Kriterien für Standortwahl Grundsätze und Beispiele - aus dem täglichen Leben eines Planungsbüros Vortrag zur ALB Fachtagung Genehmigungsrechtliche Fragen zukuftsträchtigertierhaltungsanlagen am 24.März 2010 in Bad Hersfeld - Eichhof www.michaelherdt.de 19.03.2010 1
was machen wir Standorteignungsprüfungen, Machbarkeitsstudien, Entwicklungskonzepte Neu-und Umbauplanung von Stallanlagen für Milchvieh und Legehennen (5.000 500.000 Legehennen, Mast, Aufzucht, 80 2.400 Kühe) Bau-, Betriebs-und Änderungsgenehmigungen nach Baurecht, BImSchG, UVPG für alle Tierarten und Biogas Technologische Planungen (Biogas, Abluftreinigung, Lüftungskonzepte, Aquaponic) Immissionsprognosen (Gerüche, NH3, Staub, NOx) durch öbv Sachverständigen Training für Rinderhalter in Form von Cow-Signals Seminaren und Melkertraining Ca. 40% der Kunden sind Tierhalter ohne eigene Fläche www.michaelherdt.de 26.03.2010 2
Inhalt Standortfragen und Beispiele in 40 Minuten Grundlegendes Rechtliche Rahmenbedingungen Einordnung in Abhängigkeit der Größenordnung Instrumente zur Bewertung von Tierhaltungsanlagen Kritische Situationen Andere Betriebe Artfremde Gerüche Beispiele www.michaelherdt.de 26.03.2010 3
Standortwahl für landwirtschaftliche Betriebe im Nachhaltigkeitsdreieck Ökologie Ökonomie Gesellschaftliche Akzeptanz Der letzte Punkt ist bei vielen Landwirten noch nicht angekommen www.michaelherdt.de 26.03.2010 4
Grundlegende Thesen zur Standortwahl Zukünftige Betriebsstandorte müssen die Möglichkeit zur Umsetzung effizienter Produktionskonzepte bieten Wachsende Betriebe werden dabei zum Transportunternehmen wider Willen (Verkehrserschließung) (Bsp.: 500 Kühe = 10.000 m³ Gülle und 10.000 m³ Silage p.a) Logistik und Arbeitswirtschaft müssen bei Entwicklungsplanungen immer im Vordergrund stehen (Streit um 1ct mehr Milchgeld, aber Verlust von 5ct durch Planungsfehler) Bringen Sie Zeit für diesen Prozess mit! Sie planen für 15 20 Jahre Benötigt werden konfliktfreie, genehmigungsfähige Standorte mit Potential für die Zukunft, manchmal unter Verzicht auf die alte Hofstelle oder auch des Landes Wir halten kommerzielle Tierhaltung in Ortslagen mittelfristig nicht mehr für tragbar www.michaelherdt.de 26.03.2010 5
Standortwahl im Wachstum 2 Beispiele www.michaelherdt.de 26.03.2010 6
Wo liegt das Problem? Neue Stallgebäude oder Erweiterungen auf dem gewählten Standort erfordern mehr oder minder aufwendige Genehmigungsverfahren Es entstehen durch steigende Emissionen oft zu geringe Mindestabstände zu den wesentlichen Schutzgütern: Menschen Ökosysteme Schutzgebiete -> Gerüche, Lärm, Staub -> NH3 Immissionen und Depositionen -> diverse Die Akzeptanz der Bevölkerung sinkt drastisch!!! Nicht zu vergessen: Verkehrserschließung muß gesichert sein/werden www.michaelherdt.de 26.03.2010 7
Wer genehmigt für welche Größenordungen Baurechtliche Genehmigungen Kleinere Anlagen der Tierhaltung Biogasanlagen mit < 1 MW Feuerungswärmeleistung (ca. 300 kw) Genehmigungsbehörde i.d.r. das Landratsamt Umfang einer üblichen Eingabeplanung Sondergutachten im begründeten Einzelfall Immissionsschutzrechtliche Genehmigungen Größere Anlagen der Tierhaltung Biogasanlagen mit > 1 MW Feuerungswärmeleistung (ca. ab 300 kw) Gülleläger ab 6.500 m³ www.michaelherdt.de 26.03.2010 8
Wer redet mit, was ist zu beachten? Standortgemeinde mit Ihren Planungsabsichten Baugesetzbuch mit der jeweiligen Landesbauordnung Bundesimmissionsschutzgesetz UVPG Landeswassergesetzte Tierschutznuztierhaltungsverordung Und unzählige weitere Verordnungen, technische Anleitungen und sonstige Regelwerke Die Liste ist eine kleine Auswahl und wird leider immer länger www.michaelherdt.de 26.03.2010 9
Inflation in 14 Jahren für 90.000 Hennen www.michaelherdt.de 26.03.2010 10
Grenzen der Genehmigungsbedürftigkeit nach BImSchG Grenze BimSchG UVP Sp. 2 Sp. 1 Immer Allgemeine VP Standortbez. VP Mastschweine 1.500 2.000 3.000 2.000 1.500 Kühe 600 X X 800 600 Jungrinder 600 X X 800 600 Kälber 500 X X 1.000 500 Mastbullen 600 X X 800 600 Masthähnchen 30.000 40.000 85.000 40.000 30.000 Junghennen 30.000 40.000 85.000 40.000 30.000 Hennen 15.000 40.000 60.000 40.000 15.000 Sauen mit Ferkel 560 750 900 750 560 Ferkel 4.500 6.000 9.000 6.000 4.500 Gülle (m³) 6.500 X X X X In Spalte 1 = förmliches Verfahren mit Öffentlichkeit Dauer Spalte 2 von 10 Wochen bis ca. 4 Monate Dauer Spalte 1 mit UVP von 6 Monaten bis zu 2 Jahre www.michaelherdt.de 26.03.2010 11
Schutz (Baurecht) und Vorsorge (BImSchG) 5 BImSchG (Auszug) Genehmigungsbedürftige Anlagen sind so zu errichten und zu betreiben, dass zur Gewährleistung eines hohen Schutzniveaus für die Umwelt insgesamt 1. schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden können. 2. Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen getroffen wird, insbesondere durch die dem Stand der Technik entsprechende Maßnahmen. (Vorsorge: Schaffung und Erhalt von Freiräumen und darüber hinaus der Minderung verbleibender Risiken) www.michaelherdt.de 26.03.2010 12
Prüfkriterien eines Standortes Sind die Mindestabstände nach VDI (bei BImSchG Anlagen nach TA- Luft) eingehalten VDI 3471 Schweine (TA-Luft Tab. VDI 3471 Geflügel (TA-Luft Tab. VDI 3473 (E) Rinder (TA-Luft Fehlanzeige) Abstand zu Biotopen, empfindlichen Ökosystemen im Hinblick auf Ammoniak Einhaltung der Staub-und Lärmgrenzwerte am nächsten Immissionssort Beeinträchtigung von FFH-und / oder Naturschutzgebieten usw., Einfluss auf das Landschaftsbild Vorbelastung positiv wie negativ Verkehrserschließung gesichert??? www.michaelherdt.de 26.03.2010 13
Mindestabstände nach TA-Luft (Schweine) Tierzahl Mast GV / Stk GV Abst. (m) Wald (m) 3yg 500 0,13 65 196 276 1000 0,13 130 247 390 1500 0,13 195 283 477 2000 0,13 260 311 551 Ausbreitungsrechnung liefert in 9 von 10 Fällen bei NH3 geringere Abstände www.michaelherdt.de 26.03.2010 14
Mindestabstände nach VDI Rinder Kuhzahl GV / Stk qev GV Abst. (m) Wald (m) 50 1,2 0,17 10,20 107 180 100 1,2 0,17 20,40 135 250 200 1,2 0,17 40,80 171 350 300 1,2 0,17 61,20 196 430 Ausbreitungsrechnung liefert in in der Regel bei NH3 geringere Abstände www.michaelherdt.de 26.03.2010 15
Wenn die Abstände zu klein sind? Auszug aus Ziffer 5.4.7.1 TA-Luft Mindestabstand Bei der Errichtung der Anlagen sollen die sich aus der Abbildung 1 ergebenden Mindestabstände zur nächsten vorhandenen oder in einem Bebauungsplan festgesetzten Wohnbebauung und unter Berücksichtigung der Einzeltiermasse gemäß Tabelle 10 nicht unterschritten werden. Der Mindestabstand kann unterschritten werden, wenn die Emissionen an Geruchsstoffen durch primärseitige Maßnahmen gemindert werden oder das geruchsbeladene Abgas in einer Abgasreinigungseinrichtung behandelt wird. Die durch die Minderung der Emissionen an Geruchsstoffen mögliche Verringerung des Mindestabstandes ist mit Hilfe eines geeigneten Modells zur Geruchsausbreitungsrechnung festzustellen, dessen Eignung der zuständigen Fachbehörde nachzuweisen ist. www.michaelherdt.de 26.03.2010 16
Wenn die Abstände zu klein sind? 16 Bundesländer 16 Meinungen Allgemeine Anforderungen aus 5.4.7.1 TA-Luft Sauberkeit, Trockenheit, angepasste Fütterung usw. Weitergehende Maßnahmen nach 5.4.7.1 TA-Luft Welche sind das? Viele Fragen, wenig Antworten! Kaminhöhe, Abluftgeschwindigkeit Abluftreinigung Beurteilungen mittels Ausbreitungsrechnung (Austal 2000) www.michaelherdt.de 26.03.2010 17
Austal 2000 Sonderbeurteilung auf der Basis einer Ausbreitungsberechnung mit dem Modell AUSTAL 2000G Sachgerechte Modellierung der Anlage (Quellen) Berücksichtigung der örtlichen Windverhältnisse Berücksichtigung von Gelände und Bebauung Ziel: Die Einhaltung der Richtwerte nach GIRL (Geruch) und der Grenzwerte nach TA-Luft (NH3, Staub) auch bei geringeren Abständen nachzuweisen www.michaelherdt.de 26.03.2010 18
Grenz- und Richtwerte Geruch 2% der Jahresstunden als Irrelevante Gerüche Maximal 10% im Wohngebiet Maximal 15% im Dorfgebiet (Gewerbe, Industrie) Im Außenbereich und im Einzelfall auch mehr NH3 3yg/m3 als Irrelevanz 10yg/m³ als Anhaltspunkt für schädliche Umwelteinwirkungen (Wald?) Kann ich ohne Ausbreitungsrechnung 7yg emittieren?? www.michaelherdt.de 26.03.2010 19
Austal 2000 Geruch www.michaelherdt.de 26.03.2010 20
Austal2000 NH3 K (12-15m) Aus einem praktischen Verfahren, Auswirkungen von technischen Unterschieden bei der Lüftung 2 Hühnerhaltungen in Bayern Wo stehen mehr Tiere? www.michaelherdt.de 26.03.2010 21
Austal 2000 Geruch Aus einem praktischen Verfahren: 2 Hühnerhaltungen in Bayern Ausdehnung in Haupt- Windrichtung Geländeverlauf www.michaelherdt.de 26.03.2010 22
Austal 2000 Geruch - Vorbelastung Aus einem praktischen Verfahren: Mastschweine mit 2 Rinderbetrieben als Vorbelastung Windrichtung Geländeverlauf www.michaelherdt.de 26.03.2010 23
Austal 2000 Geruch - Gesamtbelastung Aus einem praktischen Verfahren: Mastschweine mit 2 Rinderbetrieben als Vorbelastung Windrichtung Geländeverlauf www.michaelherdt.de 26.03.2010 24
Artfremde Gerüche Aus einem praktischen Verfahren: 2 Biogasanlagen 1 Schweinemastbetrieb www.michaelherdt.de 26.03.2010 25
TA-Luft Anforderungen als Problem Aus einem praktischen Verfahren: Junghennen Ortsrandlage Forderung 10m ügrund, 3m üfirst führt zu deutlich höheren Immissionen als Seitenwandlüftung www.michaelherdt.de 26.03.2010 26
Beispiel eines Entwicklungsplans mit Weitblick Einzelbetriebliche Entwicklungsplanung Regionale (örtliche Strategien) www.michaelherdt.de 26.03.2010 27
Fazit für den richtigen Weg Wachsende Tierhaltungsbetriebe brauchen konfliktfreie, genehmigungsfähige Standorte mit Potential für die Zukunft Logistik und Arbeitswirtschaft stehen hierbei im Vordergrund! Effiziente Lösungen stehen vor billigen Lösungen Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen! www.michaelherdt.de 26.03.2010 28