Vorlesung Einführung in die Schulpädagogik WS 2008/09 (Boenicke/Popp) Modul 3: Ebenen professionellen Lehrerhandelns Einführung in das Thema: Was passiert alles gleichzeitig im Unterricht? Dimensionen des Lehrerhandelns Dilemmasituationen ein konstitutives Merkmal des Lehrerberufs Video: Jean-Pol Martin, Französischlehrer Was heißt Pädagogische Freiheit des Lehrers? Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 1
Ebenen des Unterrichtsgeschehens: Inhaltliche Ebene: Fachkompetenz Methodische Ebene: Didaktische Kompetenz Beziehungsebene: Pädagogische Kompetenz Organisationsebene: Leitungskompetenz Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 2
Dilemmasituationen im Unterricht Die Klasse unterrichten Auf den Einzelnen eingehen Gleichbehandlung Individualisierung Bewerten Fördern Distanz, um Defizite Affektive Nähe, um positives mitzuteilen Klima zu bewirken Konflikte schnell ent- Entscheidungen scheiden argumentativ begründen Bürokratische Vor- Zur Selbstständigkeit gaben umsetzen erziehen Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 3
Professionalisierung von Lehrern: Wann lernt man was? Ebenen: Wann lernt man was? Inhaltliche Ebene I. Phase: Universität Methodische Ebene II.Phase: Referendariat Beziehungsebene??? Organisationsebene berufsbegleitend Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 4
Videosequenzen: Französischunterricht - Lernen durch Lehren (LDL) Interview mit Schülerinnen und Schülern Interview mit Jean-Pol Martin Informationen zu Jean-Pol Martin/Lernen durch Lehren: www.ldl.de http://wikipedia.org/wiki/jean-pol_martin Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 5
Video-Analyse: Arbeitsaufgaben Suchen Sie drei Begriffe, die die Haltung der Schüler wiedergeben. Was geschieht auf den drei Ebenen von Unterricht: - inhaltliche Ebene - methodische Ebene - Beziehungsebene - Leistungsebene Wie interpretiert J.-P. Martin seine Aufgaben als Lehrer? Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 6
Literatur: Zu Klassenführung: Kiper, H./Mischke, W. (2004), Leiten einer Schulklasse. In: Dies. Einführung in die Allgemeine Didaktik. Weinheim, Basel 143-152 Helmke, A. (2003), Unterrichtsqualität erfassen, bewerten, verbessern. Seelze, S. 78 85 Zu Lernen durch Lehren : Renkl, A.: Lernen durch Lehren, in: Detlef Rost (Hrsg.)(2006): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. 3.Aufl. Weinheim: Beltz Verlag. 2006. S.416-420 http://www.ldl.de Speziell zur Notengebung bei LdL: http://www.ldl.de/faq/noten.htm Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft www.ibw.uni-heidelberg/~aeschule.de 7
Dimensionen des Lehrerhandelns (Helmke 2003) Klassenraum vorbereiten Regeln und Verfahrensweisen planen Konsequenzen festlegen Unterbindung unangemessenen Schülerverhaltens [...]
Dimensionen des Lehrerhandelns (Helmke 2003) Strategien für potenzielle Probleme Differenzierung bei der Unterrichtsvorbereitung beachten Verantwortlichkeit der Schüler stärken Unterrichtliche Klarheit A. Helmke (2003), Unterrichtsqualität. Erfassen, Bewerten, Verbessern, S. 83f.
Pädagogische Freiheiten der Lehrkraft 1. Befund 2. Freiheiten pädagogischen Handelns
1. Befund Schulgesetz Baden-Württemberg (geänd. 25.07.2000): 1,1: Die Lehrkräfte tragen... die unmittelbare pädagogische Verantwortung für die Erziehung und Bildung der Schüler. Notenverordnung (23.03.2004): 7 (2): Die Bildung der Note in einem Unterrichtsfach ist eine pädagogisch-fachliche Gesamtwertung der vom Schüler im Beurteilungszeitraum erbrachten Leistungen.
2. Freiheiten pädagogischen Handelns 1. Ebene der Kommunikation 2. Ebene des Lehrplans 3. Ebene der Notengebung / Beurteilung 4. Ebene außerunterrichtlicher Veranstaltungen
2.1 Ebene des Lehrplans Beispiel Ev. Religion: Kerncurriculum: max. 2/3 der Schulwochen: ca. 85 Stunden in 2 Jahren Schulcurriculum: ca. 45 Stunden in 2 Jahren: - fächerübergreifende Projekte - konfessionelle Zusammenarbeit
2.1 Ebene des Lehrplans Beispiel Geschichte Klasse 6 Bildungsplan 2004 S. 221: Angabe von Kompetenzen und Inhalten : 3. Ägypten eine frühe Hochkultur Die Schülerinnen und Schüler können - die Bedeutung des Nils für die Entstehung der ägyptischen Hochkultur erläutern, Merkmale einer frühen Hochkultur erklären und an konkreten Beispielen deren Zusammenhänge darstellen - die kulturelle Bedeutung des ägyptischen Jenseitsglaubens erkennen Daten und Begriffe 3000 v. Chr. Entstehung der Hochkultur; Schrift; Pharao; Pyramide; Polytheismus
2.1 Ebene des Lehrplans Umsetzungsmöglichkeiten: Gruppenarbeit: Beispiele der Hochkultur : (Schrift / Religion / Architektur / Gesellschaftsform) Lernstraße Ägypten Projekt: Erstellen eines Nilkalenders
2.1 Ebene des Lehrplans Verteilung der Stunden auf ein Großthema Reihenfolge der Großthemen Schwerpunktsetzung innerhalb der Großthemen
Achtung Dilemma... Institutionelle Vorgaben müssen erfüllt werden: - Stoff für Klassenarbeiten - Stoff für Jahrgangsvergleichsarbeiten - Abiturvorbereitung
2.2 Ebene der Notengebung / Beurteilung Art der Leistungsüberprüfung (Klausur / Präsentation Prüfungsgespräch / Portfolio / Eindrucksnoten / Beobachtungsbögen ) Gewichtung der Einzelkomponenten der Gesamtnote (schriftlich mündlich; ggf. praktisch) Verzicht auf Klassenarbeiten in maßgeblichen Fächern Noten sind nicht als rein arithmetisches Mittel, sondern als pädagogisch-fachliche Gesamtwertung (Notenverordnung) zu bilden.
Achtung Dilemma... Institutionelle Vorgaben müssen erfüllt werden: - Zwang zur Ziffernnote - Notentransparenz / Skalentransparenz - soziale Bezugsnorm der Leistungsbeurteilung