im Knoten Camorino wurden die Vorbereitungsarbeiten für die Installationsplätze und die Vorbelastung des Baugrundes abgeschlossen. Der Bau der Strassenanschlüsse ist bereits weit fortgeschritten. Die südlichen Zufahrtsstrassen sowie der provisorische Viadukt für die Baustellenerschliessung über die Kantonsstrasse sind fertiggestellt. Ceneri-Basistunnel: Die Baustelle in Camorino aus der Vogelperspektive GOTTHARD NEWS NR. 1/2007 SEITE -2- SCHÜPFHEIM, JUNI 2007
Die AlpTransit Gotthard AG berichtet: Vergabe der Bahntechnikarbeiten am Gotthard Der Verwaltungsrat der AlpTransit Gotthard AG hat an seiner Sitzung vom 4. Mai 2007 den Antrag der Geschäftsleitung auf Vergabe der Bahntechnikarbeiten für den Gotthard-Basistunnel an die Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard genehmigt. Die Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard setzt sich zusammen aus den Unternehmungen Atel Installationstechnik AG, Zürich (CH), Alcatel-Lucent Schweiz AG und TRSS Thales Rail Signaling Solutions AG, Zürich (CH), Alpine Mayreder GmbH, Hergiswil (CH) und Balfour Beatty Rail GmbH, München (D). Das Auftragsvolumen für das letzte grosse Baulos am Gotthard beträgt 1,69 Milliarden Franken. Für die «Ausführung Bahntechnik Neubaustrecke Gotthard-Basistunnel» haben sich zwei Arbeitsgemeinschaften beworben. Die Angebote wurden gemäss dem Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen sorgfältig geprüft und bewertet. Die Empfehlungen aus dem Bericht der NEAT- Aufsichtsdelegation über die Vergabe des Bauloses 151 (Erstfeld) sind bei der Vergabe der Bahntechnik berücksichtigt und umgesetzt worden. Die vom Verwaltungsrat der AlpTransit Gotthard AG beauftragte Arbeitsgemeinschaft Transtec Gotthard hat, unter Berücksichtigung aller Vergabekriterien, sowohl das wirtschaftlich als auch das finanziell günstigste Angebot eingereicht. Die vergebenen Arbeiten beinhalten den Einbau der bahntechnischen Anlagen und die Ausrüstung der beiden einspurigen Tunnelröhren von je 57 km Länge. Sie umfassen auch die anschliessenden offenen Strecken im Norden und Süden von total rund 11 km Länge bis zur Anbindung an das bestehende Bahnnetz. Zu den bahntechnischen Installationen gehören die Fahrbahn, Stromversorgungs- und Kabelanlagen, die Installation von Licht und Kraft, Fahrleitungs- und Schaltanlagen, Tunnelleitsysteme, Datennetze und Betriebskommunikation, das Tunnelfunksystem sowie Stellwerkanlagen, die Bahnleittechnik und ein neues Signalisierungs- und Zugsicherungssystem. Damit diese Anlagen in den Gotthard-Basistunnel eingebaut werden können, braucht es umfangreiche temporäre Leistungen und Anlagen für Logistik und Transporte wie Baubahn, Werkstätten, Lagerhallen, Unterkünfte, Kühl- und Lüftanlagen, Stromversorgung, Funk und Telefon. Die Vertragsunterzeichnung für das letzte grosse Baulos am Gotthard ist auf Herbst 2007 geplant. Anschliessend erstellt der Auftragnehmer das Ausführungsprojekt. Nach der Bewilligung durch das Bundesamt für Verkehr (BAV) werden auf dem Bahntechnik-Installationsplatz in Biasca die Arbeiten aufgenommen. Mit dem Einbau der Bahntechnik über das Südportal wird Anfang 2009 begonnen, in Erstfeld über das Nordportal 2012. Die Bauzeit dauert rund 7 Jahre. Der kommerzielle fahrplanmässige Betrieb des Gotthard-Basistunnels erfolgt voraussichtlich 2017. Weitere Infos: Am 1. April 2007 übernahm Renzo Simoni den Vorsitz der Geschäftsleitung der AlpTransit Gotthard AG. Der 45-jährige Bauingenieur und Raumplaner ETHZ ersetzt Peter Zbinden, welcher auf diesen Zeitpunkt in den Ruhestand trat. Mit Walter Schneebeli, Leiter Planung, ging Ende März 2007 ein weiteres Mitglied der ATG-Geschäftsleitung in Pension. Ende November 2006 verliess Kurt Aerni, Leiter Tunnel- und Trasseebau und Mitglied der Geschäftsleitung, die ATG. Am 14. März 2007 nahm der Aargauer Regierungsrat Peter C. Beyeler Einsitz in den Verwaltungsrat der AlpTransit Gotthard AG. Der 62- jährige dipl. Bauingenieur ETH steht dem Departement Bau, Verkehr und Umwelt vor. Vom Tunnelsystem des Gotthard-Basistunnels mit einer Gesamtlänge von 153,5 km waren am 1. Mai 2007 rund 103,3 Kilometer oder 67,4 Prozent ausgebrochen. Nach den Beschwerden gegen die Vergabe des Tunnelbauloses Erstfeld hat das Warten ein Ende. Der Werkvertrag wurde Ende März 2007 unterzeichnet. Bereits sind die ersten Teile der Tunnelbohrmaschinen auf dem Installationsplatz vor dem Nordportal eingetroffen. Auch mit dem Bau des Infozentrums Erstfeld ist begonnen worden. Am 30. April 2007 unterzeichneten die Arbeitsgemeinschaft CMC (Consorzio Monte Ceneri) und die AlpTransit Gotthard AG den Werkvertrag für die ersten Untertagarbeiten am Ceneri-Basistunnel, den Fensterstollen Sigirino. GOTTHARD NEWS NR. 1/2007 SEITE -3- SCHÜPFHEIM, JUNI 2007
Gotthard-Basistunnel: Blick auf den Installationsplatz Erstfeld Jubiläum 125 Jahre Gotthardbahn Feiern Sie mit. Das Gotthardjubiläum 2007 bietet das ganze Jahr Höhepunkte an. Laufend aktualisierte Informationen finden Sie unter: www.sbb.ch/gottardo. Internationale Gotthard-Tagung vom 17. 19. Oktober 2007 in Locarno Zu den Veranstaltungen «125 Jahre Gotthardbahn» gehört auch eine internationale Tagung in Locarno vom 17. 19. Oktober 2007 unter dem Titel: «Der Gotthard: vom Tunnel Favres bis zum AlpTransit». Im ersten Teil der Tagung werden in Referaten die wichtigsten historischen Etappen und Probleme dieses grandiosen Bauwerks durch die Alpen nachgezeichnet. Im zweiten Teil sieht das Programm vor, über die historischen Betrachtungen des ersten Tages hinaus die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu analysieren, wobei einige der wichtigsten Exponenten der schweizerischen und europäischen Verkehrspolitik zu Worte kommen werden. Das reichhaltige Programm mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten richtet sich besonders an Persönlichkeiten aus Politik und Bildungswesen, an Fachleute aus Technik, Bauwesen und Wirtschaft und den verkehrsnahen Verbänden. Auch das Gotthard-Komitee unterstützt den Kanton Tessin bei der Organisation der Tagung, und seine Präsidentin Rita Fuhrer wird ebenfalls als Gastrednerin zugegen sein. Das Tagungsprogramm kann unter www.ti.ch/sangottardo abgerufen werden. GOTTHARD NEWS NR. 1/2007 SEITE -4- SCHÜPFHEIM, JUNI 2007
Das Gotthard-Komitee dankt Peter Zbinden Mit Dankesworten hat die Präsidentin des Gotthard-Komitees an der Generalversammlung den langjährigen CEO der AlpTransit Gotthard AG Peter Das Gotthard-Komitee ist Peter Zbinden zu grossem Dank verpflichtet und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute. Das Gotthard-Komitee gratuliert Dr. Renzo Simoni zur Wahl als neuer CEO der AlpTransit Gotthard AG und wünscht ihm viel Erfolg. Peter Zbinden (links), CEO AlpTransit Gotthard AG bis 31. März 2007, übergibt seinem Nachfolger Dr. Renzo Simoni die Führungsverantwortung. Zbinden verabschiedet. Peter Zbinden hat während insgesamt 15 Jahren im Dienste dieses Grossprojekts und 9 Jahre davon als CEO der Alp- Transit Gotthard AG eine grosse, verantwortungsvolle und höchst anspruchsvolle Aufgabe mit viel Umsicht und Geschick wahrgenommen. Das Gotthard-Komitee schliesst sich der Würdigung des Verwaltungsrates der AlpTransit Gotthard AG an, wonach unter seiner Leitung das grösste und nachhaltigste Bauwerk der Schweiz dank seinen ausserordentlichen Fähigkeiten und seinem Geschick grosse Fortschritte gemacht hat. Peter Zbinden war nicht nur ein allseits geschätzter CEO, sondern auch ein Freund des Gotthard-Komitees. Impressum Herausgeber: Gotthard-Komitee Geschäftsstelle Postfach 59, 6170 Schüpfheim LU Redaktion: Dr. Riccardo De Gottardi, Bellinzona Walter Diener, Zürich Walter Jauch, Altdorf Walter Niklaus, Schüpfheim AlpTransit Gotthard AG, Luzern GOTTHARD NEWS NR. 1/2007 SEITE -5- SCHÜPFHEIM, JUNI 2007