Wie bilden sich Verbraucher ihre Meinung zur Grünen Gentechnik?

Ähnliche Dokumente
Marketing in Widerstandsmärkten

Wahrnehmung und Bewertung der Gentherapie in Deutschland

Verbrauchererwartungen bei Öko-Lebensmitteln. Umfrage der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

Umfrage zum Thema Cholesterin

Meinungen und Einstellungen der ÖsterreicherInnen zum Thema Gentechnik

Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln

BfR-Verbraucher MONITOR

! " # " $ " %& '( )* + &! " , + -. % /,! 0 ", "'( 12* 3 4, "5 6,","

BfR-Verbraucher MONITOR

BfR-Verbraucher MONITOR

Dialego Market Research Online For Better Decisions

90 Prozent der Deutschen haben schon einmal etwas von gentechnisch veränderten Lebensmitteln gehört

Meinungen zur Digitalisierung im Lebensmittelmarkt

Jugendliche und nachhaltiger Konsum

Ernährungswirtschaft aus. Branche

Bettina Heberer. Grüne Gentechnik. Hintergründe, Chancen und Risiken

Muster zur Vorbereitung auf die DSH Prüfung

Meinungen zu gesunder Ernährung

VERSTEHEN UND VERARBEITEN EINES LESETEXTES

Fokusgruppen zur Erhebung der öffentlichen Meinung zum Genome Editing

Wissensplattform Nanomaterialien

GutAchten. Kulturelle Akzeptanz Nahrungsergänzungsmittel. Gesundheitliche Folgen. Vitaminangereichtere Nahrungsmittel. Ernährungsgewohnheiten

Transparenz bei tierischen Produkten. Claudia Sprinz, Sprecherin Online Einkaufsratgeber Wien,

78 Prozent der Deutschen wollen kein Genfood. Umfrage des Meinungsforschungsinstituts FORSA für SLOW FOOD Deutschland. 19.

BfR-Verbraucher MONITOR

Bürger versus Konsumentenpräferenzen

Meinungen und Einstellungen der Bürger zur Milchwirtschaft in Deutschland 2017

Was wünschen sich Naturkosmetik-Verwender_innen?

Wichtigkeit der Aufgabenbereiche der Landwirtschaft

Bürgerhaushalte und Ratsentscheidungen

Warum verschwenden wir Lebensmittel? Erkenntnisse aus der ersten Bevölkerungsbefragung zu Food Waste in der Schweiz

allensbacher berichte

Akzeptanz des Geothermie-Kraftwerks bei den Bürgern im Kreis Groß-Gerau. forsa. Q /13 Gü/Wi

Österreich vier Wochen vor der Nationalratswahl Nr. 18

Vertrauen in Medien-Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt Eine Umfrage im Auftrag des NDR-Medienmagazins ZAPP Dezember 2014

Unterrichts- und Trainingsmaterial zum QS-System. Allgemeine Informationen zum QS-System

Die Mehrheit der deutschen Verbraucher reagiert nach eigenen Angaben auf den Dioxinskandal; regionale Anbieter profitieren am meisten

Hauptsache billig!? Verbraucherverhalten zwischen Anspruch und Wirklichkeit

S P E C T R A K T U E L L EINSTELLUNG DER ÖSTERREICHER ZUR EU DEUTLICH VERBESSERT 6/02. I:\PR-ARTIK\Aktuell02\06\Deckbl-Aktuell.

Die Nanotechnologie in der gesellschaftlichen Wahrnehmung

Experten-Umfrage: Impfungen und Impfverhalten

Einführung des gesetzlichen Mindestlohns Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des DGB

Umfrage zum Thema Medikamente und Straßenverkehr

Kommt von hier, schmeckt auch Dir!

Bevölkerungsbefragung Komplementärmedizin April 2014

meinungsraum.at 20. März 2009 Ostern Ostern 21. März 2009 Seite 1

Ernährungssicherheit Arbeitsauftrag

Pflanzenschutzmittel Fakten statt Hysterie Gefahr, Risiko oder Sicherheit

Meinungen und Einstellungen der Bundesbürger zur heimischen Erdgas- und Erdölförderung

Kundenbefragung Textilsiegel 2006

Gentechnik ist weder gut noch böse. Sie gibt uns neue

Arbeitsblätter. Kritische Auseinandersetzung mit dem ökologischen Landbau

Arbeitsblatt: Gentherapie

3. Nationale Ackerbautagung Qualitätsanforderungen aus Sicht Detailhandel heute und in Zukunft Extrakt für Intranet

Sicherheitswahrnehmungen im 21. Jahrhundert. Eine Einführung. Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jörg Albrecht

Kann die Gentechnik als Innovationsund Jobmotor dienen? Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen?

Ernährungssicherheit Arbeitsauftrag

EINKAUF VON BIO- LEBENSMITTELN IN ÖSTERREICH

ATV Österreich.Trend. 7. Welle, Oktober Dr. Peter Hajek, Mag. Alexandra Siegl, MSc. Inhaltsverzeichnis. ATV Österreich.Trend

Food&Democracy GVO-freie Regionen Die Sicht einer Konsumentenorganisation

Zuckerreduzierte und zuckerfreie Lebensmittel die Sicht der Verbraucher

Bio in deutschen Metropolen hoch im Kurs

allensbacher berichte

Wie können Lebensmittel sicherer werden?

ESSENTIAL. mit Mangostan, Acai & Aloe Vera 900ml

Mehr Industrie wagen in Dessau-Roßlau

SORA Institute for Social Research and Consulting

Assoziationen zum Begriff Bio

Tabak: Einstellungen zu Werbung, Preiserhöhungen und Verkaufseinschränkungen (Zusammenfassung)

Bürgerbeteiligung und Direkte Demokratie in Baden-Württemberg

Verpackungsfreie Lebensmittel Nische oder Trend?

Nanotechnologie: Ergebnisse der ersten deutschen Verbraucherkonferenz Dr. René Zimmer

Studie Risikobewusstsein Hamburger Bürger für den Klimawandel 2013

Meinungen und Einstellungen der Bürger zur Milchwirtschaft in Deutschland. 18. Januar /Q5602 Gü, Le/Bü

Stimmungsbild Onshore in Baden-Württemberg Ergebnisbericht. C-K Richard Schmidt Oktober 2016

I. Das Thema. Besucher-Umfrage zur geplanten Sonderausstellung Anthropozän - Natur und Technik im Menschenzeitalter

Religionsmonitor 2013

Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer & Dr. Kirstin Hallmann Factsheet zur Studie Akzeptanz des Spitzensports,

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Studie Risikobewusstsein Hamburger Bürger für Naturkatastrophen 2010

Mai TNS Emnid Das Political Image Social der deutschen Landwirtschaft

Grüne Gentechnologie in der Schweiz Aktuelle Situation und Moratorium

Impfen in Deutschland. Viele kennen ihren aktuellen Impfschutz nicht Mehrheit der Bevölkerung für Impfpflicht gegen Masern

Ihr Küchenteam. Ernährung heute

Bernhard Gill / Karin Boschert Institut für Soziologie; Universität München (LMU)

Apotheke vor Ort oder Versandhandel? AbbVie Healthcare Monitor erhebt Meinung der Bevölkerung

Präsentation der Umfrage Drogen der Firma EARSandEYES GmbH, Institut für Markt- und Trendforschung

EIMO-Studie zur Akzeptanz von Sportgroßveranstaltungen in der deutschen Bevölkerung am Beispiel der Olympiabewerbung München 2018

BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG. Stillen in der Öffentlichkeit Gesellschaftlich akzeptiert? Dr. Severine Koch

Stimmungsbild Onshore in Baden-Württemberg

Informationsverhalten und Informationsbedürfnis der Konsumenten zum Thema Nachhaltigkeit

Zur aktuellen Situation des Ehrenamtes in der Flüchtlingshilfe

Wie tickt der Autofahrer? Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zum Carsharing im Auftrag des ADAC

Trend-Vorsorge. Der DIA Deutschland-Trend. 9. Befragungswelle 1. Quartal Einstellungen zur Altersvorsorge. Köln, 21.

Gentechnikfreiheit und Regionalität - ein Erfolgsrezept für die Zukunft?

Lebensmittel und Gentechnik

KLIMAWANDEL 2009 Standard-Eurobarometer-Umfrage (EB71 EP/Kommission): Januar/Februar 2009

Betriebs- und Flächenentwicklung verbandsangehöriger Bio-Erzeugerbetriebe

Bewertung des gesetzlichen Mindestlohns Eine Studie von infratest dimap im Auftrag des DGB Juli 2017

Transkript:

DAF-Tagung 2009 IV: Echte oder gefühlte Risiken wovon lassen wir uns leiten? Wie bilden sich Verbraucher ihre Meinung zur Grünen Gentechnik? Dr. Christoph Willers Braunschweig, 30. Oktober 2009 AFC Risk & Crisis Consult -1-

Die Grüne Gentechnik wird vom Verbraucher skeptisch bis ablehnend betrachtet Die Gen- und die Biotechnologie gelten als Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Die Anwendungen dieser Technologie in der Lebensmittelproduktion sind in Europa höchst umstritten. Die Ergebnisse von Akzeptanz-Umfragen sind geprägt von Skepsis und Ablehnung: Die Deutschen sind mehrheitlich gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel. Ein Angebot (kennzeichnungspflichtiger) gentechnisch veränderter Lebensmittel wird bislang vermieden. Es hat sich ein Widerstandsmarkt entwickelt, der durch eine öffentliche Phantomdiskussion bzw. Phantomprodukte geprägt wird. AFC Risk & Crisis Consult -2-

Widerstandsmärkte finden sich in erhöhtem Maße im Agrar- und Lebensmittelsektor hoch Skandalisierte Produkte Stellvertreterkonflikt Intensitätsdimension Obst/ Chips Gemüse (Acrylamid) (Pestizide) Geflügel Geflügel (Vogelgrippe) (Nitrofen) Mikrowelle Rindfleisch (BSE) Bestrahlte Lebensmittel Kosmetik Handy (Tierversuche) Eier (Cholesterin) Grüne Gentechnik Atomenergie Käfigeier gering Gesellschaftliche Trends Dauerkonflikt gering Zeitdimension hoch Widerstand gegen die Grüne Gentechnik als stellvertretende Kritik am modernen Menschen, als moralischer Schutz gegen (unkontrollierbare) technische Veränderungen und wahrgenommene Risiken. AFC Risk & Crisis Consult -3-

Die Einstellung zur Grünen Gentechnik ist von Verunsicherung und Skepsis geprägt Frage: Welche der folgenden Aussagen trifft am ehesten auf Sie zu? Die Nutzung von Gentechnik zur Herstellung von Lebensmitteln ist absolut entgegen meiner persönlichen Überzeugung Ich lehne die Nutzung von Gentechnik zur Herstellung von Lebensmitteln gefühlsmäßig ab Ich bin weder für noch gegen die Nutzung von Gentechnik zur Herstellung von Lebensmitteln Ich bin eher für die Nutzung von Gentechnik zur Herstellung von Lebensmitteln Ich bin aus Überzeugung absolut für die Nutzung von Gentechnik zur Herstellung von Lebensmitteln Quelle: Willers 2007, Basis: n = 1.000 (Total) 10 % 2 % 25 % 31 % 32 % 56% 12% 0% 10% 20% 30% 40% Die Grundhaltung ist bei über der Hälfte der Bevölkerung negativ 56 % lehnen Gentechnik ab. 31 % folgen dabei eher ihrem Gefühl, aber nur 25 % ihrer persönlichen Überzeugung. Immerhin 1/3 der Bevölkerung ist unentschieden. AFC Risk & Crisis Consult -4-

Es fehlt eine aktive Erfahrung mit der Grünen Gentechnik Die Gentechnik im Agrar- und Lebensmittelsektor entzieht sich für den Laien der sensorischen Wahrnehmung. Das Erkennen ist (bzw. wäre) für den Verbraucher nur durch die gesetzliche Kennzeichnungspflicht möglich. Aber: Kennzeichnung wird nicht als Informations-, sondern vielmehr als Warnhinweis interpretiert. Die Gentechnik hat somit kaum ein Gesicht und wenn, dann nur ein negatives. Es ist wesentlich einfacher, dem Risiko der Grünen Gentechnik ein Gesicht zu geben als den potenziellen Vorteilen. AFC Risk & Crisis Consult -5-

Die gestützte Wahrnehmung der Grünen Gentechnik aktiviert ein Schema Klonen Materialismus Schaden unnatürlich Eingriff Gott spielen Verbrechen Perfektion Missbrauch Manipulation Labor G E N T E C H nisch veränderte Lebensmittel Quelle: Willers 2007 AFC Risk & Crisis Consult -6-

Viele Verbraucher erkennen keine Vorteile Frage A: Welche Vorteile können Ihrer Meinung nach Lebensmittel haben, die gentechnisch verändert wurden? Frage B: Und was kann für Sie persönlich als Verbraucher der Vorteil sein, wenn Sie gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen? Qualität der Lebensmittel Lebensmittel sind länger haltbar Lebensmittel sehen besser aus Geschmacksintensivere Lebensmittel Gesundheitliche Vorteile (gesünder, Lebensmittel haben mehr Vitamine, Krankheiten werden verhindert, Lebensmittel sind weniger chemisch belastet) Volkswirtschaftliche Vorteile (ertragsteigernd, verringert Hungersnot, (mehr) Gewinn für Unternehmen) Landwirtschaftliche Vorteile (Pflanzen werden widerstandsfähiger) Keine Vorteile Weiß nicht, keine Angabe 19% 11% 6% 4% 8% 19% 11% 41% 14% Günstigere Preise Lebensmittel sind länger haltbar Gesünder, Krankheiten werden verhindert Keine Vorteile Weiß nicht, keine Angabe 26% 13% 7% 42% 9% Quelle: Willers 2007 Nur häufigste Nennungen (> 4%), Mehrfachnennungen Basis Frage A: n = 1000 Basis Frage B: n = 452 (konnte Vorteil in Frage A nennen) AFC Risk & Crisis Consult -7-

In der Wahrnehmung dominieren die gesundheitlichen Nachteile gentechnisch veränderter Lebensmittel Frage: Welche Nachteile können Ihrer Meinung nach Lebensmittel haben, die gentechnisch verändert wurden? Gesundheitliche Nachteile (ungesund, gesundheitliche Risiken, Allergieauslöser, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, hat Auswirkungen auf den Körper Qualität der Lebensmittel Geschmack (Geschmack fällt weg, schmeckt schlechter, Geschmacksveränderungen) Nicht naturgemäß (keine natürlichen Produkte mehr) Mangelnde Aufklärung/unerforscht/Informationsmangel (noch nicht ausreichend erforscht, zu junge Disziplin, Informationsmangel, viele offene Fragen) Schaden für Natur/ökologisches Gleichgewicht (schlecht für die Umwelt, Biodiversität wird zerstört) Allgemeine Nennungen (Risiken allgemein) Keine Nachteile Weiß nicht, keine Angabe 42% 17% 9% 8% 17% 7% 4% 13% 16% Quelle: Willers 2007. Basis: n = 1.000 Befragte, nur häufigste Nennungen (> 4%), Mehrfachnennungen AFC Risk & Crisis Consult -8-

Gestützte Abfrage von Vor- und Nachteilen gentechnisch veränderter Lebensmittel (I) Frage: Sagen sie mir bitte für jede Aussage anhand einer Skala von 1 bis 5, wie glaubwürdig Sie diese finden. (1 = voll und ganz glaubwürdig / 5 = überhaupt nicht glaubwürdig) Pflanzen werden widerstandsfähiger/resistenter gegen Schädlinge Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann verringert werden Gentechnik ist ein Wirtschaftszweig, der neue Arbeitsplätze schafft Kann Beitrag zur Lösung der Ernährungsprobleme in der Dritten Welt leisten Alle gentechnisch veränderten Pflanzen werden vor Zulassung umfangreich auf Sicherheit geprüft Alle gentechnisch veränderten Lebensmittel werden ausreichend gekennzeichnet Einhaltung der Kennzeichnungspflicht wird ausreichend kontrolliert Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind kontrollierbar 14 20 48 24 46 33 40 29 37 39 28 42 22 50 21 63 0% 25% 50% 75% Quelle: Willers 2007. Basis: n = 1.000 Befragte, Skalenwert 3 wurde nicht berücksichtigt Hohe Glaubwürdigkeit (Skalenwert 1; 2) Niedrige Glaubwürdigkeit (Sklalenwert 4; 5) AFC Risk & Crisis Consult -9-

Gestützte Abfrage von Vor- und Nachteilen gentechnisch veränderter Lebensmittel (II) Gentechn. v. Lebensmittel sind besonders lange haltbar Gentechn. v. Lebensmittel sehen besonders ansprechend aus Gentechn. v. Lebensmittel wirken sich langfristig negativ auf die Gesundheit des Menschen aus Gentechn. v. Lebensmittel können für günstigeren Preis angeboten werden Allergieauslösende Substanzen können aus Lebensmitteln entfernt werden Gentechn. v. Lebensmittel sehen besonders künstlich aus Gentechn. v. Lebensmittel verändern den menschlichen Körper Gentechn. v. Lebensmittel schmecken besser als konventionelle Lebensmittel 8 18 21 25 44 41 31 40 33 31 34 31 36 30 51 59 0% 20% 40% 60% Quelle: Willers 2007. Basis: n = 1.000 Befragte, Skalenwert 3 wurde nicht berücksichtigt Hohe Glaubwürdigkeit (Skalenwert 1; 2) Niedrige Glaubwürdigkeit (Sklalenwert 4; 5) AFC Risk & Crisis Consult -10-

Derzeit wird keine Chancen- sondern eine Risiko-Kommunikation vollzogen Dem wahrgenommenen Risiko durch den Verbraucher kommt bei der Grünen Gentechnik eine große Bedeutung zu, z.b. gesundheitliche Nachteile 42 %. Motive, die zu einer Befürwortung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln führen, also die empfundenen Chancen der Grünen Gentechnik, werden derzeit nahezu vollständig von den Risikoaspekten überlagert. Hinzu kommt der große Anteil derer, die gar keine Vorteile (41 %) sehen. Risikoargumente haben einen politischen Reiz und sind in hohem Maße konsensfähig. Der Forderung nach besserem Schutz vor den Gefahren einer Technik kann nicht ernsthaft widersprochen werden. AFC Risk & Crisis Consult -11-

Es existiert kein klar umrissener Begriff von Risiko bei der Kontroverse über die Gentechnik Wie bei der Kernenergie besteht die Tendenz, die unterschiedlichen Motive der Kritik möglichst vollständig in der Risikothematik unterzubringen. Erosion von Wertvorstellungen politische Fehlentwicklung nicht sozialverträglich Erklärung, warum Widerstände gegen neue Technik vorzugsweise als Risikokritik politisch operationalisiert werden. Möglichkeiten des Missbrauchs nicht umweltverträglich Konkrete Gefahren für Rechtsgüter (Leben etc.) Gefahrenverdacht hypothetische Gefahren Quelle: v. d. Daele 1993 AFC Risk & Crisis Consult -12-

Das Wissen über die Grüne Gentechnik wird zufällig und passiv erworben Frage: Welche der folgenden Aussagen trifft am ehesten auf Sie zu? Ich habe schon mal aktiv nach Informationen zum Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel gesucht Habe mich bisher nicht aktiv zum Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel informiert, eher zufällig Informationen wahrgenommen Habe mich bisher noch nie mit dem Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel befasst oder Informationen wahrgenommen 11 % 68 % 16 % Ich diskutiere häufig über das Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel Bei aktuellen Meldungen zum Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel unterhalte ich mich oft darüber Ich rede nie über das Thema Gentechnisch veränderte Lebensmittel Wollte mich schon mal zum Thema 42 % Gentechnisch veränderte Lebensmittel informieren weiß aber nicht, 4 % wo man solche Informationen bekommen kann 0% 50% 100% 0% 50% 100% 9 % 48 % Quelle: Willers 2007. Basis: n = 1.000, Weiß nicht = 1% AFC Risk & Crisis Consult -13-

Es lassen sich fünf voneinander zu differenzierende Einstellungstypen ermitteln Ablehner AFC Risk & Crisis Consult -14- Misstrauisch- Ängstliche Desinteressierte Aufge- schlossen- Ängstliche Befürworter 16 % 30 % 18 % 20 % 16 % Sind aus Überzeugung gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel affektiv ab zeigen kein Involvement / sind weder dafür noch dagegen auf affektiver Ebene noch nicht überzeugt, auf rationaler Ebene jedoch aufgeschlossen sind positiv ggü. gentechnisch veränderten Lebensmitteln eingestellt Ablehnung Befürwortung Misstrauen Vertrauen Quelle: Willers 2007

Das Produktbild eines gentechnisch veränderten Lebensmittels ist unprägnant Aktive Wahrnehmung basiert auf Annahmen, welche aufgrund von Erfahrungen erfolgen. Bisher: Fehlende Erfahrung mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Rückgriff auf Hypothesen bzw. negativ geprägtes Schema als entlastende Komponente. Hypothesen basieren wiederum auf der Wahrnehmung (hier: unprägnant) und dem Wissensstand (hier: gering). Aufbrechen des derzeitigen Dilemmas der Grünen Gentechnik Es existiert ein Widerstandsmarkt, der sich durch ein Produktangebot und eine zielgruppenspezifische Kommunikation regulieren könnte dies wird aber bislang aufgrund der postulierten Widerstände vermieden. AFC Risk & Crisis Consult -15-

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dr. Christoph Willers AFC Risk & Crisis Consult GmbH Dottendorfer Str. 82 53129 Bonn +49-228-98579-54 christoph.willers@afc.net www.afc-rcc.de AFC Risk & Crisis Consult -16-