FRANZ REDERER - EIN MALER AUS VORARLBERG? Franz Rederer wurde am 7. November 1899 in Zürich geboren, wo er auch am 31. August 1965 ohne direkte Nachkommenschaft verstarb. Er vermachte einen Großteil seines Nachlasses, insbesondere sein damaliges Wohnhaus, seiner Geburtsstadt Zürich. Es war das Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz, das schon 1994 mit einer großen Ausstellung unter dem Titel Musikerporträts auf diesen bedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts und auf seine nach Vorarlberg führenden familiären Wurzeln aufmerksam machte. Franz Rederer also ein Maler aus Vorarlberg? Im Zusammenhang mit der Jubiläumsausstellung Blickpunkt Feldkirch, die im Jahre 2014 vom Schattenburgmuseum in Feldkirch durchgeführt wurde, konnten nun auch erstmals Rederers Beziehungen zu Vorarlberg genauer erforscht werden. Sein Vater, Franz Nikolaus Rederer (geb. 6. Dezember 1871), stammte jedenfalls aus einer armen Arbeiterfamilie, die damals im Haus Nr. 182 in Feldkirch-Gisingen, also in der heutigen Dorfstraße wohnte. Mit zahlreichen Geschwistern wuchs Franz Nikolaus Rederer dort auf, und mit jedem zusätzlichen Esser, der am elterlichen Familientisch saß, wurde die Armut spürbarer. So zog es die kaum Erwachsenen in die Fremde, Die Sinnende
um dort ihr eigenes Glück und einen Lebensunterhalt zu suchen. Franz Nikolaus kam in die nahe gelegene deutschsprachige Schweiz, wo er sich im September 1898 mit Maria Jäger aus Nöggenschwiel, Baden, verehelichte. Dem Ehepaar Franz Nikolaus und Maria wurde am 7. November 1899 in Zürich jener Franz Josef Rederer geboren, der sich schon in jungen Jahren einen Namen als Kunstmaler machte. In einer Zeitungsnotiz des Vorarlberger Volksblattes vom 30. Jänner 1934 heißt es: Franz Rederer: In Wien haben sie einen neuen österreichischen Maler entdeckt und nun feiern sie ihn, der sich eben anschickt, den immergrünen Lorbeer des großen Künstlertums zu brechen. Es ist Franz Rederer. Er stammt aus einer Familie, die in Gisingen beheimatet ist. Der Künstler lebte in seiner Jugend in Vorarlberg und hat die Realschule in Dornbirn einige Jahre besucht. Seit längerer Zeit aber lebt und wirkt er in Zürich... Tatsächlich, den Kontakt zu seiner Heimat Vorarlberg ließ Franz Rederer nicht abbrechen. Der Heimatpflege- und Museumsverein Feldkirch erwarb jedenfalls noch zu Rederers Lebzeiten eines seiner großartigen Selbstporträts (Öl auf Leinwand), und zwar jenes, das er 1954 in Kilchberg/Kanton Zürich schuf. Wohl aus den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts stammen die drei mit Tintenfeder geschaffenen Zeichnungen, die offensichtlich die Feldkircher Verwandtschaft zum Inhalt hatten, nämlich die Porträts von Alois und Ottilie Allgäuer bzw. das Porträt von Anna Allgäuer aus Feldkirch- Gisingen. Diese Zeichnungen gelangten erst vor wenigen Jahren durch eine Schenkung in das Schattenburgmuseum Feldkirch. Die Verbindung von Franz Rederer zur Musikszene des 20. Jahrhunderts ist geradezu legendär. Daher finden sich in Rederers Nachlass auch zahlreiche Musikerporträts und Bezüge zur Musikgeschichte. Legendär ist ebenso Rederers Bezug zu Anton Bruckner, dem er 1942 in seinem Landschaftsbild Bruckneriana I ein Denkmal setzen wollte. Diese Heroische Landschaft als eine Variation über ein Thema des Antwerpener Landschaftsmalers Joos de Momper (1564-1634/35) angelegt malte Rederer wenige Jahre vor seinem Tod (1962) ein zweites Mal unter dem Nachfolgetitel Bruckneriana II. Es handelt sich dabei um jenes Bild, das in der Studiensammlung des Schattenburgmuseums in Feldkirch immer wieder auf Franz Rederer aufmerksam macht und das auch in dieser Ausstellung bewundert werden kann. Manfred A. Getzner Cover: Selbstporträt
FRANZ REDERER 1899 1965 21. OKTOBER 2015 9. APRIL 2016
NICHT IN DIE LEERE REDEN! In der enormen Masse heute angebotener Kunst bedarf es unabhängiger Kunstkritiker, an Kenntnis reich, ohne Dünkel, verständig mit hoher Verantwortung dem Volk bewusst zu erklären, wie das Ringen der Kunst erwacht und der Einfluss auf das Fühlen der Gesellschaft aktiviert wird. Einer mit unbeirrbarem Gefühl begnadeter und seinem Schicksal vorgezeichneten Weg gehender Sucher und zum künstlerischen Eroberer mancher Kostbarkeit ist Franz Rederer. Die Ausstellung, in Zusammenarbeit mit dem Schattenburgmuseum Feldkirch, zeigt nicht nur einen großartigen Maler, es ist auch ein Dokument für die empfindsame Darstellung des Menschen und zahlreicher Persönlichkeiten der europäischen Musik in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Wir stützen uns auf die Literatur anerkannter europäischer Kunstkritiker und Kuratoren. Es ist uns das Bedürfnis, unser Kulturgut der Gesellschaft von Vorarlberg öffentlich zur bildnerischen Auseinandersetzung zweckfrei als Lernbeitrag zum Leben vorzuzeigen, um es neu zu endecken. Franz Rederer hatte ein enges Verhältnis zur Musik, dabei reizte es ihn, den Maler, das Geheimnis zu ergründen, musikalische Erlebnisse in dynamische farbliche Werte der Malerei in unermüdlichem Ringen umzusetzen. Er formuliert seine Bildsprache so: Man malt nicht,was ist, sondern wie man es sieht. Die Konzentration auf wenig Farben mit dynamischem, starken Pinselstrich, damit lässt sich ein stark persönlicher Moment erreichen. Seine Zuwendung zu vielen Selbstporträts, die einen zeithistorischen Aspekt formulieren, ist sein ganz persönlicher Kontext. Für ihn eine gezielte Herausforderung und wohl auch Demonstration künstlerischen Selbstbewusstseins. Er sieht seine Aufgabe als Maler am Hinterfragen des Äußeren und der Sichtbarmachung der inneren Form. Nicht das Abbild, sondern die Darstellung der geistigen Idee des Menschen, der Landschaft, das gefühlte Unsichtbare, die Emotion hinter der äusseren Form, ist das Thema seiner Malerei. Das gleiche gilt auch der Zeichnung und Lithografie. Es ist aufschlussreich zu sehen, wie Franz Rederer dem Stein neue Möglichkeiten abzugewinnen wusste und die ganze Freiheit der zeichnerischen Gestaltung auf dieses Medium übertrug. Eine Kooperation mit dem Schattenburgmuseum Feldkirch
Rederers Malerei ist gegenstandsorientiert, er steht in der Tradition der Expressionisten, der das eigene dominierende Empfinden kraftvoll ins Malerische übertragen konnte und führte es zu neuer Höchstleistung aus. Wertvolle Erkentnisse verschafft nur die Arbeit. Die Dinge müssen erlitten werden. Das, was man weiß, fleißig anzuwenden, dann wird einem das andere auch offenbar. Kunst soll nicht mystifizieren, sondern deuten, aufklären, bessere Menschen aus uns machen. Im Grunde legt der sinnliche Reichtum einer Malerei nur Zeugnis ab von der geistigen Saftigkeit seines Schöpfers. So gibt es in der Kunst keinen Fortschritt, eine Wahrheit ist es immer, oder war es nie. So tief die Wurzel, so hoch die Krone. Das sind Gedanken von Franz Rederer, einem außergewöhnlichen Künstler, der seine Wurzeln in Vorarlberg hatte wie auch Angelika Kauffmann. Unsere Zeit wirkt so gerne durch Lautstärke. Aber die wahre Kraft zeigt sich in der Beherrschung und Disziplin, in der Differenzierung des Möglichen in einer Gesellschaft. Das Rohnerhaus ist ein Ort der Ruhe, das Schattenburgmuseum in Feldkirch versetzt den Besucher ins Mittelalter und lädt zur Einkehr ein. Beide Institutionen wollen durch ihre Präsentationen geistige Impulse wecken und damit einen Beitrag zum Erhalt für ein nachhaltiges Österreich leisten. Alwin Rohner
Bruckneriana II Mi - Sa 11.00-17.00 Uhr Fr 11.00-20.00 Uhr Führungen auf Anfrage A-6923 Lauterach Kirchstrasse 14 T 0676/7032873 info@rohnerhaus.at www.rohnerhaus.at