Jugendarbeit und Ganztagsschule Befunde und Diskussionslinien

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Transkript:

Jugendarbeit und Ganztagsschule Befunde und Diskussionslinien Ivo Züchner Fachkongress Jugendarbeit in Dortmund 27.9.

I. Ganztagsschulausbau und Stand der Kooperation Jugendarbeit - Ganztagsschule

I. Ganztagsschulausbau und Stand der Kooperation Stand des Ganztagsschulausbaus in Deutschland (Schuljahr 14/15) Anteil an allen Schulen Anteil an allen Schüler/innen Primarstufe 53% 33% Sekundarstufe 1 68% 41% Zum Vergleich: 2002 etwa 15% der Schulen und 9% der Schülerinnen und Schüler im Ganztag Große Unterschiede zwischen den Bundesländern Quelle: Ständiges Sekretariat der KMK 2016

I. Ganztagsschulausbau und Stand der Kooperation Teilnahme am Ganztagsbetrieb Ausbau vor allem Ganztagsschulen mit freiwilliger Teilnahme Weniger als die Hälfte der Schüler/innen von Stufe 1 bis 10 nehmen am GT-Betrieb teil GT-Teilnahme gerade in der Sekundarstufe zumeist auf 2 Tage beschränkt Je nach Bundesland und GT-Typ Flexibilität des Ganztagsschulbesuchs: GT- Teilnahme bedeutet nicht unbedingt Teilnahmeverpflichtung und auch nicht automatisch Verpflichtung bis 16 Uhr Ausstieg der Kinder und Jugendlichen aus dem GT mit zunehmendem Alter

I. Ganztagsschulausbau und Stand der Kooperation Abb. 2: Anteil GT- Schulen, die bei Angeboten mit zusammenarbeiten (Schuljahr 14/15) Sportverein/-bund Kunst-/Musikschule Wohlfahrtsverband Jugendzentrum, -treff Bibliothek Kirchengemeinde Beratungsstelle/Jugendsozialar beit Jugendamt/Jugendpflege Jugendverband/-ring 24% 28% 13% 16% 12% 8% 21% 7% 10% 8% 8% 9% 7% 4% 7% 12% 8% 4% 6% 2% 3% 4% 1% 63% 48% 52% 39% Grundschulen (n=505) nicht gymn. Schulen Sek I (n=649) Gymnasien (n=292) 0% 20% 40% 60% 80% StEG-Schulleitungsbefragung 2015, eig. B.

I. Ganztagsschulausbau und Stand der Kooperation Abb. 2: Anteil aller Jugendzentren, die mit Ganztagsschulen kooperieren Schleswig-Holstein Berlin Nordrhein-Westfalen Mecklenburg-Vorpommern Bayern Hamburg Baden-Württemberg Niedersachsen Hessen Brandenburg Bremen Sachsen Rheinland-Pfalz Thüringen Saarland Sachsen-Anhalt Insgesamt Seckinger u.a. 2016, S. 247; eigene Darstellung 47% 46% 42% 38% 37% 36% 34% 34% 30% 27% 27% 26% 24% 24% 20% 17% 33% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Zu 85% die Angebote ganz oder teilweise im Jugendzentren

II. Befunde und Diskussionslinien zur Kooperation

II. Befunde und Diskussionslinien Rahmung Kooperationsauftrag der Ministerien der Bundesländer (z.b. Empfehlungen zur Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe zur Stärkung und Weiterentwicklung des Gesamtzusammenhangs von Bildung, Erziehung und Betreuung (2004)) Rahmenverträge mit Kooperationspartnern auf Länderebene Heterogene und begrenzte Finanzierung von Kooperationen Verschiedene Formen der Kooperationen: - Trägerschaft des Ganztagsbetriebs - Erbringung eines regelmäßigen Angebots im Ganztagsbetrieb - Nachmittagsbetreuung in Jugendzentren - Jugendclubs an Schulen, Schuljugendarbeit -.. (Elternberatung, Lehrkräfteberatung)

II. Befunde und Diskussionslinien Diskussionslinien in der Kinder- und Jugendarbeit a) Zusammenarbeit ja/nein? b) Zusammenarbeit, wie? Themen Konkurrenz um Kinder und Jugendliche, um Zeiten und Räume, um Personal Verteilung eigener Ressourcen auf Kerngeschäft /auf Ganztag Aufgabenprofil der Jugendarbeit im GT ( Mädchen für alles vs. inh. Profil?, Betreuung, Erziehung und/oder Bildung?) Kooperation, Zusammenarbeit oder Angebot als Dienstleistung? Mitbestimmung der Träger der Jugendarbeit in Schule? Identitätsverlust der Jugendarbeit bei Zusammenarbeit mit GT-Schulen (Freiwilligkeit, Partizipation, Wandel Angebotsformen und -inhalte?) Frage nach der Funktion/Funktionalisierung der Jugendarbeit im System Ganztagsschule

II. Befunde und Diskussionslinien Inhalte der Angebote der Kooperationspartner (Mehrfachnennungen, Auswahl) Träger der Jugendarbeit Sportvereine Kunst- /Musikschulen, -vereine Präventions-/Beratungsangebote 44% 8% 7% Formen sozialen Lernens (z.b. Streitschlichtungsk.) 27% 0% 2% Hausaufgabenhilfe,-betreuung/Lernzeit 22% 0% 2% Angebote Neue Medien/Technik 15% 1% 8% Handwerkliche/Hauswirtschaftliche Angebote 13% 1% 5% Beaufsichtigung von Schülern in der Freizeit 22% 1% 1% Sportliche Angebote 18% 66% 7% Musisch-künstlerische Angebote 22% 1% 56% Quelle: StEG-Kooperationspartnerbefragung 2009

II. Befunde und Diskussionslinien Einbindung der Kooperationspartner in die Schule (in %) Träger der Jugendarbeit Sportvereine andere KP In Schulkonferenz vertreten 12% 4% 8% Im Gremium zu Ganztagsbetrieb vertreten Wir arbeiten an Ganztagsschulkonzeption mit 11% 6% 13% 26% 14% 13% Quelle: StEG-Kooperationspartnerbefragung 2009 Andere KP= andere Kooperationspartner, z.b. Musikschulen, anderer Vereine, Betriebe

II. Befunde und Diskussionslinien Rolle der Kooperationspartner in der Kooperation mit Schule (in %) 100% 80% 44% 26% 39% Gleichberechtigte Partner 60% 40% 20% 0% 59% 40% 53% 16% 15% 9% Jugendarbeit Sportvereine Andere KP Nachgeordnete Rolle, damit einverstanden Nachgeordnete Rolle, Wunsch nach mehr Verantwortung Quelle: StEG-Kooperationspartnerbefragung 2009

Ganztagschulentwicklung und Jugendarbeit Ganztagsschulausbau eine Realität aber zeitlich nur begrenzte Einbindung der Schüler/innen und Schüler, Betonung der Freiwilligkeit Damit bislang geringe Auswirkungen auf außerschulische Praxis der Jugendarbeit, Ausstieg mit zunehmendem ALter Kooperation Jugendarbeit nur einer von vielen Partnern der Ganztagsschule Kooperationsbeziehungen Jugendarbeit - Ganztagsschule bislang eher als Dienstleistung: Zusammenarbeit seltener im Sinne gemeinsamer Zielsetzungen, geringe strukturelle Einbindung und begrenzte Mitbestimmung der Träger Zwei Grundfragen III. Fazit Inhaltliches Profil der Jugendarbeit im Ganztagsschulkontext? Perspektive der Jugendlichen?