Partnerschaft Eine Befragung von Ehepaaren



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Transkript:

Institut für Soziologie Partnerschaft Eine Befragung von Ehepaaren Bericht für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Das Projekt wurde durchgeführt mit Fördermitteln der

Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Wir haben Sie im Februar 2008 angeschrieben und gebeten, uns bei einer sozialwissenschaftlichen Befragung von Berliner Ehepaaren zu unterstützen. Insgesamt haben 1.139 Ehepaare die Fragebögen ausgefüllt und an uns zurückgesendet. Damit haben Sie uns sehr geholfen. Seit der Befragung sind zwei Jahre vergangen, in denen wir einen Großteil der Daten auswerten konnten. In dieser Broschüre haben wir einige der Ergebnisse für Sie zusammengestellt. Ein Hauptziel der Studie war es, Ehen zwischen deutschen Männern und Frauen aus dem Ausland zu untersuchen. Deshalb haben wir nicht nur Paare mit zwei deutschen Partnern befragt, sondern auch Paare, bei denen die Frau aus Thailand, Brasilien, Polen oder Russland stammt. In diesem Bericht stellen wir Ihnen Ergebnisse vor, die sich auf diese Ehen beziehen. Binationale Paare sind für uns unter anderem deshalb interessant, weil diese Ehekonstellation in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger geworden ist. Insbesondere deutsche Männer heiraten immer häufiger eine Frau aus dem Ausland. Inzwischen hat bei etwa 1 von 10 Hochzeiten deutscher Männer die Frau eine ausländische Staatsbürgerschaft. Am häufigsten stammen die Ehefrauen aus Osteuropa, dann folgen mit großem Abstand Westeuropa, Ostasien und Lateinamerika. Eheschließungen zwischen deutschen Männern und ausländischen Frauen 2007 Frau aus Zahl der Heiraten Osteuropa und ehem. UdSSR 12.227 Westeuropa 4.292 Ostasien 3.188 Lateinamerika 1.518 Afrika 855 Nordamerika 445 Quelle: Statistisches Bundesamt Wir haben die Stichprobe unserer Befragung so gewählt, dass die jeweils häufigsten Länder aus den ersten vier Regionen vertreten sind (außer Westeuropa): Polen und Russland sind die häufigsten osteuropäischen Herkunftsländer, Thailand ist das häufigste ostasiatische Land und die meisten lateinamerikanischen Ehefrauen stammen aus Brasilien. Bei einem Teil dieser Eheschließungen stammen die Männer selbst aus dem Ausland und haben inzwischen einen deutschen Pass; teilweise hat die Frau noch eine ausländische Staatsangehörigkeit, lebt aber schon länger in Deutschland. Paare mit diesen Partnern lassen wir hier aus. In diesem Bericht untersuchen wir nur Paare, bei denen der Mann

in Deutschland geboren ist oder bei der Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit hatte und mindestens ein Elternteil des Mannes Deutsch als Muttersprache hat. In der Gruppe mit deutschen Frauen treffen die gleichen Kriterien auch auf die Frau zu. Bei Paaren mit einer ausländischen Frau muss die Frau im Ausland geboren sein und bei der Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben. Außerdem berücksichtigen wir nur Paare, bei denen die Eheschließung nicht mehr als sieben Jahre vor oder drei Jahre nach der Migration der Frau stattgefunden hat. Auf den folgenden Seiten gehen wir auf verschiedene Aspekte ein. Zuerst betrachten wir, wie sich Paare mit deutschen Männern und ausländischen Frauen kennenlernen. Dann versuchen wir zu bestimmen, ob es Unterschiede zwischen Männern gibt, die deutsche Frauen heiraten und Männern, die sich für eine Frau aus dem Ausland entscheiden. Schließlich betrachten wir noch einige Aspekte des Ehealltags, wie die in der Ehe gesprochenen Sprachen und die Anzahl der Kinder in der Ehe. Wege des Kennenlernens Am Anfang der Paarbeziehung steht die Begegnung der beiden Partner. Uns interessierte deshalb, in welchen Situationen sich binationale Paare kennenlernen. Zuerst haben wir gefragt, in welchem Land sie sich begegnet sind. Das Ergebnis überrascht ein wenig: Nur 44 Prozent der befragten binationalen Paare haben sich in Deutschland kennengelernt. Etwas mehr als die Hälfte, 52 Prozent sind sich im Herkunftsland der Frau begegnet und 4 Prozent in noch einem anderen Land. Die Mehrheit dieser Beziehungen ist also dadurch zustande gekommen, dass sich der Mann im Ausland aufgehalten hat und dort eine Frau kennengelernt hat. Daraufhin wollten wir wissen, bei welchen Gelegenheiten sich jene binationale Paare begegnen. Das Ergebnis ist eindeutig: Am allerwichtigsten für das Kennenlernen des Partners sind. Das gilt sowohl für die Männer mit deutschen Frauen (über kennengelernt: 33 Prozent) als auch für binationale Paare (siehe Grafik auf der nächsten Seite). Dabei ist es in fast allen Fällen egal, ob sich das Paar in Deutschland oder im Herkunftsland der Frau kennenlernt gemeinsame des Paares werden zu Heiratsvermittlern. Bei Paaren mit deutschen Frauen spielt abendliches die zweitgrößte Rolle (23 Prozent). Auch bei binationalen Paaren, die sich in Deutschland begegnen, steht das an zweiter Stelle. Besonders Paare mit brasilianischen Frauen treffen sich häufig auf diese Weise. Während sich allerdings 18 Prozent der Paare mit deutschen Frauen auf der treffen, spielt diese Art bei binationalen Paaren nur eine geringe Rolle, besonders wenn die Frau aus Thailand oder Brasilien stammt.

Deutsche Männer und ausländische Frauen: Wege des Kennenlernens Kennengelernt in Deutschland Kennengelernt im Herkunftsland Russland Polen Brasilien Thailand 0 0 6 5 5 5 6 17 12 15 18 11 14 14 26 48 43 51 40 65 Russland Polen Brasilien Thailand 2 3 5 10 15 14 12 11 13 17 20 23 24 23 25 26 26 35 36 60 0 20 40 60 Prozent 0 20 40 60 Prozent Wenn sich jene Paare im Herkunftsland der Frau begegnen, sind zwar immer noch sehr wichtig, sie verlieren aber an Bedeutung. Der Kontext wird wie zu erwarten war wichtiger. Männer, die thailändische Frauen heiraten, lernen ihre Partnerinnen überwiegend im kennen, spielen hier nur eine untergeordnete Rolle. In Russland lernen deutsche Männer ihre Frauen häufig im Zusammenhang mit ihrer kennen dies ist jedoch nicht auf die Entsendung von Facharbeitern der DDR in die Sowjetunion zurückzuführen. Die meisten dieser Ehen sind nach 1990 entstanden, und daran sind ebensoviele westdeutsche wie ostdeutsche Männer beteiligt. Bestimmungsfaktoren für die Heirat einer ausländischen Frau Jedes Jahr heiraten mehrere Tausend deutsche Männer Frauen aus dem Ausland. Wir wollten wissen, ob sich diese Männer von jenen Männern unterscheiden, die eine deutsche Frau heiraten. Tatsächlich finden sich Unterschiede zwischen beiden Gruppen von Männern. Alter bei der Paarbildung. Je älter deutsche Männer sind, umso schwieriger ist es für sie allein wegen des Geschlechterverhältnisses, eine Frau zu finden. Da auf 100 neugeborene Mädchen 105 Jungen geboren werden, gibt es ein Ungleichgewicht, wenn sich Paare zusammenfinden. Zu Anfang ist das Geschlechterverhältnis noch relativ ausgeglichen, es wird aber im Lebensverlauf immer ungünstiger. Wenn z. B. 80 Frauen und Männer zusammen sind, gibt es gegenüber 25 Männern nur noch 20 alleinstehende Frauen. Ab dem Alter von 24

Jahren wird es für deutsche Männer besonders schwierig, eine ungebundene Partnerin zu finden. Wir haben deshalb überprüft, wie alt die Männer bei der Paarbildung waren. Wir nahmen an, dass Männer, die über 24 Jahre alt sind, größere Schwierigkeiten haben, eine Frau in Deutschland zu finden und deshalb eine Frau im Ausland suchen. Alter des Mannes bei der Paarbildung Häufigkeit Frau aus... Deutschland Thailand, Brasilien, Polen, Russland 16 26 36 46 56 66 76 Paarbildungsalter Das Ergebnis ist deutlich: Die meisten Männer, die eine deutsche Frau heiraten, lernen diese schon vor ihrem 24. Lebensjahr kennen, also bevor das Geschlechterverhältnis besonders ungünstig wird. Männer, die später nach einer Partnerin suchen, entscheiden sich häufiger für eine ausländische Partnerin. Wir schließen daraus, dass Männer, die aufgrund ihres Alters größere Schwierigkeiten haben, eine Partnerin in Deutschland zu finden, eher eine Frau aus dem Ausland wählen. Das heißt aber nicht, dass sie noch nie eine Partnerin hatten: Von den Männern, die später eine Frau aus dem Ausland heiraten, waren schon vorher 83 Prozent in einer festen Partnerschaft und 36 Prozent waren auch schon verheiratet. Ihre vorherigen Partnerschaften haben aber zu einem ungünstigen Zeitpunkt geendet, als die meisten Frauen in Deutschland bereits vergeben waren. Der Wunsch nach bestimmten Eigenschaften. Bei der Wahl des Partners spielen nicht nur die Möglichkeiten, sondern auch die Wünsche des Suchenden eine wichtige Rolle. Wir wollten deshalb untersuchen, ob Männer mit bestimmten Vorstellungen eher eine Frau aus dem Ausland heiraten als eine deutsche Frau. Um dies zu beantworten, haben wir alle teilnehmenden Männer gefragt, was eine Frau für sie attraktiv macht. Die beiden Gruppen von Männern legen in der Tat tendenziell unterschiedlich großen Wert auf mehrere Eigenschaften. Männern, die eine Frau aus dem Ausland heiraten, ist es etwas wichtiger, dass

die Frau jugendlich und körperlich attraktiv ist. Außerdem sind sie in Bezug auf die Rollen von Männern und Frauen etwas traditioneller eingestellt, das heißt sie sind stärker der Meinung, dass Männer andere Aufgaben übernehmen sollten als Frauen. Mit der Heirat einer Frau aus einem der vier Länder können jene Männer auch eher eine Partnerin finden, die ihren Vorstellungen entspricht. In den vier Ländern Thailand, Brasilien, Polen und Russland heiraten die Menschen durchschnittlich früher, sie sind durchschnittlich schlanker und sie vertreten traditionellere Geschlechterrolleneinstellungen als die Menschen in Deutschland. Deshalb können deutsche Männer dort auch im Verhältnis zu ihnen selbst jüngere, schlankere und traditioneller eingestellte Heiratspartnerinnen finden als in Deutschland. Die zunehmende globale Mobilität ermöglicht es ihnen, eine Partnerin zu finden, die besser zu ihren Vorstellungen passt. Zusammenleben In unserer Studie ging es nicht nur um das Kennenlernen und die Partnerwahl, sondern auch um die Zeit nach der Heirat. Wenn Paare mit deutschen Männern und Frauen aus dem Ausland zusammen in Deutschland leben, müssen sie sich in vielen alltäglichen Angelegenheiten miteinander arrangieren. Wir gehen im Folgenden auf die Sprache ein, die beide Partner miteinander sprechen und auf die Zahl der Kinder. Sprache. Ein Aspekt des Zusammenlebens ist die Sprache, die die Partner untereinander verwenden. Wir wollten wissen, ob die Paare ausschließlich Deutsch miteinander sprechen, oder ob die Muttersprache der Frau für das Paar weiterhin von Bedeutung ist (siehe Grafik auf der nächsten Seite). Betrachten wir zuerst die Paare mit Frauen aus Thailand, Polen und Russland. Diese Paare kommunizieren vorwiegend auf Deutsch miteinander. Bei Paaren mit Frauen aus Polen und Russland sind es sogar etwa zwei Drittel, die nur Deutsch miteinander sprechen. Die Muttersprache der Frau spielt für diese Paare eine untergeordnete Rolle. Nur 23 Prozent (Thailand) bis 31 Prozent (Polen) sprechen neben Deutsch auch die Muttersprache der Frau. Außerdem verwenden nur 1 Prozent (Polen) bis 2 Prozent (Thailand, Russland) dieser Paare ausschließlich die Muttersprache der Frau. Sie greifen eher noch auf Deutsch und Englisch zurück. Insbesondere Paare mit Frauen aus Thailand sprechen diese Kombination. Anders stellt sich das Sprachverhältnis bei Paaren mit Frauen aus Brasilien dar. Diese Paare sprechen miteinander insgesamt weniger Deutsch und verwenden häufiger die Muttersprache der Frau. Nur 26 Prozent sprechen ausschließlich Deutsch miteinander. Dagegen benutzen 53 Prozent Deutsch und Portugiesisch als Paarsprachen. Mit 14 Prozent ist der Anteil derjenigen Paare, die nur

die Muttersprache der Frau miteinander verwenden, viel größer als in den anderen Gruppen. Frau aus... Thailand Sprachen, die beide Partner miteinander sprechen 2 23 22 54 Deutsch Brasilien 8 14 26 53 Deutsch und Muttersprache der Frau Polen 3 1 31 65 Deutsch und Englisch Russland 2 7 27 64 Muttersprache der Frau 0 20 40 60 Prozent Zahl der Kinder. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Einstellung zu Kindern verändert. Während Kinder in der Mitte des letzten Jahrhunderts noch selbstverständlich zu einem Ehepaar gehörten, gibt es heute immer mehr Paare ohne Kinder. Wir wollten wissen, ob sich die untersuchten Paare auch in dieser Hinsicht unterscheiden. Zuerst haben wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt, wie wichtig ihrer Meinung nach gemeinsame Kinder für eine gute Ehe sind. Während sich bei den Frauen kein klarer Unterschied zeigt, messen die Männer Kindern unterschiedliche Bedeutung zu: Männer mit deutschen Frauen platzieren die Wichtigkeit von Kindern auf einer Skala von 0 bis 10 durchschnittlich bei dem Wert 6,5. Männer mit ausländischen Frauen setzen die Wichtigkeit von gemeinsamen Kindern dagegen bei 5,3 fest. Die Bedeutung, die Kindern gegeben wird, drückt sich auch in der tatsächlichen Kinderzahl in der Ehe aus (siehe Grafik). Paare mit deutschen Frauen haben in den meisten Fällen Kinder. Lediglich 21 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung kinderlos. 31 Prozent dieser Paare haben ein Kind, fast die Hälfte (48 Prozent) hat sogar zwei oder mehr gemeinsame Kinder. Bei Paaren mit Frauen aus dem Ausland stellt sich das anders dar. Sie haben meist keine Kinder, die Werte liegen zwischen 40 Prozent bei Paaren mit polnischen Frauen und 62 Prozent bei thailändischen Frauen. Zwei oder mehr Kinder in der Ehe sind bei Paaren mit Frauen aus dem Ausland eher selten.

Kinder mit dem jetzigen Partner Frau aus... Deutschland 21 31 48 Thailand 10 28 62 Kein Kind Brasilien 22 29 49 1 Kind Polen 28 32 40 Russland 16 35 49 2 und mehr Kinder 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozent Zu einem gewissen Teil lassen sich diese Unterschiede mit drei wichtigen Unterschieden zwischen den Gruppen erklären: 1. Wie oben gezeigt, sind die Männer, die eine Frau aus dem Ausland heiraten, durchschnittlich älter als Männer mit einer deutschen Frau. Wenn man nur die jungen Männer mit Frauen aus dem Ausland betrachtet, sind die Unterschiede weniger groß. 2. Viele der ausländischen Frauen waren vor dieser Ehe schon einmal verheiratet. Das wirkt sich häufig negativ auf ihre Bereitschaft zu Kindern in der neuen Ehe aus. 3. Die meisten Paare mit Frauen aus dem Ausland sind noch nicht seit so langer Zeit verheiratet wie der Großteil der Paare mit deutschen Frauen. Die Paare, die schon länger verheiratet sind, haben auch häufiger Kinder. In diesem kurzen Bericht konnten wir nur auf wenige Punkte eingehen. Einerseits sind Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen deutlich geworden. rseits zeigt sich auch, dass die Unterschiede nie absolut sind, sondern jeweils nur eine Tendenz widerspiegeln. Wir hoffen, Ihnen die Studie mit dieser Broschüre nähergebracht zu haben und möchten uns noch einmal herzlich für Ihre Mitarbeit bedanken. Freie Universität Berlin Institut für Soziologie Prof. Dr. Jürgen Gerhards David Glowsky Garystraße 55 14195 Berlin 030 838 57649 david.glowsky@fu berlin.de