Was bleibt, was ändert sich? Die Welt zwischen Antike und Mittelalter Stand: 16.02.2017 Jahrgangsstufe 6 Fach/Fächer Übergreifende Bildungsund Erziehungsziele Zeitrahmen Benötigtes Material Geschichte Politische Bildung, Sprachliche Bildung 1 Unterrichtsstunde (ca. 45 Min.) Arbeitsblätter mit den Aufgaben A bis D ggf. große Kärtchen mit begrifflichen Hilfen ggf. Putzger-Atlas Kompetenzerwartungen G 6 Lernbereich 6: Von der Antike zum Frühmittelalter Die Schülerinnen und Schüler erfassen Kontinuität und Wandel als zentrale historische Kategorien, indem sie z. B. das antike Kaisertum und das Kaisertum Karls des Großen miteinander vergleichen und die Rolle von Missionierung und Christianisierung im Frankenreich untersuchen. [MK, OK] Die Kompetenzerwartung zerlegt in ihre einzelnen Lern- und Kompetenzprozesse: a) Die Schülerinnen und Schüler vergleichen das antike Kaisertum und das Kaisertum Karls des Großen miteinander. Diese Teilaussage setzt voraus, dass die Schüler wesentliche Merkmale des römisch-antiken Kaisertums (Kaisertitulatur: Imperator Caesar Augustus, pater patriae, auctoritas-konzept; Kaiserkult, Aufgabenbündelung) kennen und z. B. in Herrschaftsdarstellungen wie Statuen oder Münzen auffinden. Anschließend kann durch eine karolingische Münze (Abbildung und Umschrift) und die Kaisertitulatur Karls des Großen der Vergleich im Sinne einer kompetenzperformativen Aufgabenstellung angegangen werden. b) Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die Rolle von Missionierung und Christianisierung im Frankenreich. Das Prädikat untersuchen legt den Fokus auf methodisches Arbeiten. In dieser Teilaussage muss an das bereits erarbeitete Wissen um die Rolle des Christentums im späteren römischen Kaiserreich (Duldung christlicher Kulte, Übernahme des Christentums, Erhebung zur Staatsreligion) angeknüpft werden. Seite 1 von 6
c) Die Schülerinnen und Schüler erfassen Kontinuität und Wandel als zentrale historische Kategorien. Dieser vorangestellte Hauptsatz ordnet den eigentlichen Kompetenzschwerpunkt (Orientierungskompetenz) zu: Es gilt, auf einer abstrakten Ebene die beiden Gegenpole historischer Wahrnehmung, Veränderung und Kontinuität, zu erschließen. Auf diese Weise erfassen die Schüler, dass sich in der Geschichte Dinge verändern bzw. dass sie gleich oder ähnlich bleiben. Diese Einsicht schärft die Dimensionen Historizitätsbewusstsein und Temporalbewusstsein des Geschichtsbewusstseins. Eine solche Erkenntnis kann nur an zuvor erarbeiteten konkreten Beispielen (Selbstverständnis des Kaisers und Rolle des Christentums) erwachsen. Die aus der Abstrahierung entstandene Erkenntnis ist auf andere Epochen(übergänge) übertragbar. Aufgabe Arbeitsschritt: Wissen anwenden A. Die Herrschaftsvorstellung der fränkischen Könige auf Münzen und im Kaisertitel Herrscher zeigen ihre Vorstellung von Herrschaft öffentlich, z. B. durch Statuen, Abbildungen oder Münzen. 1. Betrachtet die beiden Münzen M1 (Münze Kaiser Konstantins, ca. 320 n. Chr.) und M2 (Kaiser Karl d. Große, ca. 800 n. Chr.). Hilfe: V steht für U 2. Entziffert so weit wie möglich die Umschrift der rechten Münze und notiert sie unter den Münzen. 3. Vergleicht die Abbildungen der beiden Herrscher miteinander. Benennt Ähnlichkeiten und Unterschiede. 4. Formuliert aus der Sicht Karls des Großen einen Satz, der erklärt, warum er sich genau so auf der Münze abbilden ließ. Ich, Karl der Große, will mit meiner Münze zeigen, dass... M1 M2 Konstantin der Große, Follis, Billon (Frühjahr 307 In Treveri/Trier geprägt) Denar mit dem Kopf Karls des Großen (in Mainz geprägt) Seite 2 von 6
5. Lest euch nun die in Latein verfassten Kaisertitel von Konstantin und Karl (M3) durch. 6. Markiert Auffälligkeiten. 7. Stellt eine These (Vermutung) über die Kaisertitulatur Karls des Großen auf (z. B.: Was er mit dieser Titulatur ausdrücken wollte...). M3 Vergleich der Kaisertitulatur Kaisertitulatur Konstantins: Imperator Caesar Flavius Valerius Constantinus Pius Felix Maximus Victor Semper Augustus Kaisertitulatur Karls des Großen: Carolus (...) Augustus (...), imperator romanum (...) rex Francorum et Langobardorum* [Übersetzungshilfe: imperator = Feldherr, Kaiser; romanum = römisch; rex = König; semper = immer; Victor = Sieger; Pius = fromm; Felix = glücklich; Maximus = der Größte] B. Die Rolle des Christentums Über die Bedeutung des Christentums habt ihr in der Unterrichtsstunde zu Chlodwig schon viel gehört. 8. Seht euch nun die Rückseite der Münze Karls (M4) genau an. Die Umschrift lautet Religio Christiana. Ihr könnt die beiden Wörter auch ohne Lateinkenntnisse übersetzen. Beachtet dabei das Symbol in der Mitte der Münze. Notiert: In der Mitte der Münze befindet sich Das gleiche Symbol findet sich auf der Münze noch einmal, nämlich Religio Christiana heißt C. Die neue europäische Welt / Mittelmeerwelt 9. Betrachtet die Geschichtskarten M5 und M6 und benennt den Hauptunterschied in Bezug auf die Herrschaft über Europa und den Mittelmeerraum. Formuliert dazu einen Satz. [*vollständig: Carolus serenissimus Augustus a deo coronatus magnus, pacificus, imperator romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam dei rex Francorum et Langobardorum] Seite 3 von 6
M5 Das römische Weltreich M6 Die Völkerwanderung 10. Markiert mit den beiden Symbolen = oder, ob die beiden Geschichtskarten Gleiches oder Unterschiedliches/Anderes zeigen. Seite 4 von 6
D. Was man aus den Münzen, den Herrschertiteln und den Geschichtskarten folgern kann 11. Historiker, also Geschichtswissenschaftler, äußern sich so, wenn sie lange geschichtliche Entwicklungen betrachten: Geschichte ist geprägt von Kontinuität [= Fortdauer, Stetigkeit] und Wandel. Ordnet zu, was sich in Bezug auf die Welt zwischen römischer Antike und Frühmittelalter geändert hat und was gleich oder ähnlich geblieben ist. Nutzt als Hilfe die Kärtchen (die sich auf die Materialien M1 bis M6 beziehen). Selbstverständnis der Herrscher Herrschaftsgebiete Traditionen (z. B. religiöse) Quellen- und Literaturangaben M1 Konstantin d. Große, Follis, Billon, Frühjahr 307, Treveri (Trier) Schülerzeichnung M2 Avers Denar mit dem Kopf Karls des Großen, in Mainz geprägt Schülerzeichnung M3 Revers des Denars mit dem Kopf Karls des Großen, in Mainz geprägt Schülerzeichnung M5 Das römische Weltreich, aus: PUTZGER Historischer Weltatlas, Kartenausgabe, hrsg. vom Cornelsen Verlag unter Mitarbeit von Rudolf Berg, München, Prof. Dr. Ernst Bruckmüller, Wien, und Prof. Dr. Claus Hartmann, München, 104. Auflage, 3. Druck 2014, 2012 Cornelsen Verlag, Berlin, S. 43 Seite 5 von 6
M6 Die Völkerwanderung, aus: PUTZGER Historischer Weltatlas, Kartenausgabe, hrsg. vom Cornelsen Verlag unter Mitarbeit von Rudolf Berg, München, Prof. Dr. Ernst Bruckmüller, Wien, und Prof. Dr. Claus Hartmann, München, 104. Auflage, 3. Druck 2014, 2012 Cornelsen Verlag, Berlin, S. 57 Hinweise zum Unterricht Arbeitsschritte im Vorfeld der Aufgabe ( Wissen aufbauen) Die skizzierte Aufgabe ist als Sequenzabschluss des Themenbereichs Spätantike/Frühmittelalter konzipiert. Es müssen also die Themen zur römischen Geschichte (G6.5) ebenso behandelt worden sein wie die Themen zur Völkerwanderung, zur Reichsbildung der Franken und zur Missionierung und Christianisierung bei den Germanen (vor allem Franken). Die Wissensgenerierung kann auf ganz unterschiedliche Weise erfolgt sein und ist nicht Teil dieser Aufgabe. Arbeitsschritt Wissen anwenden Die Schülerinnen und Schüler greifen anhand der folgenden Materialien auf die oben genannten thematischen Bezüge zu: Sie werten zwei Münzvorderseiten (Konstantins und Karls) aus und beschäftigen sich mit der Kaisertitulatur der beiden Herrscher. Darin erschließen sich ihnen Kontinuitäten im Herrschaftsverständnis. Für Sechstklässler ist sicherlich fassbar, dass Karl bewusst die römisch-antike Herrschaftsidee übernimmt, um seine Herrschaft in eine bestimmte Tradition zu stellen. Sodann vergleichen sie die beiden Kaisertitulaturen Konstantins und Karls. Das Aufgreifen der römisch-antiken Begriffe fällt sofort ins Auge. Die Übernahme des Christentums, die im Unterricht vorher sicherlich im Zusammenhang mit der legendenartigen Taufe Chlodwigs thematisiert wurde, wird an dieser Stelle ebenfalls über die karolingische Münze (Revers) einmotiviert, wobei es zunächst um die Erkenntnis geht, dass Karl seine Herrschaft durch christliche Symbole absichert. Der Gegenpol zur Kontinuität als geschichtliche Kategorie der Wandel läuft über den Vergleich zweier Geschichtskarten, die in Hinblick auf ihre territorial-politische Grundaussage untersucht werden. Aufgrund der unterschiedlichen Farbgebung und Beschriftung der Karten ist das Prinzip Veränderung/Wandel bereits auf der Kartenoberfläche sichtbar. Die beiden historischen Prinzipien Wandel und Kontinuität werden abschließend über durch das Wiederaufgreifen der thematischen Schwerpunkte (Herrschaftsverständnis in Titulatur und Münzdarstellungen; Tradierung christlicher Symbole; unterschiedliche geografische Räume von Herrschaft) reflektierend abgesichert. Seite 6 von 6