Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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Transkript:

Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1987 Burgen und ihre Namen in Graubünden Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

- 2-1987 Burgen und ihre Namen in Graubünden Heinrich Boxler Terra Grischuna, Nr. 5. 1987. Seite 29-32.

- 3 - S. 29: Die Burg Hohenrätien, Hochrialt bei Sils i. D., Rialt aus ripa alta, hohes Ufer. von Heinrich Boxler, Feldmeilen S. 30: Entstehung der Burgnamen in Graubünden Die Burgnamengebung unterscheidet sich von der übrigen Namengebung

- 4 - besonders darin, dass sie auf bestimmte Jahrhunderte, nämlich auf die Zeit zwischen etwa 1000 und 1400, beschränkt ist und von einer einzelnen Schicht, dem Adel, getragen wird. Daher lässt sich die Herausbildung eines eigenen Namentyps recht genau verfolgen. Orts- und Flurnamen als Burgnamen In der frühesten Zeit, in der Burgen und ihre Namen überhaupt fassbar werden, wird meist ein bereits an der Baustelle der Burg haftender Name oder der Name eines nahen Ortes oder einer Besitzung auf das Bauwerk übertragen, was z.b. bei den Burgen Marmels (Marmorera, Höhlenburg oberhalb des Stausees), Rhäzüns, (Alt-) Sins, Ems, Misox der Fall ist. Solche Namen, die als Orts- und Flurnamen im Rätischen Namenbuch von Andrea Schorta gedeutet vorliegen, sollen hier nicht weiter zur Sprache kommen. Höhenbezeichnungen werden zu Burgnamen In dem Masse, wie die Burg zum Herrschaftssymbol wurde und wie das Sicherheitsbedürfnis der Bewohner wuchs, errichtete man die Wehrbauten an dominierenden Stellen. Sofern solche Anhöhen überhaupt schon benannt waren, trugen sie im schweizerischen Voralpengebiet und im Mittelland häufig Höhenbezeichnungen wie etwa Heuberg (TG) «Berg, auf dem man das Gras schneidet» oder Schwandegg (ZH) «langgezogener Hügelzug, auf dem geschwendet wird, d.h. auf dem die Bäume durch Abschälen der Rinde zum Schwinden gebracht werden». Das führte dazu, dass im deutschsprachigen Gebiet Burgnamen mit den Grundwörtern -berg, -egg, -stein, usw. sehr zahlreich wurden. Im bündnerischen Gebiet wären in der Zeit des intensiven Burgenbaus noch ausnahmslos romanische Höhenbenennungen als Burgnamen zu erwarten. Das ist aber von wenigen Ausnahmen wie Juvalt (Rothenbrunnen: aus iugum altum «hohes Joch»), Rialt (Sils i. D.: aus ripa alta «hohes Ufer»), Campell (Sils i. D.: aus campus bellus «schöne Ebene, schönes Feld») und Tarasp (aus terra aspera «rauhes Land») abgesehen selten der Fall. Statt dessen treffen wir auf eine Menge von Burgnamen, die eine deutschsprachige Höhenbezeichnung enthalten, so etwa Haldenstein «Stein, Felsklotz, Burg an der Halde», Wynegg (Malans) «Bergvorsprung, auf dem Wein gedeiht», Rauschenberg (Parsonz) «Berg, auf dem es rauscht» (gemeint ist das Wasser im Adonttobel), Ortenstein «Burg auf dem äussersten Punkt», Haselstein

- 5 - (Zillis-Reischen) «Burg in den Haselstauden», lauter deutsche Namen, die verblüffend genau die Lage der Burg wiedergeben. Offensichtlich haben sich die Burgherren des Bündnerlandes hier einer Namenmode angeschlossen, die nicht von ihrem romanischsprachigen Gebiet ausgehen konnte. Von der Höhenbezeichnung zum Prunknamen Der Übergang von Burgnamen, die die Lage der Burg genauer bezeichnen, zu eigentlichen Prunk- und Trutznamen ist fliessend. Das wird in Fällen wie Stra(h)legg oder Wildenburg besonders deutlich. Beim Namen Stra(h)legg (Fideris) ist schwer zu entscheiden, ob noch die Bedeutung «Egg, Bergvorsprung, auf dem der Blitz einschlägt» namengebend wirkte oder ob bereits das mittelhochdeutsche sträl, sträle «Pfeil» wichtiger war, und bei Wildenberg (Falera, mit vermuteter Übertragung auf die gleichnamige Burg in Zernez) können die Eigenschaften «wild, abgeschieden» sowohl auf die Lage wie auf das Bauwerk und seine Bewohner bezogen werden. Einer ähnlichen Mehrdeutigkeit begegnen wir in den Namen Schwarzenstein (Obersaxen) «Burg auf dem schwarzen Felsen, schwarze Burg» und Tagstein (Obertagstein Thusis, Untertagstein Masein: «Burg, die früh von der Sonne beschienen wird» oder einfach «helle, glänzende Burg»), Beide Namen können sowohl die Örtlichkeit umschreiben wie auch bereits als Droh- oder Prunkgebärde verstanden werden. Der Name Tagstein (wiederholt auch als Taxstein belegt) könnte ausserdem auf ein ritterliches Jagdtier, den Dachs, anspielen (mittellateinisch taxus «Dachs»). In dieser Entwicklung hin zum Prunknamen unterscheidet sich die Burgnamengebung in Graubünden nicht vom deutschsprachigen Gebiet. Eigentliche Burgnamen: Prunk- und Trutznamen Mit einem letzten, konsequenten Schritt weg vom Örtlichkeitsnamen und hin zum Prunknamen erreichte der Burgname seine definitive, hochmittelalterliche Ausprägung. Namen dieser Art sind im Bündnerland zahlreich. Sie orientieren sich, wie z.b. Löwenberg und Löwenstein (Schleuis) oder Greifenstein (Filisur), an der Heraldik, wie Falkenstein (Igis), Hasensprung (Pratval), Bärenburg (Andeer) und vielleicht auch Tagstein, an der ritterlichen Jagd oder preisen ganz allgemein ritterliche Ideale, wie das in den Namen Baldenstein (Sils i. D.) «kühne, mutige Burg», Fryberg (Siat und Truns, dort auch

- 6 - Friedberg) «frei von Sorgen, frei von Abgaben», Frauenberg (Ruschein: ursprünglich wohl eher Frohenberg) «Burg der Herrin, der Geliebten» bzw. «frohe, heitere Burg», oder Ehrenfels (nach den ältesten Urkunden Herenfels) «hehre, vornehme, stolze Burg» der Fall ist. Zusammengesetzte Burgnamen auf -berg Der Kanton Graubünden weist eine Fülle zusammengesetzter Burgnamen auf. Wie im deutschsprachigen Gebiet wiederholen sich auch hier einige wenige Grundwörter in stets neuen Kombinationen. Besonders häufig sind Namen auf -berg: Grafenberg/Mörderburg (Gemeinde Fläsch: vermutlich aus Grauenberg entstanden, Mörderburg ist jünger und dürfte auf das Raubritterwesen anspielen), Ruchenberg (Trimmis: «rauher Berg»), Strassberg (Malix: «Burg an der Strasse»), Fel(d)sberg, La(n)genberg (Laax: «langgezogener Hügel» oder «Bergvorsprung bei Laax»), Wildenberg, Schiedberg (Sagogn: der deutsche Name taucht erst im 16. Jahrhundert auf und könnte im Sinne von «Grenzberg, -burg» auf die östliche Begrenzung der Gruob hinweisen), Löwenberg, Castelberg (Luven: «Berg, auf dem schon früher eine Burg stand»), Frohenberg, Frauenberg, Fryberg, Jörgenberg (Vuorz/Waltensburg: «Berg, auf dem eine St. Georgskirche steht»), Vogel(s)berg (Waltensburg: romanisch S. 31: Cafoghel «Haus, Burg einer Familie Vogel»), Heidenberg (Breil: «uralte», eigentlich «heidnische Burg»), Friedberg, Ringgenberg (Truns: von der gleichnamigen Stammburg am Brienzersee übertragener Name), Heinzenberg (Präz: «Berg, Burg des Heinzo» = Kurzform für Heinrich, ungewiss ist, ob der Flur- oder Burgname älter sei, jedenfalls wurde der Name der Herrschaft später auf den ganzen Berg übertragen), Rietberg (Pratval: «Burg im/am Ried»), Rauschenberg, Steinsberg (Ardez: «Burg auf dem Felsblock» oder «Berg, auf dem eine Burg steht». Bündner Burgnamen auf -stein Die Burgnamen mit dem Grundwort -stein sind in Graubünden so zahlreich, dass man von einem eigentlichen Bündner Burgnamentypus sprechen könnte: Frakstein (in der Klus, am Eingang zum Prättigau, urkundlich wiederholt als Fragenstein erwähnt: vermutlich wurden Präposition und Name in der

- 7 - Die Burgruine Kropfenstein bei Waltensburg, romanisch «Casti Grotta», Burg, die wie ein Kropf aus der Felswand herauswächst. Verbindung uf Ragenstein «beim aufragenden Stein, Fels» später falsch abgetrennt). Kapfenstein(Ober-Sansch (Küblis: «Burg, von der man Ausschau hält», zum mittelhochdeutschen Verb kapfen «schauen», vgl. «gaffen»), Falkenstein, Rappenstein (Höhlenburg im Cosenztobel bei Untervaz: vermutlich nach dem Aufenthalt von Raben so benannt), Lichtenstein (Haldenstein: zum mittelhochdeutschen Adjektiv liecht «hell, glänzend»), Grottenstein (Höhlenburg bei Haldenstein: im 17. Jahrhundert als Krottenstein «Burg, in der Kröten Unterschlupf finden», dann allmählich in Grottenstein umgewandelt), Haldenstein, Löwenstein, Kropfenstein (Waltensburg: «Burg, die wie ein Kropf aus der Felswand herauswächst», im Romanischen umgewandelt in Casti grotta «Grotten-, Höhlenburg») Schwarzenstein, Saxenstein (Obersaxen: «Burg im Besitz der Familie Sax» oder «Burg von Obersaxen», erst später durch falsche Abtrennung zu Axenstein geworden), Ortenstein, Schauenstein (Cazis), Tagstein, Baldenstein, Haselstein,

- 8 - Has(s)enstein, Wergenstein (Deutung unsicher, evtl. mit roman. guargia «Warte» zusammengesetzter Name «Burg, auf der man Ausschau hält»), Greifenstein. Die Häufung von Namen auf -stein ist von der Bündner S. 32: Topographie her nicht erstaunlich. Sie macht nochmals deutlich, dass die Erbauer oder Besitzer von Burgen bemüht waren, im Namen die topografische Lage möglichst genau wiederzugeben. Inneres der Burgruine Haldenstein, Namen Variante von Halda.

- 9 - Andere Zusammensetzungen in Burgnamen Zusammensetzungen mit andern Grundwörtern als -berg und -stein sind in Graubünden erstaunlich selten. Insbesondere fällt auf, dass Namen auf -egg, die im Voralpengebiet überaus verbreitet sind, im Bündnerland nur gerade viermal vorkommen, nämlich in den Namen Wynegg, Strahlegg, Grüneck und Moregg (Obersaxen: Der Name taucht erst im 16. Jahrhundert auf und dürfte sich auf den Familiennamen eines Besitzers, Mohr, beziehen). Daneben bleiben ein paar wenige Grundwörter, die auch im übrigen Gebiet der Schweiz nicht sonderlich häufig vorkommen. Zusammensetzungen mit -burg liegen vor in Neu(en)burg (Untervaz: Übertragung von der Neuburg bei Götzis, Vorarlberg) und Bärenburg, solche mit -fels in Grünenfels und Ehrenfels und schliesslich begegnen wir dem Grundwort -au in Friedau (Zizers: «eingehegte Au» hier wohl «Burg, die Sicherheit gewährt, die den Frieden sichert»), Wackenau (Bonaduz: «Au, Land am Wasser mit Flusskieseln») und Fürstenau («Au, Burg des Fürsten», gemeint ist der Fürstbischof von Chur). Deutsche Burgnamen in Graubünden Die breite Streuung deutscher Burgnamen im rätischen Gebiet hat wiederholt unsere Aufmerksamkeit geweckt. Hätten romanischsprachige Burgbewohner einem Modetrend gehorchend diese Namen einfach aus dem deutschsprachigen Unterland übernommen, so hätten sie damit die topografische Lage ihrer Wohnsitze kaum so treffsicher wiedergegeben. Auch müssten dann im deutschsprachigen Umland stets Parallelen zu finden sein. Das ist nicht der Fall. Daher bleibt nur die Schlussfolgerung, dass die namengebende Schicht, d.h. also der hohe und der niedere Adel, die deutsche Sprache beherrschte. Die Burgnamengebung bestätigt hierin die Forschungsergebnisse von Otto P. Clavadetscher, F. Pieth und Iso Müller, die alle auf eine massive Verdeutschung des Adels in Graubünden seit dem 9. Jahrhundert hingewiesen haben. Deutliche Zeichen dieses Prozesses sind die Tatsachen, dass seit 843 nur deutsche Bischöfe in Chur residierten, dass schon im 9. Jahrhundert die deutschen Namen in den Mönchslisten gewaltig anwuchsen, dass sich in Rätien das deutsche Recht durchsetzte und dass bei den bedeutenden Adelsgeschlechtern des 12. Jahrhunderts fast ausnahmslos deutsche Vornamen

- 10 - belegt sind. Ansätze, romanischsprachige Burgnamen zu schaffen, zeichnen sich in den frühbezeugten Namen Juvalt (siehe oben), Belmont (Flims: «schöner Berg») und Aspermont (Alt-Aspermont Trimmis, Neu-Aspermont Jenins: «rauher Berg») ab. Auch Hoch-Rialt (Sils i. D.: «hohes Ufer», das jüngere Hohenrätien geht auf Ägidius Tschudi zurück, der in seiner «Rhetia» von 1538 den Namen Realt von Rhetia alta «Hohen-Rätien» herleitete), Belfort (Brienzouls: «schön und stark», französisch Fort «Festung» ist jünger), Montalt (Riein?: «ho her Berg»), Guardaval (Madulein: «Wache über das Tal») und Tschanüff (Ramosch: «neue Burg») dürften, obwohl erst später belegt, in derselben Linie liegen. Obwohl recht angesehene Geschlechter solche Namen schufen, setzten sich in Graubünden dennoch deutsche Burgnamen durch. Es scheint, als hätte die herrschende Schicht ihre elitäre deutsche Sprache in diesen Namenschöpfungen stolz zur Schau getragen. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 01/2012 - - - - - - - -