Bericht über mein ERASMUS - Semester 2011/12 in Jaén, Spanien

Bericht über mein ERASMUS - Semester 2011/12 in Jaén, Spanien Name: Nina Wack Kontakt: s6niwack@uni-trier.de Studiengang: Master Angewandte Humangeographie 1

Ich hatte bereits während meines Bachelorstudiums den Entschluss gefasst ein Auslandssemester oder ein Auslandsjahr zu machen. Aufgrund von Exkursionen und meiner Bachelorarbeit funktionierte dies jedoch leider nicht, sodass ich mich entschloss, mein erstes Mastersemester an einer Universität im Ausland zu verbringen und danach ein sechsmonatiges Praktikum im Ausland zu absolvieren. Während meines Bachelorstudium belegte ich einen Spanischkurs an der Universität. So war es für mich naheliegend, mich um einen Studienplatz in Spanien zu bewerben. Wieso aber habe ich mich für Jaén entschieden und nicht für eine der größeren spanischen Städte wie Valencia oder Barcelona, die zudem direkt am Meer liegen? Dies resultierte daraus, dass es einige Beschränkungen gibt, wenn man während dem Masterstudium ins Ausland gehen möchte. Trier hat nicht mit jeder Universität, mit der sie einen Bachelorvertrag hat auch einen Vertrag für Masterstudierende. Als ich die Suche dann noch darauf einkreiste, ob meine Auslandswunschuni auch einen Masterstudiengang in Tourismus anbietet, blieb nur noch Jaén übrig. Jaén bietet seit 2 Jahren einen Tourismusmasterstudiengang an, der auf nachhaltiges Tourismusmanagement ausgerichtet ist. Mit mir im Wintersemester 2011/12 studierten dort noch zwei Studentinnen aus Trier, eine aus den Biogeowissenschaften und eine aus der Freizeit- und Tourismusgeographie. Im Folgenden möchte ich auf die Anreise, Ankunft, die Wohnungssuche, Sprache, Kurse und das Reisen eingehen und somit einen kleinen Überblick geben, was einem in Jaén erwartet. Anreise Natürlich kann man nach Jaén auch mit dem Bus oder mit dem Zug reisen. Da man aber um die 24 Stunden benötigt, werde ich auf diese Alternative nicht weiter eingehen. Theoretisch gibt es den Flughafen Jaén-Granada, der liegt aber trotzdem noch über eine Stunde entfernt, Direktverbindungen mit dem Bus gibt es nur zwei Mal täglich. Ansonsten kann man nach Granada fahren und von dort aus mit dem Bus nach Jaén, da es auf dieser Strecke circa jede zweite Stunde Verbindungen gibt. Lufthansa fliegt Granada über Madrid aus an. Falls man ein City-Ticket von Lufthansa ergattern kann ist dies eine günstige Alternative. Am einfachsten ist die Anreise mit dem Flugzeug nach Málaga, der Flug dauert von Frankfurt aus etwa drei Stunden. Ryanair fliegt von Frankfurt-Hahn nach Málaga, Air Berlin von Saarbrücken oder Frankfurt aus mit Zwischenstopp in Berlin oder Mallorca, Condor fliegt von Frankfurt aus direkt nach Málaga (sehr zu empfehlen wenn man ein Sonderangebotsticket bekommt (ca. 30 oneway), 20 kg Gepäck sind erlaubt, Handgepäck sehr großzügig bemessen und Übergepäck kostet recht wenig). Germanwings fliegt ab Stuttgart nach Málaga und ab Berlin und anderen Städten in Norddeutschland fliegt auch Easyjet günstig 1

nach Málaga. Viele der aufgeführten Fluggesellschaften fliegen auch nach Madrid. Ich bevorzugte jedoch die Anreise über Málaga, da man anstatt vier Stunden nur drei Stunden Bus fahren muss um nach Jaén zu gelangen. Vom Flughafen in Málaga fahren Stadtbusse an das ALSA Terminal, von wo man für 18 nach Jaén fahren kann. Ab Madrid fährt SAMAR für 22 nach Jaén oder man nimmt einen Zug (RENFE). Ich reiste vier Wochen vor Vorlesungsbeginn nach Jaén, was für mich ideal war, da ich mich in Ruhe einleben konnte, Zeit zum Reisen hatte und mein Studium organisieren konnte. Ankunft Nach der Ankunft in Jaén ist es am praktischsten (wenn man noch keine WG gefunden hat) in der Jugendherberge zu übernachten. Da diese das einzige Hostel in der Stadt ist, ist es empfehlenswert, sich frühzeitig einige Nächte ein Bett zu reservieren. Normalerweise empfängt euch euer Buddy, den ihr vorher zugeteilt bekommt und mit dem ihr in Kontakt treten könnt am Busbahnhof und bringt euch zum Hostel. Ein Buddy war innerhalb der letzten Jahre auch ERASMUS- Student und spricht im Idealfall deine Sprache und die der anderen Studenten, die er betreut (3-4). Leider hatte ich etwas Pech mit meinem Buddy, aber es gab auch viele, die Glück hatten und sich ihr Buddy um sie gekümmert hat. Am ersten Tag geht man am besten ins Internacional Office der Universiät um alle Formalitäten zu erledigen. Nützlich ist es, wenn man schon einige Personalausweisekopien und Passbilder mit sich hat, da man ständig welche benötigt. Im Internacional Office bekommt man einige Unterlagen, die bei der Orientierung auf dem Campus und bei der Kurswahl helfen sollen. Zudem bekommt man die Kontaktdaten seines zuständigen Professors und es wird ein Bild für den Studentenausweis gemacht. Geht man im gleichen Gebäude zwei Stockwerke höher, kommt man ins Büro von ESN Jaén, welche eine Willkommenswoche zum gegenseitigen Kennenlernen, Partys und Ausflüge organisieren. Dort kann man sich eine ESN Karte machen lassen, sodass man bei vielen Sachen Vergünstigungen bekommt. Leider gibt es in Jaén keine TUNIKA, - also eine Karte für alles. So muss man an den verschiedensten Stellen in der Stadt vorbeigehen um die Karten zu beantragen: man man eine Buskarte, einen Studentenausweis, eine Bibliothekskarte und eine Sportkarte separat beantragen. Die Biblioteca de Andalucía vergibt kostenlos Mitgliedsausweise. Zudem ist es empfehlenswert sich am ersten Tag noch eine spanische SIM-Karte zu kaufen (Handy ist unersetzlich für die WG-Suche), YOIGO und Vodafone habe günstige Tarife. 2

Wohnen Wohnheime im Stil der deutschen Wohnheime gibt es nicht, es gibt nur ein Wohnheim auf dem Campus, auf dem man bekocht wird und es eine Putzfrau gibt. Ein Zimmer kostet jedoch pro Monat 600, was extrem teuer für Jaén ist. Daher bleibt einem nur noch die WG Suche. Ich fand im Vorhinein meine WG mit zwei Spanierinnen über die Facebookgruppe von ESN Jaén. Es gibt natürlich auch immer eine Facebookgruppe der ERASMUS Studenten vom vorherigen Semester, auf der man sehr viele Zimmerangebote finden kann. Es soll auch eine Zimmervermittlung durch die Universität geben, die passende Internetseite habe ich jedoch nie gefunden. WG Zimmer findet man in Spanien auch dadurch, dass man durch die Viertel läuft, in denen man gerne wohnen möchte. Dort findet man dann in den Straßen an den Laternenpfosten viele Angebote. Zimmer mit Kaltmiete kosten im Durchschnitt zwischen 120 und 200. Falls man auch im Sommersemester in Jaén ist, rentiert es sich auf jeden Fall nach einer WG mit Schwimmbad zu suchen. Auch sollte man bei der Suche darauf achten, dass die Wohnung eine Heizung hat oder wenigstens einen Heizlüfter, da es im Winter sehr kalt werden kann (Wände der Wohnungen sind meist sehr dünn und die Fenster schließen oft nicht richtig). Die meisten Studenten-WG finden sich um die Avenida Andalucía, von dort aus braucht man circa 30 min zu Fuß zur Uni. Meiner Meinung nach macht es auch Sinn, eine WG mit spanischsprachigen Mitbewohnern zu suchen, da man so seine Spanischkenntnisse viel schneller verbessert und auch schneller Kontakt zu einheimischen- und nicht nur zu ERASMUS- Studenten bekommt. Sprache Es empfiehlt sich mit Sprachkenntnissen in Spanisch nach Jaén zu kommen, da man mit Englisch meist nicht weit kommt. Die Universität bietet drei bis vier Wochen vor Vorlesungsbeginn Intensivsprachkurse an sowie während der Vorlesungszeit begleitende kostenlose Sprachkurse. Des Weiteren gibt es einen Sprachkurs, bei dem der Fokus auf wirtschaftlichen und touristischen Themen liegt, Voraussetzung ist hier aber, dass man mindestens in einen B1 Sprachkurs eingeschrieben ist. Mit dem Tourismuskurs macht man auch interessante Exkursionen, zum Beispiel in eine Olivenölfabrik). Die Kurse finden überwiegend in Spanisch statt, manchmal gibt es aber auch englische Texte anstatt spanischen. Wem das Spanische schwer fällt, kann manchmal Referate oder Hausarbeiten auf Englisch machen, bei Klausuren ist das manchmal auch der Fall. Ich hatte mich nach zwei Monaten aber gut an das Spanische gewöhnt, sodass ich diese Angebote nicht in Anspruch nahm. 3

Kurse Als ERASMUS-Student kann man sich in den ersten zwei Vorlesungswochen Kurse anschauen, die einem interessieren und dann später bei der Immatrikulation (im November) fix entscheiden, was man belegen möchte. Die Kurse sind in der Regel kleiner als in Trier (ich war in Kursen mit maximal 20 Teilnehmern). Jedoch wird hier meistens frontal unterrichtet, alternative Unterrichtskonzepte gibt es hier nur in Ausnahmefällen. Es werden Kurse angeboten, die für folgenden Studiengänge in Trier passen: Humangeographie (Tourismus), Physische Geographie sowie Bio-Geoanalyse, im Master jedoch nur für Tourismus. Ich wollte ursprünglich aus dem 4. Jahr Bachelor Kurse belegen. Vor Ort wurde mir dann aber mitgeteilt, dass das noch nicht möglich sei, da wegen der Umstellung von Diplom auf Bachelor erst der zweite Bachelorjahrgang anfing und Kurse aus dem dritten und vierten Jahr noch nicht angeboten wurden. Daher entschied ich mich kurzfristig Kurse zu belegen, die mir als Wahlpflichtfächer angerechnet werden könnten. So belegte ich auch Veranstaltungen in Kunstgeschichte und Geoarchäologie. Auch im Wintersemester gab es viele Tagesexkursionen, die vorgeschrieben waren, sodass man sehr viel vom Umland kennenlernte. Ansprechpartnerin für Tourismusstudierende ist Eva Murgado (emurgado@ujaen.es), welche gleichzeitig auch die Koordinatorin des Masterstudiengangs Tourismus ist. Anerkennung Um möglichst viele Kurse anerkannt zu bekommen empfiehlt es sich vorher mit dem Studiengangskoordinator in Trier zu sprechen (in meinem Fall Prof. Dr. Kagermeier) um zu schauen, welche Kurse sinnvollerweise in Jaén belegt werden, um diese dann für deutsche Module anerkennen zu lassen. Ich konnte mir drei Module anerkennen lassen. Jedoch sind die ETCS Verteilungen in Jaén in den Diplomstudiengängen und im Master noch anders als in Trier, sodass letztendlich viele Punkte verloren gehen. Am einfachsten lassen sich Wahlpflichtmodule anerkennen, da hier der Spielraum sehr groß ist. Für Wahlpflichtfächer kann man beispielsweise auch sehr gut Veranstaltungen aus wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen anrechnen lassen (Eva Murgado kann hier gut weiterhelfen, da sie auch dem BWL- Fachbereich angehört). 4

Stadt und Universität Jaén hat 110.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Provinz Jaén, welche im Norden der Region Andalusiens liegt. Im Süden grenzt die Provinz Granada an, im Osten Córdoba. Die Stadt ist recht verschlafen und von Tourismus, im Gegensatz zu den Nachbarstädten wie Granada und Sevilla, keine Spur. Um Jaén herum gibt es weit und breit nur Olivenbäume, weshalb Jaén auch den Titel der Olivenhauptstadt trägt. Die Stadt liegt an einem Hügel, auf dessen Spitze die Burg Santa Catalina steht. Ganz unten liegt die Universität, die Altstadt liegt weit oben am Hügel. Die Universität wurde erst 1993 gegründet und ist noch sehr jung. Während meines Aufenthalts wurde erst das letzte Gebäude auf dem Campus fertiggestellt. Die Uni ist dennoch sehr groß, es studieren hier circa 20.000 Studenten, wovon knapp 1000 ausländische Studierende sind. Reisen und Freizeitaktivitäten Jaén liegt ideal um in Andalusien zu reisen. So kommt man nach Cordoba, Tarifa, Cádiz, Granada oder Ronda problemlos mit Bussen von ALSA und nach Sevilla und Madrid mit dem Zug. Entweder man reist auf eigene Faust oder man nimmt an den organisierten Reisen von ESN Jaén teil. Auch empfehlenswert ist Fiesta Viajes Granada, welche Reisen für ERASMUS Studenten in Spanien, Portugal und Nordafrika anbieten. Eine Reise nach Portugal ist in einer Gruppe zu empfehlen, da man alleine viel mehr für den Transport bezahlen muss. Um Jaén kann man sehr gut klettern und wandern. Die Universität bietet regelmäßig geführte Wanderungen oder Klettertage in der Umgebung gegen wenig Geld an. ESN Jaén bietet auch eine Kennenlernwoche mit vielen Aktivitäten in und um Jaén an. Beim Unisport kann man für 80 Cent das Fitnessstudio benutzen und für 1 einen Spinningkurs besuchen. In andere Sportkurse aufgenommen zu werden ist schwierig, da das Angebot gering und die Nachfrage riesig ist. Deshalb gibt es meistens auch eine eigene ERASMUS Fußball- und Volleyballgruppe. Wie man aus dem Bericht herauslesen kann, hat mir mein Semester in Jaén sehr gut gefallen, auch wenn man sich an einige Sachen gewöhnen muss, zum Beispiel an die 5

Langsamkeit und Gelassenheit. So wird man am Anfang oft zu hören bekommen mañana (morgen) oder no te preocupes (mach dir keine Sorgen). So braucht man für manche Anträge oder Erledigungen an der Universität einfach doppelt so lange als in Trier. Jedoch sollte man sich nicht abschrecken lassen und immer wieder nachfragen. So ging beispielsweise meine Immatrikulation verloren, was jedoch erst auffiel, als ich die erste Klausur schreiben wollte und mich der Professor darauf ansprach, wieso ich nicht in den Kurs eingeschrieben sei. Auch wenn einem generell davon abgeraten wird, nur ein Semester im Ausland zu studieren, fand ich es keineswegs zu kurz. Dies mag aber auch daran liegen, dass ich Jaén mit dem Wissen verlies, dass ich das nächste halbe Jahr auch noch Spanisch sprechen werde während meines Praktikums in Mexiko. Jedoch muss ich dem Argument zustimmen, dass man sich nach einem Semester erst richtig eingewöhnt hat und so das zweite Semester in Jaén wahrscheinlich etwas stressfreier und einfacher geworden wäre. Mir hat gefallen, dass man mehr Freiheiten in der Kurswahl hatte und so auch Raum für Veranstaltungen blieb, die man sich nicht unbedingt in Trier anrechnen lassen konnte, die einem aber persönlich interessierten. Eines der Universitätsgebäude 6

Jaén im Winter Olivenhaine um Jaén (nur für die Ölproduktion) 7