Eine neue Benzinpumpe kaufen oder eine alte überholen? Man kann die alte Benzinpumpe mit Handhebel heute noch für rund 200 bekommen. Dabei muss man das Oberteil um 60 (das ist ein Lochabstand) nach links drehen, damit die Anschlüsse für den 170er richtig liegen. Das ist wirklich kein Problem und in ein paar Minuten erledigt. Etwas unangenehmer ist aber, dass der Handhebel auf der falschen Seite liegt. Bei den Typen S und Sb kann man den Hebel trotzdem ganz gut erreichen und ein Umbau ist nicht unbedingt nötig. Schöner ist es aber doch, wenn der Hebel richtig liegt. Anders ist es bei einem S-V, dort stört die Blattfeder und man kommt um einen Umbau nicht herum. Diese Arbeit ist etwas umständlich, die Membrane muss aus- und später auch wieder eingehängt werden. Macht man das zum ersten Mal, ist es eine lästige Fummelei. Aber wie so oft: hat man es ein paar Mal gemacht und hat den Bogen raus, geht es ganz elegant. Der Ausbau ist einigermaßen einfach: die Membrane vom Gehäuse lösen, etwas eindrücken, nach vorne schieben und dabei um 60 (Lochabstand) im Uhrzeigersinn drehen. Dann kann man den Handhebel herausziehen. Dazu den kleinen Seegering abnehmen und den Betätigungshebel nach unten drücken. Der Handhebel lässt sich aber nicht einfach nach links versetzen. Seine Form ist spiegelverkehrt, er muss umgebaut werden. Dazu die Vernietung wegschleifen und den Griff von der Welle trennen. Das abgeflachte Loch auf 8 mm aufbohren, beide Teile in die richtige Anordnung bringen und dann verschweißen.
Links: 170er-Hebel, rechts 180, 190 Damit ist die Sache aber immer noch nicht erledigt. Das eigentliche Problem stellt die Rückholfeder dar. Auch ihre Form ist gespiegelt, sie lässt sich auf der anderen Seite nicht verwenden. links: Feder der neuen Pumpe rechts: Feder der originalen 170er Pumpe Da man diese Feder meines Wissens nicht mehr kaufen kann, braucht man zusätzlich eine alte originale Pumpe zum Schlachten. Aus ihr kann man diese Feder gewinnen. Aus einer solchen Schlacht-Pumpe kann man natürlich auch gleich den richtigen Handhebel übernehmen und sich damit den Umbau ersparen. Meist haben die Wellen dieser Hebel aber deutliche Einlaufspuren. Das reduziert den Hub und ist nicht gut.
Aber auch dieser Mangel lässt sich beheben: Mit Schutzgas wird ein Schweißpunkt in die Kerbe gesetzt, anschließend wird die Welle wieder vorsichtig zurechtgefeilt. Welche der beiden Lösungen man auch wählt, ob neuer oder alter Handhebel: in beiden Fällen muss geschweißt werden. Zum Einhängen der Membrane gibt es verschiedene Wege. Ich habe diese Arbeit inzwischen sehr oft gemacht und meine, die folgende Vorgehensweise wäre die einfachste: 1. Das bewegliche Vorderteil des Betätigungshebels fixieren, damit es in der obersten Position stehen bleibt. Das geht sehr einfach: Eine kleine Nase dieses Hebels reicht nämlich aus dem Gehäuse. An dieser Stelle kann man einen Nagel (oder einen Blechstreifen oder einen schlanken Schraubendreher) einschieben. Antriebshebel mit beweglichem Vorderteil für die Handpumpe und Nase für die Arretierung (Druck in Pfeilrichtung).
blockierter Hebel 2. Die Membrane vorsichtig (an ihrem oberen Blechdeckel) in den Schraubstock spannen. Und zwar so, dass der Schaft nach oben zeigt, also sozusagen umgedreht. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass bei der Montage die Federn nebst Teller nicht versehentlich in der Werkstatt herumspringen können. 3. Nun die beiden Federn und den Federteller auf die Membrane legen und den Hebel des Gehäuse-Unterteils einfädeln. Macht man diese Arbeit zum ersten Mal, empfehle ich, zunächst ein- oder zweimal ohne die Federn einzufädeln. Hat man dann den Bogen raus das Gleiche nochmal mit den Federn.
4. Das Unterteil der Pumpe (natürlich auch umgedreht ) etwa 5mm nach vorn rechts (um 60 = 1 Lochabstand) versetzt auflegen, und in einem leichten Linksbogen einfädeln. Eine Minutensache. 5. Oberteil aufschrauben. Nicht vergessen: vor dem Zusammenbau alle beweglichen Teile, also Handhebelwelle - besonders die Aussparung darin und die Öse nebst kleinem Ausrückhebel fetten. Nun ist die Pumpe im 170er gut zu verwenden und fast nicht von der originalen zu unterscheiden. Wenn da nicht die Wasserablass-Schraube mit dem langen Kopf wäre die fehlt nämlich bei der neuen Pumpe. Aber auch das lässt sich wenn man Wert darauf legt - nachrüsten, das Gehäuse ist dafür vorbereitet. Ein 2,5 mm Loch bohren, ein Gewinde M 8 x 1 schneiden, Späne ausblasen, Schraube mit Feder aus der Schlachtpumpe eindrehen. fertig. originale Pumpe neue Pumpe Man muss sich aber fragen, ob sich der Kauf einer neuen Pumpe immerhin rund 200 - und ihr Umbau wirklich lohnt. Wenn man die Pumpe ohnehin zerlegen muss, daran arbeiten muss und zusätzlich auch noch eine Schlachtpumpe benötigt, spricht doch Vieles dafür, gleich die alte Pumpe zu überholen. Ein Reparatursatz kostet 65, ist sehr umfangreich und enthält alle Verschleißteile (leider nicht den Handhebel und die für unsere Zwecke passende Rückholfeder). Mit einem Rep. Satz erreicht man also das exakt gleiche Ergebnis. Eine überholte Pumpe unterscheidet sich in nichts von einer neuen außer eben darin, dass sie sehr viel billiger ist. Als zusätzliche Mehrarbeit bei der Überholung einer alten Pumpe fällt
lediglich das Planen der Anlagefläche für eines der beiden Pertinax-Plättchen an (das andere ist im Rep. Satz erhalten). Vielleicht muss diese Fläche nachgeschliffen werden Das ist aber leicht zu machen und kaum erwähnenswert. Ich habe dazu ein sehr feines Schmirgelpapier auf eine lange ¼ Zoll 10er Nuss geklebt und ein paar Mal gedreht. Man sollte bei dem Zusammenbau auch an die Korkdichtung am oberen Deckel denken. Hier kann es Undichtigkeit geben. Sie verschiebt sich leicht und sie kann auch brechen. Ich empfehle hier eine Gummidichtung in den Deckel einzukleben. Vielleicht kann man hier sogar einen O-Ring 3 x 49 verwenden. Ein Nachtrag Auf der diesjährigen Veterama konnte ich - mit inzwischen trainiertem Blick - einige der richtigen Rückholfedern finden, 3 das Stück. Nicht ganz billig. Da ich aber um die Seltenheit dieser Teile wusste, habe ich gleich den ganzen Bestand von 10 Stück gekauft. Das ist mehr als ich selbst je brauchen werde. Es kann deshalb gut sein, dass ich ein paar davon an fleißige Umbauer abgeben werde. Zum Schluss noch ein paar Worte zum Einbau der Pumpe Im Auslieferungszustand ist die Benzinpumpe mit zwei Muttern an Stehbolzen befestigt. Die untere der beiden Muttern ist schwer zu erreichen. Ich habe deshalb Inbus-Schrauben M 8 x 25 verwandt. So lässt sich auch die untere Schraube mit einem Inbus-Schlüssel ganz gut erreichen. Das Einfädeln beim Umsetzen des Standard-Inbus-Schlüssels ist allerdings immer noch etwas umständlich, man kann die Schraube ja nicht sehen und muss blind stochern. Sehr
viel besser geht es, wenn man sich einen Inbus-Schlüssel leicht abändert. Ein etwa 8 cm langer Abschnitt mit aufgeschweißter 17er, vielleicht sogar 19er Mutter. So entfällt das Umsetzen, der Kopf dieses Werkzeugs ist von oben gut zu sehen und so groß, dass man die Schraube sogar mit der Hand eindrehen kann. Festgezogen wird sie dann mit einem aufgesetzten kurzen Ringschlüssel. Harald Schüßler, 10/2017