Durchblick-Filme Bundesverband Jugend und Film e.v. Das DVD-Label des BJF Ostbahnhofstr. 15 60314 Frankfurt am Main Tel. 069-631 27 23 www.durchblick-filme.de E-Mail: mail@bjf.info www.bjf.info Durchblick 8+ Kopfüber Regie: Bernd Sahling Deutschland 2013 90 Min. 4. Making-of das Team und die Darsteller Produktionsteam Regie: Bernd Sahling; Drehbuch: Bernd Sahling, Anja Tuckermann; Kamera: Anne Misselwitz; Musik: Ralf R. Ollertz; Schnitt: Jörg Hauschild Produktion: Jörg Rothe, Neue Mediopolis Filmproduktion GmbH (Leipzig), Antonio Exacoustos & Franz Kraus, ARRI Film & TV Services GmbH, David P. Steel, steelecht GmbH (Offenbach am Main); Förderungen: Kuratorium junger deutscher Film (Projektentwicklung), MDM - Mitteldeutsche Medienförderung, BKM Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, DFFF Deutscher FilmFörderFonds, HFF Hessische Filmförderung; Akademie für Kindermedien (Drehbuchförderung). Das Team Der Filmemacher: Bernd Sahling (Regie & Drehbuch) Bernd Sahling wurde 1961 in Naumburg geboren. 1983 absolvierte er im DEFA-Studio ein Volontariat für Spielfilme und arbeitete anschließend als Regieassistent bei Kinderfilmen, vor allem für Helmut Dziuba, Rolf Losansky und Hannelore Unterberg. Bis Anfang der 1990er Jahre studierte er an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg und etablierte sich danach als freiberuflicher Autor und Regisseur. 1995 ging er für ein Jahr nach Chicago und studierte dort Szenaristik. Nach seiner Rückkehr arbeitete 1
Bernd Sahling zwischenzeitlich nebenberuflich als Familienhelfer für das Jugendamt Potsdam. Auf den dort gewonnenen Erlebnissen basiert der Film Kopfüber. Nach wie vor engagiert er sich für Kinder: So leitet er Workshops zur Filmarbeit mit Kindern in Singapur, USA, Deutschland, Italien, Norwegen, Slowakei, Frankreich, Russland und Tadschikistan. Im Jahre 2004 hat er mit Die Blindgänger sein viel beachtetes und preisgekröntes Spielfilmdebüt vorgelegt. Filmographie: Kopfüber (2013, Kino); Feuer und Flamme (2010, Fernsehen, rbb), Ednas Tag (2009, Fernsehen), Blindgänger (2004, Kino); Gymnasium oder wir werden sehen (1999, Fernsehen, ZDF), Warten auf Gesundheit (1994, Fernsehen, arte). Auszeichnungen: 2006 Deutscher Hörfilmpreis; 2004 Deutscher Filmpreis für Die Blindgänger und Euro-Kids-Film-Award, City of Zlin Award. Die Drehbuchautorin: Anja Tuckermann Anja Tuckermann, geb. 1961, lebt in Berlin. Sie schreibt Romane, Erzählungen und Theaterstücke für Kinder und Erwachsene. Einige Titel sind: Familie Merkwürdig und Familie Unglaublich machen eine Dampferfahrt, Denk nicht, wir bleiben hier die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllreiner (ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2006, Mano der Junge, der nicht wusste, wo er war. (ausgezeichnet mit dem Friedrich-Gerstäcker-Preis 2009), Geschichten in vier Sätzen & Träumen in Berlin, Gedichte und Geschichten von 47 Kindern und Jugendlichen, hrsg. mit Guntram Weber. Die Kamerafrau: Anne Misselwitz Anne Misselwitz wurde 1977 in Jena geboren. Sie studierte am London College of Communication Film und Fernsehen. An der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam studierte Anne Misselwitz dann Kamera. Ihr Abschlussfilm 2007 Der Die Das (Regie: S. Narr, 2008) erhielt auf dem Int. Frauenfilmfestival den Dortmunder Preis für Bildgestalterinnen. Sie drehte bisher zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme für nationale und internationale Produktionen. Der Produzent: Jörg Rothe Jörg Rothe wurde 1956 in Berlin geboren. Er begann als Aufnahmeleiterassistent und später auch als Aufnahmeleiter bei der DEFA Gruppe 67. 1985 nahm er ein Produktionsleiterstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg auf. Im Anschluss daran arbeitete er als Produktionsleiter im DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Seit 1990 ist Jörg Rothe selbstständig. So war er Produzent mit der Jörg Rothe Filmproduktion und dann Produktionsleiter, Produzent sowie Geschäftsführer des Mediopolis Berlin e.v. Im Jahre 2007 ging diese in die Neue Mediopolis Filmproduktion GmbH über. 2
Die Darsteller Sascha, gespielt von Marcel Hoffmann Marcel Hoffmann wurde 2000 in Berlin geboren. Entdeckt wurde er bei der Darstellersuche in der Freizeiteinrichtung Die Arche in Berlin Reinickendorf als er 10 Jahre alt war. Kopfüber ist seine erste Erfahrung mit Dreharbeiten. Da Kopfüber die Geschichte aus der Sicht des Jungen Sascha erzählt, musste Marcel Hoffmann an allen Drehtagen in jeder Szene dabei sein und sieben Wochen lang in einem Hotel in Jena wohnen. Elli, gespielt von Frieda-Anna Lehmann Frieda-Anna Lehmann wurde 2001 in Forst geboren. Da Friedas Schwester gute Erfahrungen bei Dreharbeiten gemacht hat, wollte sie auch gern bei einem Film mitarbeiten. Frieda-Anna Lehmann spielt Handball und Schlagzeug. Frau Mertens, gespielt von Inka Friedrich Inka Friedrich wurde 1965 in Freiburg geboren. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie an der Hochschule der Künste in Berlin. Das Magazin Theater heute wählte sie 1990 zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres. Es folgten zahlreiche Engagements, u.a. in Hamburg, Zürich, Wien und Berlin Nach einigen Fernsehproduktionen besetzte Andreas Dresen sie für die Hauptrollen in seinen Kinofilmen Willenbrock und Sommer vorm Balkon. Für ihr schauspielerisches Können in Film, Fernsehen und Theater wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Frank, gespielt von Claudius von Stoltzmann Claudius von Stolzmann wurde 1981 in Bonn geboren. Schauspiel studierte er an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Noch während des Studiums führten ihn erste Engagements an namhafte Theater ( u.a. nach Berlin und Wien). Neben seinen zahlreichen Bühnenauftritten ist Claudius von Stolzmann regelmäßig in Film und Fernsehen zu erleben. Er spielte u.a. in der Kriminalserie Tatort und im Kinofilm Anonymus mit. 3
Die Lehrerin Frau Kuntze, gespielt von Antje Widdra Antje Widdra wurde 1974 in Bad Saarow geboren. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Leipziger Hochschule für Musik & Theater. Nach einigen Jahren am Nationaltheater Weimar und am Staatsschauspiel Dresden erhielt sie erste Rollen im Fernsehen ( Tatort ). Seitdem steht Antje Widdra, neben Ausflügen als Wettersprecherin und Filmcutterin, hauptsächlich vor der Kamera u.a. für die Serie Der Lehrer (ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis 2009), für die Kinofilme Selbstgespräche und Zucchiniblüten. Antje Widdra ist auch im Verein Gesicht zeigen gegen Rassismus engagiert und fährt mit dem Störungsmelder in Brandenburger Schulen. Making-of Fotos vom Filmset Über die lange Drehzeit wurde vor allem den Kindern ein hohes Maß an Durchhaltevermögen, Konzentration und Teamarbeit abverlangt. Während der Dreharbeiten gab es viele verpasste Schulstunden, die an den Wochenenden oder nach Abschluss der Drehzeit nachgeholt werden mussten. Weitere Szenen vom Set findet ihr in der Bildergalerie. Kopfüber um die Welt Im Februar 2013 feierte Kopfüber Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Ein Jahr danach berichtet Regisseur Bernd Sahling, was er bei den Vorführungen seines Films überall auf der Welt erlebte. Ein Jahr lang reiste der Film Kopfüber nach seiner Berlinale-Premiere im Jahr 2013 zu internationalen Festivals. Nach den zahlreichen Einschätzungen Erwachsener und Lektoraten, die beschrieben, warum sich die Geschichte und auch die Art, wie wir den Film erzählen, auf keinen Fall für jüngere Zuschauer eignet, wollte ich es genau wissen und habe inzwischen über 50 Filmgespräche mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf verschiedenen Kontinenten geführt. Vereinzelt tauchte auch hier der Satz auf: Das ist nun wirklich kein Kinderfilm. Von einem Kind habe ich ihn allerdings nicht ein einziges Mal gehört. Es passierte erstaunlich oft, dass nach dem Filmgespräch ein Kind zu mir kam, mir die Hand gab und sagte: Danke, dass Sie diesen Film für uns gemacht haben. Anfangs war ich etwas irritiert, ist schließlich mein Beruf. Dann aber habe ich begriffen, warum gerade junge Zuschauer so überrascht sind. Es findet kaum noch statt, dass ihre Gegenwartsprobleme auf der Leinwand auftauchen, so kompliziert und verwirrend, wie sie manchmal eben auch sind. Ein Argument gegen den Film war: Für Kinder muss man am Ende der Filmgeschichte den Konflikt auflösen und eine klare Antwort geben. 4
Muss man das? Was ist mit den zahlreichen Konflikten von Heranwachsenden in unserer Gesellschaft, für die wir Großen keine Lösung haben, geschweige denn die Kinder? Sollen wir sie ausgerechnet mit diesen Geschichten allein lassen, indem wir sie nicht für das Kino erzählen? Oder wollen wir uns am Ende eine Scheinlösung ausdenken, damit die jungen Zuschauer beruhigt nach Hause gehen können? Auch ich weiß, Kinder lieben eindeutige Botschaften im Kino. Sie sind es auch nicht anders gewöhnt. Wenn ein Kind im Filmgespräch die Message wissen wollte, habe ich gefragt, was es selber denkt: Seoul:...dass die Erwachsenen wollen, dass Sascha genauso wird wie sie selber sind. Pyrgos:...dass wir das schätzen sollten, was uns die Natur mitgegeben hat, auch wenn wir anders sind als andere... Frankfurt:...dass wir manchmal eine Entscheidung für uns selber treffen müssen, auch wenn wir noch nicht groß sind. Wunderbare Interpretationen, wie ich finde. Und die ruhige Erzählweise von Kopfüber mit wenig Musik, die auf Geräuschen aufbaut, beobachtende Kamera, lange Einstellungen? Die Schulkinowochen, von Vision Kino mit zahlreichen Partnern bundesweit veranstaltet, waren und sind der Härtetest für einen Kinderfilmregisseur. Der erfahrene Kinobetreiber Henry Witzel vom Filmladen Kassel schrieb: Unter den Gästen befanden sich auch 2 Gruppen aus sozialpsychologischen Einrichtungen mit Kindern in der Altersgruppe 8 12 Jahre. Bemerkenswert war für mich die große Konzentration auf den Film, die sich sowohl in der Tatsache ausdrückte, dass keiner (!) der Besucher während der Vorstellung des Films den Saal verließ, und in der regen Beteiligung beim anschließenden Publikumsgespräch. Die Mehrzahl der Besucher waren Kinder und Jugendliche, die nach meiner Erfahrung bei Desinteresse den Kinosaal schon mal verlassen und eine Werbepause einlegen. Ähnliche Rückmeldungen habe ich bereits aus verschiedenen Bundesländern erhalten, wo Kopfüber die Schulkinowochen teilweise eröffnen durfte und gut gebucht ist. Nach 10 Jahren Finanzierungskampf für diesen Film, der am Ende nur gedreht werden konnte, weil wir große Teile unseres Honorars als Eigenmittel der Produzenten zur Verfügung gestellt haben, hätte ich mir sehr gewünscht, dass ein nächstes Projekt dieser Art einfacher zu realisieren sein wird. Es ist die erklärte Absicht unseres Landes, dass Filme, die auf internationalen Festivals Erfolg haben, auch Referenzmittel für die nächste Filmarbeit erwerben. Das sind Fördermittel, die nicht durch ein Gremium entschieden werden müssen und als Eigenmittel des Produzenten gelten. Kopfüber war der erste deutsche Kinderfilm seit Jahren auf der Berlinale, er lief auf dem BFI London Filmfestival, in Montreal, Malmö, Tel Aviv und ca. 25 anderen Festivals, wurde nominiert für den Europäischen Filmpreis, bekam Preise von der ECFA und anderen Erwachsenen- und Kinderjurys. Referenzgelder für den nächsten Film haben sich daraus nicht ergeben. Bernd Sahling aus: Filmdienst Nr. 6/2014. Wir danken dem Autor Bernd Sahling und dem Chefredakteur des Filmdienstes, Horst-Peter Koll, für die freundliche Genehmigung zum Nachdruck dieses Berichts. 5