Rede von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. anlässlich des 100jährigen Bestehens des. Wiener Technischen Museums, am 17. Juni 2009

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Transkript:

Rede von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer anlässlich des 100jährigen Bestehens des Wiener Technischen Museums, am 17. Juni 2009 Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die wohl längste Geburtstagsjause der Museumsgeschichte so umschrieb eine österreichische Zeitschrift vergangene Woche die 100-stündige, durchgehende Öffnung des Technischen Museums, zu der heute der Startschuss gegeben wird (endet am 20. Juni, dem genauen Tag der Grundsteinlegung 1909). Vorangegangen war dem ein Festakt, der die letzten 100 Tage zum 100-jährigen Geburtstag dieses Hauses einläutete. 100 Jahre, 100 Tage, 100 Stunden es scheint, als wollte das Technische Museum mit dieser Reihenfolge den Weg der Technik selbst versinnbildlichen: Immer schneller schreitet der technische Fortschritt voran, immer kleiner werden die

Zeitspannen zwischen Erfindungen, die unser Leben verändern. Um diesen Prozess zu verdeutlichen, genügt es auf einen weiteren Jubilar dieses Jahres zu verweisen: auf das heutige Internet, dessen Basis vor 20 Jahren im Forschungszentrum CERN gelegt wurde. Drei Jahre später kam das erste GSM-Handy auf den Markt also genau vor 17 Jahren. Und trotz dieser wirklich kurzen Zeitspannen ist ein Arbeitstag ohne Internet und ohne Mobiltelefon für viele Menschen gar nicht mehr vorstellbar. Aber nicht immer verbreiten sich technische Entwicklungen so rasch. So etwa arbeitete der geniale Erfinder Thomas Edison genau im Geburtsjahr des Technischen Museums, also 1909, an der Entwicklung von elektrisch betriebenen Automobilen. Und auch wenn Ottomotor und Dieselmotor diese Idee über fast ein Jahrhundert verdrängt haben mögen, ist sie heute wieder aktuell, vielleicht aktueller denn je.

Meine Damen und Herren! Wer in den letzten Wochen und Monaten aufmerksam durch Wien gegangen ist, konnte sie nicht übersehen, die Plakate zum Geburtstag des Technischen Museums mit einem zentralen Wort darauf: Aha. Der Satz dazu lautete: Seit 100 Jahren ein Aha-Erlebnis. Nun, bin ich bestimmt kein Sprachhistoriker, glaube aber, dass ich sagen kann, wie das altgriechische Synonym für Aha lautet: nämlich Heureka. Berühmt geworden ist dieser Ausdruck durch den Mathematiker Archimedes, der just beim Baden ein kniffliges Problem lösen konnte, begeistert aufsprang und Heureka rufend durch die Straßen von Syrakus lief, das heißt Ich habe es gefunden. In seiner Freude allerdings hatte der Gelehrte so berichtet die Überlieferung darauf vergessen, sich anzuziehen. Man kann dies ohne Weiteres als nackte Wahrheit bezeichnen.

Diese Anekdote ist nicht nur heiter, sie zeigt ein in meinen Augen ein gar nicht unwichtiges Faktum: Wissenschaft kann begeistern; Forschung kann begeistern und macht Freude. Eben diese Freude zu vermitteln, halte ich für außerordentlich wichtig, da sie die Grundlage für eine forschungsfreundliche Gesellschaft bildet. Ich danke auch Frau Direktor Zuna-Kratky für Ihren Einsatz, das Technische Museum zu einem Ort zu gestalten, das Interesse weckt, Interesse an Technik, an Wissenschaft und Forschung. Dies ist umso bemerkenswerter, als man ja durchaus auch behaupten kann, dass die Worte Technik und Museum auf sehr Unterschiedliches, ja Gegensätzliches verweisen. Wird mit einem Museum meist ein Ort verbunden, wo der Blick zurück gerichtet in die Vergangenheit geht, wird Technik meist zukunftsorientiert gesehen. Dass Museen aber auch Orte sein können, die den Blick auf die Vergangenheit mit jenem in die Zukunft verbinden, das ist beim Technischen Museum in hohem

Maße der Fall. Nicht die Nostalgie steht im Vordergrund, sondern das Wecken von Neugierde, Wissensdrang und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren. Technik macht möglich, das ist ein Kernsatz, um den herum sich eine aufgeschlossene, wissensbasierte Gesellschaft organisiert. So betrachtet ist das Technische Museum eine Bildungseinrichtung, die wesentlich dazu beitragen kann, welche Haltung kommende Generationen gegenüber Wissenschaft, Technik und Forschung einnehmen. Ganz besonders für diese Vermittlungstätigkeit danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses, denen ich darüber hinaus viel Kraft wünsche, damit sie die kommenden 100 Stunden gut überstehen (die ersten 10 Minuten haben Sie schon überstanden). Herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute!