Bessler J. / Beyerlein C. Manuelle Therapie nach Mulligan

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Transkript:

Bessler J. / Beyerlein C. Manuelle Therapie nach Mulligan Leseprobe Manuelle Therapie nach Mulligan von Bessler J. / Beyerlein C. Herausgeber: MVS Medizinverlage Stuttgart http://www.narayana-verlag.de/b18143 Im Narayana Webshop finden Sie alle deutschen und englischen Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise. Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Email info@narayana-verlag.de http://www.narayana-verlag.de

4.3 Hüfte 4.3.4 MWM Hüftgelenk: Gleiten dorsal mit Gurt Indikation Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkung bei Hüftabduktion, Leistenschmerz. ASTE Patient: Stand, leicht abduziert vor einer Behandlungsbank/Wand, Therapeut: Stand in stabiler Ausgangsstellung hinter dem Patienten auf Höhe der betroffenen Hüfte des Patienten. Mobilisation. Das Gleiten des Oberschenkels nach dorsal erfolgt durch eine Verlagerung des Beckens des Therapeuten nach hinten bei gleichzeitigem Gegenhalt beider Hände am Ilium. Falls diese Zusatzbewegung schmerzfrei durchführbar ist, führt der Patient eine seitliche Gewichtsverlagerung auf seine nicht betroffene Seite durch. Der Therapeut verlagert während der Mobilisation sein Gewicht hin zur nicht betroffenen Seite des Patienten. In der ersten Behandlung werden 3 Serien 10 Wdh. durchgeführt. 4 Kontaktposition. Der Gurt läuft horizontal rechtwinklig zum Femur sowie gelenknah in der Leiste des Patienten und um das Becken bzw. den Oberschenkel des Therapeuten. Beide Hände stabilisieren das Os ilium (auf der betroffenen Seite) des Patienten von dorsal. Die Widerlagerung erfolgt hauptsächlich mit der Handinnenfläche (Daumen und Kleinfingerballen). Abb. 4.82 ASTE MWM Hüftgelenk Gleiten dorsal Abb. 4.83 ESTE MWM Hüftgelenk Gleiten dorsal, Abduktion 119

Untere Extremität Praxistipps Falls sich die Bewegung nicht schmerzfrei durchführen lässt, kann die Zugrichtung leicht anguliert werden, z. B. mehr in Richtung dorso-lateral bzw. lateral. Auch die Veränderung der Dosierung (Stärke des Zugs) kann einen Einfluss auf eine erfolgreiche Behandlung haben. Ein muskuläres Ziehen im Bereich der Adduktoren ist bei dieser Technik normal und erwünscht. Zur Entlastung der Hüftbeuger kann der Patient seinen Oberkörper leicht nach vorn beugen und sich mit den Unterarmen auf einer Behandlungsbank abstützen. Bei Bedarf kann ein Handtuch bzw. Polster unter dem Gurt verwendet werden, um die Weichteile in der Leiste zu schonen. Die Behandlung sollte grundsätzlich an der Wand bzw. an der Bank durchgeführt werden, um dem Patienten die Möglichkeit zu geben, sich zu halten (Sicherheit!). Varianten. Zum Erreichen einer endgradigen Abduktion bzw. Schmerzen am Bewegungsende kann eine alternative ASTE gewählt werden. Hierbei stellt der Patient den Fuß seiner nicht betroffenen Seite seitlich auf einen Stuhl. Der Patient verlagert sein Gewicht mit geradem Oberkörper zur nicht betroffenen Seite. Am Ende der aktiven Bewegung kann sich der Patient mit seiner Hand seitlich am Ilium einen Überdruck in Richtung Abduktion geben. Diese Progression ist in Abb. 4.84 dargestellt. Abb. 4.84 ESTE MWM Hüftgelenk Gleiten dorsal, Progression 120

4.3 Hüfte 4.3.5 Traktion Hüftgelenk: longitudinal mit Gurt Indikation Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkung bei Extension der Hüfte, Schmerzen beim Gehen, Leistenschmerz bzw. Schmerzen in der LWS mit Ausstrahlung in den ventralen Oberschenkel. ASTE Patient: Seitlage an der Bankkante auf der nicht betroffenen Seite, ggf. in Knie und Hüfte flektiert (stabilere Ausgangsstellung!), Therapeut: stabile Ausgangsstellung, seitlich zur Behandlungsbank auf Höhe des Kniegelenks des Patienten, Blickrichtung zum Patienten, Assistent: stabile Ausgangsstellung, frontal zur Behandlungsbank auf Höhe des Beckens des Patienten. Kontaktposition. Beide Hände des Therapeuten umgreifen den obenliegenden Oberschenkel des Patienten flächig, proximal des Kniegelenks. Das Kniegelenk des Patienten ist um ca. 40 60 gebeugt. Der Gurt läuft als Acht über den Händen des Therapeuten um den distalen Oberschenkel des Patienten und um die Schultern des Therapeuten. Der Assistent widerlagert das Becken von dorsal mit den Handinnenflächen beider Hände. Zu Beginn der Mobilisation befindet sich die Hüfte des Patienten in Neutral-Nullstellung. Mobilisation. Die Traktion des Oberschenkels in longitudinaler Richtung erfolgt durch eine Verlagerung des Gewichts des Therapeuten nach hinten. Falls diese Zusatzbewegung schmerzfrei durchführbar ist, bewegt der Therapeut die Hüfte des Patienten zunehmend in Extension. Anschließend kehrt der Therapeut wieder in die Ausgangsstellung zurück. In der ersten Behandlung werden 3 6 Wdh. durchgeführt. 4 Abb. 4.85 ASTE Traktion Hüftgelenk longitudinal mit Gurt in Seitlage Abb. 4.86 ESTE Traktion Hüftgelenk longitudinal mit Gurt in Seitlage, Extension 121

Untere Extremität Praxistipps Bei dieser Technik handelt es sich um eine passive Mobilisation. Falls sich die Bewegung nicht schmerzfrei durchführen lässt, kann die Zugrichtung bzw. die Position des Beins leicht anguliert werden, z. B. mehr in Richtung ABD/ ADD bzw. mit Rotation. Auch die Veränderung der Dosierung (Stärke des Zugs) kann einen Einfluss auf eine erfolgreiche Behandlung haben. Die Startposition für die Behandlung ist i. d. R. in Neutral-Nullstellung der Hüfte. Varianten. Eine Progression der Behandlung kann durch eine zunehmende Flexion im Kniegelenk erreicht werden (Dehnung der Hüftflexoren/Knieextensoren bzw. erhöhte Spannung des neuralen Systems). Diese Technik kann auch für eingeschränkte Abduktion/Adduktion in Rückenlage durchgeführt werden ( Abb. 4.87 bzw. Abb. 4.88). Wenn kein Assistent bzw. Kollege zur Verfügung steht, dann kann die Technik in Extension auch in Bauchlage durch einen einzelnen Therapeuten durchgeführt werden. Abb. 4.87 ASTE Traktion Hüftgelenk longitudinal mit Gurt in Rückenlage Abb. 4.88 ESTE Traktion Hüftgelenk longitudinal mit Gurt in Rückenlage, Abduktion 122

4.3 Hüfte 4.3.6 PRP Hüfte Indikation. Chronische Hüftschmerzen v. a. in Ruhe (hier: rechtes Hüftgelenk). ASTE Patient: Rückenlage, rechte Hüfte ca. 90 flektiert und leicht adduziert, Therapeut: kontralateral, seitlich links vom Patienten. Kontaktposition. Beide Hände und der Oberkörper des Therapeuten nehmen mit dem flektierten rechten Knie des Patienten Kontakt auf. Unter der rechten Gesäßhälfte (Tuber) des Patienten liegt eine Handtuchrolle oder ein Sandsack. Mobilisation. Die gehaltene Mobilisation erfolgt über einen Schub beider Hände aus dem Körper des Therapeuten entlang des Oberschenkels nach dorso-lateral, bis ein tolerierbarer Schmerz reproduziert werden kann. Diese Position wird für 20 Sekunden gehalten, bis der initial provozierte Schmerz verschwunden ist. Dies wird so oft wiederholt, bis sich der Schmerz nicht mehr provozieren lässt. Praxistipps Die Höhe des tolerierbaren Schmerzes ist individuell verschieden und muss mit dem Patienten bestimmt werden. Eine Kompression der Patella ist zu vermeiden. Die Zeit bis zur Schmerzabnahme wird mit steigender Wiederholungszahl sinken, bis keine Schmerzreproduktion mehr erfolgt. Erfolgt keine Schmerzabnahme während der Therapie, so ist die Technik nicht indiziert. Varianten Oft ist eine Änderung der Hüftposition nötig, um den Schmerz provozieren zu können, z. B. in horizontaler Adduktion oder Innenrotation. Lässt der provozierte Schmerz nicht innerhalb von 20 Sekunden oder sofort nach, so muss die Technik mit weniger bzw. mehr Kraft oder mit geänderter Gelenkposition wiederholt werden. Falls die FABER-Position (Hüft FLEX/ABD/AROT) den Schmerz des Patienten auslöst, kann diese als PRP genutzt werden, ebenso eine isometrische Anspannung in Adduktion oder Abduktion in dieser Ausgangsstellung. PRPs in FABER-Position können auch als Self-PRP vom Patienten durchgeführt werden. 4 Abb. 4.89 ESTE PRP Hüfte, Dehnung 123

Wirbelsäule 5 Wirbelsäule 5.1 Halswirbelsäule und Kiefer 5.1.1 NAG Indikation. Nackenschmerzen in Ruhe und/oder Bewegung, starke Bewegungseinschränkung multidirektional bzw. multisegmental mittlere/untere HWS, obere BWS (C 2/3-T 3/4). ASTE Patient: aufrechter Sitz, angelehnt an der Stuhllehne, HWS leicht flektiert, Therapeut: Schrittstellung seitlich am Patienten (als Rechtshänder normalerweise rechts vom Patienten), Blick nach dorsal mit Kontakt zur rechten Schulter des Patienten. Kontaktposition. Die rechte Hand des Therapeuten umgreift den Kopf des Patienten und stabilisiert diesen am Brustkorb des Therapeuten, ohne die Kopfposition zu verändern. In der unteren HWS liegt die rechte Hand die HWS. Der abgespreizte Kleinfinger hakt sich mit der Mittelphalanx unter dem kranialen Dornfortsatz des zu behandelnden Segments ein. Der Thenar der linken Hand liegt mit Kontakt von unten am Kleinfinger der rechten Hand. Abb. 5.1 ASTE NAG HWS Abb. 5.2 Skelett NAG HWS 124

5.1 Halswirbelsäule und Kiefer Mobilisation. Über eine oszillierende Bewegung des linken Ellenbogens in Flexion wird der kleine Finger der rechten Hand und damit der kraniale Wirbelkörper nach ventro-kranial bewegt (parallel zur Behandlungsebene der Facetten). Die Geschwindigkeit der Mobilisation liegt bei ca. 2 3 Bewegungen pro Sekunde. Die Mobilisation wird 10 15 Sekunden lang durchgeführt. Es werden 3 6 Serien pro Segment ausgeführt. Die Technik kann bei Bedarf in mehreren Segmenten ausgeführt werden. Praxistipps Bevor der Therapeut die Mobilisation durchführt, muss er den sog. SLACK aufnehmen, um so durch die Weichteile einen knöchernen Kontakt zum Dornfortsatz zu erreichen. Ein Schwamm kann den evtl. unangenehmen Kontakt am Dornfortsatz verbessern. Varianten Durch eine Verlagerung des Körpergewichts auf das hintere Bein kann der Therapeut eine kraniale Traktion der HWS vor der Mobilisation ausführen. Über eine Platzierung des Kleinfingers auf Facettenhöhe kann die Technik auch unilateral ausgeführt werden, primär bei unilateralen Beschwerden und/oder bei Beschwerden in Rotation und Seitneigung. Bei unilateraler Anwendung mobilisiert der Therapeut die Gegenseite. 5 125

Wirbelsäule 5.1.2 Reverse NAG Indikation. Protrahierte Kopfhaltung, Schmerzen und/ oder Steifigkeit im zervikothorakalen Übergang, endgradige unilaterale Schmerzen und Einschränkung in HWS- ROT untere HWS, obere BWS (C 5/6-T 3/4). ASTE Patient: aufrechter Sitz, angelehnt an der Stuhllehne, Therapeut: seitlich am Patienten (als Rechtshänder normalerweise rechts vom Patienten), Blick senkrecht zum Patienten mit Kontakt zur rechten Schulter des Patienten. Kontaktposition. Die rechte Hand des Therapeuten umgreift zur Fixation die HWS des Patienten, der abgespreizte Kleinfinger hakt sich mit der Mittelphalanx unter dem kranialen Dornfortsatz des zu behandelnden Segments ein. Mit der linken Hand formt der Therapeut mit Daumen und Zeigefinger ein V, wobei sich der Unterarm in einer Mittelstellung (PRO/SUP) befindet und die Fingergelenke gestreckt sind. Das proximale Interphalangealgelenk des Zeigefingers und die Daumenspitze haben Kontakt in Höhe der QFS des kaudalen Wirbelkörpers. Mobilisation. Der Therapeut mobilisiert den kaudalen Wirbelkörper oszillierend nach ventro-kranial (parallel zur Behandlungsebene der Facetten). Die Geschwindigkeit liegt bei ca. 2 3 Bewegungen pro Sekunde. Die Mobilisation wird 10 15 Sekunden durchgeführt. Es werden 3 6 Serien pro Segment ausgeführt. Die Technik kann bei Bedarf in mehreren Segmenten ausgeführt werden. Abb. 5.3 ASTE Reverse NAG untere HWS Abb. 5.4 Skelett Reverse NAG untere HWS 126

5.1 Halswirbelsäule und Kiefer Praxistipps In der oberen BWS formt der Therapeut ein breiteres V, da sich die Querfortsätze weiter lateral befinden. Die Aufnahme des SLACK beginnt mit der Mobilisationshand durch die Weichteile bereits 1 2 Segmente kaudal, indem die beiden Mobilisationsfinger leicht durch die Weichteile nach kranial gedrückt werden. Ein Schwamm kann den evtl. unangenehmen Kontakt an den QFS verbessern. Bei starker Nackenkyphose kann sich die Schubrichtung der Mobilisation in diesem Bereich mehr nach ventral richten. Varianten Durch eine Verlagerung des Körpergewichts auf das hintere Bein kann der Therapeut eine kraniale Traktion der HWS vor der Mobilisation ausführen. In der oberen BWS kann der rechte Unterarm des Therapeuten die Fixation quer zum Brustkorb/Sternum des Patienten ausführen (siehe Abb. 5.5). Über die Betonung der Mobilisation über Daumen oder Zeigefinger kann die Technik auch unilateral ausgeführt werden, primär bei unilateralen Beschwerden und/oder bei Beschwerden in Rotation. 5 Abb. 5.5 ASTE Reverse NAG obere BWS, Alternativgriff 127

Wirbelsäule 5.1.3 Headache-SNAG Indikation. Akuter zervikogener Kopfschmerz, vegetative Reaktionen zervikogenen Ursprungs, negative Reaktionen nach HWS-Behandlungen wie Manipulationen. ASTE Patient: aufrechter Sitz, angelehnt an der Stuhllehne, HWS in Neutralposition, Therapeut: Schrittstellung seitlich am Patienten (als Rechtshänder normalerweise rechts vom Patienten), Blick nach dorsal mit Kontakt zur rechten Schulter des Patienten. Kontaktposition. Die rechte Hand des Therapeuten umgreift den Kopf des Patienten und stabilisiert diesen am Brustkorb und Oberarm des Therapeuten, ohne dabei die Kopfposition zu verändern. Der abgespreizte Kleinfinger liegt mit der Mittelphalanx auf dem Dornfortsatz von C 2. Der Thenar der linken Hand liegt mit Kontakt auf dem Kleinfinger der rechten Hand. Die restlichen Finger der linken Hand liegen entspannt am Patienten. Mobilisation. Der Therapeut schiebt mit der linken Hand den DFS von C 2 sanft nach ventral, parallel zur Facettengelenkebene (ungefähr Richtung Oberlippe des Patienten). Das passive Gleiten hält der Therapeut 10 15 Sekunden und wartet auf eine Symptomveränderung. Die Technik wird 6 10 wiederholt. Praxistipps Meist ist nur ein geringer Druck notwendig. Bei Verschlechterung der Symptomatik unter der Mobilisation wird der Reverse Headache-SNAG angewandt. Manche Patienten brauchen die gehaltene Mobilisation über einen längeren Zeitraum zur Symptomverbesserung. Varianten Durch eine Streckung der Knie kann der Therapeut eine kraniale Traktion der HWS vor der Mobilisation ausführen. Bei unilateralen Beschwerden kann der Therapeut die Schubrichtung leicht zur betroffenen Seite hin angulieren (ungefähr Richtung Nasenloch des Patienten). Abb. 5.6 ASTE Headache SNAG 128

Bessler J. / Beyerlein C. Manuelle Therapie nach Mulligan Mobilisation with Movement 240 Seiten, kart. erschienen 2015 Mehr Bücher zu Homöopathie, Alternativmedizin und gesunder Lebensweise www.narayana-verlag.de