Ralph Tuchtenhagen: Kleine Geschichte Schwedens. München: Verlag C. H. Beck 2008, 175 S.

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Transkript:

Ralph Tuchtenhagen: Kleine Geschichte Schwedens. München: Verlag C. H. Beck 2008, 175 S. Neil Kent: A Concise History of Sweden. Cambridge: Cambridge University Press 2008, 302 S. Schweden ist ein populäres Land. Mit Schweden werden viele Schlagwörter wie z. B. Wohlfahrtsstaat, Neutralität, Geschlechteremanzipation, eine unbegrenzte und überwältigende Natur in Verbindung gebracht. Auch das Interesse an der schwedischen Geschichte ist sowohl unter Studierenden als auch unter historisch Interessierten ungebrochen. Umso erstaunlicher ist es, dass Lesern, denen skandinavische Sprachkenntnisse fehlen, kaum Gesamtdarstellungen über die schwedische Geschichte zur Verfügung stehen. Es gibt eine Vielzahl deutsch- oder englischsprachiger Detailstudien zu den verschiedensten Aspekten der schwedischen Geschichte, eine umfassende Darstellung jedoch fehlt nach wie vor. Daran ändern auch die beiden hier anzuzeigenden kleinen Bände nichts. Weder die von Ralph Tuchtenhagen verfasste Kleine Geschichte Schwedens noch die aus der Feder von Neil Kent stammende Concise History of Sweden können und wollen eine Gesamtdarstellung ersetzen. Sie bieten jedoch deutsch- und englischsprachigen Lesern die Möglichkeit, die wichtigsten Entwicklungen des schwedischen Staates vom Mittelalter bis in die heutige Zeit in knapper Form zu verfolgen. Im Mittelpunkt der Darstellung von Tuchtenhagen steht die Frage, wie sich aus dem schwedischen Reich der schwedische Wohlfahrtsstaat entwickelte. Ähnlich sind die Intentionen Neil Kents, bei ihm liegt der Focus allerdings stärker auf jüngeren Entwicklungen: dem Aufstieg der schwedischen Sozialdemokratie, der Etablierung des Wohlfahrtsstaates und dem Beitritt zur Europäischen Union. Wer einen Abriss über die Geschichte eines Landes schreibt, steht immer vor dem Problem, eine Auswahl der wichtigsten Entwicklungslinien und Ereignisse treffen zu müssen. Die ausgewählten Beispiele sollten dann so genau wie möglich erläutert werden. Das ist bei Ralph Tuchtenhagen leider nicht immer der Fall. Seine Kleine Geschichte ist in sechs Kapitel untergliedert, wobei das erste Kapitel als 112 NORDEUROPAforum 2/2008

Einleitung bezeichnet wird. Am Beginn eines jeden Hauptkapitels wird eine kurze Zusammenfassung des folgenden Inhalts gegeben. Das erleichtert das Arbeiten mit dem Buch, führt aber zuweilen zu inhaltlichen Wiederholungen. Das zweite Kapitel behandelt sehr kurz die Frühgeschichte, untergliedert in die drei Perioden Stein-, Bronze- und Eisenzeit (ca. 12.000 v. Chr. bis 1050 n. Chr). Am Ende des Kapitels kommt kurz die Wikingerzeit zur Sprache. Die folgenden Kapitel sind wesentlich umfangreicher und in jeweils drei bis sechs Unterkapitel unterteilt. Das dritte Kapitel thematisiert die Entstehung des schwedischen Reiches im Mittelalter. Fraglich ist allerdings, ob man Schweden im 14. Jahrhundert, selbst in der Zeit der Union mit Norwegen, als europäische Großmacht bezeichnen kann. Die Darstellung der Kalmarer Union erfolgt aus einer rein schwedischen Sicht, was durchaus zu hinterfragen ist. Von den beiden überlieferten Unionsurkunden diskutiert Tuchtenhagen lediglich den so genannten Unionsbrief, der den drei Königreichen innerhalb der Union eine gewisse Selbstständigkeit einräumte, dessen Geltung in der Forschung jedoch umstritten ist. Den ungleich wichtigeren Krönungsbrief nennt der Autor nicht. In den Ausführungen über das mittelalterliche Bildungswesen erwähnt Tuchtenhagen u. a. die dänische Universität Lund. Nun befand sich aber seit 1479 die zunächst einzige dänische Universität in Kopenhagen. Die Universität Lund wurde erst 1666 in dem nunmehr schwedischen Skåne gegründet. Richtig wäre, dass in Lund bereits seit 1425 ein studium generale existierte. Wichtig ist außerdem der ausführliche Hinweis, dass Finnland im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein Teil des schwedischen Reiches gewesen ist. Das vierte Kapitel behandelt den Aufstieg und Niedergang Schwedens als europäische Großmacht in der Frühen Neuzeit (vom 16. Jahrhundert bis 1809). Das Kapitel beginnt mit dem Aufstieg der Vasa- Dynastie und der Reformation in Schweden. Darauf folgen die Bruderkämpfe und der Beginn der schwedischen Expansion im Ostseeraum. Ein Hinweis auf die Geisteskrankheit Eriks XIV. fehlt leider. Ausführlich werden die Kriege und Reformen, die Wirtschaftspolitik und die sozialen Entwicklungen im 17. und 18. Jahrhundert besprochen. Wichtig ist hier der Hinweis, dass die eroberten Provinzen Sonderrechtsgebiete und nicht Bestandteile des schwedischen Rechts- und Verwaltungsraumes wurden. Zu diskutieren ist jedoch, ob die Verwaltungs- und Justizpolitik in den eroberten Gebieten tatsächlich zu den schwächeren Instrumenten der schwedischen Herrschaftssicherung zu zählen ist. Denn die Anerkennung der jeweiligen Landesverfassungen in den eroberten Gebieten, z. B. im Reich, brachte für den NORDEUROPAforum 2/2008 113

schwedischen König die Reichsstandschaft und, damit verbunden, Sitz und Stimme im deutschen Reichstag mit sich. Das fünfte Kapitel ist mit Zeichen einer neuen Zeit das 19. Jahrhundert überschrieben. Thematisiert werden die tiefgreifenden politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen des schwedischen Staates, beginnend mit dem Verlust des finnischen Reichsteils und der Union mit Norwegen (1814 1905). Breit werden die liberalen Reformen, der Übergang zum Parlamentarismus und die beginnende Industrialisierung mit ihren sozialen Auswirkungen behandelt. Ein eigenes Unterkapitel ist der Entdeckung der schwedischen Nation, dem Nationaldiskurs im 19. Jahrhundert, gewidmet. Im sechsten Kapitel wird der dritte Weg zum Wohlfahrtsstaat beschrieben. Das Kapitel beginnt mit der Auflösung der Union mit Norwegen und der schwedischen Neutralität im Ersten Weltkrieg. Eingehende Betrachtungen zum schwedischen folkhem dürfen hier natürlich nicht fehlen, ebenso der Beginn der langen Reihe der sozialdemokratischen Regierungen. Besonders ausgewogen erscheinen die Darstellungen zu den eher dunklen Kapiteln der schwedischen Geschichte in der Zwischenkriegs- und Kriegszeit, verwiesen sei hier auf die Sterilisierungsgesetze oder auf die Haltung gegenüber Flüchtlingen. Mit dem Aufbau des schwedischen Wohlfahrtsstaates endet der Band. Ein Anhang bestehend aus Zeittafel, Herrschertabelle, Literaturverzeichnis, einem Personen- und einem geographischen Register sowie einigen Karten beschließt das Werk. Die Concise History of Sweden von Neil Kent ist etwas umfangreicher. Sie ist in insgesamt 10 Kapitel gegliedert, die nochmals in zahlreiche Unterkapitel unterteilt worden sind. Ansonsten gleicht der Aufbau sehr der Gliederung bei Tuchtenhagen, nur dass hier einige Aspekte zu eigenen Kapiteln erweitert worden sind. In einem Vorwort erläutert Kent die geographische Lage und die naturräumlichen Gegebenheiten Schwedens. Im ersten Kapitel werden Frühgeschichte und Wikingerzeit besprochen. Das zweite Kapitel behandelt die Entstehung des mittelalterlichen schwedischen Staates. Von hier ab folgt der Aufbau der einzelnen Kapitel einem einheitlichen Grundschema: Nach einer kurzen Inhaltsübersicht am Beginn eines jeden Kapitels folgt eine Darstellung der wesentlichen politischen Ereignisse des jeweils zu behandelnden Zeitraumes. Darauf folgt ein Überblick über die gesellschaftlichen Entwicklungen und über die soziale Hierarchie. Anschließend folgen kurze Abschnitte zu Wirtschaft und hygienischen Verhältnissen sowie zu Literatur und Bildung, Kunst und Architektur. Hinzu kommen dann noch kurze 114 NORDEUROPAforum 2/2008

Darstellungen zu wichtigen zeitgenössischen Sonderentwicklungen. Dies alles gibt dem Buch einen lexikalischen Charakter, das Nachschlagen nach bestimmten Stichworten wird bedeutend erleichtert. Im dritten Kapitel, das mit dem Ende der Kalmarer Union und der Erhebung Gustavs I. Vasa zum neuen schwedischen König einsetzt, wird die territoriale Konsolidierung Schwedens behandelt. Besonders hebt Kent die 1528 erfolgte Krönung Gustav Vasas zum ersten erblichen Monarchen Schwedens hervor. Dies ist jedoch insofern ungenau, als das Erbrecht erst 1540 in Örebro präsentiert und 1544 auf dem Reichstag von Västerås bestätigt wurde. Auch das vierte Kapitel Towards a centralist and military state enthält eine Reihe von Ungenauigkeiten. So fehlt der Hinweis, dass mit dem Krieg von 1563 bis 1570 gegen Dänemark der Kampf um das Dominium maris baltici begann. Und es war nicht Carl Gustav Wrangel, der 1648 die kleine Seite von Prag eroberte, sondern Hans Christoffer von Königsmarck. Das Unterkapitel, das eigentlich den schwedisch-polnisch-dänischen Krieg von 1655 bis 1660 thematisieren sollte, ist mit Renewal of war with Russia überschrieben. Die wesentlich bedeutenderen Auseinandersetzungen mit Polen und Dänemark spielen darin nur eine marginale Rolle, obwohl gerade sie zur größten territorialen Ausdehnung Schwedens führten. Der Konflikt mit Russland endete übrigens erst 1661 mit dem Frieden von Kardis und nicht schon 1660. Das fünfte Kapitel behandelt den Zusammenbruch des Absolutismus unter Karl XII. und die so genannte Freiheitszeit, das sechste die Restauration des Absolutismus unter Gustav III. Hervorzuheben sind die Exkurse zu den frühen Beschreibungen Lapplands, die mit Olof Rudbeck beginnen, und zu den schwedischen Kolonien in Übersee. Kapitel 7 ist überschrieben mit Constitutional Swede und behandelt den Zeitraum zwischen der Thronbesteigung Gustavs IV. Adolf und der Regierung Karl Johanns. Ungenau sind die Formulierungen, weshalb Gustav IV. Adolf sich der dritten Koalition gegen Napoleon anschloss, was hier vor allem mit dem Druck Russlands und Englands erklärt wird. Dabei übersieht Kent, dass Gustav IV. Adolf vor allem deshalb zu den Gegnern Napoleons zu zählen ist, weil er im März 1804 in Karlsruhe miterlebte, wie französische Truppen in Baden einbrachen und den emigrierten Bourbonenprinzen Louis Antoine verschleppten und hinrichteten. Diese Gewalttat trug maßgeblich dazu bei, dass sich Gustav der Koalition anschloss. Das achte Kapitel behandelt die Industrialisierung und den Kapitalisierungsprozess NORDEUROPAforum 2/2008 115

in Schweden. Das neunte Kapitel beginnt ohne die sonst übliche inhaltliche Zusammenfassung, sondern setzt gleich mit der schwedischen Neutralitätserklärung am Beginn des ersten Weltkrieges ein. Der zeitliche Rahmen zieht sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Sehr verklärend ist der Abschnitt über die schwedische Haltung gegenüber den jüdischen Flüchtlingen ( A jewish Haven ) verfasst. Kent nennt als Beispiele für das schwedische Engagement zur Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge die Emigration Bertold Brechts 1939, die Aufnahme der dänischen Juden 1943 sowie die Aktionen Raoul Wallenbergs und weiterer Schweden zur Rettung ungarischer und anderer europäischer Juden vor der Vernichtung. Er verschweigt jedoch, wie restriktiv und ablehnend die schwedischen Behörden vor allem vor Kriegsausbruch mit den jüdischen Flüchtlingen umgingen, und dass es 1938 Schweden war, das Deutschland aufforderte, die Pässe der emigrierenden Juden mit einem J-Stempel zu kennzeichnen, um sie besser von anderen Emigranten unterscheiden zu können. Der Status eines politischen Flüchtlings blieb den Juden zunächst verwehrt. Erst im Laufe des Krieges änderte sich die schwedische Haltung ihnen gegenüber. Zusammenfassung folgt ein kurzer Anhang bestehend aus einer Chronologietabelle sowie einer Auflistung der Könige und Regenten und der Premierminister. Ein Literaturverzeichnis und ein Personenregister runden den Band ab. Das Fazit fällt gemischt aus. Eine kurz gefasste Länderdarstellung steht immer vor dem Problem, eine Auswahl von Fakten treffen zu müssen. Diese ist in beiden Bänden sehr ausgewogen, beide durchzieht ein roter Faden. Kritisch ist jedoch zu bemerken, dass beide Bände eine Reihe von Ungenauigkeiten bzw. sogar Fehlern enthalten. Das ist umso bedauerlicher, als sie eine wichtige Lücke füllen. Und vor allem das Buch von Ralph Tuchtenhagen dürfte sich aufgrund seines niedrigen Preises von 11,95 Euro als recht attraktiv für Studierende erweisen. Joachim Krüger (Greifswald) Das zehnte Kapitel befasst sich mit der Entwicklung Schwedens nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufbau des so genannten Wohlfahrtsstaates. Einer knappen 116 NORDEUROPAforum 2/2008