Millisekundenpulsare. Dominik Hertel [4]

Ähnliche Dokumente
Die Welt der Pulsare. Benedikt Hampe

Neutronensterne, Quarksterne und Schwarze Löcher

Einführung in die Physik der Neutronensterne. I. Sagert Institut für Theoretische Physik/ Astrophysik Goethe Universität, Frankfurt am Main

Der Lebensweg der Sterne

Der Jojo-Effekt bei Neutronensternen

Beobachtung von Gravitationswellen

NEUTRONENSTERNE. Eine Reise in die Vergangenheit. Jochen Wambach Institut für Kernphysik TU Darmstadt

Neutronensterne, Quarksterne und Schwarze Löcher

Gravitationswellen & -strahlung. Seminarvortrag zur Vorlesung Allgemeine Relativitätstheorie, Jens P. Herwig, 17. März 2010

Gigantische Explosionen

Schwarze Löcher Staubsauger oder Stargate? Kai Zuber Inst. f. Kern- und Teilchenphysik TU Dresden

Highlights der Astronomie. APOD vom : Aurora über Wisconsin Thema: Magnetfelder

1) Fluss und Zusammensetzung kosmischer Strahlung

MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR GRAVITATIONSPHYSIK ALBERT-EINSTEIN-INSTITUT


Gamma-Ray Bursts. Einführung in die extragalaktische Astronomie. Prof. Peter Schneider & Dr. Patrick Simon. Phänomenologie. BATSE-Beobachtungen

Gravitationswellen. Der Klang des Universums

Endstadien der Sternentwicklung. Max Camenzind ZAH /LSW SS 2011

Dunkle Materie und dunkle Energie

Vom Urknall zur Dunklen Energie

Kosmische Strahlung. Seminarvortrag am Scheinseminar zur Astro- und Teilchenphysik. Markus Ostler

Laserinterferometer. Quadrupoleigenschaft der Wellen Michelson-Interferometer! (bekannt als empfindliches Instrument zur Messung von Längenänderungen)

-Astronomie. Emission Spectrum of the Crab Nebula. optical. Synchrotron radiation

Sonne, Mond und... Schwarze Löcher

1 Allgemeines über Schwarze Löcher

Neutronensterne, Pulsare und Supernovaüberreste

Quasare Hendrik Gross

Schwarze Löcher in Zentren von Galaxien

Schwarze Löcher Teil 3

Mit Pulsaren auf der Jagd nach. Gravitationswellen

10. Kosmologie. Kosmologie = Lehre vom Bau des Weltalls kosmologische Weltmodelle = zeitliche & räumliche Entwicklung des Weltalls

Astronomie für Nicht Physiker SS 2013

Der Pistolenstern. der schwerste Stern der Galaxis?

Ein neues Fenster zum Kosmos Gamma-Astronomie mit H.E.S.S. A New Window to the Universe Gamma Astronomy with H.E.S.S.

Kugelsternhaufen. Uralte Außenposten unserer Galaxis W. Stegmüller Folie 2

Semestereinführung WS 2016/2017

Black Holes. Schwarze Löcher Verlieren die USA ihre Führung in der Hochenergieforschung? Black Holes

Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung Kapitel 1: Sonnensystem Kapitel 2: Sterne, Galaxien und Strukturen aus Galaxien

Gravitationswellen: Modelle und Experimente zu Signalformen, Wirkungen und Detektion

Schwarze Löcher. Von Julius Pauleit

Physik 4. Felder Aufgaben Anhang

Moderne Physik: Elementarteilchenphysik, Astroteilchenphysik, Kosmologie

Kosmische Magnetfelder

Quasare.

Das gravitomagnetische Feld der Erde

Exoplaneten II Christian Hügel

Die dunkle Seite des Universums

Urknall und Entwicklung des Universums

Paare Schwarzer Löcher in Galaxienkernen Binary Supermassive Black Holes at the Cores of Galaxies

Das Konzept der Raumzeit-Krümmung

Sterne & Kosmos Supernovas & Schwarze Löcher

Vorlesung an der TU München Sommersemester 2008 (

Magnetische Monopole

8. Die Milchstrasse Milchstrasse, H.M. Schmid 1

im Zyklus: Experimental Gravitation Burkhard Zink Theoretische Astrophysik Universität Tübingen

Kosmische Evolution: der Ursprung unseres Universums

Kosmogonie. Entstehung der Strukturen im Universum. Seminar des Physikalischen Vereins Frankfurt am Main Rainer Göhring

Wissenschaftliches Potential von Ultraviolett-Spektroskopie mit einem kleinen Weltraumteleskop

Die Entwicklung des Erde-Mond-Systems

Gravitationswellen Eine Einführung aus Anlaß des 100. Jubiläums der Allgemeinen Relativitätstheorie. Karl-Heinz Lotze, Jena

Ohne Einstein kein GPS

Fallen in der Raumzeit

Galaktische Schwarze Löcher. Low Mass X-ray Binaries

Aushändigung des Ordenszeichens durch die Ordenskanzlerin. Christiane Nüsslein-Volhard an

Gammablitze und die Entstehung stellarer Schwarzer Löcher

Allgemeine Relativitätstheorie

1. Probe - Klausur zur Vorlesung E1: Mechanik

Cover Page. The handle holds various files of this Leiden University dissertation.

Die Entwicklung des Universums vom Urknall bis heute. Gisela Anton Erlangen, 23. Februar, 2011

Mengel, Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren

Kugelsternhaufen Teil III. Relaxation von Sternhaufen

Monster im All: Schwarze Löcher

Das heiße und energiereiche Universum

Astronomie bei anderen Wellenlängen: Röntgenastronomie und Schwarze Löcher

Experimentalphysik V - Kern- und Teilchenphysik Vorlesungsmitschrift. Dozent: Prof. K. Jakobs Verfasser: R. Gugel

Entwicklung von offenen Sternhaufen

Über die Vergangenheit und Zukunft des Universums

y =y z =z (1) t = x = Gamma-Faktor

Spätstadien der Sternentwicklung. Wiederholung: Entwicklung nach dem H-Brennen Altersbestimmung Supernovae Neutronensterne Pulsare Schwarze Löcher

Gravitationswellen: Erzeugung und Detektion

Seminar dunkle Materie. Experimentelle Hinweise auf dunkle Materie

Einführung in die Quantentheorie der Atome und Photonen

Hawking: Eine kurze Geschichte der Zeit

Indirekte Nachweismethoden für Dunkle Materie

Computersimulation & Mehrkörperproblem

Extrasolare Planeten.

Wechselwirkung mit dem Weltraum: Sonnenwind und kosmische Strahlung

Stacheldraht durchschneiden. Grenzbeamte betäuben. Grenzbeamte bestechen Grenzkontrolle umgehen

Jenseits unseres Sonnensystems. Von Geried Kinast

Der Welle-Teilchen-Dualismus

Klassische Theoretische Physik: Elektrodynamik

Venus DER SCHWESTERPLANET DER ERDE

Physik-Skript. Teil IV Astrophysik. Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Galaxien, Quasare, Schwarze Löcher

Die Entwicklung der Urknalltheorie. Manuel Erdin Gymnasium Liestal, 2012

Einführungsseminar S1 Elemente der Fehlerrechnung. Physikalisches Praktikum der Fakultät für Physik und Astronomie Ruhr-Universität Bochum

Vortrag über. Die Entstehungszenarienvon (galaktischen) Kugelsternhaufen

Mittwochsakademie WS 15/16 Claus Grupen

9.3 Der Compton Effekt

Exoplaneten-Detektion 2

Transkript:

Millisekundenpulsare Dominik Hertel [4]

Gliederung Grundlagen Millisekundenpulsare in unserer Galaxie Die Entwicklung von Millisekundenpulsaren Physik mit Millisekundenpulsaren Bei Fragen, Fehlern, Anmerkungen: Mail an dominik.hertel@physik.stud.uni-erlangen.de

Grundlagen

Pulsare Pulsare sind schnell rotierende Neutronensterne Entlang der Magnetfeldlinien werden geladene Teilchen beschleunigt [9]

Das Leuchtturm- Modell Die Synchrotron-Strahlung wird relativistisch gebeamt wodurch zwei Strahlungskegel entstehen Animation: http://relativity.livingreviews.org/ Articles/lrr-2008-8/ Magnetfeldachse ist gegenüber der Rotationsachse geneigt. Streift ein Kegel die Erde wird ein Puls gemessen. [2] Michael Kramer

Das Magnetfeld eines Pulsars B-Felder normaler Pulsare haben typischerweise Werte von ca. 10 12 G. Nimmt man an, dass Pulsare nur über die Dipolstrahlung Energie verlieren, kann man aus der Umlaufzeit (P) und aus der Änderung der Umlaufzeit (P ) auf das B-Feld schließen. [9]

Millisekundenpulsare in unserer Galaxie

Millisekundenpulsare MSP sind eigenständige Population 1,4 ms P 30 ms [2]

Surveys All-sky surveys galaktische Scheibe globular clusters gezielte Suche in anderen Regionen

Pulsar-Verteilung in unserer Galaxie [6]

Kugelsternhaufen 47 Tucanae 23 MSP [14] [11] [13]

Animation: http://www.jb.man.ac.uk/~pulsar/education/sounds/ [10]

[5]

Millisekundenpulsare P 10-19 s/s B 10 8 G 170 Objekte bekannt MSP sind recycled. [2]

Entwicklung von Millisekundenpulsaren

[2]

[1]

Vom Pulsar zum Millisekundenpulsar Durch Akkretion fließt das Material auf den Pulsar. Dabei wird Drehimpuls übertragen. Der Pulsar wird beschleunigt ( recycled ). Es entsteht ein Millisekundenpulsar.

[2]

low-mass binary Der Sekundärstern in einem lmb überträgt über einen langen Zeitraum Materie auf den Neutronenstern. Am Ende steht ein weißer Zwerg der einen sehr schnell rotierenden MSP umkreist. 105 Systeme bekannt.

low-mass binary Korrelationen I Korrelation von Umlaufzeit und Masse des Begleiters [2] Marten van Kerkwijk

low-mass binary Korrelationen II Korrelation von Umlaufzeit und Exzentrizität [2] Ingrid Stairs

[2]

high-mass binary Überlebt das Doppelsternsystem die Supernova des Sekundärsterns entsteht ein Doppel-Neutronenstern-System. Aktuell sind neun solche Systeme bekannt. Mit J0737-3039 wurden erstmals beide Neutronensterne als Pulsare identifiziert.

Animation: http://www.atnf.csiro.au/research/pulsar/ [3]

intermediate mass binaries I Doppelsternsysteme bestehend aus einem Pulsar und einem weißen Zwerg Die Masse des weißen Zwergs ist größer als bei lmb ( 0,5 Mʘ) Entstehung noch unklar

intermediate mass binaries II Pulsar rotiert langsamer als bei lmb (9-200 ms) Die Umlaufbahn des weißen Zwergs ist exzentrischer als bei lmb Die Beziehungen zwischen Umlaufzeit und Masse, bzw. zwischen Umlaufzeit und Exzentrizität gelten nicht.

Weitere Pulsare Isolierte Pulsare im ms-bereich PSR J1903+0327

Population Modellvorhersagen: Geburtsrate normaler Pulsare: ca. 1/60a Geburtsrate MSP: ca. 1/345000a ca. 160.000 aktive normale Pulsare und ca. 40.000 Millisekundenpulsare in unserer Galaxie [2]

Selektionseffekte inverse-square-law -> hellere und nähere Objekte bevorzugt Streuung -> Problematisch bei entfernten Objekten in der galaktischen Scheibe Dopplerverbreiterung -> Problematisch bei kleinen Umlaufzeiten

Leuchtkraftverteilung [2] normale Pulsare Millisekundenpulsare durchgezogenes Histogramm: die erwartete Leuchtkraftverteilung gestricheltes Histogramm: beobachtete Leuchtkraftverteilung durchgezogene Linie: Potenzgesetz mit Steigung -1

Physikalische Anwendungen

Pulsar Timing I Aus dem gemessen Signal eines Pulsars wird ein mittleres Puls-Profil gebildet. Timing-Modell: Vorhersage der Ankunftszeiten der Pulse

Pulsar Timing II Fehler zwischen vorhergesagter Ankunftszeit und tatsächlicher Ankunftszeit werden über Jahre gesammelt und offenbaren systematische Fehler im Timing-Modell. Durch das schrittweise Verbessern des Modells können extrem genaue Messungen durchgeführt werden. Bsp.: Umlaufzeit des PSR B1937+21 P = 1,5578064688197945 ± 0,0000000000000004 ms [2]

Physik mit MSP Kalorimetrie Massen und Zustandsgleichungen von Neutronensternen Allgemeine Relativitätstheorie

Test der ART I Das Verhalten eines hmb wird von der ART anders beschrieben als durch reine Kepler- Mechanik Durch das genaue Timing kann das Verhalten der hmb sehr genau gemessen werden. Dadurch können Gravitationstheorien überprüft werden.

Test der ART II 1974: Hulse & Taylor messen bei PSR B1913+16 die Abnahme der Umlaufbahn durch Gravitationswellen. Die Messung entspricht mit einer Genauigkeit von 0,2 % der Vorhersage der ART. -> Erster indirekter Nachweis von Gravitationswellen. 1993: Nobelpreis [2] Joel Weisberg

Massenbestimmung im System PSR J0737-3039 durch Messung Postkeplerscher- Parameter [2] René Breton

Ausblick X-Ray/Radio MSP Pulsar/Schwarzes Loch - Doppelsystem Sub-Millisekunden-Pulsar MSP-GPS

[11]

Quellen [1] ESA - www.esa.int [2] Duncon R. Lorimer, 2008, Binary and Millisecond Pulsars http://relativity.livingreviews.org/articles/ lrr-2008-8/ [3] John Rowe Animation/Australia Telescope National Facility, CSIRO http://www.atnf.csiro.au/research/pulsar/ [4] NASA - www.nasa.gov [5] NASA/DOE/Fermi LAT Collaboration [6] The Australia Telescope National Facility Pulsar Catalogue http://www.iop.org/ej/abstract/ 1538-3881/129/4/1993/ [7] Pressemitteilung http://www.nrao.edu/pr/2010/mspulsars/ [10] Audio-Files: http://www.jb.man.ac.uk/~pulsar/education/ Sounds/ [11] Max-Planck-Institut für Radioastronomie http://www.mpifr-bonn.mpg.de/div/fundamental/ research.html und http://www.mpifr-bonn.mpg.de/staff/pfreire/ 47Tuc/ [12] E.S.Phinney, S.R. Kulkarni, 1994, Binary and Millisecond Pulsars http://articles.adsabs.harvard.edu//full/1994ara %26A..32..591P [13] Grindlay, Bogdanov, Millisecond Pulsars in Globular Clusters and the Field [14] University of Washington http://www.astro.washington.edu/courses/labs/ clearinghouse/labs/clusterhr/color_mag.html [8] Australia Telescope National Facility Pulsar Catalogue http://www.atnf.csiro.au/research/pulsar/psrcat/ [9] Carrol, Ostlie, 2007, An Introduction to Modern Astrophysics Bei Fragen, Fehlern, Anmerkungen: Mail an dominik.hertel@physik.stud.uni-erlangen.de

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!