PRESSEMATERIAL ein Dokumentarfilm von CHRISTOPH RÖHL Produzenten: Dirk Wilutzky, Anja Wedell Lauflänge: 86 min www.nichtdieeinzigen.de Pressekontakt: 24U Media Susann Pataki Tel. 030. 887 155 41 Mail: susann.pataki@24u-network.de UND WIR SIND NICHT DIE EINZIGEN 1
Inhalt Jahrzehntelang besaß die Odenwaldschule (OSO) einen hervorragenden Ruf eine reformpädagogische Vorzeigeinstitution mit elitärer Klientel. Alle Lehrer und auch die Schüler waren stolz auf dieser berühmten Schule gewesen zu sein. So auch Regisseur Christoph Röhl, der von 1988 1990 als so genannter English Helper an der OSO lehrte und lernte. Entsprechend schockierend waren die ersten Meldungen über sexuellen Kindesmissbrauch an dieser Mustereinrichtung. Wie konnte das sein? Wie konnte so etwas passieren? Bereits 1998 hatten zwei Missbrauchsopfer einen Brief mit dem Wortlaut Und wir sind nicht die Einzigen an die OSO geschickt, doch fast jeder der von Christoph Röhl Befragten hat gestanden, diesen Satz nicht ernst sonderlich und sogar dessen Wahrheitsgehalt bezweifelt zu haben. Spätestens 1999, als Jörg Schindler s Artikel Der Lack ist ab in der Frankfurter Rundschau erschien, konnten die Hinweise auf sexuellen Missbrauch nicht mehr verleugnet werden. Und doch wurde weitere 11 Jahre lang vertuscht und verschwiegen; bis Anfang 2010. Der Film versucht nicht nur den Ursachen des Missbrauchs auf den Grund zu gehen, sondern er beschäftigt sich vor allem mit dem Schweigen auf allen Seiten. In zahlreichen Interviews mit Betroffenen, Altschülern, Lehrern sowie Menschen aus dem nähren Umfeld der Odenwaldschule wird ein Skandal beleuchtet, der in seiner Dimension und Systematik schockiert und doch auch stellvertretend steht für alle anderen Orte, an denen Missbrauch in unserer Gesellschaft geschieht. Der Film verwendet keine Off-Stimme. Die Protagonisten sprechen direkt in die Kamera und versuchen die Geschehnisse zu reflektieren, zu analysieren, zu hinterfragen. Vor allem den Opfern gibt der Film Raum, ihre Geschichte zu erzählen: berührend und mit einer beklemmenden Offenheit und Intensität. Und so ist der Film vor allem ein Film über das Reden und die Wichtigkeit der Kommunikation. Premierentermine: MÜNCHEN: Sonntag, der 8. Mai 14.00 Uhr ARRI Kino München Dok.fest München, Reihe dok special im Anschluss: Diskussion mit Christoph Röhl, Tanjev Schultz (SZ) und Christoph Füller (taz) Infomationen unter: www.dokfest-muenchen.de BERLIN: Donnerstag, der 19. Mai 20.15 Uhr Babylon Berlin Mitte Informationen unter: www.babylonberlin.de, Karten an der Abendkasse Hemsbach: Freitag, den 20. Mai 19.30 Uhr Brennessel Kino Informationen unter: www.brennessel-kino.de, Karten an der Abendkasse 2
Die Protagonisten Jürgen Dehmers Ehemaliger Schüler an der Odenwaldschule in den 80er Jahren Jürgen D. wurde über vier Jahre vom damaligen Leiter der Odenwaldschule, Gerold Becker, missbraucht. Er war eines der zwei Missbrauchsopfer, die sich 1998 mit ihrem Brief an die Odenwaldschule wandten und mangels Reaktion von Seiten der Schule dann Ihre Geschichte zur Frankfurter Rundschau brachten. Salman Ansari Lehrer an der Odenwaldschule von 1974-2005 Seit dem ersten bekannt werden der Missbrauchsvorfälle 1998 bemüht er sich sehr um eine rückhaltlose Aufklärung der Vorfälle und respektvollen Umgang mit den Opfern. Er war einer von nur zwei OSO-Lehrern, die sich 1999 gegenüber der FR zu einer Stellungnahme bereit erklärten und daraufhin als Nestbeschmutzer angegriffen wurden. Dieter Grah Ehemaliger Schüler an der Odenwaldschule von 1974-1976 Er war während seiner Zeit an der OSO mehrfaches Missbrauchsopfer und leide, bis heute unter den Folgen des Missbrauchs. Er ist Mitglied des Opfervereins Glasbrechen und bemüht sich aktiv um die Aufklärung des Skandals und die Rechte der Betroffenen. Erst vor wenigen Wochen trat er aus Enttäuschung über die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Institutionen der OSO von seinem Amt im Vorstand der Odenwaldschule zurück. Adrian Koerfer Ehemaliger Schüler an der Odenwaldschule von 1968-1975 Auch Adrian Koerfer engagiert sich als ehemaliges Missbrauchsopfer im Verein Glasbrechen. Durch verschiedene Auftritte in Presse, Rundfunk und TV versucht er, das der Blick auf die Betroffenen in der Auseinandersetzung mit der Problematik nicht vergessen wird. Quintus von Tiedemann Ehemaliger Schüler an der Odenaldschule von 1973-1976 Während seiner Schulzeit gab es mehrfache Versuche von sexueller Belästigung. Obwohl er damals nein sagen und sich wehren konnte, sind diese versuchten Übergriffe alles andere als spurlos an ihm vorüber gegangen Burgunde Niemann Lehrerin an der Odenwaldschule seit 1981 Seit dem ersten bekannt werden der Missbrauchsvorfälle stand sie immer auf der Seite von Gerold Becker und hat ihm mehr geglaubt als den Opfern. Auf den Lehrerkonferenzen hat sie ihn in Schutz genommen und verteidigt. Erst 2010 ist ihr klar geworden, was Missbrauch eigentlich bedeutet und sie hat angefangen, ihr eigenes Handeln in einem kritischen Licht zu sehen 3
Regiestatement Christoph Röhl Ich hatte die Idee einen Film über die Odenwaldschule zu drehen als ich von den Missbrauchsfällen im März 2010 in der Presse gelesen habe. Als junger Geschichts- und Germanistikstudent der University of Manchester war ich 1989-1991 an der OSO als so genannter Englisch Helper beschäftigt, um mit den Schülern Englisch zu sprechen. Ich kannte also die Schule von Innen. Viele der Betroffenen und einige der Täter kannte ich sogar persönlich. Jedoch erst als ich im April 20110 auf eine Recherchereise zum 100-Jährigen Jubiläum in die Odenwaldschule gefahren bin, habe ich mich entschlossen, einen Film zu drehen. Ich habe dort ein Missbrauchsopfer getroffen, den ich selbst noch aus meiner Zeit an der OSO kannte. Ich habe ihn überredet, mir auf einem Spaziergang seine Geschichte zu erzählen. Seine Erzählungen haben mich haben mich so bewegt und erschüttert, dass es für mich ganz klar war, diesen Film machen zu müssen. Ich ließ sofort alle meine anderen Spielfilmprojekten fallen und hatte große Hoffnung, dass das Projekt bei den TV-Sendern auf offenen Ohren stoßen wurde, denn das öffentliche Interesse an der Thematik war riesig. Zudem hatte ich einen besonderen Zugang zu der Geschichte, denn ich war ein Insider. Viele Leute Betroffene als auch Lehrer waren bereit vor die Kamera zu gehen und mir ein Interview zu geben. Doch trotz anfänglich großem Interesse vieler Redaktionen, hat ein Sender nach dem anderen hat das Projekt abgelehnt. Um die Sender zu überzeugen, den Film doch noch zu finanzieren, haben wir die Entscheidung getroffen, in die Odenwaldschule zu fahren und einen Trailer/Teaser zu drehen. Zu dieser Zeit fand eine zweite, viel größere Feier zum 100-Jährigen Jubiläum an der OSO statt. Aus einem kurzen Trailerdreh wurde mit viel Engagement von verschiedensten Seiten dann schnell eine komplette Drehwoche, denn die Gelegenheit war ideal - sowohl ehemalige Schüler und Lehrer, als auch Betroffene waren für diese Feier vor Ort. Wir kamen mit 30 Stunden Material nach Berlin zurück. Ich glaube heute, dass dies eine der wichtigsten Entscheidungen von uns war. Wir haben damit einen einmaligen Moment festgehalten, an dem einige Betroffene zum allerersten Mal öffentlich von ihren Erlebnissen berichtet haben. Ich bin der Meinung, dass man diese Unmittelbarkeit im Film spürt. Das gedrehte Material ließ uns doch einen Sender für den Film gewinnen: 3Sat und somit konnten wir den Film schließlich fertig stellen. lebt einzig und allein von den authentischen Erzählungen der Protagonisten. Dass sie so authentisch sind hat einerseits damit zu tun, dass ich in langen Gesprächen im Vorfeld ein Vertrauensverhältnis zu den Leuten aufgebaut habe. Zum anderen hat es damit zu tun, dass wir alle Interviewpartner sehr lange interviewt habe oft 4 bis 5 Stunden lang. Ich ließ sie oft einfach erzählen. Dabei ging es mir nicht um eine bloße Schilderung von Informationen oder Tatsachen, sondern um die psychologische Ebene. Eine Besonderheit des Films ist, dass Menschen aus dem Umfeld des Missbrauchs zu Wort kommen. Die Lehrer haben ihre Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt, weil sie diesen Film für wichtig halten. Sie haben erkannt, dass die eigenen Verdrängungsmechanismen diese Tragödie erst möglich gemacht haben. Welche Konsequenzen es haben kann, wenn man nicht hinguckt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist allen schmerzlich bewusst geworden. 4
Meine Recherchen haben mir gezeigt, dass viele Leute, die den Missbrauch geahnt haben, und trotzdem nicht gehandelt haben, weil sie emotional nicht begriffen haben, worum es eigentlich geht. Sie konnten sich schlichtweg nicht vorstellen, was passiert, wenn ein Kind missbraucht wird und welche Tragweite es hat. Genau das wollte ich mit diesem Film ändern. Denn solange wir aus Angst, Schuld und Scham wegsehen und Verdrängungsmechanismen verhindern, dass wir uns mit dem Thema Missbrauch beschäftigen, werden wir dieses Problem zum einen nicht einmal zur Kenntnis nehmen, geschweige denn etwas dagegen unternehmen. Wir haben eine besondere Technik für den Film benutzt, sodass unsere Interviewpartner direkt in die Kamera schauen. Das schien uns wichtig, um die Aufnahmen so intim wie möglich zu gestalten. Es ging uns aber auch darum, dass man bei diesem Thema nicht weggucken soll das Weggucken fällt uns schwerer wenn jemand uns in die Augen schaut. Experten sind sich einig: Die einzige Lösung ist, dass Kinder bestärkt werden sollten, Nein zu sagen, und dass das Umfeld lernt, zuzuhören und hinzusehen. Dieser Film wird einen Beitrag dazu leisten, dass wir als Gesellschaft lernen, über dieses schwierige Thema zu sprechen. 5
Der Regisseur Christoph Röhl Christoph Röhl wurde in Brighton, England geboren. Nach seinem Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität of Manchester, studierte der DeutschBrite in den neunziger Jahren Regie- und Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Neben seinen englischsprachigen Regiearbeiten; Spielfilme und Serien u.a. für die BBC, realisierte Christoph Röhl mehrere Kurzfilme (In Your Shoes, Fivefortyfive, Butterfly World und Fast Learners), welche mehrfach auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Max-Ophüls-Kurzfilm Preis, dem Gold Plaque des Chicago International Film Festivals und dem Deutschen Kurzfilmpreis in Silber. Ein Teil von mir war sein erster Kinofilm. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Autor Philippe Longchamp. Gemeinsam arbeiten beide derzeit bereits am nächsten Drehbuch Coming Back, ein Hitchcock-artiger Thriller, welcher mit einer internationalen Besetzung in Großbritannien verfilmt werden soll. Christoph Röhl lebt heute in Berlin. Und wir sind nicht die Einzigen ist sein erster Dokumentarfilm. Filmographie (Auswahl) 2008 2006 2005 2000 1998 1995 EIN TEIL VON MIR, Spielfilm Hofer Filmtage 2009 DEFA Förderpreis, Max Ophüls Festival 2009 Nachwuchsdarstellerpeis für Ludwig Trepte, Filmkunstfest M-V Official Selection Jin Jue Competition, Shanghai Int. Film Festival Jugendfilmpreis, Fünf Seen Festival FAST LEARNERS, Kurzfilm, 10 min ACT YOUR AGE, Kurzfilm, 16 min BUTTERFLY WORLD, Kurzfilm, 10 min FIVEFORTYFIVE, Kurzfilm, 10 min First Prize, VFF Young Talent Award, Munich International Festival of Film Schools, 1998 Friedrich Wilhelm Murnau Prize, 1999 Second Prize, Filmfest Ludwigsburg, 1999 Audience Award, Filmfest Regensburg, 1999 IN YOUR SHOES, Kurzfilm, 13 min Jury Prize, Munich International Festival of Film Schools 1995 Max-Ophüls Short Film Prize Special Mention of the Jury, Filmfestival Max Ophüls, 1996 Deutscher Kurzfilmpreis, 1996 Gold Plaque, Chicago International Film Festival, 1996 Mention Spéciale du Jury, Festival du Film Court de Brest, 1996 UND WIR SIND NICHT DIE EINZIGEN 6
TEAM Buch & Regie: Kamera: Schnitt: Ton: Musik: Tonschnitt: Sound Supervisor: Mischung: Post Produktion: Colorist: Redaktion 3sat: Produzenten: Christoph Röhl Birgit Gudjonsdottir, bvk Melanie Schütze Christoph Röhl Christian Bornkessel Hermann Skibbe Tatjana Jakob Olaf Mierau André König Scopas Medien AG Stefan King Udo Bremer Inge Classen Dirk Wilutzky Anja Wedell Eine Produktion der Herbstfilm Produktion GmbH in Zusammenarbeit mit 3sat/ZDF. 7